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Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät
Titelbild.

Unimog mit Ausbau zum Fernreisemobil

Wie sind wir eigentlich auf den Trichter gekommen, einen Unimog als Fernreisemobil zu bauen? Ganz einfach: unser vorheriger VW-Bus T5 California war zu klein und für die Ziele, die wir haben, zu wenig geländetauglich bzw. danach zu teuer in der Reparatur. Aber alles schön der Reihe nach, lassen wir Jörg Gelzhäuser erzählen…

1996 – Die Vorgeschichte

Vor knapp 23 Jahren hatte ich bereits ein ähnliches Gefährt: einen Mercedes Benz LA 710 Rundhauber. Ein Ex-Katastrophenschutz-Fahrzeug mit Sanitäts-Koffer und originalen 42.000 Kilometern auf dem Tacho. Diesen habe ich mit den damaligen finanziellen Mitteln ausgebaut. Sprich meinen schrottreifen Bulli T2 geschlachtet, den Küchenblock in den Aufbau gepackt und kurz vor dem anstehenden Südspanien-Urlaub das Bett in der Wohnung abgebaut und im Aufbau samt Matratze wieder zusammen geschraubt.

Mit dem LKW habe ich vier Jahre lang Spanien, Italien, Frankreich und Portugal erfolgreich unsicher gemacht, immer auf der Suche nach einsamen und wilden Stellplätzen.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Der Anfang war win MB LA 710.
Mercedes-Benz LA 710 kurz vor Tarifa.

Danach folgten VW Busse, genau genommen ein T3, T4 und ein T5. Im Mai 2016 bekamen wir Zuwachs und wir stellten schnell fest, dass bei schlechtem Wetter ein Quadratmeter zu dritt mit Hund ein wenig nervig ist. Zudem war die Qualität vom T5 nicht mehr das, was wir vom T4 abwärts gewohnt waren und die Reparaturkosten nahmen exorbitant zu.

Somit entstand der Wunsch nach mehr Geländetauglichkeit, einfacher Technik, Robustheit, guter und weltweiter Ersatzteilversorgung und natürlich mehr Platz. Zugegebenermaßen war ich seit meiner Kindheit ein Unimog-Fan und was lag dann näher, als einen Unimog zu kaufen und Fernreisemobil auszubauen. Und als gelernter KFZ-Mechaniker sollte dies durchführbar sein.

April 2018 – Der Kauf

Gesagt getan. Anfang 2018 ging die Suche nach einem brauchbaren Fahrzeug los. Ich war halbwegs schockiert, was am Markt so alles angeboten wurde.

Angefangen von völlig überzogenen Preisen bis hin zu schlachtreifen Fahrzeugen, die einem nahezu als 1a-Zustand angeboten wurden, war alles vertreten. Die Wahl fiel dann auf den jetzigen Unimog, da das Fahrerhaus bereits restauriert, das Fahrgestell selber in brauchbarem Zustand war und er bereits über ein Splitgetriebe verfügte. Also kurzerhand nach Berlin geflogen, Probe gefahren und auf eigener Achse überführt. Um 2.00 Uhr morgens stand die Kiste dann auf unserem Hof.

Der Unimog am nächsten Tag nach Abholung.
Der Unimog am nächsten Tag nach Abholung. Sah ein bisschen nach Rallye-Fahrzeug aus, was umgehend geändert werden musste.

Der VW Bus T5 kommt weg und die Arbeit am Unimog-Fernreisemobil beginnt

Im Mai 2018 haben wir dann unseren T5 verkauft, die zweite Garage als Werkstatt umfunktioniert und mit Regalen, Schweißgerät, Kompressor, Schleifbock, Säulenbohrmaschine etc. ausgestattet. Ich verfügte bereits über einiges an Werkzeug. Für den Unimog waren jedoch die Schlüsselweiten und Ratschennüsse meistens zu klein.

Werkstatt. Hinten rechts unten im Regal bereits die neue Auspuffanlage.
Werkstatt. Hinten rechts unten im Regal bereits die neue Auspuffanlage.

Den Rest vom Jahr haben wir genutzt, um den Unimog technisch komplett neu aufzubauen und für die bevorstehende Aktion des Kabinenbaus vorher fertigzustellen. Tanks, Felgen und Bereifung, Auspuffanlage, Dämpfer, Fahrerhausdämmung, Hochsetzen des Fahrerhauses und und und wurden eingebaut, abgeändert, rausgeschmissen – nähere technische Details zum Schluss.

Größere Dieseltanks, Hutchinson Beadlock Felgen mit größerer Bereifung und komplette Edelstahl Auspuffanlage.
Größere Dieseltanks, Hutchinson Beadlock Felgen mit größerer Bereifung und komplette Edelstahl Auspuffanlage.

Planung

Dann 2018 stand der Sommerurlaub vor der Tür, fiel aber aus verschiedenen Gründen ins Wasser und wir haben die schöne Zeit ausgiebig im Garten verbracht, um den Innenausbau vernünftig zu planen.

Es folgten etliche Entwürfe und Zeichnungen, bis wir uns auf eine Architektur endgültig festgelegt hatten. Dies betraf erstmal nur den Möbelbau. Hierbei sei auch fairerweise erwähnt, dass uns ein ganz bestimmter Unimog samt seinem beeindruckenden Innenausbau absolut inspiriert hatte. Ohne ihn würden wir wahrscheinlich noch heute planen. Vielen Dank dafür an Olli und seinen Unimog.

Draufsicht.
Draufsicht.

Uns war insbesondere wichtig, das Gewicht möglichst niedrig und den Schwerpunkt tief zu halten, zugleich aber eine hohe Festigkeit im Möbelbau zu erreichen. Schließlich sollten die Möbel nach 200 Kilometern Piste auch noch dort stehen, wo sie ursprünglich eingebaut wurden. Somit fiel die Wahl auf HPL-beschichtetes Pappelsperrholz mit einer Stärke von 18mm.

Ein weiterer wichtiger Faktor war die Gewichtsverteilung. Wir entschieden uns, die 2 x 100-Liter-Wassertanks ganz vorne, mittig einzubauen. Daraus entstand das Podest für die spätere Sitzgruppe/Bett nebst Stauräumen für Elektrik, Werkzeug, Wasserversorgung und Gepäck.

Wir haben uns schlussendlich für eine Innenraumaufteilung entschieden, die auch zukünftig für uns alle passt und Raum lässt, um sich mal aus dem Weg gehen zu können. Klingt komisch bei nur 3,65 Meter Kabinenlänge, ist aber so und funktioniert prima. Und schließlich soll uns unsere heute 3,5-jährige Tochter mindestens die nächsten 10 Jahre begleiten.

Kabine und der Zwischenrahmen

Im Herbst 2018 haben wir die leere Kabine nach unseren Vorgaben in Auftrag gegeben und im Frühjahr 2019 samt Zwischenrahmen abgeholt. Es wurden lediglich die von uns geplanten Stauraumklappen nebst Eingangstür mit den notwendigen Verstärkungen in den Wänden, Boden und Heck eingebaut.

Unimog nach Abbau der Pritsche.
Unimog nach Abbau der Pritsche.
Zwischenrahmen montiert.
Zwischenrahmen montiert.
Hochzeit von Kabine und Fahrgestell.
Hochzeit von Kabine und Fahrgestell.

Innenausbau des Unimog

Mit unserem befreundeten Schreiner haben wir bereits Ende 2018 über das Projekt gesprochen. Von ihm kamen nach Sichtung der Entwürfe wichtige Änderungen in den Plänen, die den Ausbau funktionell und optisch maßgeblich veränderten. Eine Woche nach Abholung der Kabine ging es dann endlich los. Also ab zum Schreiner, der mir sämtliches Holz besorgt und die großen und kleinen Platten gesägt hat. Alle Möbelteile wurden mit Alu U/L-Profilen, Einnietmuttern und Polymerkleber samt Gewindeschrauben befestigt.

Podest für Sitzgruppe, Bett und Stauräume

Den Unterbau vorne für das Podest und hinten für das Bett haben wir aus 15mm 3-Schicht-Platten angefertigt. Hier würde ich, sofern ich mir das nochmal antäte, aus Gewichtsgründen 12mm wählen.

Da die Wassertanks bereits vorhanden waren, konnten wir problemlos den Unterbau für die Sitzgruppe angehen. Auch hierbei wieder ein wichtiger Impuls vom Holzwurm: „Wie baust du eigentlich die Tanks wieder aus, wenn was defekt ist?“ Ein langes Schweigen meinerseits samt umgehender Planänderung folgte.

Hier seht ihr das Podest für das Bett unserer Tochter und die Sitzgruppe. Darunter befinden sich die Wassertanks und Stauräume für Wasserversorgung und Werkzeug. Der Tisch liegt fixiert durch zwei Bolzen auf einem 20x40mm Aluwinkel in der oberen Stellung auf und kann auf den darunterliegenden Winkel in Verbindung mit einem gekürzten Rohr zu einem Bett umgebaut werden.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Sitzgruppe/Bett samt Polster fertiggestellt. Immer gut eine Schneiderin zur Frau zu haben.
Sitzgruppe/Bett samt Polster fertiggestellt. Immer gut eine Schneiderin zur Frau zu haben.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Klappbarer Tisch.
Klappbarer Tisch.

Heckbett samt Schubladen, Heckstauraum und Gaskasten

Das war anfangs ein herausforderndes Thema. Wir haben uns verschiedene Lösungen angeschaut wie Hubbett, Bett zum Ausziehen über der Küche, klappbar etc.

Letzten Endes haben wir uns für ein Festbett entschieden, da wir einerseits den Stauraum im Heck darunter für Schubladen, Mountainbikes, Kleinzeug, Gaskasten, Abwassertank usw. nutzen wollten. Andererseits haben uns die Kosten und Komplexität für ein Hubbett abgeschreckt, ganz zu schweigen von den Folgen eines Ausfalls der Mechanik/Elektrik. Schlussendlich wollten wir nicht ständig irgendwas umbauen, um ins Bett gehen zu können.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Unterbau Bett im Heck und Stauräume für Gaskasten, Küchenschubladen und Abwassertank.
Unterbau Bett im Heck und Stauräume für Gaskasten, Küchenschubladen und Abwassertank.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Heckstauraum.
Heckstauraum.

Wir haben bewusst den Raum zwischen Lattenrost und Heckstauraum nicht abgetrennt, da hiermit die Matratze unterbelüftet und durch die Standheizung mit beheizt wird.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Gaskasten und Heckstauraum.
Gaskasten und Heckstauraum.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Platz für Schubladen.
Platz für Schubladen.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Regal im Heckstauraum, Abwassertank und Stauraum für externe Wasserpumpe, Kabeltrommel und Außendusche.
Regal im Heckstauraum, Abwassertank und Stauraum für externe Wasserpumpe, Kabeltrommel und Außendusche.

Elektrik und Wasserversorgung

Zwischenzeitlich haben wir mit der Planung der Wasserinstallation und der Elektrik begonnen. Die Wahl fiel hier auf Victron, da es in unseren Augen und für unsere Bedürfnisse die beste Komplettlösung darstellte. Bei der Elektrik hat mir ein befreundeter Elektrotechniker geholfen, dem ich durch meine Planung teilweise ein wenig mehr graue Haare beschert habe, als unbedingt notwendig gewesen wäre und vorher vorhanden waren. Alles war ein wenig chaotisch, da der Möbelbau noch nicht vollständig abgeschlossen war.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Kabel eingezogen und verlegt.
Kabel eingezogen und verlegt.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Alles angeschlossen und… es funktioniert.
Alles angeschlossen und… es funktioniert.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - 1600VA Wechselrichter mit Batteriehauptschalter, Sicherungen und temperatur-gesteuerten Lüftern.
1600VA Wechselrichter mit Batteriehauptschalter, Sicherungen und temperatur-gesteuerten Lüftern.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Darunter die LiFePo Akkus, MPPT Solarregler, 24-12/12-24 Ladegeräte, Tiefentladeschutz und Batterieschutz.
Darunter die LiFePo Akkus, MPPT Solarregler, 24-12/12-24 Ladegeräte, Tiefentladeschutz und Batterieschutz.

Nach Abschluss des Möbelbaus und der Elektrik begannen wir, die Wasserversorgung zu installieren, was im Vergleich zur Elektrik einfach war. Anfangs dachten wir über Wasserentkeimung mit Hilfe von Silber und Chlor nach. Beim VW-Bus war das aufgrund des geringen Tankvolumens noch machbar, mit dem jetzigen Wasservorrat von 200l haben wir uns für eine Wasserfilteranlage entschieden. Hinzu kamen Boiler und Druckminderer samt Pumpe. Auch sollte das Trinkwasser frostsicher im Aufbau installiert werden und getrennt befüllbar und entnehmbar sein.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Wassertanks vorne mittig angeordnet unter der Sitzgruppe/Bett.
Wassertanks vorne mittig angeordnet unter der Sitzgruppe/Bett.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Wasserversorgung mit Druckwasserpumpe, Wasserfilter und Boiler. Befüllstutzen sind innenliegend, getrennte Befüllung und Entnahmeder Wassertanks. Boiler für Warmwasser anfangs noch über 230V, später auch über Motorabwärme.
Wasserversorgung mit Druckwasserpumpe, Wasserfilter und Boiler. Befüllstutzen sind innenliegend, getrennte Befüllung und Entnahme der Wassertanks. Boiler für Warmwasser anfangs noch über 230V, später auch über Motorabwärme.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Auf der rechten Seite unter der Sitzgruppe befindet sich das Werkzeugfach.
Auf der rechten Seite unter der Sitzgruppe befindet sich das Werkzeugfach.

Küche(n)

Zugegebenermaßen ist der Platz für die Innenküche recht klein geraten. Und ich persönlich hatte mich derart auf ein Can 3-Flammen Kochfeld aus Glas aus dem Yachtbereich eingeschossen, dass das Format und die Größe des Waschbeckens stark darunter gelitten haben (wie auch die Nerven meiner Frau). Aber bei aller Vernunft im Innenausbau musste schlichtweg auch was Unvernünftiges her und das war eben das Kochfeld.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Das große Kochfeld und das kleine Waschbecken samt Arbeitsplattenverlängerung - man(n) muss Prioritäten setzen. Daneben die Schubladen für die Küche auf arretierbaren Schwerlastauszügen. Die beiden unteren dienen zusätzlich als Treppe für das Bett.
Das große Kochfeld und das kleine Waschbecken samt Arbeitsplattenverlängerung – man(n) muss Prioritäten setzen. Daneben die Schubladen für die Küche auf arretierbaren Schwerlastauszügen. Die beiden unteren dienen zusätzlich als Treppe für das Bett.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Was für ein schönes Teil.
Was für ein schönes Teil.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Die Arbeitsplattenverlängerung - jetzt mal im Urlaubschaos.
Die Arbeitsplattenverlängerung – jetzt mal im Urlaubschaos.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Stauraum unter dem Kochfeld und über dem Kühlschrank.
Stauraum unter dem Kochfeld und über dem Kühlschrank.

Inklusive Außenküche

Um auch draußen kochen zu können, haben wir eine Außenküche gebaut. Hier fiel auch wieder die Wahl auf Can aus dem Yachtbereich. Eingebaut haben wir dies ebenso auf Schwerlastauszügen im rechten hinteren Unterflur-Staukasten.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Außenküche im Einsatz.
Außenküche im Einsatz.

Wellness-Bereich nebst Kleiderschrank

Klar war von vornherein, dass wir eine Trocken-Toilette haben wollten. Zum einen der Umwelt zuliebe, zum anderen was das Thema Entleerung anbelangt. Die Wahl fiel aufgrund der kompakten Maße auf eine Nature’s Head. Die Handhabung ist denkbar einfach und sie funktioniert wirklich hervorragend.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Der Wellness-Tempel: Waschbecken und Nature's Head Trocken-Toilette. Die Kleine freut es.
Der Wellness-Tempel: Waschbecken und Nature’s Head Trocken-Toilette. Die Kleine freut es.

Ursprünglich hatten wir vor, eine richtige Nasszelle, sprich mit Dusche zu bauen. Bis heute ist dies nicht geschehen, da wir a) eine Außendusche haben und b) der Aufwand in der Bauphase zu keinem Verhältnis im Vergleich zu den noch zu bewältigenden Arbeiten stand. Aus heutiger Sicht sehen wir das nicht anders. Vorsorglich haben wir jedoch das Waschbecken klappbar und die Toilette so eingebaut, dass wir dies jederzeit mit dem 60mm hohen Doppelboden nachträglich realisieren können.

Nachdem ich mit 190cm relativ groß bin, musste auch der Wellness-Tempel größer und der Kleiderschrank kleiner ausfallen. Die Maße des Schranks mit HxBxT von 1.900mm x 300mm x 700mm hören sich erstmal recht klein an. Der Platz reicht allerdings locker für uns drei, zumal wir vorne unter der Sitzgruppe noch einen kompletten Kasten für dicke Jacken, Kamera, Drohne und Notebook haben. Somit sind die Utensilien für die Erstellung von Reiseführern und arbeiten unterwegs sicher und komfortabel verstaut.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Schaut kleiner aus als er ist: Der Kleiderschrank.
Schaut kleiner aus als er ist: Der Kleiderschrank.

Fenstereinbau

Anfangs habe ich noch bei jedem Loch gezittert, das ich in das GFK gebohrt habe, um die Möbel zu befestigen. Mit der Zeit kehrte eine gewisse Routine hierbei ein. Ein anderes Kaliber war dann schon der Fenstereinbau bzw. das Aussägen des Ausschnitts. Ein Vermessen oder Versägen oder sonstige Ausrutscher hätte fatale Auswirkungen und kann hier nicht so einfach kaschiert werden wie ein Verbohren im Innenraum.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Innenausschnitt.
Innenausschnitt.

Beim Einbau fiel die Wahl auf Versenk-Rahmen, um die Fenster vor Kratzern zu schützen und auch eine ansprechendere Optik zu realisieren.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Außenausschnitt für Versenkrahmen.
Außenausschnitt für Versenkrahmen.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Versenkrahmen großzügig abgedichtet mit Dekalin.
Versenkrahmen großzügig abgedichtet mit Dekalin.

Wir haben uns, offen gesagt aus Kostengründen, für Seitz-Fenster entschieden, da wir diese mit Echtglasscheiben und anderen Verschlüssen zu einem späteren Zeitpunkt nachrüsten können.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Fenster eingebaut und großzügig mit Dekalin abgedichtet. 2 Minuten später hat's geregnet. Abschließende Stütznaht mit Polymerkleber.
Fenster eingebaut und großzügig mit Dekalin abgedichtet. 2 Minuten später hat’s geregnet. Abschließende Stütznaht mit Polymerkleber.
Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Hell genug ist es. Wir überlegen noch, ob wir ein Heckfenster einbauen.
Hell genug ist es. Wir überlegen noch, ob wir ein Heckfenster einbauen.

Fußboden

Schön ist ja so ein GFK-Boden nicht, weder mit nassen noch mit schmutzigen Füßen. Also bauten wir einen Stab-Fußboden aus massivem, geöltem Ahorn. Das hat an sich nur Vorteile: wir haben Hund und Tochter, die mehrmals täglich in die Kabine „müssen“, da beide es für „wichtig“ erachten. Wir müssen natürlich auch hin und wieder rein. Jedesmal die Füße sauber zu machen schaffen wir als Erwachsene sicher, auch wenn es lästig ist. Der Rest der Familie kann es entweder nicht, will es nicht oder vergisst es schlicht und ergreifend.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Kann man sicher auch im Baumarkt kaufen, machen wir aber selber. Der Fußboden. Gemäß unserem Motto: Fernreisemobile-Individuell-Handgemacht.
Kann man sicher auch im Baumarkt kaufen, machen wir aber selber. Der Fußboden. Gemäß unserem Motto: Fernreisemobile-Individuell-Handgemacht.

Der Vorteil ist, dass der ganze Schmutz durch die Latten fällt und die 4 Paneele einfach nur herausgenommen werden müssen, um durchzukehren.

Unimog - Das universelle Motor-(Fernreise)-Gerät - Boden fertiggestellt.
Boden fertiggestellt.

Unterflur-Heckstaukästen

Am Markt haben wir entweder völlig überteuerte Staukästen gefunden, die noch dazu nicht zu unserem Unimog gepasst haben oder auf gut bayrisch gesagt einfach nur Glump angeboten wurde. Aus diesem Grund haben wir diese einfach aus Alu bauen lassen. Diese dienen als Außenküche und zum Ersatzteil-Transport.

Eine Besonderheit hierbei: Wir haben die Deckel bewusst größer als die Kästen aus rein optischen Gründen fertigen lassen.

Frisch vom Metallbauer...
Frisch vom Metallbauer…
...und im Rohzustand.
…und im Rohzustand.
Pulverbeschichtet und darunter gebaut.
Pulverbeschichtet und darunter gebaut.
Aussparung für den Zwischenrahmen.
Aussparung für den Zwischenrahmen.

Zu guter Letzt die Einstiegsmöglichkeit

Hierüber streiten sich die Geister (und vermeintlichen Fachleute). Für uns hat sich die Entscheidung zwischen einer frei schwebenden Treppe und einer auf dem Boden stehenden Scherentreppe schlichtweg nicht gestellt, da wir eine kleine Tochter und einen Vierbeiner dabeihaben. Somit wurde es eine Scherentreppe, die wir in der Breite auf 350mm eingekürzt haben. Das Resultat ist auch im unebenen Gelände sehenswert.

Drinnen und unter dem Kabinenboden arretiert.
Drinnen und unter dem Kabinenboden arretiert.
Draußen.
Draußen.
Und megastabil, auch im Gelände. Den Tisch gerade hinzustellen war schwieriger.
Und megastabil, auch im Gelände. Den Tisch gerade hinzustellen war schwieriger.

Der erste (Test-) Urlaub mit dem Unimog-Fernreisemobil

Ursprünglich hatten wir für August/September 2019 einen 4-wöchigen Albanien-Trip geplant. Wir stellten aber zunehmend fest, dass sich dies aus zeitlichen Gründen nicht realisieren lässt, da wird beide berufstätig sind. Wir haben nach dieser Einsicht beschlossen, diesen Trip auf das Frühjahr 2020 zu verlegen, davor einen Testurlaub zu machen und das Auto in Ruhe fertigzustellen. Alles andere wäre Pfusch und unter Zeitdruck entsteht wenig bis keine Kreativität.

Von Anfang bis Ende September 2019 planten wir dann einen Trip über die kroatischen Inseln Pag, Dugi Otok, Losinj/Cres. Wir haben während dieses Trips wunderschöne wilde Stellplätze gefunden und nette Leute kennen gelernt, mit denen wir auch noch ein paar Tage weiter unterwegs waren.

Geschafft! Testurlaub klappt.
Geschafft! Testurlaub klappt.

Die Möbel samt Elektrik und Wasserinstallation waren nach etlichen Offroad-Passagen noch an ihrem Platz. Dies freute und bestätigte uns, wenig bis nichts falsch gemacht und saubere Arbeit geleistet zu haben.

Abschließend bemerkt

Zu guter Letzt sei gesagt, dass wir solch ein Projekt sicher nicht nochmal in dem Zeitrahmen durchziehen würden. Es stecken vom Kauf bis heute mehr als 2.500 Arbeitsstunden drin. Alles in Allem hat es sich gelohnt. Unser Unimog läuft zuverlässig und es gibt keine nennenswerten Probleme. Es ist halt einfach ein geniales Fahrzeug.

Wir haben bereits seit längerer Zeit überlegt, unser Hobby zum Beruf zu machen. Durch den Bau unseres Unimog und unseren Reisen bieten wir zukünftig Reiseführer mit GPS-Daten an wie auch den Aufbau und die Optimierung von Fernreisemobilen. Einen Kunden konnten wir bereits gewinnen. Er lässt sich von uns ein Fahrzeug nach seinen Wünschen aufbauen. Das Fahrzeug haben wir für ihn bereits besorgt und wird nun technisch neu aufgebaut. Ende 2020 soll es fertiggestellt sein.

Sprecht uns bei Interesse einfach an:
JG-OFFROAD – Fahrzeugbau – Fernreisemobile
Inhaber: Jörg Gelzhäuser
Unteraltinger Strasse 2
D-82284 Grafrath/Mauern
Tel: +49 8144 9979891
Fax: +49 8144 9979892
Mail: joerg.gelzhaeuser@jg-offroad.de

Details zum Unimog-Ausbau zum Reisemobil

Daten Unimog Fernreisemobil

  • Unimog 1300L, Baumuster 435.115, Ex-Bundeswehr
  • Baujahr 1984
  • Kilometer bei Kauf ca. 35.000
  • Leistung ca. 185 PS
  • Zusatzausstattung: Schnelle Achsen, Splitgetriebe, Edelstahl-Auspuffanlage, Hochgesetztes Fahrerhaus, Bi-LED Fahrlicht, Dachgepäckträger mit Leiter, Reserverad ohne Felge und Dachstaubox, LED-Arbeitsscheinwerfer auf dem Dach, Koni-Dämpfer, 245l und 170l Dieseltanks, Zwischenrahmen 2×3 Punkt gelagert, 10×20 Hutchinson Beadlockfelgen 2-teilig Alu mit Michelin XZL 365/85 R20, 2 Schwingsitze und Mittelsitz, Fahrerhaus mit Alubutyl und Teppich gedämmt
  • Gesamthöhe des Fahrzeugs 3400mm
  • Gewicht alle Flüssigkeiten voll (Diesel, Wasser) 6,34t. Davon 3,04t Vorderachse und 3,3t Hinterachse

Kabine

  • GFK-Sandwich, 80mm Bodenplatte mit Stahleinlagen für Aufnahmepunkten des Zwischenrahmens und der Scherentreppe, 50mm Wände und Dach
  • Außenmaße Kabine L 3650mm, H 190mm, B 2100mm
  • Alu Unterflur-Heckstaukästen für Außenküche und Ersatzteile
  • Scherentreppe eingekürzt auf 350mm
  • 5 x Seitz S4 Fenster mit Edelstahl Versenkrahmen
  • HPL beschichtetes Pappelsperrholz 18mm
  • Heckstauraum unter Bett samt Regal
  • Festes Heckbett mit Lattenrost L 2000mm, B 1400mm
  • Sitzgruppe L 190mm, B 80mm umbaubar als Bett für Tochter
  • Kleiderschrank H 1900mm, T 700mm, B 30mm
  • Airrail-Schiene zur Befestigung vom Sonnenschutz

Materialien

  • Weißes HPL-beschichtetes Pappelsperrholz 18mm für Möbel
  • Massives Ahornholz für Küchenarbeitsplatte, Waschbecken und Stab-Fußboden
  • 3-Schicht Holz 15mm für Unterbau Podest/Sitzgruppe und Heckbett
  • Ovatrol-Öl zum Versiegeln aller Hölzer wie Fußboden, Schnitt- und Sichtkanten und 3 Schicht Holz vom Unterbau des Bett und der Sitzgruppe
  • Siebdruckplatte 15mm für Boden Heckstauraum und Podest/Sitzgruppe
  • Alu U/L-Profile zur Befestigung der Möbel an Boden und Wand
  • Edelstahl-Klavierband für Türen und Klappen
  • Edelstahl-Schrauben und -Muttern
  • Dekalin MS-5 Polymerkleber
  • Dekalin abtupfbare Dichtmasse
  • Schwerlastauszüge mit je 50Kg Belastbarkeit pro Seite für die Schubladen unter dem Bett und die Außenküche

Küche

  • CAN 3-Flammen Innenküche
  • Dometic 85L Kühlschrank mit herausnehmbarem Gefrierfach
  • CAN 2-Flammen Außenküche im Unterflur Heckstaukasten

Elektrik

  • 240 Watt solar
  • 12V Anlage
  • Victron 2x100Ah LiFePo 4
  • Victron 12/1600/70 Wechselrichter
  • Victron 100/50 MPPT Solarladegrät
  • Victron 24/12/20 Batterie-zu-Batterie-Ladegerät
  • Victron 12/24/5 Batterie-zu-Batterie-Ladegerät
  • Victron Batteriemonitor 712 Smart
  • Philippi Tiefentladeschutz TSD 40
  • Philippi Sicherungspanel inklusive Tankmonitor

Beleuchtung

  • 10 x Lumicoin LED Leuchten innen und Stauräume, teilweise dimmbar

Wasser

    2 x 100L Frischwasser, getrennt befüllbar und entnehmbar

  • 80L Abwasser
  • Tanks frostsicher im Innenraum untergebracht
  • Famous Water Wasserfilteranlage
  • Elgena 15L 230V/Kühlwasser
  • Jabsco 4,8 Bar 5 Kammer Druckwasserpumpe mit Druckminderer und Filtersieb

Standheizung

  • Planar 2D Warmluft Diesel Heizung für Kabine, Bad und Heckstauraum
  • Binar 5D Warmwasser zur Motorvorwärmung und Warmwasser während Fahrt/Stand

Bad

  • Nature’s Head Trockentoilette
  • Warm-/Kaltwasser mit Waschbecken hochklappbar
  • Nasszelle mit Duschwanne (Edelstahl, 2 Abläufe und Bilgenpumpe) ist geplant

WiFi/Navigation

  • Garmin Camper LMT-D 770 mit BC30 Rückfahrkamera
  • iPad 4 Mini mit Gaia, Pocketearth, Maps.me und Map Out
  • Externer GPS Bluetooth Empfänger GNS 2000
  • Teltonika RUT 955 WiFi Router mit externer Dachantenne (GPS, LTE, WiFi) und 2 SIM Slots

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Gruß von JG Offroad.
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Fotos: Jörg Gelzhäuser