Oliver Neumann berichtet von einer weiteren Etappe seiner Reise durch Osteuropa und Vorderasien. Sein Reisebericht über 2.000 Kilometer Transit durch Kasachstan.
Zu Beginn unserer Fahrt durch Kasachstan bleiben wir noch für kurze Zeit in den Bergen. Lange haben sie uns begleitet, doch bereits kurz hinter Almaty ändert sich die Landschaft schlagartig. Fast keine Erhebung ist mehr zu sehen sein, nur wenig Bewuchs hält sich im kargen Boden und trotzt den harschen Bedingungen. Hier beginnt sie, die berühmte kasachische Steppe. Diese endlose Weite müssen wir durchqueren, um nach Russland zu kommen. Dort werden wir das Altai Gebirge passieren und dann die Mongolei erreichen, das östlichste Land unserer Reise. Zunächst jedoch liegen 2.000 Kilometer Strecke im neuntgrößten Staat der Welt vor uns.
Der Paukenschlag
Dreieinhalb Monate bevor wir nach Kasachstan einreisten, am 19. März 2019, ist etwas völlig Unerwartetes geschehen, was es in den ehemaligen Sowjetstaaten Zentralasiens noch nie gegeben hat. Nach 29 Jahren im Amt trat Kasachstans erster Präsident Nursultan Nasarbajew freiwillig zurück. Die Nachricht kam für sein Volk einem Schock gleich. Auch wir machten uns Gedanken über die Situation und Stabilität im Land, als wir davon erfuhren.
Allerdings legte sich die Aufregung schnell wieder. Kurze Zeit später wurde klar, dass Nasarbajew die Zügel nicht so schnell aus der Hand geben würde. Auch ohne den Amtstitel behält er viele Kompetenzen und Rechte. Er bleibt “El Baschy”, Führer der Nation, wie er sich seit 2010 nennt. Damit besitzt er volle Immunität gegen Strafverfolgung aufgrund von Handlungen aus seinem früheren Amt. Außerdem kann er bei wichtigen politischen Fragen konsultiert werden und darf Staatswohnungen und Fahrzeuge nutzen. Ein neues Gesetz sorgt dafür, dass er als Chefs des Sicherheitsrates, dem höchsten Organ für staatliche Sicherheit, fungieren kann, obwohl das eigentlich dem Präsidenten vorbehalten ist.
Bis zu diesem ungewöhnlichen Schachzug verlief die politische Geschichte Kasachstans ganz typisch für eine ehemalige Sowjetrepublik. 1991 wurde Nasarbajew als einziger Kandidat vom Volk im Präsidentenamt bestätigt. Im Laufe der langen Zeit seiner Herrschaft baute er seine Machtposition kontinuierlich aus. So besetzt der kasachische Präsident wichtige Regierungsämter, hat das Vorschlagsrecht für den Premier- und weitere Ministerposten, ernennt und entlässt die Regierung, kann das Parlament auflösen und ist Oberbefehlshaber der Armee. Nasarbajew wurde Kritikern gegenüber zusehends intoleranter und sorgte dafür, dass auch seine Familienmitglieder nicht zu kurz kamen.
Wohlhabende Töchter
Beispielsweise wird seine Tochter Dinara Kulibajewa auf der aktuellen Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 743 geführt, mit einem geschätzten Vermögen von 2,8 Milliarden US-Dollar. Sie teilt sich diesen Platz mit ihrem Ehemann Timur Kulibajew, der über eine identische Summe verfügen soll. Er ist Vorsitzender von Kazenergy, einer gemeinnützigen Organisation, der 50 Unternehmen der Öl- und Gasbranche angehören und sitzt im Aufsichtsrat von Gazprom. Außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender von vier staatlichen Konzernen: dem Bergbauunternehmen Kazatomprom, welches hauptsächlich Uranabbau betreibt, der kasachischen Eisenbahngesellschaft Kasachstan Temir Scholy, dem kasachischen Staatsfonds Samruk-Kazyna und dem Mineralölunternehmen KazMunayGas, welches wiederum zu 100 Prozent dem kasachischen Staatsfond gehört. Dessen Vorsitz musste er allerdings Ende 2011 wegen seiner Rolle im Schanaosen-Massaker aufgeben. Dabei waren mindestens 14 Arbeiter der Ölindustrie von Sicherheitskräften erschossen worden, als eine Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen aufgelöst werden sollte.
Eine weitere Tochter des Präsidenten, Darigha Nasarbajewa, geriet bereits mehrfach in die Schlagzeilen. Sie machte Karriere als Politikerin, schaffte es als Sprecherin des Senats bis auf das zweithöchste Amt in der kasachischen Regierung. Im Mai dieses Jahres wurde sie vom Nachfolger ihres Vaters, Präsident Kassym-Schomart Tokajew, völlig unerwartet und ohne Begründung entlassen. Zudem verlor sie ihren Sitz im Senat. Seitdem ist Nasarbajewa aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Kurz zuvor hatten britische Behörden Londoner Immobilien in ihrem Besitz im Wert von 92 Millionen Euro beschlagnahmt. Die Anschuldigung, sie wären aus illegalen Geldern ihres verstorbenen Ehemannes bezahlt worden, konnte vor Gericht jedoch nicht hinreichend belegt werden, weshalb sie wieder freigegeben wurden.
Route und besuchte Highlights
Als wir im Juli 2019 im Südosten aus Kirgistan nach Kasachstan einreisten war nichts davon zu spüren, dass kurz zuvor einer der dienstältesten zentralasiatischen Präsidenten zurückgetreten war. Auch in den großen Städten des Landes, Almaty und Nur-Sultan, ging jeder seinem gewohnten Alltag nach.
Im kleinen Dorf Kegen (1) unweit der Grenze konnten wir einfach SIM Karte, Bargeld und Kfz Haftpflichtversicherung organisieren, sowie Vorräte aufstocken. Nur eine kurze Fahrt weiter nördlich liegt mit dem Scharyn-Canyon (2) bereits das erste landschaftliche Highlight.
Bestimmt lohnen sich weitere Abstecher in den Altyn-Emel-Nationalpark (3) mit seinen bunten Gesteinsformationen und zum Kaindysee (4), aus dessen türkisblauem Wasser abgestorbene Fichten ragen. Leider waren unsere Stoßdämpfer, die wir in Duschanbe vor dem Pamir Highway getauscht hatten, schon wieder so sehr am Schwächeln, dass wir uns gegen die beiden Ausflüge entschieden und direkt nach Almaty (5) weiterfuhren. Südlich liegt der Ile-Alatau National Park (6) noch im Einzugsgebiet der Stadt. Er bietet sich für Ein- oder Mehrtageswanderungen an.
Im Anschluss folgt die erste lange Strecke Nichts auf der M-36, die Almaty mit Nur-Sultan verbindet. Erst an Punkt 7 in der Karte überrascht die plötzlich emporragende Felslandschaft von Bektau Ata. In Dolinka (8) haben wir ein Gulag besucht, dessen Verwaltungsgebäude als Museum an die schreckliche Zeit der Arbeitslager erinnert. Von dort sind es nur noch etwa 250 Kilometer bis nach Nur-Sultan (9), dem extravaganten Aushängeschild des ersten kasachischen Präsidenten.
Hier knickt unser Weg nach Osten zum nächstgelegenen Grenzübergang nach Russland ab, wobei dieser von Nur-Sultan über Pawlodar (10) noch immer über 550 Kilometer entfernt liegt.
Straßenqualität
Es gibt eine kürzere Strecke, um zur russischen Grenze zu kommen. Sie führt von Almaty in nordöstlicher Richtung nach Semei, früher Semipalatinsk genannt und durch das ehemalige sowjetische Atomwaffentestgelände dort zu trauriger Berühmtheit gelangt. Wir hätten uns circa 800 Kilometer gespart und haben uns dennoch dagegen entschieden. Nicht nur einmal wurden wir von anderen Reisenden gewarnt, dass diese Route in schrecklichem Zustand sein soll. Mit riesigen Schlaglöchern, in denen ganze Autos verschwinden können und gleichzeitig sehr viel Verkehr, sodass ein Umfahren häufig schwierig ist. Da uns die Pomp-Architektur Nur-Sultans ebenfalls interessierte, hatten wir ein weiteres Argument, die längere Fahrt in Kauf zu nehmen.
Ob nun die M-36 tatsächlich so viel besser war können wir nicht sagen, dafür fehlt uns der Vergleich. Allerdings war, abgesehen von kurzen Abschnitten, die gesamte Strecke eine einzige durchgängige Baustelle. Mit extrem niedrigen Geschwindigkeitsbegrenzungen von oft nur 10 bis 30 km/h, inkonsequenter Beschilderung, den höchsten Bußgeldern ganz Zentralasiens und der omnipräsenten, mit Abstand bösartigsten und korruptesten Polizei des Kontinents keine angenehme Konstellation. Die Straßenqualität sollte sich immerhin angesichts der enormen Bauaktivität in den nächsten Jahren deutlich verbessern. Für wie lange bleibt fraglich. Die extremen Temperaturunterschiede des kontinentalen Klimas werden dem neuen Asphalt schon bald zu schaffen machen.
Um das zu verdeutlichen, nach der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar gilt Nur-Sultan als zweitkälteste Hauptstadt der Welt. Im Winter wurden Minimumtemperaturen von unter -50 °C gemessen, während im Sommer Spitzenwerte von über 35 °C möglich sind.
Visabestimmungen
Wir sind im Juli 2019 visumfrei eingereist und durften 30 Tage im Land bleiben. Diese Regelung gilt normalerweise für alle Bürger der EU und einiger weiterer Länder. Momentan ist die visumfreie Einreise wegen des Coronavirus jedoch bis mindestens 1. November 2020 ausgesetzt. Wer bis dahin einreisen möchte, muss ein Visum beantragen.
Da noch keine neueren Informationen verfügbar sind, ist anzunehmen, dass diese Regelung vorerst Bestand hat. Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes oder bei Caravanistan (https://caravanistan.com/visa/kazakhstan/) werden aktuelle Änderungen sobald verfügbar veröffentlicht.
Registrierungspflicht
2020 gab es eine Gesetzesänderung bezüglich der Registrierungspflicht von Touristen. Daher ist die Lage etwas unklar. Besonders eindeutig war sie leider noch nie, weil Polizisten die Registrierung gerne als Vorwand verwendet haben um Schmiergelder zu erpressen – ganz egal ob man korrekt registriert war oder nicht. Während der letzten zwei Jahre gab es aber zum Glück kaum noch Berichte über solche Vorfälle.
Vor der Gesetzesänderung war es so, dass EU Bürger, die visumfrei einreisen können, beim Grenzübergang eine weiße Registrierungskarte mit zwei Stempeln darauf erhielten. War nur ein Stempel auf der Karte, konnte man entweder direkt an der Grenze nach dem zweiten fragen oder musste sich innerhalb von fünf Tagen bei der Einwanderungspolizei (OVIR) selbst registrieren.
All das ist mittlerweile theoretisch nicht mehr nötig. Für Aufenthalte unter 30 Tagen Dauer entfällt die Registrierungspflicht laut einem Hinweis auf der offizielle e-Visa Seite Kasachstans: www.vmp.gov.kz/en/services
Die Informationen auf den Seiten des Auswärtigen Amtes widersprechen dem allerdings. Dort wird behauptet, man müsse einen Aufenthalt bei der Migrationspolizei innerhalb von drei Tagen melden. Um Polizisten keinen unnötigen Vorteil zu verschaffen, empfiehlt es sich, alles so korrekt wie möglich zu organisieren. Neueste Erkenntnisse, wie die Registrierung tatsächlich gehandhabt wird, werden sich vermutlich bei Caravanistan finden, sobald ein Reisen wieder möglich ist. Unter dem folgenden Link lohnt es sich, die Situation vor der Einreise zu prüfen: caravanistan.com/visa/kazakhstan/registration-ovir/
Einreise mit dem eigenen Fahrzeug
Kasachstan gehört wie Armenien, Kirgistan, Russland und Weißrussland zur Eurasischen Wirtschaftsunion. Da wir diese bereits in Kirgistan betreten hatten und unser Fahrzeug dort bereits temporär importiert wurde, gab es beim Grenzübergang nichts weiter zu tun. Nach der Kontrolle der Papiere konnten wir problemlos einreisen. Beim Grenzübergang fallen keine Kosten an.
Kfz Haftpflichtversicherung
In Kasachstan muss eine Kfz Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Wir haben unsere in einem Autoersatzteilgeschäft in Kegen, dem ersten etwas größeren Dorf hinter der Grenze, erhalten. Der Preis lag bei etwas unter 14.000 Tenge, etwa 32 Euro, für 30 Tage Laufzeit. Da im Vertrag eine Telefonnummer erfasst wird, ist es sinnvoll, zuvor eine kasachische SIM Karte zu kaufen.
Autofahren in Kasachstan
Unsere Aussage über die kasachische Polizei im Abschnitt “Straßenqualität” ist leider in keinster Weise übertrieben. Kasachstan hat extrem hohe Strafen auf alle Arten von Verkehrsdelikten. Mit 100 US Dollar sollte man fast immer kalkulieren. Eine durchgezogene Linie zu überfahren ist ein Kapitalverbrechen, welches mit einem Jahr Führerscheinentzug geahndet wird. Die Polizei ist überall und macht regelrecht Jagd auf Verstöße. Dabei wird durch Bestechungsgelder vorzugsweise in die eigene Tasche gewirtschaftet. Ausländer sind sehr beliebte Opfer, weil bei ihnen noch mehr zu holen ist als bei Einheimischen.
Die Falle in Almaty
Natürlich hat es auch uns in Kasachstan erwischt. Wir fuhren auf einer dreispurigen Straße in Almaty auf der mittleren Spur. Unvermittelt und ohne (für uns) ersichtlichen Vorwegweiser wurde unsere Spur zum Fahrstreifen für Busse, während die ganz links geradeaus durch eine Unterführung verlief. Die rechte Spur wurde zum Abbiegestreifen. In dem Moment, als wir diese Situation realisierten waren wir schon links und rechts von durchgezogenen weißen Linien gefangen und mussten uns somit nur noch entscheiden, welches Verbrechen wir begehen wollten. Illegalerweise auf der Busspur geradeaus fahren oder über eine durchgezogene Linie. Wir überlegten noch, als ein Polizeiauto rechts neben uns heranfuhr und uns signalisierte, wir sollten nach rechts herausfahren. Gut, also über die Linie. Wir bogen rechts ab, hielten an, der Polizeiwagen mit zwei Beamten hinter uns. Einer stieg aus und kam auf uns zu, der andere fuhr wieder ab.
You broke the law
„You broke the law!“, war seine Begrüßung. Im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung dieser Art in Kirgistan waren wir dieses Mal deutlich besser vorbereitet und erlaubten uns keine naiven Fehler. “Guten Tag, wie geht es Ihnen?”, antwortete ich auf Deutsch. Der Polizist probierte es erneut: “You broke the law!” Ich blieb dabei: “Tut mir leid, ich verstehe Sie nicht. Sprechen Sie deutsch?” So ging es eine Weile hin und her. Es stellte sich schnell heraus, dass “You broke the law!” das einzige Englisch war, was er gelernt hatte.
Wir gaben ihm die kopierten Fahrzeugpapiere und meinen Führerschein. Er fragte nach den Originalen, wir verstanden nichts. Der Polizist dachte kurz nach, zückte sein Telefon und rief jemanden an. Nachdem er einige Worte auf Kasachisch gewechselt hatte, drückte er mir das Telefon in die Hand. Der Mann am anderen Ende der Leitung begrüßte mich in perfektem Englisch. Ich antwortete in ebenso flüssigem Deutsch. Der Polizist nahm sein Handy wieder an sich. Er überlegte… und überlegte… und wählte eine Nummer.
Der Übersetzer
Er hielt mir das Telefon ans Ohr. Ich hörte: “Guten Tag, ich spreche Deutsch und kann Ihnen helfen, die Situation zu klären.” So ein Mist! Hatte er doch glatt jemanden aufgetrieben, der unsere Sprache beherrschte. Der Punkt ging klar an ihn. Ich begrüßte mein Gegenüber: “Oh, das ist ja schön, vielen Dank für Ihre Hilfe!”
Nachdem er mir nochmals unser Verkehrsdelikt erklärt hatte, versuchte ich sie bei ihrer Ehre und Gastfreundschaft zu packen: “Wir sind von Deutschland bis nach Kasachstan mit unserem Auto gefahren, um uns ihr schönes Land anzusehen und werden jetzt hier festgehalten. Bisher wurden wir überall herzlich willkommen geheißen. Es ist eine Schande, wie wir behandelt werden und wenn die Polizei nicht aufhört, Touristen als Quelle der persönlichen Bereicherung zu betrachten, wird das dem Ruf von Kasachstan enorm schaden.”
Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte verlegen. Ob er meine Worte wirklich übersetzt hat, können wir unmöglich sagen, vermutlich nicht. Ebenso wenig wissen wir, in welcher Beziehung Polizist und Übersetzer zueinander standen. Sie kann nicht besonders eng gewesen sein. Der Polizist hatte ziemlich lange gebraucht, um sich an jemanden zu erinnern, der Deutsch sprach.
Unser Gespräch ging endlos weiter. Immer wieder wurde das Handy hin- und hergereicht. Immer wieder legte der Polizist auf und versuchte, uns mit Zeichensprache zu drohen. Beispielsweise, dass mein Führerschein eingezogen, unser Auto beschlagnahmt und es auf einem Hänger abtransportiert würde. Immer wieder spähte er durch die Seitenscheibe unseres abgeschlossenen Fahrzeugs als suche er nach weiteren Möglichkeiten, uns etwas anzuhängen.
Wir wichen keinen Millimeter zurück, akzeptierten keine Anschuldigung. Irgendwann setzte ich mich an den Straßenrand, ignorierte den Polizisten und wartete. Der rief wieder den Dolmetscher an. Und dann begingen sie einen Fehler. Der Deutschsprachige meinte zu mir: “Vielleicht lässt sich die Sache durch die Zahlung einer Spende aus der Welt schaffen, so 10.000 bis 15.000 Tenge sollten genügen.” Nun kannten wir also den Einheimischen-Bestechungspreis. Womöglich hatte er es mir aber auch absichtlich verraten. Die ganze Zeit hatte ich den Eindruck, dass ihm die Situation äußerst unangenehm war.
300 Dollar Strafe
Ich reichte das Telefon dem Polizisten. Er hielt es den Bruchteil einer Sekunde ans Ohr, hörte kurz seinem Gegenüber zu, schüttelte den Kopf und legte sofort auf ohne ein Wort zu sagen. Dann öffnete er den Taschenrechner auf seinem Telefon und tippte 300. “Dollar” fügte er hinzu.
Ich konnte nicht anders als zu lachen. Nachdem unser Übersetzer erneut angerufen wurde, erklärte ich ihm, die Forderung sei vollkommen lächerlich: “Wir werden garantiert keine 300 Dollar zahlen!”
Inzwischen stritten wir nun schon rund eine Dreiviertelstunde und es zerrte gehörig an unseren Nerven. Also versuchten wir, ebenfalls Druck aufzubauen. Dagmar nahm ihr Handy aus der Tasche und rief die Nummer der deutschen Botschaft an, die wir für so eine Situation bereits zuvor eingespeichert hatten. Ich entschied, doch wenigstens ein Wort Englisch zu können, deutete auf Dagmar und sagte “Embassy, embassy!”. Der Polizist wandte sich Dagmar zu und deutete, sie solle ihm ihr Telefon geben. Sie drehte sich weg und begann unsere Situation zu schildern. Gleichzeitig holte ich ebenfalls mein Telefon hervor und startete eine Videoaufnahme. Sofort griff der Polizist nach meinem Handy. Ich wich zurück und hielt weiter mit der Kamera drauf.
Die Mitarbeiterin der deutschen Botschaft war sehr freundlich und erzählte von einem eigenen Erlebnis. Das Überfahren einer roten Ampel hatte sie 250 Dollar gekostet. Sie gab uns den Rat, dass die Polizisten gerne mit drastischen Maßnahmen wie der Beschlagnahmung des Fahrzeugs drohen, wir aber nicht klein beigeben sollten. Es wäre auf jeden Fall ratsam, die offizielle Strafe und keine Bestechung zu zahlen.
Der Polizist rief wieder seinen Übersetzer an. Und plötzlich änderte sich der Ton. Eine Zahlung von 15.000 Tenge, zum damaligen Kurs etwa 35 Euro, wäre in Ordnung. Damit uns niemand beobachten konnte, sollte ich in unserem Auto sein Handy aus der Schutzhülle nehmen und die Geldscheine zwischen Hülle und Telefon verstecken. Wir legten auf und ziemlich erleichtert, verhältnismäßig günstig aus der Situation zu entkommen, tat ich wie geheißen.
Nach der heimlichen Geldübergabe rief der Polizist ein letztes Mal den Deutschsprachigen an und reichte mir nochmals sein Handy. “Bevor Sie fahren, löschen Sie bitte das Video, das Sie aufgezeichnet haben”, bat er mich. Nach über einer Stunde Kampf und Auseinandersetzung mit dem Ordnungshüter hatten wir genug. Ich löschte das Video und wir sahen zu, dass wir davonkamen.
Geld
In jeder größeren Stadt gibt es funktionierende Geldautomaten, an denen meist problemlos mit Kreditkarten lokale Währung erhältlich ist.
Dieselqualität
Die Dieselqualität in Kasachstan ist gut, wir hatten keine Schwierigkeiten. Die aktuellste Übersichtskarte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2020 gibt den Schwefelgehalt mit 350 ppm an (https://www.unenvironment.org/global-sulphur-levels). Dennoch empfiehlt sich wie in ganz Zentralasien eine gewisse Vorsicht bei der Auswahl der Tankstellen. Nach Möglichkeit sollte immer an sauberen Markentankstellen wie zum Beispiel KazMunayGas oder Helios getankt werden, von denen es ein gut ausgebautes Netz gibt.
Dieselverfügbarkeit
Wir sind die Hauptverbindungsroute zwischen den wichtigsten Städten Almaty und Nur-Sultan gefahren. Dort gibt es alle paar Kilometer Tankstellen. Wie die Infrastruktur in weniger befahrenen ländlichen Gebieten ausgebaut ist, können wir nicht sagen.
Wild-Campen
Die Strecke zwischen Almaty und Nur-Sultan haben wir mit nur sechs Übernachtungsorten unter freiem Himmel hinter uns gebracht und somit nur wenig Erfahrungswerte. Es ist uns gelungen, auch in der Steppe Plätze zu finden, die nicht direkt von der Hauptstraße aus einsehbar waren. Die paar Nächte, die wir wild verbracht haben, liefen allesamt ruhig. Abgesehen von der Polizei waren die Kasachen uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen.
Der Grenzübergang von Kirgistan nach Kasachstan
Es ist ein heißer Tag Anfang Juli als wir uns auf den Weg von unserem letzten Übernachtungsplatz in Kirgistan zur kasachischen Grenze machen. Die letzten Tage hatten wir am Ostufer des Yssykköl verbracht, um eine Erkältung auszukurieren.
In dieser entlegenen Ecke Kirgistans ist der Grenzübergang nur spärlich frequentiert. Außer uns möchten nur wenige Fahrzeuge nach Kasachstan einreisen. Ein weiterer Overlander mit deutschem Kennzeichen, ein Ford F-150 mit riesiger Wohnkabine, kommt uns entgegen. Von ihnen erfahren wir, dass auch auf der kasachischen Seite nichts los ist. Umso besser, für ruhige und entspannte Grenzübergange sind wir immer dankbar.
Und genauso kommt es, da es weder in Kirgistan noch in Kasachstan Visa-Formalitäten zu erledigen gibt, geht alles sehr schnell. Unser Auto wird wie üblich sowohl bei der Aus- wie auch der Einreise einer eher oberflächlichen Inspektion unterzogen, die Pässe sind schnell gestempelt und nach knapp einer Stunde ist alles erledigt.
In Kegen ist schnell alles Notwendige organisiert und wir fahren direkt weiter zur ersten Sehenswürdigkeit, wo wir auch unsere erste Nacht in Kasachstan verbringen möchten, dem Scharyn-Canyon.
Der Scharyn-Nationalpark
Der gleichnamige Fluss hat über die Jahrtausende einen etwa 150 Kilometer langen Canyon in den rot-gelb-orangen Sandstein gegraben. Der beliebteste Teil misst allerdings nur zwei Kilometer. Wegen seiner Färbung und der bizarren Gesteinsformationen wird er gerne als kleiner Grand Canyon bezeichnet. Eine gewisse Ähnlichkeit lässt sich nicht leugnen.
Obwohl er bei Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel ist, sind hier bei weitem nicht die Menschenmassen wie bei seinem großen Bruder in den USA. Eine Besuchergruppe fällt uns besonders auf: Pärchen, die Hochzeitsfotos von sich machen lassen.
Die zugige Nacht an der Kante der Schlucht verbringen wir nicht alleine. Zwei Defender, einer aus Frankreich und einer aus Italien, leisten uns Gesellschaft.
Das freut besonders ein junges kasachisches Paar. Sie nutzen voller Begeisterung die unerwartete Möglichkeit, ihre Hochzeitsbilder noch etwas spektakulärer zu gestalten.
Am nächsten Tag erkunden wir die Schlucht zu Fuß. Mittlerweile ist es nicht mehr gestattet, mit dem Fahrzeug hineinzufahren.
Wegen der deutlich nachlassenden Dämpfungswirkung unserer Stoßdämpfer entscheiden wir, im Anschluss ohne weitere Umwege nach Almaty weiterzufahren. Dort gibt es eine rege Autoszene, internationale Ersatzteilversorgung und viele gute Werkstätten. Schon der Nachwuchs wird frühzeitig geprägt.
Almaty
Almaty, mit fast zwei Millionen Einwohnern die größte Stadt Kasachstans, war unter dem Namen Alma-Ata ab 1929 die Hauptstadt der KaSSR. Erst nach der Unabhängigkeit wurde die Stadt umbenannt und der Sitz der Regierung ins damalige Astana verlegt. In der früheren Hauptstadt wurde 1991 durch die Unterzeichnung der Alma-Ata Erklärung das Ende der Sowjetunion besiegelt und die neue Ära der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) eingeleitet.
Noch viel ältere Geschichte schreibt der Apfel. Alma-Ata bedeutet übersetzt aus dem Kasachischen “Vater der Äpfel”. Früher gab es üppige Obstgärten in der Stadt und der Asiatische Wildapfel, aus dem alle weltweiten Apfelsorten hervorgingen, hat hier seine Heimat. Auch wenn die Stadt weiterhin eingebettet in grüne Hänge des Tienschan-Gebirges liegt, so mussten die Gärten doch neuen Hochhäusern und mehrspurigen Straßen weichen.
Auf dem riesigen Autobasar finden wir verhältnismäßig schnell originale Stoßdämpfer für unseren Ranger. Auch Ironman und OME haben Vertriebe hier, aber die Lieferzeiten von sechs bis neun Monaten für passende Stoßdämpfer sind etwas zu lang. Ein Nachteil, wenn man mit einem eher unüblichen Fahrzeug eine solche Tour fährt.
Borat
Neben einer schier unerschöpflichen Auswahl an Autoteilen bietet die Stadt modernes Leben wie wir es aus westlichen Großstädten gewohnt sind. Mit den jungen kasachischen Betreibern des European Backpacker Hostel, wo wir im Innenhof im Auto schlafen können, sehen wir uns Borat an. Nach dem Kinostart im Jahr 2006 war der Film in Kasachstan verboten, weil der fiktive Hauptcharakter des Films aus Kasachstan stammt und das Land – vorsichtig formuliert – nicht gut davon kommt. Mittlerweile hat die kasachische Regierung begriffen, dass es keine Negativwerbung gibt. Angeblich soll sich die Zahl der Visaanträge nach dem Filmstart verzehnfacht haben. Im Jahr 2012 bedankte sich Kasachstans Außenminister überraschend für die Komödie: “Ich bin Borat dankbar, dass er geholfen hat, Touristen nach Kasachstan zu ziehen“, wird der Minister zitiert.
Asiatische Sterneküche
Ein Vorteil der Großstadt: abwechslungsreiche, internationale Küche. Wir kochen zwar unterwegs meistens selbst, genießen es aber auch sehr, regionale Gerichte zu entdecken. Nur ist Zentralasien nicht gerade als Gourmetregion bekannt. Die lokale Küche bietet wenig Variation und basiert meist auf Fleisch, Fett, Pasta und Milchprodukten. Eine Abwechslung zu Plov (oft leider sehr öliges Reisgericht) und Laghman (Nudelgericht mit Fleisch und Gemüse), die es fast immer und überall gibt, ist uns sehr willkommen.
Umso größer ist die Freude, als wir Hawker Chan im obersten Stockwerk des Dostyk Plaza Einkaufszentrums entdecken.
Als „Hawker“ werden Köche einfacher, kleiner Garküchen in Südostasien bezeichnet. Und Hawker Chan hat sich in Singapur 2016 sogar einen Michelin Stern erkocht, weil er das traditionelle kantonesische Gericht Soy Sauce Chicken so gut hinbekommt wie wenig andere. Damit wurde er zum weltweit preisgünstigsten Sternerestaurant. Nach dieser Auszeichnung hat er mittlerweile zwölf Franchise-Restaurants in sechs Ländern eröffnet. Also gehen wir zwar nicht zum sternedekorierten Original aber immerhin zu einem Ableger. Und werden nicht enttäuscht. Für rund 1.000 kasachische Tenge, 2019 etwa 2,25 Euro, gehen wir mehr als nur einmal chinesisch essen.
Sightseeing
Zwischen unseren Mahlzeiten erkunden wir auch Almaty. Der 1.100 Meter hohe Kök-Töbe bietet eine schöne Aussicht auf die Stadt. Auf dem Gipfel ist viel los. Eine Seilbahn führt hinauf und die kasachischen Familien haben großen Spaß im Vergnügungspark, der dort ganzjährig Unterhaltung bietet.
Unten im Asphaltdschungel ist es brütend heiß. Es ist Mitte Juli und das Thermometer klettert täglich auf 35 °C und mehr. Wir würden es am liebsten den Tauben an den Springbrunnen gleichtun.
Stattdessen flüchten wir uns ins kühle Innere der russisch-orthodoxen Christi-Himmelfahrt-Kathedrale. Das 1907 fertig gestellte Gebäude gilt als ein Wahrzeichen Almatys.
Bektau Ata
Die kasachische Steppe liegt vor uns. Anfangs freute ich mich noch auf die endlose Weite, doch das nächste Highlight ist 700 Kilometer entfernt. Bis dahin… nichts. Flaches, karges, ödes Land. Ich liebe die Wüste. Sie ist alles andere als eintönig. Hier jedoch, in der Steppe, kann ich nichts entdecken, was meine Aufmerksamkeit fesseln würde.
Dann, aus heiterem Himmel, erheben sich etwa 70 Kilometer nördlich der Stadt Balqasch die Gesteinsformationen von Bektau Ata. Die Landschaft ist fantastisch.
Als wir ankommen steht bereits ein weiteres Overlander-Fahrzeug aus Deutschland vor einem umzäunten Gelände. Wie wir später herausbekommen handelt es sich um eine Freizeitanlage mit Zelt-, Grill- und Sportplätzen, die von kasachischen Gruppen genutzt wird. Die Overlander kommen sofort auf uns zu: „Kommt mit, wir sind eingeladen worden, drinnen zu stehen. Es gibt einen schattigen Platz unter Bäumen und Duschen.“
Schnell stellt sich heraus, dass noch mehr Reisende den Weg hierher gefunden haben. Gemeinsam stehen wir auf einem wunderschönen Platz und genießen die Gesellschaft. Wir verstehen uns so gut, dass wir vier Tage bleiben anstatt wie geplant nur einen. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Eines Nachts werden wir Zeugen eines besonderen Schauspiels. Plötzlich leuchtet der Himmel und wir sehen einen gleißend hellen Körper, der in hoher Geschwindigkeit über unseren Köpfen durch die Nacht rast. Zunächst wissen wir uns dieses Phänomen nicht zu erklären, doch dann fällt uns ein, dass Baikonur nicht weit entfernt liegt. In kosmischen Dimensionen betrachtet entsprechen die 900 Kilometer Luftlinie zwischen dem russischen Weltraumbahnhof und Bektau Ata einem Besuch beim nächsten Nachbarn. Was wir gerade erleben ist der Start einer Weltraumrakete.
Seit über 60 Jahren starten vom weltweit ersten und größten Raketenstartplatz Baikonur Missionen ins All, unter anderem der erste bemannte Raumflug. Bis zum Jahr 2050 hat Russland das Kosmodrom von Kasachstan gepachtet – für rund 115 Millionen Dollar jährlich, einer der Gründe, warum ein neuer Weltraumbahnhof in Wostotschny ausgebaut wird.
Das Spektakel hat uns so beeindruckt, dass wir nachforschen, was es kostet, einen Raketenstart live aus größerer Nähe zu erleben. Gelegenheiten gibt es jedes Jahr einige. Den Plan verwerfen wir allerdings schnell wieder. Für knapp 2.500 Euro pro Person können wir ziemlich lange reisen.
Das Gulag-Arbeitslager Karlag in Dolinka
370 Kilometer nördlich von Bektau Ata findet sich ein weiteres Zeugnis der sowjetischen Vergangenheit, ein weit weniger rühmliches. In der Nähe von Karaganda, mit knapp 500.000 Einwohnern Kasachstans viertgrößte Stadt, liegt im kleinen Dorf Dolinka das ehemalige Hauptverwaltungsgebäude des Gulag-Arbeitslagers Karlag. Der Name ist eine Abkürzung für „Karaganda-Besserungsarbeitslager“.
Der Begriff Gulag ist ebenfalls eine Abkürzung aus dem Russischen. Er steht für “Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien”, wird aber meist synonym für das sowjetische Zwangsarbeitssystem verwendet.
Karlag wurde 1931 gegründet und war mit 60.000 Quadratkilometern Fläche eines der größten Arbeitslager der Sowjetunion. Man schätzt, dass über eine Million Insassen dort bis zur Schließung im Jahr 1959 dienten. Das seit 2012 in Dolinka eröffnete Museum erinnert an die Schrecken der damaligen Zeit und erzählt von den Lebensbedingungen im Arbeitslager, von Deportationen und Zwangsarbeit.
Nur-Sultan
Schließlich erreichen wir die Hauptstadt Nur-Sultan, die nur vier Monate zuvor noch Astana hieß. Doch dann entschied der Präsident zurückzutreten und nun trägt die Stadt seinen Vornamen, wie auch in der Innenstadt schon sehr prominent zu sehen ist.
Die ganze Stadt ist ein einziges Aushängeschild, welches der Welt demonstrieren soll: “Schaut her was wir können!” Ein Prestigebau internationaler Star-Architekten steht am anderen. Auf uns macht alles einen zusammengewürfelten Eindruck. Es scheint, als hätte man jedes Mal, wenn etwas Budget übrig war, den nächsten Wettbewerb ausgeschrieben und ein neues extravagantes Projekt in die Höhe gezogen – ganz egal, was links und rechts schon daneben stand. Es gibt kein Gesamtkonzept, ein homogenes Bild sucht man vergebens.
Selbst der Nachfolgepräsident Kassym-Schomart Tokajew empfindet dies ähnlich. In einer vielbeachteten Ansprache äußerte er: “Es gibt keine einheitliche Stadtplanungspolitik. Dies führt zu chaotischen Entwicklungen in einigen Gegenden. Die Gestaltung der Straßen und Gebäude hat keinen einheitlichen, harmonischen Stil.”
Fußgänger wurden bei der Stadtplanung vollkommen außen vor gelassen. Wir müssen teilweise kilometerweite Umwege laufen, um uns die Gebäude aus der Nähe anzusehen. Der Weg führt dabei häufig an mehrspurigen, dicht befahrenen Straßen entlang.
Trotz allem bleiben die Bauten für sich genommen beeindruckend. Weshalb wir nun auch die Bilder für sich sprechen lassen.
Nachdem wir uns die Füße in der Stadt wundgelaufen haben, freuen wir uns auf die nächsten Kilometer Steppe im Auto. Wir treten unseren Weg in Richtung der russischen Grenze an, wo das wunderschöne Altai-Gebirge auf uns wartet.
Mehr vom Autor
Wenn ihr mehr von Dagmar und Oliver lesen wollt, dann schaut doch mal auf ihrem Blog goneforadrive.com vorbei. Übrigens findet ihr die beiden auch bei Instagram.
© Fotos: Oliver Neumann