Christopher Many hat ein neues Buch geschrieben. Es erzählt von der Reise mit ihm und seiner Freundin Laura in einem alten Post-Mercedes durch den Nahen Osten. Wer jetzt eine der üblichen Reiseerzählungen erwartet irrt. Dieses Buch erzählt mehr über Christopher selbst und davon, wie er die Welt erlebt und seine Gedanken dazu. Aber gerade das, macht es lesenswert.
Christopher Many ist ein rastloser Geist. Ob mit dem Motorrad, einem uralten Land Rover oder eben mit einem ehemaligen Postauto, alleine oder auch gerne in Begleitung, Reisen, entdecken und beobachten ist seine Passion. In seinem neuen Buch „Irgendwo hinter dem Horizont“ nimmt er uns mit auf eine Reise durch die Türkei, den Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi Arabien und den Irak.
Das Ziel: der Nahe Osten
In einem alten gelben Mercedes-Benz T1 308D-P, ein ehemaliges Postauto, starten er und Freundin Laura auf diese Reise. Laura und Christopher waren schon viel in der Welt unterwegs. Ich glaube, das gewählte Fahrzeug spielt eine große Rolle dabei, wie man in ein fremdes Land eintaucht. Die beiden setzten bisher eher auf kleinere Fahrzeuge wie Motorräder oder einen alten Land Rover. Das wirkt auf andere Menschen wahrscheinlich freundlicher und bodenständiger, als wenn man mit einem modernen, vollausgestatteten Luxusmobil anreist. So entsteht vermutlich auch leichter Nähe zu den Ländern und Menschen, die man besucht.
Sie gehen auf ihren Reisen auf Tuchfühlung, selbst wenn sie die Ruhe und Abgeschiedenheit zu schätzen wissen. Diese Reise durch den Nahen Osten führt sie durch einige Länder, die durch aktuelle Ereignisse des Öfteren negativ bei uns in den Medien auftauchen: Türkei, Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate.
Christopher Many hält das aber nicht ab, dorthin zu fahren und mit den eigenen Augen hinzuschauen. Dabei sieht er schöne, aber auch unschöne und hinterfragenswerte Dinge. So beispielsweise über die Verschwendung und den Gigantomanismus in derzeit noch ölreichen Ländern, wo Energieverschwendung anscheinend keine Rolle spielt. Während andere Länder gefühlt jeden Tag neue Gesetze erdenken, wie der Energieverbrauch und die Co2-Emissionen gesenkt werden können.
Über diese Beobachtungen und seine Gedanken dazu schreibt er ausführlicher als in seinen letzten Büchern. So können wir eine weitere Sichtweise auf diese Länder dazugewinnen, die nicht immer nur positiv ist. Er macht sich Gedanken, zu Politik, Kultur, Umweltschutz, Klimawandel und Religion. Er hinterfragt, wundert sich und kommentiert.
Fazit
Im Grunde kann ich nur eine Sache an dem Buch kritisieren. Das Cover verriet mir nicht, was ich bekomme. Ich hätte es vielleicht erahnen können, aber deutlich geschrieben hat Many es nicht. Nicht das es mich enttäuscht hätte, aber anderen mag es so gehen. Nun, da ihr diese Rezension gelesen habt, dürfte dieser Umstand ausgeräumt sein.
Ich habe das Buch jedenfalls mit großem Interesse gelesen. Ich bin selbst Reisender, allerdings bin ich noch nicht so weit herumgekommen wie der Autor. Daher kenne ich die Länder, die er zuletzt bereist hat, vornehmlich aus den Medien und Reisebüchern. Letztere beschränken sich jedoch zumeist auf die Beschreibung der besuchten Orte, fokussiert auf die Reise, das Fahrzeug und einen selbst. In diesem Buch von Many wird der Bogen aber ausgeweitet, er beschreibt was er sieht und wie er es in seinen größeren Kontext einordnet. Er beschreibt die Zustände, so wie er sie sieht, die Denkweisen, so wie er sie wahrgenommen hat und die Hintergründe, so wie er sie versteht.
Genau das fand ich interessant zu lesen. Mein Eindruck von ihm ist, dass er viel Erfahrung auf seinen Reisen durch die Welt gesammelt hat. Das prägt, es definiert die Brille, durch die man die Welt sieht. Er lässt uns durch seine Brille schauen und oft musste ich ihm zustimmen. Für mich wirkt er informiert und klar, neugierig, dabei aber auch vorsichtig. Nicht alles was neu ist ist automatisch gut, aber auch nicht immer nur schlecht. Er kritisiert nicht harsch und oft nimmt er sich selbst aus der Kritik nicht heraus. Er erhebt nicht den Zeigefinger, sondern sitzt mit uns allen im selben Boot.
Diese andere Sicht auf die bereisten Länder empfand ich als Bereicherung, zumal alles andere, wie Orte, Strecken und Attraktionen in anderen Büchern schon reichlich beschrieben wurden.
Für wen ist das Buch nun gedacht? Ich würde sagen, der Kreis der interessierten Leser ist eher kleiner. Wer eine Inspiration für eigene spezielle Orte und Reiseziele sucht, wird hier nicht so sehr fündig. Wer seine Sichtweise auf die bereisten Länder erweitern möchte, der sollte das Buch lesen.
Titel: Irgendwo hinter dem Horizont
Autor: Christopher Many
ISBN: 979-8341320703
Preis Taschenbuch: 17,99 Euro inkl. MwSt.
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Sein erstes Buch über die achtjährige Reise in einer alten Land Rover Serie: Hinter dem Horizont links.
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