Susanne und Stephan von tripunlimited haben sich 2017 eine Feuerwehr, genannt Floh, gekauft und haben sie in letzten Jahren restauriert und ausgebaut. Ursprünglich war der Plan 2022 ihr Haus sowie ihr Hab und Gut zu verkaufen und nur noch zu reisen. Doch leider hat ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem waren sie bereits mehrfach länger mit ihrem Floh und Reisekatze Mini unterwegs. Deshalb ist der Ausbau auch noch nicht ganz vollendet, denn die zwei finden Reisen definitiv besser als Ausbauen. Hier könnt ihr ein Interview über Restauration und Ausbau ihres Allrad-LKW lesen.
Was ist die Geschichte des Fahrzeugs, also wo habt ihr es her, hatte es früher vielleichte einen besonderen Einsatzzweck?
„Floh“ ist ein RW2 (einen Rüstwagen der Feuerwehr), den wir 2017 in Wuppertal bei der Fa. Bröcking gekauft haben. Er hatte erst 17.000 km auf der Uhr und war bei Kauf sogar noch teilbeladen. Wir waren plötzlich nicht nur Besitzer einer Feuerwehr, sondern hätten tatsächlich auch ein Feuer löschen können. Es war das unterschiedlichste Zubehör dabei: ein fetter Generator, ein ausfahrbarer Lichtmast, jede Menge Schläuche und Schlauchverbinder, Gummistiefel, eine Strickleiter, feuerfeste Anzüge, ein Verbandskasten so groß wie eine Schubkarre – und ein riesen Suppen Löffel für die Gulaschkanone. Wir haben die Sachen teilweise der freiwilligen Feuerwehr ein Dorf weiter gespendet, aber auch viel verkauft. Damit konnten wir den Anschaffungspreis nochmal deutlich reduzieren.
Bevor aus Floh ein Wohnmobil wurde, war er viele Jahre bei der Feuerwehr in Hameln im Einsatz. Wir hatten sogar Kontakt zu jemanden, der ihn damals gefahren ist – und uns sagen konnte, dass der 1. Gang bei Bodenwellen schon immer sehr leicht rausgerutscht ist. Es war Liebe auf den ersten Blick, wir haben uns nur diesen einen LKW angesehen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Allroad-LKW zu kaufen?
Wir haben den Allrad-LKW mit der Idee gekauft, ihn in fünf Jahren von der Feuerwehr zum Wohnmobil umzubauen, den Ausbau ausgiebig zu testen, dann unser gesamtes Hab & Gut zu verkaufen und in den LKW zu ziehen, um von da an nur noch zu Reisen und vom Erlös des Verkaufs unserer Habseligkeiten zu leben. Kurz nach dem Kauf des LKW stand auch unser Abfahrtdatum fest: 22.02.2022
Aber auch bei uns hat diese Pandemie Spuren hinterlassen, plötzlich durfte man nicht mal sein Bundesland verlassen, Hotel & Campingplätze geschlossen, Airbnb verboten und die Leute, die schon in ihrem Mobilen gelebt haben, sahen sich zum großen Teil genötigt, ein Grundstück zu kaufen, auf dem sie mit ihrem Wohnmobil unbehelligt bleiben konnten. Dazu noch Sperrung von Ländergrenzen, Flugverbote – kurz gesagt das totale Chaos, wenn man plant seinen Leben künftig mobil zu verbringen.
So haben wir vom Verkauf unseres Hauses erstmal Abstand genommen und waren als erste Langzeitreise von Mai bis Oktober 2022 in Skandinavien und dem Baltikum unterwegs – und das hat definitiv Lust auf mehr gemacht!
Wie seid ihr bei der Restauration vorgegangen?
Der Floh war glücklicherweise in einem TOP-Zustand und die meiste Zeit ist am Anfang für den Rückbau des Feuerwehraufbaus draufgegangen. Wir hätten den Aufbau einfach abnehmen und verschrotten lassen können, haben uns aber entschlossen, alles so zurückzubauen, dass es wieder verwendet werden kann. Am Ende haben wir etliche Wochenenden damit zugebracht, Blindnieten auszubohren und die Feuerwehr in ihre Einzelteile zu zerlegen und diese Einzelteile dann auch zu verkaufen. Ein weiterer Part, bei dem uns ein Bekannter unterstützt hat, war, die Elektrik der Feuerwehr auszubauen; alles was für die Signalanlage, Lichtmast, ausfahrbare Trittstufen etc. benötigt wurde, flog raus.
Wie habt ihr den Rahmen behandelt? Also Eisstrahlen, Sandstrahlen? Und welche Produkte habt ihr für die Konservierung verwendet?
Als erstes waren wir in der LKW-Waschanlage und dann sind wir dem Dreck von 23 Jahren mit Bürsten, Spachteln, Silikon- und Motorreiniger zu Leibe gerückt. Im Anschluss haben wir das Fahrgestell mit Brunox Epoxy eingesprüht. Das ist Roststopp und Grundierung in einem. Den Tipp haben wir von jemandem aus dem Bootsbau bekommen – ob es funktioniert wird die Zeit zeigen.
Danach haben wir den Rahmen und auch die Druckkessel mit 1K-Lack von MIPA zwei bis dreimal lackiert. Alle Teile unter dem Auto wie Achsen, Differentiale, Lenkstangen etc. haben wir mit Brantho Korrux Nitrofest, schwarz mindestens dreimal lackiert. Unser Fahrzeugbauer hatte uns ausdrücklich von Brantho Korrux 3-in-1 abgeraten. Der klare Vorteil von dem nitrofesten Lack ist die wesentlich kürzere Trocknungszeit. Der 3-in-1-Lack kann unter Umständen über Wochen recht weich bleiben.
Habt ihr den Motor überholen lassen?
Nein, das war zum Glück nicht nötig. Der Motor hatte keine Probleme.
Auf welche Probleme seid ihr bei der Restauration gestoßen?
Auf keine eigentlich, nicht mal auf Rost, Was ein allerdings zu Beginn ein kleines Problem war, war wie gesagt das leichte Herausrutschen des ersten Ganges, aber das konnten wir relativ schnell mit dem vorsichtigen Nachbiegen der Schaltstange reparieren.
Wie lange hat das Projekt gedauert?
In ca. fünf Monaten haben wir versucht, den Fahrzeugrahmen wieder wie „neu“ aussehen zu lassen und in der Zeit haben wir auch den kompletten Aufbau der Feuerwehr seziert und das Fahrerhaus entdröhnt. Bevor wir am 26. April 2018, etwas mehr als 1 Jahr nach Kauf des Fahrzeuges, die Hochzeit von GFK Kabine und Fahrgestell feiern konnten, musste der Floh noch einen Zwischenrahmen bekommen, wir haben eine neue Tankanlage gebaut und wir haben luftgefederte Sitze im Fahrerhaus eingebaut.
Könnt ihr ungefähr sagen, was die Sachen gekostet haben?
Für die Restaurierung des Fahrgestelles reden wir nur von einigen Hundert Euro, für die LKW-Wäsche und die Materialien wie Lack, Silikonentferner, Handschuhe, Bürsten, Motorreiniger etc. Der ganze Aufbau eines solchen Fahrzeuges ist immer abhängig vom eigenen Anspruch, aber man ist gerade bei den heutigen Preisen schnell im 6-stelligen Bereich unterwegs.
Habt dir den Wagen selbst ausgebaut?
Ja, und wir sind tatsächlich immer noch dabei. Wenn man das Fahrzeug regelmäßig zum Reisen nutzt, was wir machen, hat man zwischendurch immer nur wenig Zeit zum Ausbauen :-) Wir haben damals vom Kabinenbauer extra die Tür zum Bad und den Podest des Bettes im Heck gleich mit einbauen lassen, damit wir nur noch Matratzen und eine Trockentrenntoilette in die Kabine werfen mussten, und gleich „on the road“ waren. Denn darum geht es schließlich, um das Unterwegs-Sein, nicht um das Ausbauen.
Was war das Ziel des Ausbaus?
- Wir wollten ein festes Bett haben und abends nicht erst umbauen müssen
- Wir wollten, ein richtiges, wenn auch nur kleines Bad mit „richtiger“ Tür
- Wir wollten gerne eine Rundsitzecke
- Wir wollten alle Fenster auf einer Höhe haben
- Wir wollten ein gas-freies Fahrzeug
Wie seid ihr beim Ausbau bzw. der Planung vorgegangen?
Wir waren auf der Abenteuer Allrad und haben uns die ausgebauten Aufbauten der klassischen Kabinenbauer angeguckt wie Füss, Bocklet, Bliss, Action Mobil etc. , um ein Gefühl für die Größe und die möglichen Aufteilungen einer Wohnkabine zu bekommen. Wie die meisten haben wir die Planung klassisch mit Millimeter Papier angefangen und dann den finalen Grundriss tatsächlich 1:1 als OSB Box in unserer gemieteten Scheune gebaut. Das hat tatsächlich gezeigt, dass zum Beispiel der Kühlschrank auf der Arbeitsfläche den Bewegungsspielraum zu sehr einschränkt und so ist er eine Etage nach unten gekommen. Stephan hat dann den Ausbau nochmal komplett am Rechner geplant – da ist er auch fertig ;-)
Welche Arten von Schränken habt ihr gebaut?
Wir haben klassisch Schubladenauszüge in der Küche, einen multifunktionalen Elektrik-/Kleiderschrank, drei Schubladen für Klamotten und Sitzbänke mit Deckeln, die durch Truhenscharniere geöffnet werden. Unterm Tisch und nochmal ein kleiner Keller, hier lagern wir schwere Sachen wie Konserven, Getränkekartons und Bier. Die Oberschränke fehlen noch, hier werden die Klappen nach oben zu öffnen sein. Aber tatsächlich haben wir die Schränke selbst auf der Langzeitreise nicht vermisst.
Welche Materialien habt ihr verwendet?
Wir haben Holzlattenunterkonstruktion gebaut, verkleidet mit SWL Leichtbau-Tischlerplatte in 19 mm, schälfurniert. Für die Schubladen haben wir 10mm Pappelsperrholz verwendet.
Was ist das Besondere an eurem Ausbau?
Ich glaube das Highlight sind unser Fussboden und die Schubladenverriegelung. Beim Fussboden haben wir uns ein Teakholzfurnier gegönnt und die Schubladen öffnen und schließen wir mit einem „Klick“. Die Schubladenauszüge verfügen über Softclose, schließen also schon mal relativ selbstständig. Dafür, dass die Schubladen auch geschlossen bleiben, sorgen bei uns elektromechanische Schlösser.
Wir sichern jetzt unsere Schubladen mit den (laut Hersteller) „vermutlich kleinsten elektronischen Möbelschlössern der Welt“ – den Beetle 12V von PS Locks aus Österreich. Bislang hat alles gehalten und uns ist noch keine Schublade aufgegangen.
Ach ja und wir haben eine Wasserheizung und damit konnten wir unserem rollenden Zuhause auch eine Fussbodenheizung verpassen. Und wir lieben unsere Außenküche – der Platz wo wir am liebsten sind.
Wie lange hat der Ausbau gedauert?
Wir haben 2018 die Kabine bekommen und sind immer noch nicht fertig.
Wie teuer war der Ausbau?
Wir führen kein Buch, aber das teuerste war bisher die elektrische Anlage. Tatsächlich sind hier die Preise aber in den letzten Jahren gesunken. Die heutigen Lithium-Batterien sind nur noch halb so groß wie unsere und auch nur noch halb so teuer. Dasselbe gilt für Solarmodule, auch da haben wir noch Gold auf dem Dach.
Fahrzeugdaten Floh von tripunlimited
- Modell Mercedes 1224 AF (4×4)
- Baujahr 1994
- Farbe – silbergrau metallic
- Motor – OM 366 Turbodiesel mit 5.958 cm³ Hubraum und 240PS
- Reifen/Felgen – Michelin XZL 365/85 R20, Stahlfelgen 20 x 11,75
- Besonderheiten wie Unterfahrschutz, Überrollbügel, Fahrwerk usw. – besonders ist vielleicht, das wir keinen Durchgang haben
Über Susanne und Stephan von tripunlimited
Susanne und Stephan sind seit 2022 mit „Floh“ unterwegs und bereisen die Welt. Sie sind keine digitalen Nomaden oder Backpacker, obwohl sie bereits Rucksack-Erfahrungen in Asien gesammelt haben, noch sind sie Adrenalin-Süchtige. Vielmehr sind die zwei ein typisches Ehepaar, das eine Vorliebe für Reisen hat und seine Erfahrungen gerne teilt. Ihr ultimativer Traum ist es, sich voll und ganz dem Reisen zu widmen. Und all das könnt ihr auf ihrer Webseite „tripunlimited“ verfolgen.
Wer mehr von den beiden, ihrem LKW und ihrer Reisekatze Mini sehen, hören und lesen möchte, findet tripunlimited hier:
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