10×42, 8×30, 7×50, Vergrößerung, Linsendurchmesser, Lichtstärke, Sehfeld und Dämmerungszahl? Die Angaben bei Ferngläsern sind oft auf den ersten Blick verwirrend und nicht jedes Fernglas ist gleichermaßen für jeden Einsatzzweck geeignet. All diese Eigenschaften können einen Einfluss auf den Preis und natürlich den Nutzwert haben. Wir zeigen euch, worauf ihr bei der Auswahl achten solltet und welches Fernglas für die Offroad-Tour gut geeignet sind.
Jeder von euch kennt es. Ihr nehmt die Fähre zu eurem Urlaubsziel und da ist irgendetwas Interessantes am Horizont zu sehen, doch ihr könnt es nicht richtig erkennen. Oder Vogelgezwitscher weckt euch. Ihr schaut aus dem Dachzelt, doch was ist das für ein lustiger Kauz dort ganz oben in der Tanne? Ihr habt einen tollen Lagerplatz gefunden und in der Dämmerung taucht ein Tier am Ende der Lichtung auf. Was ist das? Besser doch nochmal einen anderen Platz suchen? In all diesen Situationen ist ein Fernglas eine nützliche Hilfe.
Wesentliche Begriffe kurz erklärt
Beginnen wir mit der Vergrößerung. Häufig werdet ihr Angaben wie etwa 10×42 oder 8×30 oder 7×50 und weitere lesen. Doch was bedeutet das eigentlich? Die erste Zahl ist eine Angabe zur Vergrößerung. Dies ist natürlich ein ganz entscheidender Wert bei der Auswahl eures Fernglases. Beispiel: 10×42 – hier beträgt die Vergrößerung 10-fach, d.h. der 100 Meter entfernte Bär auf der Lichtung erscheint euch durch das Fernglas so, als wenn er nur 10 Meter entfernt wäre. Ganz schön nah. Ihr seht ihn also 10mal größer und auch mehr Details. Natürlich würden wir uns jetzt eine möglichst große Vergrößerung wünschen. Doch mit steigender Vergrößerung fällt es euch auch schwerer das Fernglas ruhig zu halten. Das schadet der Beobachtung und daher haben Ferngläser meist maximal eine 12fache Vergrößerung. Soll es noch mehr sein oder wünscht ihr euch gar eine variable Vergrößerung, dann kommen wir in den Bereich der Teleskope. Dazu später mehr.
Die zweite Zahl betrifft den Linsendurchmesser
Genauer gesagt den Durchmesser der Frontlinse in Millimetern. Dies wird auch Objektiv genannt. Das könnt ihr euch ganz einfach merken, denn das Objektiv ist dem Objekt, was ihr beobachtet, zugewandt. Umso größer diese Linse, desto mehr Licht kann in das Fernglas einfallen. Das ist insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen ein Vorteil. Doch aufgepasst, mit größerer Linse wird euer Fernglas auch schwerer. Zudem ist ein möglichst großes Objektiv allein noch keine Garantie für einen gute Lichtempfindlichkeit. Entscheidend für die Lichtdurchlässigkeit sind ebenso die verwendeten Materialien. Manchmal findet ihr in diesem Zusammenhang den Transmissionswert in den technischen Daten des Fernglases. Dieser gibt an, wieviel Licht nach Absorption durch die Optik am Auge angelangt. Die Angabe erfolgt in Prozent. Bei guten Ferngläsern kann dieser Wert durchaus bei über 80 Prozent liegen.
Die an dieser Stelle oft angegebene Dämmerungszahl spielt bei der Auswahl eher eine untergeordnete Rolle, da dies eine rein rechnerische Größe auf Basis der Vergrößerung und des Linsendurchmessers ist.
Ein Fernglas für die Offroad-Tour – das ist auch noch wichtig
Wichtig ist in diesem Zusammenhang ebenso die Größe der Austrittspupille, also die andere Seite des Fernglases. Auch Okular genannt. Bei der Austrittspupille handelt sich im Prinzip um die Lichtaustrittsfläche aus dem Fernglas. Ihr erkennt sie, wenn ihr euer Fernglas aus einiger Entfernung mit Blick auf das Okular betrachtet. Hier entscheidet sich, wieviel Licht an eure Augen herankommt. Die Austrittspupille sollte möglichst groß sein, mindestens genau so groß sein wie die Pupille des Betrachters, denn nur so kann das gesamte Licht nutzbar an das Auge herankommen und das Bild möglichst hell erscheinen. Hier wird meist ein Wert von mindestens vier Millimetern genannt. Die Größe der Austrittspupille könnt ihr auch errechnen, in dem ihr den Objektivdurchmesser durch die Vergrößerung dividiert. Am Beispiel der eingangs erwähnten Angabe 10×42, erhaltet ihr also eine Austrittspupillengröße von 4,2. Die Pupillengröße beträgt bei einem Erwachsenen bei normalen Lichtverhältnissen etwa zwei bis vier Millimeter, in der Dunkelheit mehr.
Der Nutzen einer sehr großen Austrittspupille kann je nach Betrachter auch abnehmen. Denn im Alter lässt die Fähigkeit der Vergrößerung der Pupille bei Dunkelheit nach und so kann ein Betrachter ggf. eine große Austrittspupille des Fernglases gar nicht nutzen.
Praxistipp: Wichtig ist auch die richtige Einstellung des Fernglases. Durch das Auseinanderziehen oder Zusammenschieben stellt ihr das Fernglas korrekt auf euren Augenabstand ein. Korrekt eingestellt, erscheinen die Bilder als ein rundes Bild.
Weitere entscheidende Werte bei der Auswahl
Eine weitere rein rechnerische, jedoch nicht uninteressante Größe betrifft die Lichtstärke. Je höher diese ausfällt, umso geeigneter ist das Fernglas bei Dämmerung. Diese Größe könnt ihr errechnen, wenn ihr den Objektivdurchmesser durch die Vergrößerung dividiert und anschließend das Ergebnis zum Quadrat nehmt. Bleiben wir bei unserem Beispiel 10×42, dann erhalten wir eine Lichtstärke von rund 18. Doch auch hier aufgepasst, es handelt sich um eine theoretische Größe und sehr maßgeblich für die tatsächliche Dämmerungstauglichkeit sind auch hier die verwendeten Materialien und die Qualität des Fernglases. Die Qualität der Optik entscheidet auch über Faktoren wie eine hohe Randschärfe, hohe Detailauflösung und Farbechtheit. Gerade hier werdet ihr große Preisunterschiede in den Ferngläsern feststellen.
Gerade wenn ihr möglichst unentdeckt Tiere beobachten möchtet, kommt dem Sehfeld des Fernglases eine wichtige Bedeutung zu. Das Sehfeld beschreibt das Feld in dem ihr – ohne euren Kopf zu bewegen – nur durch den Blick durch das Fernglas ein sich bewegendes Objekt verfolgen könnt. Mit einem möglichst großen Sehfeld habt ihr natürlich auch einen besseren Überblick und könnt Objekte unter Umständen schneller entdecken. Beim Sehfeld gibt es ebenfalls Abhängigkeiten zu anderen Eigenschaften des Fernglases. Ferngläser mit geringer Vergrößerung haben ein größeres Sehfeld als solche mit einer großen Vergrößerung. Ein Kompromiss. Meist geben die Hersteller das Sehfeld auf eine Distanz von eintausend Metern an, also z.B. 150 m auf 1.000 m. Das bedeutet, dass ihr bei einer Beobachtungsdistanz von 200 m nur noch ein Sichtfeld von 30 Metern habt.
Diese Ferngläser kommen grundsätzlich in Frage
Kompaktferngläser sind etwas größer und robuster als Opernferngläser und haben meist eine Vergrößerung von 8 oder 10 sowie ein Objektivdurchmesser von ca. 10 bis 20mm. So ein kompaktes Ferglas – wie beispielsweise dieses beim bekannten Ausrüster Globetrotter erhältliche Quick View* – sind klein und leicht und passen in (fast) jede Tasche und so könnt ihr sie prima überall dabeihaben. Für die sehr einfache Tagbeobachtung mit guter Helligkeit sind sie meist ausreichend. Preislich sind schon bei den Kompaktferngläsern enorme Spannbreiten zu beobachten.
Am beliebtesten sind wohl sogenannte Universalferngläser wie beispielsweise dieses Steiner Safari Ultrasharp* mit 10-facher Vergrößerung und einem Objektivdurchmesser von 30mm. Meist kommen die Universalferngläser mit Werten von exemplarisch 8×30, 10×30, 8×40, 10×42 oder 10×50 daher und eignen sich nicht nur für die reine Beobachtung am Tag, sondern auch bei beschränkteren Sichtverhältnissen. Sie sind zwar größer und mit um die 800 Gramm schwerer als Kompakt- oder Taschenferngläser, jedoch noch gut zu transportieren und auch auf eine Wanderung gut mitzunehmen und im Offroader gut zu verstauen.
Sonderformen und meist noch etwas größer sind spezielle Gläser zur Vogel- oder Tierbeobachtung wie sie beispielsweise von Jägern verwendet werden. Diese sind häufig sehr hochwertig und haben eine hohe Lichtdurchlässigkeit, damit sind sie auch gut in der Dämmerung geeignet. Marineferngläser sind oft mit zusätzlichen Funktionen wie Kompass, Peilmöglichkeiten und Entfernungsmessung ausgestattet. Zudem haben sie geringere Vergrößerungen, da – ihr erinnert euch – sie so ruhiger gehalten werden können, was auf einem Boot oder Schiff bei Bewegung besser ist.
In der Sternenbeobachtung werden häufig sogenannte Großferngläser eingesetzt. Sie zeichnen eine sehr hohe Lichtstärke sowie sehr hohe Vergrößerungen aus. Wichtig beim Betrachten des Sternenhimmels ist auch eine hohe Qualität der Optik, nur diese kann die hellen Lichtquellen vor dem dunklen Hintergrund des Alls verzerrungsfrei abbilden. Eine Sonderform ist das Spektiv. Spektive sind monookulare Fernrohre die häufig in der Naturbeobachtung oder der Überwachung zum Einsatz kommen.
Noch mehr Tipps zur Auswahl
Macht euch vor dem Kauf genau Gedanken, was ihr beobachten möchtet. Soll das Fernglas einfach nur dazu dienen mal aus reiner Neugierde zu schauen, was da am Horizont ist, dann reicht ein relativ einfaches Produkt. Möchtet ihr Tiere, beispielsweise Vögel beobachten, solltet ihr schon zu einem höherwertigen Fernglas mit guter Vergrößerung und gutem Sichtfeld greifen. Möchtet ihr gar in die Sterne schauen, dann ist eine gute Lichtstärke erforderlich.
Praxistipp: Damit ihr ein scharfes Bild seht, ist die richtige Einstellung wichtig. Dazu kommen zwei Funktionen zum Einsatz. Die Fokussierung über die Mittelverstellung und die Dioptrieverstellung am Okular. Ihr schaut durch euer Fernglas und deckt nun das Okular mit der Verstellung ab. Jetzt stellt ihr am Verstellrad in der Mitte das Bild scharf (Fokussierung). Danach dieses Okular abdecken und durch das mit der Verstellung schauen und mit dem Okularausgleich nachjustieren. Das war´s. Nun könnt ihr mit dieser Einstellung arbeiten und zukünftig nur noch die Fokussierung justieren.
Es gibt auch Ferngläser mit einer Dioptrieverstellung an beiden Okularen und Varianten bei der Fokussierung. Dann muss etwas anders eingestellt werden als zuvor beschrieben.
Noch ein paar Tipps für Brillenträger
Die Dioptrieverstellung ist natürlich für Brillenträger hilfreich. Damit könnt ihr die Sehschwäche bis zu einem gewissen Grad (schaut dazu am besten in die Spezifikationen, häufig endet dies bei 4 dpt) ausgleichen und das Fernglas ohne Brille nutzen (soweit keine großartige Hornhautverkrümmung vorliegt geht das ganz gut). Das kann sinnvoll sein, wenn ihr beispielsweise in kalter oder feuchter Umgebung unterwegs seid, wo die Brille leicht beschlagen kann. Nutzt ihr das Fernglas mit Brille, solltet ihr bei der Auswahl eures Fernglases darauf achten, dass die Muscheln umklappbar bzw. abnehmbar sind. Dies wird meist mit den althergebrachten und gut funktionierenden Gummimuscheln erreicht, es gibt auch andere Varianten. Am besten ist es, wenn ihr beim Kauf ausprobiert, was euch besser liegt. Auf jeden Fall macht es insbesondere bei Augenschwächen Sinn auf ein hochwertiges Fernglas zu setzen, da damit zumindest ein Teil der Sehschwäche ausgeglichen werden kann.
Probiert es vor dem Kauf aus und achtet auch auf den richtigen Augenabstand und ein ausreichend großes Sehfeld.
Darauf solltet ihr beim Fernglas für die Offroad-Tour noch achten
Auf rumpeligen und staubigen Pisten im Offroader sind Ferngläser natürlich negativen Einflüssen ausgesetzt und müssen einiges aushalten. Achtet beim Kauf auf ein robustes Gehäuse und eine gute Tasche gehört ebenso dazu. Heutige Ferngläser halten schon einiges aus. Verstaut ihr es mit den dazugehörigen Schutzkappen in einer guten Tasche ist es im Prinzip schon gut gegen Stöße und Staub geschützt. Häufig liegt dem Fernglas beim Kauf schon eine Umhängetasche bei. Soll es etwa bei einer Wanderung gut griffbereit und doch verpackt sein, bietet sich einen Gürteltasche wie beispielsweise diese Fernglastasche von Fjällräven* an. Reinigen könnt ihr euer Fernglas ähnlich wie eine Kamera mit Objektivpinsel, Blasebalg und Microfasertuch* um die Optik nicht zu beschädigen. Auch die Gummistülpdeckel bedürfen – genauso wie eure Türdichtungen im Offroader – einer regelmäßigen Reinigung und Wartung, etwa mit einem Gummipflegestift bzw. Talkum.
Gute Ferngläser sind häufig wasserdicht und mit Gas befüllt, dies verhindert ein Beschlagen bei starken Temperaturschwankungen.
Zubehör für das Fernglas für die Offroad-Tour
Neben verschiedenen Trage- und Aufbewahrungstaschen bekommt ihr weiteres Zubehör im Fachhandel. Dazu gehören etwa praktische Trage- oder Schwimmgurte und Riemen sowie Reinigungs-Sets. Und sogar Stative sind für Ferngläser erhältlich. Diese eignen sich zum Beispiel zur Beobachtung von Sternen. Jeder von euch, der schon einmal den unglaublich schönen Sternenhimmel in den Bergen oder gar der Wüste gesehen hat, kann gut nachvollziehen, dass dies eine spannende Sache sein kann.
Ihr fotografiert gerne? Für Spektive sind Fotoadapter für digitale Spiegelreflexkameras erhältlich. Und da es ja bekanntlich nichts gibt, was es nicht gibt, bekommt ihr mittlerweile sogar Smartphone Adapter für Ferngläser.
Noch mehr Empfehlungen für die Auswahl
Ideal wäre eine Kombination aus einem einfachen Kompaktfernglas und einem hochwertigeren Fernglas. Das Kompakt- oder Taschenfernglas könnt ihr – der Name sagt es schon – immer in der Jackentasche oder im Rucksack dabeihaben. Stets gut griffbereit sind mit ihm einfache Beobachtungen möglich, etwa bei einer Fährüberfahrt oder ähnliches. Für Beobachtungen von Tieren oder ähnlichem solltet ihr schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Letztlich müsst ihr auch beim Fernglas Kompromisse eingehen.
Für rund 300 bis 350 Euro bekommt ihr gute Universalferngläser, an denen ihr lange Freude haben könnt. In Frage kommen hier Ferngläser mit einer Vergrößerung von 8 bis 10 und einem Objektivdurchmesser von 25 bis 42 mm, für ungünstige Lichtverhältnisse vielleicht auch größer. Nach oben sind preislich natürlich fast keine Grenzen gesetzt und die Höherwertigkeit bemerkt der Betrachter bei einem Fernglas meist auch schnell. Denn eine hohe Qualität der Optik macht sich bei der Abbildungsqualität deutlich bemerkbar. So ist der Kauf eines höherpreisigen Fernglases bei entsprechendem Einsatzweck durchaus gerechtfertigt. Und für den ein oder anderen ist ein Fernglas sicherlich auch nicht nur einfach ein Gebrauchsgegenstand. Qualitätshersteller geben lange Garantiezeiten und bieten darüber hinaus häufig auch einen Reparaturservice an.
Der Autor selbst verwendet seit vielen Jahren ein Steiner Universalfernglas* mit 8-facher Vergrößerung bei einem 30 mm Objektiv, 120 Meter Sichtfeld (auf 1.000m) mit einem wasserdichten, robusten und gummierten Gehäuse und relativ kompakten Abmessungen. Dies hat sich als guter Allrounder auf Reisen bewährt. Durch die kompakten Abmessungen sowie einem überschaubaren Gewicht von rund 800 Gramm ist es immer griffbereit im Fahrzeug verstaut und kann auch gut mit auf eine Wanderung genommen werden.
Ausprobieren vor dem Kauf
Wichtig ist, dass ihr ein Fernglas vor dem Kauf in den Händen haltet. Wir empfehlen euch, es vor dem Kauf auszuprobieren. Auch die Ergonomie ist wichtig und was der eine als angenehm empfindet, kann für den anderen unpraktisch sein. Achtet auch auf das Handling des Fernglases. Ein höheres Gewicht stabilisiert das Fernglas und ihr könnt es ruhiger in den Händen halten.
Übrigens, viele weitere Ausrüstungstipps für eure Offroad-Tour findet ihr hier auf Matsch&Piste.
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