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Der Weg zur ersten Langzeitreise.
Der Weg zur ersten Langzeitreise.

Der Weg zur ersten Langzeitreise

Wohl eine der häufigsten Fragen, die uns von Menschen aus der Heimat gestellt wird lautet: „Wie könnt ihr so einfach so lange reisen?“ Ganz klar, einfach war die Entscheidung für uns nicht und ist sie wohl auch für niemanden. Aber eine Auszeit, eine Langzeitreise oder ein mehr oder weniger großer Ausbruch aus dem Alltag sollte eigentlich für (fast) jeden machbar sein. Wie sagt man so schön: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg…“.

Mit abgedroschenen Phrasen können wir natürlich dienen, aber klar ist, dass mit so einem Bruch mit dem bisherigen Alltag für jeden viele Veränderungen, Ängste, Unsicherheiten und Fragen einhergehen. Aber eben auch großer Nervenkitzel, Aufregung und Vorfreude auf das Abenteuer. Und seien wir ehrlich, diese Dinge kommen im Alltag der Meisten doch viel zu kurz. Was würden wir rückblickend also allen Abenteuerlustigen als Tipps mit auf den Weg geben? Wie haben wir selber den Weg zu unserer ersten Langzeitreise geschafft?

Der Weg zur ersten Langzeitreise.

1. Realistisch bleiben

Ist der Wille für eine Langzeitreise oder eine sonstige große Veränderung wirklich vorhanden? Das sollte man sich zuallererst fragen. Viele Leute erzählen viel von all den Dingen, die sie gerne machen und ändern würden, aber die Bereitschaft zu Einschränkungen, Unsicherheiten und dem Nehmen von Hürden ist dann doch nicht vorhanden.

Dann sollte man sich die Frage stellen, ob man den Schritt wirklich gehen will. Wenn das aber der Fall ist und man wirklich bereit ist sich ins Ungewisse zu wagen, dann sollte man planen. Aber bitte realistisch. In den 30ern mal eben das Geld für ein großes Fernreisemobil zusammenzusparen und dann noch genug Geld für eine mehrjährige Auszeit zu haben ist für Viele nicht realistisch. Aber das macht ja nichts. Es gibt zum Glück unzählige Varianten einer Reise.

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2. Reisedauer, Region und Budget

Um eine richtige Auszeit vom Alltag zu haben sollte man unseres Erachtens mindestens 6 Monate einplanen (3 Monate haben wir schon gebraucht, um uns im Reise-Alltag einzufinden), aber es müssen auch nicht gleich 3 Jahre oder mehr werden. Die Region macht zudem einen erheblichen Unterschied für die Reisekasse und damit auch für die Länge der Reise. Zwar lässt sich in vielen Ländern auf der Welt günstiger leben als in Europa, aber die Kosten für die Verschiffung des Fahrzeugs, die Flüge etc. sind ebenfalls zu berücksichtigen. Es muss ja nicht zwingend gleich im
ersten Anlauf eine Weltumrundung werden oder ein mehrjähriger Trip durch ganz Nord-, Mittel und Süd-Amerika.

Ein Trip durch Süd- und / oder Osteuropa, der direkt vor der eigenen Haustür startet ist beispielsweise bestimmt günstiger als eine Tour durch Patagonien. Letztlich kommt es also darauf an einen Kompromiss aus der gewünschten Reisedauer, Region und den eigenen finanziellen Möglichkeiten zu finden. Eine Orientierungshilfe für die Lebenshaltungskosten in den verschiedenen Ländern weltweit findet man z.B. hier https://www.laenderdaten.info/lebenshaltungskosten.php

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3. Komfort-Bedürfnis und Budget

Eine wichtige Variable, die man versuchen sollte realistisch einzuschätzen ist das eigene Komfort-Bedürfnis. Nicht jeder ist dafür gemacht monatelang im Zelt, in einfachen Hostels oder in einem Geländewagen zu nächtigen. Das Ganze soll schließlich Spaß machen und keine Qual werden oder nur der verzweifelte Versuch dem vielleicht grauen Alltag zu entkommen.

Für uns ist beispielsweise die Wohlfühlgrenze recht schnell unterschritten, wenn das Wetter über längere Zeit zu garstig, jemand krank ist oder wir uns aus anderen Gründen in einer Region nicht wohlfühlen. Dann müssen wir die Möglichkeit haben auch mal ein Zimmer zu nehmen und wollen uns nicht auf Biegen und Brechen durch den Camping-Alltag quälen. Wichtig ist also, sich selbst gut zu kennen und nicht zum Beispiel mit 0 Euro Übernachtungskosten und ausschließlich Wildcamping zu kalkulieren, wenn man ein eher ängstlicher und / oder komfortbedürftiger Mensch ist. Fest steht auch, dass die Bedürfnisse auf einer langen Reise andere sind als bei einem 3-wöchigen Urlaub.

Hierbei kann es helfen, sich an anderen Reisenden zu orientieren, die man ähnlich einschätzt wie sich selber. Die meisten Blogs geben Auskunft über das benötigte Budget, welches zwischen den Reisenden stark variiert. In Lateinamerika haben wir von 600 bis 3.000 Euro für zwei Personen pro Monat schon alles gehört. Die meisten Reisenden und auch wir selber liegen irgendwo dazwischen.

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4. Reiseart

Ein Trip in einem Camper ist mit Sicherheit nicht die richtige Wahl für jeden. Viele Reisende sind auch über einen längeren Zeitraum mit dem Rucksack unterwegs und haben dabei den Vorteil, dass sie gelegentlich größere Distanzen überwinden und ganz leicht verschiedene Kontinente bereisen können. Für uns liegt hingegen der ganz große Vorteil an der Reise mit dem eigenen Fahrzeug darin, dass wir unser „Zuhause“ dabei haben und abgelegenere Regionen erkunden können, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel und Unterkünfte oder ein Zelt angewiesen zu sein.

Aber das ist eine ganz individuelle Entscheidung und eine weitere Variable auf dem Weg zur Langzeitreise.

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5. Planung

Nachdem nun der grobe Plan steht („Ja, ich möchte länger reisen, mindestens x Monate, möglichst nach ??? und mit dem Camper / around the world ticket / Segelboot…“) geht es an die konkrete Planung. Wie viel Geld kann realistisch monatlich zur Seite gelegt werden? Wo gibt es Einsparpotenzial? Für uns war eine der wesentlichen Entscheidungen auf dem Weg zu unserer Reise, unsere Fixkosten nicht mit den steigenden Gehältern zu erhöhen. Auch wenn wir mal kurz
die Idee hatten eine größere, schickere Wohnung zu mieten, haben wir nach kurzer Euphorie die Reißleine gezogen und uns darauf besonnen was uns wichtig(er) ist. Die alte Wohnung tat es noch genauso gut und wir konnten das gesparte Geld dann plötzlich ganz einfach zur Seite legen.

Darüber hinaus findet mit Sicherheit jeder im Alltag das ein oder andere Einsparpotenzial beim Restaurantbesuch, Klamotten kaufen, bei Konzerttickets, Kurztrips oder ähnlichem… Schnell kann so ein nettes Sümmchen zusammenkommen was unterwegs noch viel mehr wert ist.

Sofern man sich für eine Reise mit dem eigenen Fahrzeug entschieden hat, muss an diesem häufig noch einiges vor der großen Reise umgebaut werden. Hierbei sind Lieferfristen für Teile, die Verfügbarkeit der Werkstatt oder die eigene Freizeit für den Umbau oft Engpässe, die beachtet werden sollten. Viele kaufen auch ein Fahrzeug extra für die Tour. Auch das muss erst mal aufgetrieben und auch hier ggf. noch einiges angepasst werden. Etwas Zeit für Praxistests sollte ebenfalls unbedingt eingeplant werden. Viele Dinge sind außerhalb Deutschlands nicht mehr so leicht zu verändern bzw. zu beschaffen.

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6. Job

Mit der monatlichen Sparrate und der Planung für das Reisegefährt kann nun endlich ein grober Zeithorizont für das große Vorhaben festgelegt werden. Für viele Leute ist mit Sicherheit einer der Hauptaspekte der Umgang mit dem Arbeitsverhältnis.

Hier liegt es unter anderem an der geplanten Reisedauer was man sich selber wünscht und was für den Arbeitgeber vorstellbar ist. Sabbaticals, das heißt begrenzte Auszeiten aus dem Job werden von immer mehr Arbeitgebern
angeboten, wobei der Arbeitnehmer sich die freie Zeit häufig durch Lohnverzicht, Überstunden o.ä. selber anspart. Das Ganze hat den Vorteil, dass man während der Reise ggf. weiterhin ein Gehalt erhält und nach der Reise wieder in seinen alten Job zurückkehren kann.

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Bei geplanten Reisedauern bis zu einem Jahr sollte man so ein Modell in Erwägung ziehen. Wer länger unterwegs sein möchte wird es schwerer haben den Arbeitgeber davon zu überzeugen. Zudem bedeutet so eine Regelung natürlich auch immer, dass die Reise vom ersten Tag an mit einem festen Ende versehen ist und die ganz große Flexibilität und Spontanität zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr vorhanden ist.

Wir haben unsere Jobs gekündigt und bereuen die Entscheidung nicht. Wir erleben dadurch eine nie gekannte Freiheit und sind völlig flexibel in allen Entscheidungen während und auch nach der Reise. Mit Sicherheit ist dieser Aspekt eine Typfrage und von der individuellen Lebenssituation, dem Alter, dem Beruf u.a. abhängig.

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7. Wohnung

Der Umgang mit dem Zuhause in der Heimat ist bei den Reisenden ganz unterschiedlich. Einige verkaufen ihr ganzes Hab und Gut und reisen völlig befreit von allen heimischen Verpflichtungen durch die Welt. Viele, insbesondere jüngere Reisende vermieten allerdings auch ihre Wohnungen (unter) und geben so ihr Zuhause nicht völlig auf.

Wenn man es für wahrscheinlich hält auch nach der Reise wieder an seinen alten Wohnort zurückzukehren, macht das bei den steigenden Immobilienpreisen in Deutschland durchaus Sinn. Allerdings muss man in diesem Fall jemanden finden, dem man die eigene (häufig noch möblierte) Wohnung entspannt überlässt. Gelingt das, ist es ein gutes Gefühl zu wissen, wo man nach der Rückkehr wohnen kann. Bei allen anderen Ungewissheiten für die Zeit nach der großen Reise ist das ein schönes Gefühl und man ist nicht komplett entwurzelt. Wir haben unsere Wohnung untervermietet und sind schon jetzt froh, dass nicht der allererste Schritt nach der Rückkehr die Suche nach einer neuen Bleibe sein wird.

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8. Sonstiges

Die wesentlichen Überlegungen auf dem Weg zum großen Abenteuer sind geschafft. Nun liegen noch viele kleine Schritte auf dem Weg zum Reisebeginn vor einem, wie Impfungen, Abschluss von Versicherungen etc. Die sind aber vergleichsweise einfach zu meistern und erfordern lediglich etwas Organisation.

Einen kleinen Überblick über die vielen Themen und wie wir sie gelöst haben findet ihr auf unserer Seite unter „Tipps & Tricks für Overlander“ sowie viele hilfreiche Tipps zur Vorbereitung einer Langzeitreise in dem Artikel von Matsch&Piste „Offroad um die Welt – so plant ihr eure Weltreise“.

Wir wünschen allen Reisefreudigen ganz viel Spaß, Vorfreude und Durchhaltevermögen auf dem Weg zur ersten Langzeitreise. Es lohnt sich!

Hier geht es zur Webseite von Dulliexploring.

Über die Autoren
Ali und Malte (beide 34) sind seit Oktober 2016 mit ihrem Landrover Defender „Dulli“ in Lateinamerika unterwegs. Aktuell sind die beiden in Mexiko und geben uns jetzt einen Einblick, wie sie den Weg zu ihrer ersten großen Reise geschafft haben.

Der Weg zur ersten Langzeitreise. - Liebe Grüße, Ali & Malte.
Liebe Grüße, Ali & Malte