Heute stellen wir euch mal ein ganz besonderes Offroad-Fahrzeug vor. Den Volvo C303 Panzerjäger von Jörg. Ist ein C303 schon eine eher seltene Erscheinung auf deutschen Straßen und im Gelände, so ist es diese offene Variante umso mehr.
Der Volvo C303 wurde ursprünglich für das schwedische Militär gebaut und ist auf den ersten Blick wegen der gemeinsamen Kastenform leicht mit einem der bekannteren Pinzgauer wie beispielsweise Moe´s Overlanding Pinzgauer zu verwechseln. Hoch, eckig und relativ schmal. Wobei der Volvo tatsächlich mit 1,90 Metern etwas breiter als der Pinzgauer ist. Der Volvo C303 ist der Nachfolger des legendären Volvo L3314, welcher euch bestimmt auch als Lappländer bekannt ist. Daneben gibt es auch noch den C202. Dieser war für den zivilen Markt gedacht. Die C303 wurden in drei Basisversionen gebaut, dem C303 4×4, dem C304 6×6 und dem C306 6×6. Je nach beabsichtigten Einsatzzweck standen verschiedene Karosserievarianten zur Auswahl.
Der Volvo C303 ist hochgeländegängig
Verwendet wird die geschlossene Version hauptsächlich zum Transport von Mannschaft und Material oder als Ambulanzfahrzeug in unwegsamem Gelände. Es gibt noch weitere Versionen. So sind ebenso Funk- und Kommandowagen auf Basis des C303 gebaut wurden. Die Fahrzeuge sind hochgeländegängig und haben damit ideale Voraussetzungen auch für den privaten Offroadspaß. Die militärischen Varianten werden übrigens auch als TB, Terrängbil für Geländewagen, bezeichnet. Land Rover hatte ebenfalls einen solchen hochgeländegängigen Klein-LKW im Programm, den Forward Control 101 mit V8 Motor. Ein solches Exemplar dient heute als Matsch&Piste Gelände-Messefahrzeug.
Das Fahrzeug, welches wir euch heute vorstellen, ist ein sogenannter Panzerjäger oder genauer gesagt ein Pansarvärnspjästerrängbil, was zu Deutsch Panzerabwehrkanonenträger heißt. Der C303 hat in dieser Variante klappbare Bügel, eine herunterklappbare Frontscheibe und Plane anstatt eines festen Aufbaus. Auf den für ein Militärfahrzeug der 70er Jahre typisch spartanischen Sitzen finden bis zu fünf Mann Besatzung Platz. Dazwischen ist Raum für eine 90 mm Panzerabwehrkanone, der Pansarvärnspjäs 1110. Fast eine Tonne darf der Volvo zuladen. Durch die Klappmöglichkeiten ist ein Rundumfeuer über 360 Grad möglich. Davon ist in diesem demilitarisierten Fahrzeug natürlich nichts mehr übrig.
Wir fahren mit dem Volvo C303 Panzerjäger ein bisschen ins Gelände
Dazu muss ich zunächst einmal den Beifahrersitz regelrecht erklimmen. Als erstes fällt der extrem ruhige Motorlauf des Volvos auf. Das sonore Schnurren des Benziners ist so gar nicht das, was das martialische äußere Erscheinungsbild erwarten lässt. Der Volvo C303 wird von einem Sechs-Zylinder-Reihenmotor mit rund drei Litern Hubraum, zwei Vergasern und 117 PS befeuert. Damit soll eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/ h möglich sein. Die mittige Anordnung des Aggregats sorgt für eine günstige Gewichtsverteilung. Das kommt den hervorragenden Geländeeigenschaften entgegen. Jörgs Fahrzeug ist zudem auf Gas umgebaut. 100 Liter LPG fast der große Tank im Heck, wo einst Munition verstaut war.
Los geht’s. Nanu, schon folgt die zweite Überraschung. Für ein blattgefedertes Militärfahrzeug älterer Bauart, hat der Volvo C303 Panzerjäger ein erstaunlich komfortables Fahrwerk. Der Wagen steht vorne und hinten auf blattgefederten Starachsen mit Portalen. Zum Komfort tragen sicherlich die großen und fast schon ballonartig wirkenden Reifen in den Dimension 35 x 12.5 R 16 bei. Der Volvo lebt auf großem Fuß und zusammen mit den Portalen ergibt sich so eine beeindruckende Bodenfreiheit, welche original bei fast 40 Zentimetern liegt.
Die Plane lassen wir bei diesem herrlichen Sommerwetter natürlich weg und genießen den angenehmen Fahrtwind bei den hochsommerlichen Temperaturen. Im Winter sorgt eine gute Heizung inklusive Defrosterfunktion für die Scheiben – typisch schwedisch – ebenfalls für angenehme Temperaturen im Innenraum.
Der Innenraum ist nutzfahrzeugtypisch übersichtlich gehalten
Hier gibt es nur das Nötigste und alle Bedienelemente und Schalter sind so ausgelegt, dass sie mit Handschuhen gut zu bedienen sind. Der Volvo C303 Panzerjäger hat ein Vier-Gang Schaltgetriebe, Zuschaltallrad und Geländeuntersetzung. Hinzu gesellen sich pneumatisch betätigte Achssperren für vorne und hinten. Hochgeländegängig eben.
Hoppla, wo ist denn der Hebel für die Untersetzung? Noch so eine Besonderheit des Volvos. Die Untersetzung rückt der Fahrer mit dem gewöhnlichen Schalthebel, mit dem auch das Schaltgetriebe bedient wird, ein und aus. Dazu einmal den Hebel nach rechts, kurz gerührt und wieder zurück in die Schaltkulisse für das Vier-Gang Schaltgetriebe – einfach und gut.
Im Cockpit fallen weitere gute Lösungen auf. Die gesamte Bedienmimik für die Allradtechnik ist durch eine Plastikabdeckung geschützt. Denn wir erinnern uns, dieses Fahrzeug kann offen gefahren werden.
Zwischen dem Fahrer- und Beifahrersitz befindet sich eine Luke. Mal sehen was sich dahinter verbirgt. Die Luke gibt den Blick und einfachen Zugang zum Motor frei. Das ist sehr praktikabel gelöst.
Ebenso praxisorientiert sind die Vielzahl an Stauklappen im Heck und die große Klappstufe, welche gleichzeitig als Schutzbügel dient.
Dieser Volvo C303 Panzerjäger ist ein beeindruckendes Offroadgerät
Ein paar Veränderungen für den Offroadeinsatz hat der zivile Vorbesitzer bereits vorgenommen. Dazu gehört eine 4.5t Winde an der Front. Jörg hat seinem C303 Panzerjäger, oder dem „guten Panzi“ wie er ihn liebevoll nennt, dann noch einen neuen Kühler spendiert. Viele der Fahrzeuge haben über kurz oder lang Kühlprobleme. Diese sind nun abgestellt, der Kühler hat mit seinem Hochleistungsnetz etwa die dreifache Fläche wie ein Originalkühler.
Technisch ist dieser Volvo C303 Panzerjäger aus dem Jahr 1978 ohnehin in einem exzellenten Zustand. Gammel, Korrosion und Wartungsstau sucht ihr hier vergeblich.
So langsam kehren wir jetzt von unserem Ausflug mit dem Volvo C303 Panzerjäger zurück. Es macht richtig Spaß mit diesem interessanten Fahrzeug unterwegs zu sein. Das liegt nicht zuletzt an dem nahezu schon dynamischem Fahrverhalten. Dies ist ein richtig tolles Offroadgefährt. Wir wünschen Jörg weiterhin viel Spaß mit diesem beeindruckenden Gerät.
Viele weitere interessante Offroad-Fahrzeuge und Umbauten findet ihr in unserer Rubrik Fahrzeuge.
© Fotos: Björn Eldracher