In unserer Rubrik Fahrzeuge haben wir euch schon viele tolle Offroader vorgestellt. Heute kommt ein ganz besonderes Fahrzeug hinzu. Diese Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung ist nicht nur ein optischer Leckerbissen, sondern ist auch technisch perfekt aufgebaut und immer noch häufig im Einsatz.
Dieser Kaiser CJ5 erblickte 1968 das Licht der Welt. Gebaut in den USA, militärische Verwendung in der Schweiz und heute im Forst im Einsatz, hat dieses Fahrzeug schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Nun wurde der Jeep von Grund auf restauriert und modifiziert damit er wieder täglich genutzt werden kann.
Das Fahrzeug hat eine interessante Herkunft und Historie
Die Jeep Geschichte begann 1944 mit dem CJ2 von Willys Overland, dem „Willys-Jeep“. Es folgten Modifikationen und Weiterentwicklungen. 1953 wurde der Hersteller Willys Overland Motors an Kaiser Motors verkauft und die Fahrzeuge unter dem Firmennamen Willys Motor Company, später Kaiser Jeep Corporation verkauft. 1954 erschien der Kaiser CJ5, von dem es mit dem M38A1 auch eine militärische Version gab.
Das hier vorstellte Fahrzeug stammt ursprünglich von der Schweizer Armee. Moment mal, Jeeps bei der Schweizer Armee und warum dann ein CJ – also „Civilian Jeep“? Das Fahrzeug mit dem Baujahr 1968 wurde mit 299 Artgenossen in die Schweiz importiert. Dies – aufgrund von Exportbeschränkungen – noch als ziviles Fahrzeug. In der Schweiz wurde er für den Militäreinsatz modifiziert und kam fortan als Geländepersonenwagen zum Einsatz. Später ging er dann in Privatbesitz über.
Angetrieben wird er von einem Vierzylinder-Viertakt Benziner. Der Vergasermotor schöpft aus rund 2,2 Litern Hubraum immerhin 76PS und 158 Nm Drehmoment. Das ist schon ganz ordentlich, bedenkt man das Baujahr des Fahrzeuges und das geringe Leergewicht von gerade mal 1,1 Tonnen. Zum Einsatz kommt ein 3 Gang Schaltgetriebe nebst Untersetzung und anschaltbarer Vorderachse. Ein bewährtes Konzept.
Da der Motor und Getriebe zum Zeitpunkt der Restaurierung keine 80.000 km gelaufen hatten, blieben diese ungeöffnet. Lediglich Anbauteile wurden getauscht und der Motor gereinigt, lackiert und neu eingestellt.
Dieser Kaiser Jeep hat bereits ab Werk die bei vielen Umbauten beliebte, robustere Dana 44 Hinterachse, ein stabileres Fahrwerk und sogar schon eine Heizung an Bord. Letztere ist besonders wichtig, da dieses Fahrzeug bei seinem heutigen Besitzer, Wolfgang, wie schon erwähnt nahezu täglich bewegt wird und im Forst zum Einsatz kommt.
Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung durch Andy Beddong
Einige von euch kennen Andy Beddong, der mit bürgerlichem Namen Andreas Korbach heißt, aus der Niva-Szene. Dort aber auch darüber hinaus ist er bekannt für funktionelle Umbauten auf hohem technischen Niveau. Zum Niva ist er eher durch Zufall gekommen, da er vor ein paar Jahren ein robustes und wendiges Baustellenauto für seinen Hallenneubau suchte. Daher stammt übrigens auch sein Spitzname, denn der Hallenbau ist aus Vollbeton. Naja und ihr ahnt es schon, der Niva musste natürlich gleich mal modifiziert erden, die Geschichte nahm ihren Lauf und so bekommt ihr heute bei bsp-center im osthessischen Philippsthal Offroadumbauten und mehr. Mit dieser Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung bekam Andreas einen ganz besonderen Projekt. Wollte Wolfgang doch zunächst einen Lada Niva für den Forst umbauen lassen, kam Andreas mit dem Vorschlag doch einfach den Kaiser CJ5 zu restaurieren.
Gesagt, getan. Er hat den Kaiser Jeep zunächst von Grund auf restauriert. Ein gutes Jahr floss in diese Arbeit ein bis der Jeep wieder in perfektem technischem Zustand war, sodass er vermutlich weitere 50 Jahre seinen Dienst tun kann.
Diese Komplettrestaurierung stellte Andreas dabei vor besondere Herausforderungen. Einmal, weil der Jeep mit ein paar technischen Besonderheiten aufwarten kann und zum anderen, weil nicht zuletzt aufgrund es Alters des Fahrzeuges nicht immer alle Ersatzteile einfach verfügbar sind. So musste beispielsweise im Laufe der Restaurierung die Benzinpumpe überholt werden. Die Besonderheit der Benzinpumpe in diesem Jeep ist es, dass sie als ein Bauteil mit einer Vakuumpumpe kombiniert ist. Damit werden u.a. die Wischerarme angetrieben und für eben diese Vakuumpumpe war die benötigte Membran nicht mehr erhältlich. Also war viel schrauberisches Geschickt gefragt.
Ein neuer Original-Kühler war ebenso wenig aufzutreiben. Der originale wurde kurzerhand fachmännisch repariert.
Zusätzlich erfolgten ein paar nützliche Modifikationen
Der Auftrag des Besitzers war klar. Das Fahrzeug soll kein Wagen für die Sammlung oder Ausstellung werden, sondern wieder in den Forsteinsatz. Daher bekam er noch ein paar sinnvolle technische Modifikationen.
Den Kabelbaum, der natürlich arg in die Jahre und im Prinzip unbrauchbar geworden war, hat Andreas Korbach komplett neu aufgebaut. Dabei wurde dieser gleich auf den aktuellen technischen Stand gebracht, den wir heute kennen. Dazu wurden Sicherungen eingebaut, ein Sicherheitsplus für Fahrzeug und Besitzer. Hinzukommt für den Alltag Praktisches wie Nützliches und so ergänzen 12 Volt und USB-Steckdosen das neue elektrische Setup.
Da Andreas schon einmal bei der Elektrik war, hat er auch gleich die Beleuchtung modernisiert und dem Kaiser Jeep neue H4 Scheinwerfer spendiert. Damit ist mit wenig Aufwand die klassische Optik gewahrt und doch ein weiteres Plus an Sicherheit und zudem besserer Ausleuchtung gewonnen. Zusätzlich gab es noch neue Stand- und Blinklichter. Dafür griff er in das Regal eines anderen Herstellers klassischer Geländewagen. Auch bei einem anderen Bauteil war im Sinne der Zweckmäßigkeit ein anderer Hersteller gefragt und so hielt der Innenspiegel mit integrierter Innenraumbeleuchtung eines Wolga Einzug im Jeep. Einen neuen Rückfahrscheinwerfer, der nun auch tatsächlich, wie ihr es von modernen Fahrzeugen kennt, über das Einlegen des Rückwärtsganges am Getriebe geschaltet ist, hat der Jeep jetzt auch.
Ein größeres Teilprojekt war dann schon der Innenraum. Dieser soll alltagstauglicher sein. Dies betrifft vor allem das Platzangebot. Die Radkästen sind modifiziert und nach hinten verrückt, sodass etwas mehr Platz für Fahrer und Beifahrer entsteht. Auch eine Sitzverstellung hat der Jeep nun.
Dem Wunsch nach einem Lenkungsdämpfer wurde ebenfalls gerecht. Das Platzangebot in diesem Fahrzeug ist jedoch relativ beengt an der Vorderachse und so musste wieder getüftelt werden. Letztlich fand ein Lenkungsdämpfer aus einer E Klasse seinen Platz im Jeep. Dieser ist klein von den Abmessungen, tut perfekt seinen Dienst und ist auch noch eine kostengünstige Lösung.
Zu all diesen Modifikationen kommt ein weiterer, nicht nur optischer Blickfang.
Das Hardtop aus Eiche ist ein echter Hingucker
Da es für den Jeep nur einfache Soft-Tops gibt und es im Waldeinsatz auch mal ungemütlich werden kann, musste eine andere Lösung her.
Vom Forst ist es nicht weit bis zum Holz und so fiel die Wahl beim Bau eines Hardtops genau auf diesen Werkstoff. Wie passend. Gemeinsam mit Tischler Alexander Lohr entstand ein wunderschönes Hard-Top für die Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung. Die Grundkonstruktion ist aus Eiche – und zwar nicht furniert, sondern Vollholz – die Einsätze aus sogenannter Räuchereiche. Dazu wird der Werkstoff mit Ammoniak begast. Das Resultat ist nicht nur eine schöne Verfärbung des Holzes und damit ein toller Kontrast, sondern das Holz wird weniger spröde, widerstandsfähiger und robuster. Genau das richtige für dieses Fahrzeug.
Die Anpassung des Holz-Hard-Tops ist echte Handarbeit, da – ihr ahnt es schon – auch bei einem so alten Jeep nicht alle Maße ganz exakt sind. Zahlreiche Anpassungen waren erforderlich. Insgesamt flossen unzählige Stunden Arbeitszeit allein in diesen Umbau.
Der heutige Besitzer kam schon in frühester Kindheit mit Geländefahrzeugen in Berührung
Wolfgang wuchs am Fuße des Schwarzwaldes auf. Das Elternhaus mit angeschlossener Forstwirtschaft lag im Wald mit und so waren geländegängige Fahrzeuge notwendig. In den Anfängen ganz klassisch ein Unimog und ein Lada Niva. Beide hatten prägende Wirkung auf ihn. Mit 16 Jahren fuhr Wolfgang bereits Deutsche Geländewagenmeisterschaft und dem Unimog ist er bis heute treu geblieben, ist er doch Fahrinstruktor beim Hersteller und vielleicht hat der ein oder andere von euch im Unimog Museum Gaggenau schonmal auf dem Beifahrersitz neben ihm Platz genommen.
Wolfgang war aber auch schon immer ein Jeep Fan. Mehrere Hotchkiss und – das Original – ein Willys Jeep sowie Mahindra durfte er sein Eigen nennen. Eines hatten alle gemeinsam, sie waren im Innenraum recht beengt und so hatte er schon immer ein Auge auf größere Jeeps wie etwa den CJ5. Dieser kam dann als Kaiser CJ5. Und zwar als Traktorersatz für den Forst. Zum Zeitpunkt des Erwerbes vom Zeughaus aus Beständen der Schweizer Armee war dieses Fahrzeug bereits 30 Jahre alt.
Nach rund 20 Jahren im Forsteinsatz, der Jeep mittlerweile stolze 50 Jahre alt, musste eine Entscheidung her. Verkaufen oder Restaurierung. Wolfgang erinnere sich an seine Jugend und so fiel die Wahl für ein neues Fahrzeugkonzept zunächst auf den Niva. Dieser sollte für die Forstarbeit aufwändig umgebaut werden. Das war der Zeitpunkt wo Andreas Korbach ins Spiel kam. Und den Rest der Geschichte kennt ihr ja bereits.
Wir wünschen dem Besitzer noch viele tolle Erlebnisse mit diesem gelungenen Fahrzeug
Der Jeep ist nach seiner Komplettrestaurierung und Modifikation nicht nur schön anzusehen, er ist zudem auch noch funktional. Das Fahrzeug kann sich sehen lassen und zeigt eindrucksvoll, dass ein Geländewagen zugleich technisch einwandfrei, optisch ein Leckerbissen und alltagstauglich bzw. Arbeitstier zugleich sein kann.
Und hier noch ein paar Fotoimpressionen der Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung
Mehr Fotos zu dieser Kaiser CJ5 Komplettrestaurierung und weiteren Umbauten von Andreas Korbach findet ihr auch auf Instagram unter Andy Beddong.
© Fotos: Andreas Korbach, Kai Schneidewind