Erlebte Geschichte Europas – Von Polen in die Ukraine fuhr Wojtek Jelen mit seiner Frau und den Schwiegereltern. Eine Reise in die Vergangenheit und einem glücklichen Wiedersehen.
Meine Mutter ist gebürtig aus dem Grenzgebiet der jetzigen Westukraine. Dieses Gebiet, die Kresy, wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder von verschiedenen Regierungen übernommen. Als meine Mutter dort aufwuchs, war es Polen zugehörig. Als Russland es übernahm, floh sie mit ihren Eltern im Alter von vier Jahren nach Polen. Die Kresy ist allein schon interessant aufgrund der wechselhaften Geschichte, die Sprache, Religion und Kultur verschiedener Länder vermischt hat.
Nun wollten wir mit meiner Mutter diese Gegend bereisen. Als Termin ließ sich nur Ende Oktober finden. Antjes Eltern interessierten sich ebenfalls für diese Region stark und gesellten sich dazu. Gemeinsam bereitete ich mich (Route und Orte) sowie die Eltern (Sehenswürdigkeiten und Geschichte) auf diese Reise vor.
Die Reise sollte auf jeden Fall nach Lemberg (Lviv, Lwow) und Tarnopil gehen, von dort nach Süden zu den Karpaten und zurück durch die Beskiden. Die Hotels haben wir vorab gebucht. Da wir als Hochzeitsdatum „so nebenbei“ den Tag vor der geplanten Abfahrt wählen mussten, entwickelte sich die Reise zu einer Hochzeitsreise mit Mutter und Schwiegereltern.
Unsere bisherigen Erfahrungen mit der Ukraine und vor allem den Grenzen waren nicht ganz so gut. Im Jahre 2012 standen wir bereits am Grenzübergang in Karczowa. Das Auto wurde beschlagnahmt und wir mussten 48 Stunden zwischen den Schranken, Soldaten und Zöllnern in einem Käfig für geklaute Fahrzeuge übernachten, aber das ist eine andere Geschichte. Bereits damals erfuhren wir, dass eine Reise in die Ukraine eine besondere Herausforderung darstellt.
Keine unproblematische Reise
Das Wetter sollte alles andere als gemütlich werden, Regen und Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt.
Nun habe ich meine Bedenken bezüglich so einer Reise gegenüber Antje geäußert. Wir sollten unsere Hochzeitsreise in die wilde Ukraine machen, wo wir schon an der Grenze festgehalten worden sind, für ca. zehn Tage mit unseren Eltern (Durchschnittsalter 78 Jahre). Und das alles bei eisigem Wetter mit Regen und Sturm. Ich sah das als ein mindestens „schwieriges, logistisches Unternehmen“ an.
Zwei Wochen mit 5 Personen auf engstem Raum, persönliche Interessen bezüglich der Reiseziele berücksichtigen, häufige Pausen, spezielle individuell angepasste Reiseapotheke, früh ins Bett gehen und früh aufstehen, entsprechende Übernachtungen mit Verpflegung, längere Strecken mit schlechten Straßen und offroad fahren etc.
Was mich aber überzeugte, diese Reise unbedingt zu machen, war die Antwort von Antje, nämlich „mit voll ausgerüstetem Geländewagen im Sommer bei bestem Wetter kann ja jeder!“. Da hatte sie Recht.
Beschlossene Sache: Hochzeitsreise mit Eltern unter widrigen Bedingungen
Somit stand unsere Herausforderung: Offroad-Hochzeitsreise im November mit unseren Eltern in die wilde Ukraine. Zusätzlich dachte ich mir, dass drei abgehärtete Rentner auch im Falle von Polizeikontrollen oder Feststecken im Matsch eine gute Hilfe sein könnten. Sie wollten schließlich etwas erleben und sie haben auch etwas erlebt.
Für die Reise nach Ukraine braucht man nicht viel: einen Pass, Fahrzeugpapiere mit grüner Karte, Führerschein wie auch sehr starke Nerven und Geduld für die Grenzformalitäten. Antje war beschäftigt mit der Notfallapotheke, hier waren besonders Herz- und Kreislaufpräparate gefragt.
Nachdem wir alles gepackt hatten, fuhren wir an einem Samstag mit unseren Eltern in Richtung Ukraine los. Die durchgehende Autobahn A4 in Polen von Olszyna bis nach Karczowa ist bis auf die ersten 40 km sehr gut. Am Anfang fährt man noch auf den alten Betonplatten aus den 30er Jahren, die Geschwindigkeit muss gedrosselt werden und die Stoßdämpfer sowie Federung werden bereits hier einem Härtetest unterzogen.
In Polen gibt es noch keinen Euro, aber es lohnt sich nicht direkt an der Grenze das Geld umzutauschen, sondern erst einige Kilometer später. Fast an jeder Tankstelle gibt es später eine Wechselstube/Kantor mit deutlich besserem Kurs. Die Autobahnen sind stellenweise kostenpflichtig, dies ist aber auch kein Problem, da man auch in Euro oder mit der EC-Karte bezahlen kann. Die Parkplätze mit Toiletten und kleinen Restaurants sind gut ausgebaut (dank EU-Unterstützung).
Ungewisse Grenzpassage
In Karczowa angekommen dachten Antje und ich sofort an unser altes Grenztrauma von 2012, wo wir 24 Stunden aufgehalten worden waren und in einer Art Käfig im Auto übernachten mussten, bevor wir nach Zahlung von schwarz getauschten 2000 Dollar Kaution weiter fahren durften.
Heute waren nur drei Fahrzeuge vor uns, ich rechnete mit einem schnellen Durchgang. Die polnischen Beamten verfügen bereits über modernste Technik mit Scanner für Pässe. Nach einer kurzen Kontrolle wünschten uns die Beamten viel Glück (!) und wir standen vor der ukrainischen Schranke. Hier erhält man zuerst den wichtigen „Talon“, einen Zettel, den man beim Verlassen des Grenzübergangs unbedingt wieder abgeben muss.
Vor der Passkontrolle tummelten sich etliche Leute vor einem 20 x 20 cm kleinen Fenster. Hier wurde jeder Pass akribisch kontrolliert und mit einem einzigen Finger in den Computer die Daten eingetippt. Mir fielen dabei besonders die langen und bunt lackierten Fingernägel der ukrainischen Beamtin auf. Da sie sich offensichtlich dieses Kunstwerk nicht kaputt machen wollte, ging die Prozedur ganz langsam und nach einer halben Stunde waren unsere Pässe kontrolliert.
Wir durften 4 Meter weiter fahren. Bei der Zollkontrolle wurde ich gefragt ob ich irgendwelche Menschen oder Tiere transportiere. Ein Blick nach hinten zu unseren Eltern, die schon eine Pause nötig hatten, reichte den Beamten nun vollkommen und wir durften bis zur letzten Schranke vorfahren. Ich dachte nur, dass unsere Eltern bereits jetzt ihre Rolle erfüllt haben und schon etwas erlebt hatten. An der dritten Schranke wartete bereits ein Soldat auf uns. Etwas widerwillig nahm er den Talon an sich um ihn zu zerreißen. Die Schranke ging hoch und wir waren endlich nach zwei Stunden in der Ukraine.
Normale Straßen in der Ukraine sind Offroad-Strecken
Offroad zu fahren in der Ukraine ist ganz einfach. Man fährt von der Hauptstraße ab und schon hat man alles, was das Herz eines Geländewagen-Fahrers begehrt. Sämtliche guten asphaltierten Straßen wurden in der Ukraine vor der Europa-Fußballmeisterschaft Polen-Ukraine 2012 gebaut. Fährt man von diesen Straßen ab, hat man schon entweder nur Löcher oder Schotterpisten.
Die gut asphaltierte Straße endet an der Stadtgrenze von Lemberg. Ab da dankten wir wieder unseren Stoßdämpfern und erreichen müde aber gesund unser Hotel in Lemberg.
Die weiteren zwei Tage waren wir mit spannender Stadtbesichtigung, Kennenlernen der deutschen, polnischen sowie jüdischen Geschichte in dieser Region beschäftigt.
Wir haben hier sehr viele interessante Leute getroffen und Gespräche über Vergangenheit und Zukunft der Ukraine geführt. Allein das wäre schon einen Artikel wert. Durch Insider-Tipps von Vasilij genossen wir die ukrainische Küche sowie Getränke in besonderen Gaststätten und Cafés.
Das Tourist-Center am Marktplatz war eine sehr gute Adresse, um die Stadtbesichtigung mit einem lustigen und sehr gut informierten Guide zu organisieren. Der Landcruiser wurde für diese Zeit auf einen privaten Hof auf Empfehlung des Hotels abgestellt. Das Fahren in der Stadt ist einfach: je größere und stärkerer das Auto umso einfacher. Fußgänger müssen sehr aufpassen.
Weiter von Lemberg nach Ternopil
Von Lemberg nach Ternopil haben wir für die 130 Kilometer circa 3 Stunden gebraucht. Unterwegs beobachteten wir halsbrecherische Überholmanöver der ukrainischen PKW- und LKW-Fahrer. Es gab vereinzelte Polizeikontrollen und diesmal wurden wir glücklicherweise nicht angehalten. Wir hatten keine Vorstellung von Ternopil als Stadt und keine Ahnung, was uns erwarten sollte. Für die Übernachtungen haben wir uns ein postkommunistisches Hotel im Stil der 80er Jahre direkt im Zentrum gesucht.
Der Landcruiser rollte auf einen bewachten Parkplatz im Hinterhof und das Gepäck wurde ausgepackt. Der Wachmann mit seinem Kumpan in einer kleinen Hütte, die nach Zigaretten und Alkohol roch, schienen uns nicht besonders vertrauenswürdig. Eine andere Möglichkeit hatten wir aber nicht.
Die nächsten zwei Tage nutzten wir um die Stadt und Umgebung kennenzulernen. Ternopil hat uns positiv überrascht. Es ist eine moderne und eine sich dynamisch entwickelnde Stadt mit einer großen Passage für Fußgänger. Dort haben sich ein älteres Theater, Kinos und viele Bars und Restaurants angesiedelt.
Schwierige Geschichte
Wir haben uns auf alte Kirchen sowie Museen konzentriert. Besonders beeindruckt hat uns das Museum für politische Gefangene, welches sich in einem Keller befand. Dort wo diese Gefangenen tatsächlich festgehalten und gefoltert worden waren. Die Führung wurde durch einen ehemaligen Häftling durchgeführt. Man kann sich leicht vorstellen, wie emotional und auch unheimlich so eine Führung ist. Nebenbei erfährt man viel über die neuere Geschichte der Ukraine auf eine unkonventionelle Weise. Eine heiße Diskussion über Krieg, Ukraine und EU beendete die Führung. Danach brauchten wir erst mal eine kleine mentale Pause.
Abends belebt sich die Stadt
Wir besuchten eines der zahlreichen Restaurants am Marktplatz. Am Abend füllte sich die Stadt mit jungen Leuten, die sowohl in verschiedene Bars als auch entsprechend angezogen für die Abendvorstellung im Theater unterwegs waren. Dieses bunte Treiben hat uns sehr gefallen und wir ließen den Abend in unserem glitzernden Salon unseres Hotels (alles in wildem Grün) ausklingen, selbstverständlich begleitet von ohrenbetäubender Livemusik, die jede Unterhaltung erschwerte.
Familienbesuche
Nach einem hervorragenden Frühstück wurde beschlossen, die entfernte Familie meiner Mutter zu suchen. Sie war vor siebzig Jahren von einem Dorf in der Nähe Ternopils mit den Eltern geflohen, als man die Familien mit polnischen Mitgliedern vertrieb.
Ausgestattet mit einem einzigen, vor fast 70 Jahren auf Russisch geschriebenen Brief brachen wir nach Terebovlja auf. Eine etwas holprige Straße führte uns in Handumdrehen in die ursprüngliche Ukraine.
Hilfsbereitschaft bei der Suche nach der Familie
Zunächst ging es zur Kirche, in der Hoffnung, dort auf einen Einblick in das alte Kirchenchor zu erhalten. Diese war jedoch verschlossen, daher schauten wir uns um und fanden Menschen auf einem neben der Kirche gelegenen Bauernhof. Hier fanden wir eine Frau, die wiederum in einem kleinen Laden in der Nähe jemanden fand, der mit dem Namen der Familie meiner Mutter etwas verband. Das Glück war auf unserer Seite! Alle waren in heller Aufregung, als ob wir nach einem seit langem verschollen Schatz suchen würden. Einige neugierige Einheimischen schalteten sich ein. Jeder wollte helfen.
Die Verkäuferin im kleinen Laden am Bauernhof kannte tatsächlich die entfernte Cousine meiner Mutter. Sie würde noch leben, sei aber umgezogen. Da die Wegbeschreibung in dieser Gegend recht schwierig ist, und sie kein Auto hatte, erklärte sie sich bereit, uns dorthin zu führen.
Die Aufregung der Reisenden erreichte somit die nächste Stufe und ich überlegte kurz, ob wir auch unsere Kreislaufmedikamente dabei hatten. Die Verkäuferin machte ihren Laden zu, warf eine Jacke bei den winterlichen Temperaturen über die Schulter und dann fuhren wir alle sechs eng zusammengequetscht im Landcruiser zu der Cousine meiner Mutter.
Der Weg führte uns durch eine matschige und sehr holprige Piste. In einer Siedlung, einige Kilometer außerhalb des Städtchens standen wir nun vor einem einfachen Haus, wo die Cousine wohnen sollte. Das Haus wurde, wie in der Ukraine üblich, durch einen riesigen Hund bewacht.
Wir klingelten am Tor, aber es schien niemand zu Hause zu sein. Wir standen dort, gefühlt am Ende der Welt auf einem matschigen Feldweg zwischen den Höfen. Nach kurzer Zeit tauchten weitere Nachbarn auf und boten ihre Hilfe an. Jemand öffnet das Tor, ein anderer lief zur Tür und klopfte an das Fenster. Die Gardinen bewegten sich, es knackte im Schloss und die Tür ging auf.
Emotionen nach 70 Jahren Trennung
In der Tür stand eine kleine, mit bunten Kopftuch geschmückte und verängstigte Frau, meine Tante! Nach einer kurzen Erklärung konnte sie kaum glauben, wen sie da vor sich hatte. Sie hatten sich 70 Jahre nicht gesehen und nicht gehört und keine von ihnen hatte noch geglaubt, dass die andere noch lebte. Es war ein sehr emotionaler Moment mit vielen Tränen. Jetzt befürchtete ich endgültig, die Herzmedikamente rausholen zu müssen!
Danach folgte eine lange Begrüßungszeremonie, sowie leckeres Essen und selbstverständlich Trinken des ukrainischen selbstgemachten Schnapses.
Wie Buschfeuer breitete sich diese Nachricht im Dorf aus bei den weiteren, noch lebenden Familienmitgliedern. Es stand ausser Frage, dass wir sie alle besuchen mussten. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Besuchen, Erzählungen und Kennenlernen von weiteren Onkeln und Tanten in der alten Ukraine. Auch das alte Haus meiner Mutter, wo sie geboren und aufgewachsen war, wurde uns gezeigt.
Erschöpft aber glücklich
Am Ende des Tages erschöpft, aber überwältigt von den Ereignissen fuhren wir zurück ins Hotel. Meine Mutter versteckte in ihrer kleinen Tasche sämtliche Zettel mit Adressen und Telefonnummern unserer neuen alten ukrainischen Familie.
Im Hotel ließen wir uns selbstverständlich nicht die Live Musik entgehen und verbrachten den Abend bei ukrainischem Wein und weiteren Erzählungen. Ich dachte an die Trennungen in Europa und wie kompliziert die Geschichte von Deutschland, Polen, Ukraine und Russland miteinander verwoben ist. Für alle war es ein besonderer Tag.
Am nächsten Tag nahmen wir Abschied von unserem Hotel. Dort gab man uns, nachdem meine Mutter die Erlebnisse des Vortages berichtet hatte, noch einige Geschenke mit auf dem Weg. Wir fuhren vom Parkplatz runter und winkten dem Parkplatz-Wächter, der uns doch nicht enttäuscht hatte.
Das nächste Ziel war Truskawec, ein kleiner Kurort in den Karpaten. Wir wollten eine kleine Schleife über die Karpaten machen, einige kleine Dörfer mit Kirchen besuchen und dann am Abend in Truskawec ankommen.
Es waren insgesamt etwa über 300 Kilometer und wir haben absichtlich auf die Hauptstraße verzichtet. So konnten wir noch mehr von der Ukraine und der Gegend „erfahren“.
Der Nachteil war, dass es sich bei so einem Unternehmen um reines Offroadfahren handelt. Kurz gesagt war dieser Tag wieder ein Test für die Maschine und die Menschen. Aber unsere Eltern genossen die abenteuerliche Reise und kommentierten die Straßenverhältnisse immer cooler.
Matschige Pisten, Riesenlöcher im Asphalt, unwegsames Gelände, abgerissene Brücken, ständige Routenwechsel sowie ein fantastisches Mittagessen in einer Schmugglerbar haben den Tag bis zum Rand ausgefüllt. Alle waren ordentlich durchgeschüttelt aber glücklich. Sogar am Ende der Reise in Truskawez wartete auf uns noch ein kleines Abenteuer.
Unsere Pension war mit dem Auto nicht erreichbar und wir rollten frech mit unserem dreckigen und voll beladen Landcruiser durch eine überfüllte Fußgängerzone. Es gab keine andere Lösung, da alle sehr müde waren und eine Pause wie auch ein Bad brauchten.
Truskawez ist typischer Kurort mit heißen Quellen, gesundem stinkenden Wasser und Trinkhallen. Die Stadt ist voll mit Bars, Cafés, wo überall (ohrenbetäubende) Live- oder Discomusik herrscht. Wir haben diese Atmosphäre sehr genossen, wollten dann aber doch so schnell wie möglich von hier wieder verschwinden. Die Wildnis der Ukraine vom Vortag hatte uns viel mehr gefallen. Am nächsten Tag besuchten wir noch die berühmte Trinkhalle sowie die Fußgängerzone mit den üblichen Geschäften und unzähligen Souvenirshops.
Die weitere Reise führte uns zurück nach Polen. Wie wollten diesmal einen kleinen Grenzübergang nur für PKWs nehmen. Wir fuhren zur Grenze wieder durch unzählige, schöne ukrainische Dörfer.
Taktik an der Grenze
Gegen 12 Uhr standen wir vor einer Schranke mit roter Ampel. Trotz der Beschilderung der Durchfahrten für EU und nicht EU Bürger, stellte sich jeder, wie er wollte und es gab ein Riesendurcheinander. Wie lange wir hier verbringen würden, war nicht absehbar, da alles nur nach immer mehr Verzögerung aussah. Wir befürchteten, hier viele Stunden zu verbringen, und das mit unseren alten Eltern.
Um das Ganze zu beschleunigen, entwickelte ich folgende Taktik: zwischen Pass- und Zollkontrolle baten wir unsere Eltern, sich warm anzuziehen und aus dem Auto zu steigen und somit mit ihrem Auftreten für etwas Unruhe zu sorgen. Was konnte schon passieren, dachte ich mir und auf die Toilette müssen die auch alle. Ferner überschritt ich mit den vorderen Rädern um 10 Zentimeter eine imaginäre weiße Linie, was den Zollbeamten auf der polnischen Seite sehr nervös machte.
Als die Kofferkontrolle anstand, gab es lautes Lamentieren unserer Rentner, was das ganze doch erheblich beschleunigte. Durch diese sehr kurze und knappe Zollkontrolle blieben uns sämtliche mitgeführten ukrainische Waren erhalten. Die letzte Schranke war schon längst offen, trotzdem brauchen wir noch ein bisschen Zeit, um wieder ins Auto einzusteigen. Wir winkten den nervösen Beamten zu und waren wieder in der EU.
Meine Schwiegereltern fuhren dann aus Schlesien mit ihrem Auto wieder nach Hause. Antje und ich haben die Tour noch um eine Woche in Niederschlesien und den Sudeten verlängert. Das ist aber noch eine andere Geschichte.
Alles gut überstanden
Fazit: Eine Offroad-Hochzeitreise in die Ukraine kann ich auf jeden Fall empfehlen, erst recht mit Schwiegereltern und Eltern, da diese durch ihre Ideen und Wahrnehmung die gemeinsame Reise mitgestaltet und bereichert haben.
So möchte ich mich noch herzlich bei unseren Eltern für gute Laune und Ausdauer bedanken und dass sie immer noch Lust haben, den ganzen Quatsch mit uns zu machen!
Über den Autor: Wojtek und seine Frau Antje sind Chirurgen. Ihre Leidenschaft ist ihr Beruf und das Reisen. Ihre Abenteuerlust führt sie immer zu interessanten Menschen und Orten, die sie begeistern. Mehr von ihren Reisen gibt es auf ihrem Blog: Explorer-docs.de
© Fotos: Wojtek Jelen