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Fünf Tage Ineos Grenadier im Test

Ein Offroader auf der Suche nach seiner Zielgruppe

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem Andreas, mein Mann, der bei der Ineos arbeitet, mich anrief und mir aufgeregt erzählte: „Jim Ratcliffe, will den Defender nachbauen.“ Jim Ratcliffe, das ist einer der reichsten Briten und Inhaber der Ineos. Das war kurz nachdem die Produktion des Defender, wie wir ihn kannten, eingestellt wurde. Jetzt sind die ersten Fahrzeuge ausgeliefert worden und ich durfte einen davon fünf Tage lang testen. Ist der Ineos Grenadier tatsächlich der neue Defender? Was der Offroader kann, wie er mir gefällt und wer die Zielgruppe sein könnte, erfahrt ihr hier.

Es ist bereits Abend als ich in Isábena am Rande der spanischen Pyrenäen ankomme. Wir, das sind Mitarbeiter aus dem Team von Ineos und einige Journalisten, treffen uns in einem Bungalow-Dorf. Das Lagerfeuer brennt in einer Ineos-Feuerschale, riesige Steaks brutzeln auf dem Grill. Morgen geht es los, wir fahren mit acht Grenadier von Spanien zurück zum Ineos-Werk nach Hambach. Genug Zeit, um zu testen, was der Grenadier so kann.

Das Äußere des Ineos Grenadier

Vor dem Essen schlendere ich noch ein bisschen den Weg entlang. Aufgereiht stehen da zehn Grenadier und warten geduldig auf ihren nächsten Einsatz. Etwas abseits steht ein Prototyp des Quartermaster, dem Pick-up von Ineos. Aus dem Augenwinkel scheint es so, als sähe man dort eine Reihe Defender stehen. Nur der Kühlergrill wirkt gedrungener und die Alpinfenster fehlen, dafür hat der Grenadier eine Dachreling mit vier Streben zum Verzurren.

Ineos Grenadier im Test - Quartermaster Pick-up
Der Ineos Grenadier Quartermaster
Ineos Grenadier im Test - Quartermaster Pick-up
Der Ineos Grenadier Quartermaster

Das Herzstück des Ineos Grenadier ist, wie bei den meisten Offroadern, ein Chassis mit Leiterrahmen. Vorne und hinten hat der Grenadier Starrachsen, die aus der Schmiede von Carraro kommen. Eine Firma, die auch Achsen für große Traktoren herstellt, die Achsen sollten also was aushalten. Der Allrad ist permanent.

Gut schaut er aus, finde ich. Obwohl ich ihn anfangs seltsam fand, gewöhne ich mich schnell an sein Aussehen. „Sieht aus wie ein Defender mit Schnupfen“, schreibt mir jemand auf Instagram. Ich schmunzele. Aber genug Autos geguckt, jetzt erst mal Steak.

Tag 1 – Isábena – Ax les Thermes

Die Hecktüre 30 zu 70

Als ich am nächsten Morgen meine Tasche in den Kofferraum einladen möchte, fällt mir sofort etwas Merkwürdiges auf. Die kleinere der beiden Hecktüren ist irgendwie zu klein. Selbst mein Handgepäck will durch die schmale Öffnung nicht passen. Nun gut, wer mich kennt weiß, dass ich immer alles mitschleppe, was sich als nützlich erweisen könnte. Ich muss auf jeden Fall immer beide Türen öffnen. Soll heißen, das 30/70-Verhältnis der Türen finde ich nicht gelungen, zumal ich zum Öffnen der zweiten Tür immer drinnen den Griff suchen muss. Also direkt mal geistig einen Punktabzug machen. Umgekehrt wäre es cleverer gewesen.

Ich versuche elegant einzusteigen, wie ich das von meinem Defender gewohnt bin, scheitere aber erstmal und suche nach einem Halte-Griff. Wie alt bin ich noch mal? Egal, das mit dem elegant einsteigen, übe ich noch ein paar mal, bis es auch ohne Griff funktioniert. Mein Defender hat schließlich auch keinen. Passt also. Aber der Griff kann nachgerüstet werden.

Das Cockpit

Das Lenkrad ist verhältnismäßig klein, liegt aber gut in der Hand. Der Rest des Cockpits erinnert mich eher an ein Flugzeug, als an ein Auto. Schalter vor mir, Schalter über mir. Und oben an der Mittelkonsole ein kleines Display, das anzeigt, ob der Beifahrer-Airbag ausgeschaltet ist. Erinnert mich sehr an die ‚Bitte Anschnallen‘-Anzeige im Flugzeug.

Die Schalter sind in silberfarbenem Plastik eingelassen, das die Anmutung von Aluminium haben soll. Zwischenräume suggerieren, dass der geneigte Umbauer, einfach einzelne Elemente abschrauben und neue Schalter einbauen kann. Bei näherem Hinsehen besteht die Verblendung jedoch aus einem kompletten Teil und die einzelnen Elemente sind eigentlich nur Show. Wäre mir im ersten Moment gar nicht aufgefallen, hätte mich später nicht einer der Mitreisenden darauf aufmerksam gemacht. Dennoch wirkt das nicht so edel, wie es hätte sein können.

Der Knopf mit der Aufschrift „Hazard“ hat es mir angetan. Mit den beiden Bügeln an der Seite sieht es so aus, als wäre das der Schleudersitz. Beim Drücken stellt sich natürlich raus, dass es sich dabei nur um die Warnblinkanlage handelt. Ein wenig enttäuschend, aber sicherlich besser als versehentlich nach dem Drücken aus dem Auto geschleudert zu werden.

Ineos Grenadier im Test - Cockpit

Mein zweiter Lieblingsknopf ist der kleine rote Knopf im Lenkrad. Auf dem Knopf ist ein Fahrrad abgebildet, was darauf hinweist, dass es sich um eine Hupe handelt, die speziell darauf ausgelegt ist, Fahrradfahrer nicht zu erschrecken. Denn die Hupe des Grenadier ist mächtig. Was etwas ist, dass sich so mancher Defender-Fahrer schon immer gewünscht hat: eine männliche Hupe bitte.

Unter den Schaltern an der Decke befindet sich der Wading-Mode, der Offroad-Mode und, je nach Ausstattung, je ein Schalter für die vordere und die hintere Sperre. Außerdem sehe ich eine Reihe von Schaltern für Steckdosen im Fahrzeug. Unter anderem können hier auch die Steckdosen in der Cubbybox angeschaltet werden, wenn die Zündung ausgeschaltet ist.

Ineos Grenadier im Test - Cockpit

Die Cubbybox ist etwas weniger prominent als beim Defender und nach hinten versetzt, so dass sie nicht im Weg ist. In der Cubbybox ist eine Zigarettenanzünder-Dose, eine USB-C- und eine USB-A-Dose. Die Stecker in der Cubbybox einzustecken, ist allerdings ein wenig fummelig. Die Kabel werden durch zwei Vertiefungen unter dem Deckel geführt, so dass sie nicht abknicken. Das ist clever. Für die Mitfahrenden auf den hinteren Plätzen gibt es noch einen USB-C- und einen USB-A-Anschluss an der Rückseite der Cubbybox.

Recht auffällig unter dem Display, dort wo sich oft in Fahrzeugen die Uhr befindet, hat der Grenadier einen Kompass mit digitaler Anzeige für Grad und Höhe. Insbesondere die Höhenangabe finde ich auf unserer Tour später als praktisch.

In der Mittelkonsole befindet sich neben dem Automatikhebel, der eins zu eins von BMW übernommen wurde, der Hebel für die Untersetzung und die Sperre des Mitteldifferenzials. Der Automatikhebel passt meines Erachtens vom Design her überhaupt nicht in den Wagen und ich finde die Benutzung irritierend.

Wirklich schön ist allerdings, dass der Grenadier keine elektronische Feststellbremse hat, sondern noch eine ordentliche Handbremse. Das mag ich. Und ein weiterer Pluspunkt für den Defender-Fahrer. Es gibt ein Handschuh-Fach!

Das Display

Hinter dem Lenkrad sehe ich nur ein kleines Display mit einem bunten Strauß an Warnleuchten, die sich zum Glück nur beim Starten des Fahrzeugs melden. Alles andere spielt sich auf dem 12,3-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole ab. Sehr gewöhnungsbedürftig finde ich, dass ich immer nach rechts gucken muss, um zu wissen, wie schnell ich fahre. Das kenne ich ansonsten nur von unserer alten Land Rover Serie 2a von 1971.

Es sind immer noch nicht alle in ihre Fahrzeuge gestiegen, also nutze ich die Zeit und klicke noch ein bisschen auf dem Display rum. Ein iPhone ist über Apple CarPlay verbunden und die Route vom Handy-Display wird mir auch auf dem großen Display angezeigt. Über das Display des Fahrzeugs kann ich auch auf weitere Programme auf dem Handy zugreifen. Steuern kann ich den Bildschirm über die Tasten am Lenkrad, den Drehregler in der Mittelkonsole oder den Touchscreen selbst.

Neben Fahrzeugeinstellungen finde ich das Offroad-Menü spannend. Neigungswinkel nach vorne/hinten, wie auch zur Seite, Lenkradeinschlag und Höhe kann ich da ablesen. Dazu werden mir der Reifendruck jedes Reifens, Öltemperatur und Verbrauch angezeigt. Dazu kann ich ein paar Einstellungen vornehmen, z.B. was wo im Display angezeigt werden soll. Tatsächlich hab ich aber nach meinem Rumklicken keine Veränderung feststellen können. Entweder nicht so intuitiv wie ich dachte, oder vielleicht noch nicht komplett ausgereift.

Ineos Grenadier im Test

Trotzdem freue ich mich, dass das Menü sehr reduziert ist und ich mich nicht durch 20 Untermenüs kämpfen muss, um zu finden, was ich suche. Nach einer Weile habe ich auch rausgefunden, wie ich den Beifahrer-Airbag einschalten kann. Was mich allerdings wundert, ist, dass das Licht bei „Beifahrer-Airbag on“ nach einer Zeit erlischt. Nur gut, dass ich am Steuer sitze.

Außerdem findet sich im Offroad-Menü noch die Navigations-App „Pathfinder“, die hauptsächlich zur Offroad-Navigation verwendet wird. Auf Wunsch kann ich hier Strecken aufzeichnen und später auch exportieren. Ein Straßennavigationssystem ist nicht integriert, warum auch, wenn das Display Google Maps vom Handy anzeigen kann. Alles in allem finde ich Display und Menüführung gut.

Erste Fahr-Eindrücke mit dem Ineos Grenadier

So lange genug an den Knöpfen gespielt, das Funkgerät quäkt und es geht los. Ich drehe den Zündschlüssel und freue mich, dass ich nicht einen unnötigen Knopf drücken muss. Wer braucht schon Keyless Go!

Auf den ersten Metern rückwärts, drehe ich mich wie gewohnt nach hinten um. Die zweigeteilte Hecktür und das Reserverad schränken den Blick ziemlich ein, nichts Neues für mich. Auf die Idee die Rückfahrkamera zu benutzen, komme ich erstmal nicht. Als ich dann doch versuche, mit der Kamera zu navigieren, stelle ich fest, dass ich auf dem mit Regentropfen verhangenen Kamerabild ohnehin nichts erkennen kann. Immerhin warnt mich die Park Distance Control vor Hindernissen.

Es geht los von Isábena in Richtung Andorra. Wir schlängeln uns schmale Straßen die Berge hinauf. Immer wieder hüllt uns dichter Nebel ein. Irgendwann sehen wir auf Wolken hinab, die über dem Tal hängen. So etwas ist für mich immer wieder ein Erlebnis.

Ineos Grenadier im Test

Die Lenkung

Ich hätte es anfangs nicht geglaubt, aber der Ineos Grenadier hat einen leicht größeren Wendekreis als mein 110er Defender. Die Lenkung ist auf der Straße etwas gewöhnungsbedürftig, da das Lenkrad nicht von alleine zurückläuft. Ein Kritikpunkt, der häufig zu hören ist, ist, dass die Rückstellkräfte scheinbar nicht groß genug sind. Der Grenadier hat eine Kugelumlauflenkung, die heutzutage immer noch bei Geländewagen und LKW eingesetzt wird. Bei hohen Geschwindigkeiten empfinde ich die Lenkung als etwas schwammig. Im Gelände hat sie aber den Vorteil, dass sie sehr robust ist und Schläge und Stöße besser abfängt.

Die Geräusch-Dämmung

Mir fällt auf, wie laut es ist im Innenraum ist. Der Motor ist deutlich zu hören, klingt aber sehr gut. Und auch die Reifen geben ihr Abrollgeräusch nach innen ab. Normalerweise ist es bei teuren Neufahrzeugen so: Man schließt die Tür, und die Welt bleibt draußen. Nicht so beim Grenadier, Tür zu und man ist weiterhin mitten drin. Doch als langjährige Defender-Fahrerin finde ich die Lautstärke eher beruhigend. Wer andere Fahrzeuge in dieser Preisklasse gewohnt ist, wird das sicher anders sehen.

Im Tal schlängelt sich die Straße eine Weile entlang eines Gebirgsflusses. Immer wieder fahren wir durch Tunnel, die in den rohen Fels gehauen sind. Die Strecke ist wirklich schön.

Ineos Grenadier im Test

Endlich offroad

Mittlerweile sind wir in Andorra und fahren einen Schotterweg zum Gipfel des Pic Negre hinauf. Das Fahrwerk fühlt sich gut an auf der holprigen Strecke. Untersetzung und Mittelsperre sind drin. Große Steine, kleinere Verschränkungen, alles kein Problem.

Die Piste geht steil bergauf. Tiefe Furchen ziehen sich durch den Matsch den Berg hinauf. Ich versuche es, habe aber nicht genug Schwung und auf der Hälfte haben die Reifen keinen Grip mehr. Ich lasse mich etwas zurückrollen, schalte über die Knöpfe in der Dachkonsole die vordere und die hintere Sperre hinzu.

Ineos Grenadier im Test - endlich offroad

Die Differenzialsperren vorne und hinten sind bei der Trialmaster-Edition serienmäßig, bei den anderen Modellen optional erhältlich. Die Sperren von Eaton Industries sind elektronisch gesteuert und sperren zu 100 Prozent.

Ich lasse mich wieder zurückrollen, versuche es erneut und bleibe wieder stecken. Jetzt ist es Zeit, den Beifahrer einmal versuchen zu lassen. Er fährt den Berg fast komplett rückwärts nach unten bis er mit allen Reifen auf der Wiese steht. Dann fährt er einen größeren Bogen außerhalb des Tracks über die Wiese. Das hat funktioniert, wir sind oben.

2.149 Höhenmeter zeigt das Display an. Auf dem Gipfel schneit es leicht, der Wind ist eisig. Eigentlich hatten wir geplant, die Strecke weiter zu fahren. Doch es hat seit Tagen geregnet und langsam wird es dunkel. Deshalb brechen wir ab und fahren die gleiche Strecke zurück. Und zum heutigen Bungalow-Park ist es auch noch ein Stückchen.

Tag 2 – Ax les Thermes – Millau

Am nächsten Morgen fahren wir durch die letzten Ausläufer der Pyrenäen. Berggipfel an Berggipfel. Der Himmel strahlt in dunkelblau und wir haben endlich Sonne. Eine Weile folgen wir der Piste und genießen die letzten Blicke auf die Berge.

Ineos Grenadier im Test

Das Bergpanorama ist einem Wald gewichen. Die Serpentinen winden sich zwischen den Bäumen hindurch. Mit gut 90 km/h fahren wir durch die Kurven. Der Grenadier liegt perfekt auf der Straße, kein Schwanken, kein Wackeln. Ich genieße die Fahrt.

Die Heizung

Doch irgendwann macht mir die Heizung zu schaffen, es ist entweder zu heiß oder zu kalt. Obwohl ich am Drehrad die Temperatur gradgenau genau einstellen kann, macht die Heizung was sie will. Für einen erfahrenen Defenderfahrer wie mich ist das natürlich kein Problem. Ich regle die Temperatur einfach durch das Öffnen des Fensters, ganz wie beim Defender. Ich schmunzele, wie nah sich Jim Ratcliffe hier am Original orientiert hat.

Kleinere Bugs

Zwischendurch lichtet sich der Wald, und hin und wieder fahren wir durch kleinere Dörfer. Die Straßen und die Kurven zwischen den Häusern sind recht eng. Wir halten immer mal wieder an. Das sind die Momente, in denen ich mich freue, dass der Ineos Grenadier nicht bei jedem Stopp ausgeht. Und das, obwohl die Start-Stop-Automatik eingeschaltet ist – offenbar ein Software-Fehler zu meinen Gunsten.

Ineos Grenadier im Test

Software-Fehler waren anfangs beim Grenadier ein großes Thema. Da wurde angezeigt, dass der Ölstand zu niedrig sei. Da gab es Leuchten, die sich nicht ausschalten ließen und andere Merkwürdigkeiten, die das Leben der Grenadier-Fahrer der ersten Generation bereicherten. Nach dem letzten Software-Update wurden allerdings die meisten, wenn auch nicht alle, Fehler behoben.

Eine Gesangseinlage

Langsam meldet sich mein Hunger – glücklicherweise genau zu dem Zeitpunkt, als wir an einer kleinen Holzhütte anhalten, in der wir heute essen wollen. Eine gemütliche Wärme empfängt uns im Restaurant L’Auberge du Rialet. Wir sitzen an einer langen Tafel und an der Wand hinter uns brennt ein kleines Feuer im Kamin.

Ineos Grenadier im Test

Der Kellner, der wohl auch Chefkoch und Restaurant-Besitzer ist, serviert uns große Platten mit Wurst, Schinken und selbst gemachter Pastete. Wir essen uns ordentlich satt, bis wir merken, dass da noch weitere Gänge folgen. Erst eine riesige Schüssel mit Salat, danach Kartoffel-Gratin und Fleisch, dann Käse und Dessert. Irgendwann fängt der Inhaber an, eine Operette zu singen. Und zwar richtig gut. Während wir pappsatt auf den Stühlen sitzen, lässt er sich sogar zu einem weiteren Ständchen hinreißen. Diesmal sogar mit Mikrofon und Instrumental-Musik aus der Anlage. Müde und erheitert klettern wir wieder in die Fahrzeuge und fahren los.

Die Tankanzeige

Nach einer Weile kommt über Funk die Mitteilung, dass wir an der nächsten Tankstelle einen Tankstop einlegen. Ich gucke auf die Tankanzeige und mein Diesel, sagt dass ich noch gut 200 km weit komme. Doch das mit der Tankanzeige ist tatsächlich so eine Sache beim Ineos Grenadier.

Benziner wie Diesel haben einen 90-Liter-Tank. Ist der Tank voll, wird die Reichweite mit „> 450 km“ angezeigt. Die Skala zeigt dann auch voll an. Allerdings bleibt die Tankanzeige sehr lange auf „voll“ stehen, nur um dann plötzlich auf „weniger als halb voll“ oder „ein Viertel voll“ umzuspringen.

Dachgepäckträger beim Ineos Grenadier

Während die Autos getankt werden, schaue ich mir die Dachreling an. Ein großer Kritikpunkt beim Ineos Grenadier war bislang, dass die Dachreling sich stark verformt, sobald man einen Dachträger montiert. Und ja, bei einigen Fahrzeugen kann ich das deutlich sehen.

Bei anderen, die keinen Dachträger haben, ist die Dachreling allerdings von Werk aus schon nicht komplett in Flucht. Doch bei den Fahrzeugen mit Dachträger sieht man die Verformung noch deutlicher. Manche Dachträgerhersteller versuchen das zu umgehen und befestigen den Träger an den Metallstangen, die seitlich am Dach des Ineos Grenadier angebracht sind. Ob die auch die vorgegebenen Dachlasten von 150 kg dynamisch und 420 kg statisch aushalten, weiß ich nicht. Zur Not könnte man Gepäck auch mit Hilfe der Stangen an der Seite und Gurten auf dem Dach befestigen. Wobei das Dach dadurch vermutlich verkratzen würde.

Sehr clever finde ich die Klappe seitlich am Dachträger, die direkt einen DEUTSCH-DT-Anschluss bietet, damit der Bastler dort seine Zusatzbeleuchtung anschließen kann.

Viaduc de Millau

Nach der kleinen Pause geht es weiter Richtung Millau. Eigentlich war geplant, dass wir uns am Nachmittag das Viaduc de Millau noch ansehen, doch durch die lange Mittagspause schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit, so dass wir gleich zu unserem Ziel fahren. Wir übernachten in Domaine Saint Esteve, das auf dem Berg oberhalb von Millau liegt. Der Sternenhimmel ist überragend und am nächsten Morgen haben wir eine großartige Sicht auf die Brücke im Nebel.

Ineos Grenadier im Test

Tag 3 – Millau – CLEPPÉ

Cleppé ist an diesem Tag unser Ziel. Wir tauschen heute die Fahrzeuge und ich fahre einen Benziner statt eines Diesels. Tatsächlich merke ich nach einer kurzen Fahrt kaum einen Unterschied zwischen dem Benziner und dem Diesel.

Diesel oder Benziner

Der Benziner ist ein BMW 3.0L Reihensechszylinder mit Turbo, der Diesel ein BMW 3.0L Twin-Turbo, auch ein Reihensechszylinder. Mir fällt nur auf, dass der Diesel beim Gasgeben eine kleine Gedenksekunde hat, bis er beschleunigt. Trotz variabler Turboladergeometrie ist wohl doch noch ein kleines Turboloch geblieben. Den Benziner finde ich etwas lauter, da er etwas höher dreht.

Dass der Benziner knapp 40 PS mehr hat, merkt man nicht. Vor allem nicht, weil der Diesel 100 Newtonmeter mehr Drehmoment hat. Der Unterschied liegt meines Erachtens hauptsächlich im Verbrauch. Je nach Fahrweise und ob mit Dachzelt oder nicht, verbraucht der Diesel zwischen 10,9 und 11,9 Liter auf 100 Kilometer, während der Benziner 13,9 bis 15,9 Liter benötigt.

Beide Modelle sind mit einem 8-Gang-Automatikgetriebe von ZF ausgestattet, das über manuelle Override- und Kickdown-Funktionen verfügt. Die Getriebe wurden von Magna Steyr für den Geländeeinsatz neu kalibriert und optimiert.

Noch einmal offroad

Weiter geht es wieder durch kurvige Waldstraßen und durch kleinere Dörfer. Irgendwann lichtet sich der Wald und links und rechts neben der Straße liegen Wiesen mit kleinen Felsen. Es ist nebelig. Die Landschaft erinnert mich ein wenig an Schottland.

Am Nachmittag klart es auf und wir fahren einen Weg unterhalb von Chateau du Sailhant entlang. Das über 1000 Jahre alte Schloss befindet sich in der Auvergne mitten in Frankreich. Es steht auf einem über 30 Meter hohen Felsen und wirkt sehr imposant.

Ineos Grenadier im Test

Für das Schloss haben wir keine Zeit, dafür aber für den steilen Waldweg auf dem wir noch ein bisschen die Offroad-Fähigkeiten des Wagens testen. Natürlich kein Problem für den Ineos Grenadier.

Die Reifen

Langsam wird der Waldweg matschiger. Links eine freie Fläche, auf der wohl ehemals Kiefern standen. Es geht steil bergab. Ich fahre sehr langsam, um sicherzustellen, dass der Wagen nicht ausbricht und den Berg herunterrutscht. Tatsächlich ist es mir dabei ein bisschen mulmig. Ich gebe nur so viel Gas, dass wir nicht im Morast stecken bleiben und der Wagen einigermaßen in der Spur bleibt. Die BF Goodrich AT-Reifen, die beim Trialmaster serienmäßig dabei sind, geben ihr Bestes und alles läuft glatt. Der Fieldmaster hat AT-Reifen von Bridgestone.

Am Abend kehren wir in der Orangerie de Chatel in Cleppé ein. Das ehemalige Gewächshaus für Zitrusfrüchte ist aus massivem Stein mit großen Fenstern. Es ist schon seit Generationen im Besitz der Familie. Die heutigen Besitzer haben es innerhalb von 8 Monaten komplett zu einem kleinen Hotel umgebaut. Es gibt fünf Zimmer und gegessen wird in der Küche. Zum Haus gehört ein 60 Hektar großer Park mit einem See. Es ist wirklich schön hier.

Ein paar von uns wollen heute Nacht die Dachzelte ausprobieren. Es ist zwar kein Berggipfel, aber dennoch ist die Kulisse malerisch. Die alten Bäume im riesigen Park und die Orangerie sehen fantastisch aus. Und der Grenadier passt einfach perfekt in den Vorgarten.

Der Preis

Tatsächlich entspannt sich im Laufe der Reise eine große Diskussion über den Preis. Wer sich vor Jahren einen 110er Defender mit Komplettausstattung kaufte, zahlte dafür knapp 50.000 Euro.

Der Preis des Ineos Grenadier liegt derzeit bei 82.000 Euro. Als die Idee des Grenadiers geboren war, sollte der Preis für den Wagen Anfangs mit einer 3 vorne im Bereich des Toyota Hilux liegen, dann stieg er auf gut 50.000 Euro, was ich angemessen finde. Rechnet man die Inflation der letzten Jahre noch rein, wären wir eher bei 62.000 Euro als bei 82.000 Euro.

Ineos Grenadier im Test

Zum Vergleich: Den neuen Ford Bronco gibt es ab 74.000 Euro, der neue Land Cruiser soll in einer ähnlichen Preisrange liegen, und der Wrangler 2024 mit Verbrenner-Motor liegt knapp unter 70.000 Euro. Damit liegt der Ineos Grenadier deutlich höher, auch wenn die Ausstattung nicht unbedingt luxuriöser als bei den oben genannten Fahrzeugen ist. (Stand November 2023)

Tag 4 – Cleppé – Charmes en Chalet

Die Sitze

Die Recaro-Sitze aus Leder sind bequem und nur manuell verstellbar. Keine Knöpfe, keine komplizierte elektronische Verstellung, keine Programmierung des Sitzes für verschiedene Personen. Einfach und funktional. Das gefällt mir.

Ich sitze ein wenig tiefer als beim Defender, finde es auf den langen Strecken aber trotzdem noch bequem. Vor allem habe ich zu allen Seiten mehr Platz als im Defender. Meine Arme liegen nicht auf der einen Seite auf der Tür und auf der anderen Seite auf der Cubbybox auf, was ich als sehr angenehm empfinde.

Am vierten Tag wechselt die Gruppe ein wenig. Björn und Stefan stoßen dazu. Björn, der genau zwei Meter groß ist, darf heute meinen Wagen fahren. Es wirkt etwas seltsam, wie er sich in den Sitz schält. Doch nachdem er den Sitz nach hinten verstellt hat, findet er es richtig bequem und hat sogar noch mehr als 10 Zentimeter Kopffreiheit.

Die Farben

Es geht durch Burgund und in die Champagne, weiterhin abseits von Autobahnen und Schnellstraßen. Ich vermisse die Berge und finde die Landschaft nicht mehr so reizvoll wie in den letzten Tagen. Wir diskutieren über die Farben des Ineos Grenadier, und tatsächlich kommt der hellblaue (Eldoret Blue) und der in blau metallic (Shale Blue) bei den meisten am besten an. Ich schwanke zwischen Eldoret Blue und Magic Mushroom, dessen Farbe tatsächlich an Pilze erinnert.

Die Namen der Farben mögen seltsam wirken, haben allerdings eine Bedeutung. So fand Jim Ratcliffe, der Inhaber von Ineos, dass die Beine der Schotten immer so weiß sind, und nannte das Weiß deshalb Scottish White. Eldoret Blue ist nach dem blauen Himmel von Eldoret benannt, einer Stadt in Kenia, mit der sich Sir Jim Ratcliffe sehr verbunden fühlt. Weitere Farben sind: Britannia Blue, Sela Green, Shale Blue, Queen’s Red, Inky Black, Donny Grey und Sterling Silver.

Ineos Grenadier im Test

Den Leiterrahmen gibt es in drei verschiedenen Farben: Halo Red, Rhino Grey und einfach Black. Bei jedem Kauf eines roten oder grauen Leiterrahmens werden 150 Euro an zwei gemeinnützige Organisationen gespendet.

Als wir im Charmes en Chalet, unserer heutigen Übernachtungsmöglichkeit ankommen, ist es schon wieder dunkel. Die Blockhütten sind mit Lichterketten geschmückt und wirken schon sehr weihnachtlich. Das Innenleben der Holzhütten finde ich sehr gelungen. Die Stockbetten sind aus Birkenstämmen gebaut und sogar die Dusche ist komplett mit Holz verkleidet. Schade, dass wir am nächsten Morgen schon weiter müssen.

Tag 5 – Charmes en Chalet– INEOS GRENADIER FACTORY

Heute haben wir einen straffen Zeitplan und müssen es bis 10:30 Uhr in den Offroad-Park Steinbourg schaffen. Also nehmen wir die Autobahn und haben zum Glück auch keinen Stau.

Offroad-Park Steinbourg

Nachdem wir im Park angekommen sind, schalten wir sofort den Offroad-Modus ein. Dieser Modus sorgt dafür, dass die Park-Distanz-Control deaktiviert, der Gurtwarner stumm geschaltet und die Start-Stop-Automatik ausgeschaltet bleibt. Leider wird dabei auch die Rückfahrkamera deaktiviert, was in manchen Situationen nicht besonders praktisch ist.

Ineos Grenadier im Test

Der Instruktor gibt den Offroad-Unerfahrenen an jeder Station eine Einweisung und wir fahren einige steile und recht matschige Hügel rauf und wieder runter. Ein paar kleine Wasserlöcher sind auch dabei, allerdings war keines davon tief genug, um den Wading Mode zu benötigen, der die Motortemperatur überwacht und den Lüfter abschaltet, wenn es nötig ist. Das ist praktisch, weil im Wasser leicht die Lüfterblätter brechen oder sich bis in den Kühler verbiegen können. Sie müssen mehr Kraft aufwenden und erfahren mehr Widerstand, wenn sie durch Wasser statt durch Luft schneiden. Alles in allem natürlich keine wirklichen Herausforderungen für den Grenadier.

Der Kühler

Einer der Kritikpunkte am Grenadier ist der Kühler, der recht tief liegt, da er deutlich größer ist, als beispielsweise beim Defender. Das hat vermutlich damit zu tun, dass der Motor so als Paket von BMW kommt. Der Kühler geht vergleichsweise tief und wird im unteren Teil nur durch ein dünnes Blech mit Drahtnetz geschützt, dass einem Aufprall mit einem Stein vermutlich nicht standhalten wird. Der zusätzliche Motorkühler in der Stoßstange rührt wahrscheinlich von den beiden LED-Zusatzscheinwerfer, die serienmäßig dabei sind und die Kühlleistung an der Front wegnehmen.

Zudem frage ich mich, ob heißes Wetter in Kombination mit Matsch-Pfützen dem engmaschigen Schutz zusetzen wird, sodass keine kühle Luft mehr hindurchströmen kann.

Ineos Grenadier im Test

Mich würde es nicht wundern, wenn es bald neue Kühlergrills ohne die Zusatzscheinwerfer, die ohnehin nicht mehr Licht bringen, sowie einen neuen Kühler im Aftersales-Bereich geben würde. Denn ehrlicherweise sind die Hauptscheinwerfer von Firma Nolden, die auch die Scheinwerfer für die letzte Generation der alten Defender gebaut hat, so hell, dass die beiden Zusatzscheinwerfer keinen wirklichen Mehrwert bieten.

Scheinwerfer Ineos Grenadier

Der Downhill Assist

Während der Fahrt durch den Park haben wir den Downhill Assist eingeschaltet. Der bremst den Motor so weit herunter, dass der Fahrer entspannt, ohne Bremse, den Berg herunterfahren kann. Die Geschwindigkeit der Bergabfahrhilfe kann mit den Tasten des Tempomats geregelt werden. Der Anfangswert liegt bei ca. 6 km/h, was bei den kurzen steilen Hügeln tatsächlich etwas schnell ist. Allerdings hat man auf der kurzen Strecke auch keine Chance, die Geschwindigkeit während der Fahrt herunterzuregeln.

Dabei fällt mir allerdings positiv auf, dass der Ineos Grenadier nicht mit Assistenzsystemen zugeballert ist. Weder Spurhalte-Assistent, noch Abstandhalte-Assistent, noch Notbrems-Assistent. Eines der wenigen modernen Fahrzeuge, in denen die Fahrer noch selbst Verantwortung übernehmen dürfen. Da der Spurhalteassistent nun Pflicht geworden ist, wird er in neueren Modellen zu finden sein.

Bergeösen und Unterfahrschutz

Was mir auch positiv aufgefallen ist, sind die robusten Bergeösen hinten und vorne, auf denen auch die entsprechende Lastangabe ist. Leider eine Seltenheit. Auch schön ist der serienmäßige Unterfahrschutz vorne und hinten sowie ein Schutz für den Kraftstofftank.

Der Unterboden ist nach Herstellerangaben mit einer hochwertigen Pulverbeschichtung versehen, die auf eine Elektrotauchlackierung (kathodische Tauchlackierung) aufgebracht wurde, die den Unterboden zusätzlich schützen soll. Auch der Leiterrahmen ist mit der Elektrotauchlackierung versehen. An dieser Stelle gibt Ineos sogar eine 12-jährige Garantie gegen Durchrostung des Leiterrahmens. Der Rahmen ist vom Werk aus bereits innen mit Hohlraumkonservierung behandelt. Wer bietet solch einen Schutz außer Ineos an? Wieder ein Pluspunkt.

Die Werksbesichtigung

Nach dem kurzen Test des Ineos Grenadier im Offroad-Park geht es weiter zum Werk nach Hambach. Die französische Stadt direkt hinter der deutschen Grenze war bislang als Smartville bekannt, bis Ineos den Standort für die Produktion des Grenadier kaufte und die Belegschaft übernahm.

Ineos Grenadier Werksbsichtigung
Ineos Grenadier Werksbsichtigung

Noch werden in einem Teil der Hallen Smarts gefertigt, die Produktion wird allerdings nächstes Jahr auslaufen, um so auch den nötigen Platz für die Produktion des Quartermasters, des Grenadier Pick-up zu schaffen. Im Herbst 2023 wurden ca. 120 Grenadier pro Tag im Werk produziert.

Fünf Tage Ineos Grenadier im Test – Mein Fazit

Nach dem ersten Tag war für mich klar: Ja, ich will. Ich hätte nicht gedacht, dass ich als Defender-Fahrer noch mal den Gaul wechseln wollen würde. Gut, mit dem neuen Toyota Land Cruiser und dem neuen Bronco hatte ich auch schon geliebäugelt. Aber der Ineos Grenadier. Puh.

Ineos Grenadier im Test
Vor dem Werk in Hambach

Wobei ich tatsächlich noch warten würde, zum einen natürlich, damit ich noch etwas sparen kann, zum anderen weil ich erst mal warten möchte, bis die Kinderkrankheiten möglichst ausgemerzt sind. Nicht wirklich funktionierende Tankanzeige, Knöpfe, die nicht tun, was sie sollen, reißende Frontscheiben und eine Heizung mit Eigenleben können dem nicht so eingefleischten Fan, das Fahrerlebnis trüben. Was mich total gestört hat, war der Schaltknauf, an den ich mich irgendwie nicht gewöhnen konnte und die Hecktüre. Leider sind auch bei der Fertigung große Unterschiede in der Qualität erkennbar. Falsch verlegte Schläuche, lose Kabel und undichte Klimaanlagen zeugen davon, dass bei der Produktion und Qualitätskontrolle noch Luft nach oben ist.

Das Servicenetz, Ersatzteilversorgung und genug auf das Fahrzeug geschulte Techniker müssen noch ausreichend aufgebaut werden. Da der Grenadier weltweit angeboten wird, ist das eine Riesenaufgabe für Ineos, die noch Zeit brauchen. Auch die Ersatzteilversorgung ist noch nicht wirklich in Gang gekommen. Lange Wartezeiten in Werkstätten, weil Ersatzteile fehlen, sind derzeit ein echtes Ärgernis für Kunden.

Das Gewicht

Robuste Achsen, Unterfahrschütze aus 3,5 Millimetern Alu, extrem dicke Stabilisatoren. All das spiegelt sich nicht nur im Preis, sondern auch im Gewicht des Ineos Grenadier wider.

Bei 2,7 Tonnen Leergewicht, fällt das Reiseequipment deutlich spärlicher aus, als beim durchschnittlichen Defender-Fahrer. Ich frage mich, ob ich noch unter 3,5 Tonnen bliebe, wenn bei allen Konfigurationsmöglichkeiten ein Häkchen machen würde: Dachträger, Doppelbatterie-System, Winde, Tisch in der Hecktür, Trittleisten, Batwing-Markise.

Der Grenadier ist kein Offroader, an dem der Reise-Neuling erst mal alles anschrauben kann und nachher mal guckt, was er überhaupt braucht. Hier muss sich jeder vorher überlegen, ob es denn der komplette Dachträger fürs Dachzelt sein muss oder ob man sich die 60 – 70 kg nicht spart und nur Querträger montiert.

Die Anhängerlast

Mit dem Gewicht und dem ordentlichen 3-Liter-Motor ist der Grenadier natürlich ein optimales Zugfahrzeug. Bis zu 3,5 Tonnen kann der Grenadier ziehen und hat dabei noch eine maximale Anhänger-Stützlast von 350 kg. Zum Vergleich beim Hilux und und beim Amarok liegt die Stützlast derzeit bei ca. 150 kg. In dem Fall ein großer Pluspunkt.

Die Kinderkrankheiten

Nicht richtig schließende Türen und feststeckende Türknöpfe, komische Doppelflanschmuttern am Stabi, Wasserschwälle, die aus den Türdichtungen fließen, undichte Safarifenster, ins Innere tropfende Klimaanlagen und vieles mehr hat das Team des Grenadier bereits behoben oder ist dabei, Abhilfe zu schaffen. Andere Dinge, wie beispielsweise ein Camping-Knopf, damit nicht bei jedem Tür-Öffnen auf dem Campingplatz alle Systeme starten und die Batterie nach zwei Tagen leer ist, stehen noch auf der Todo-Liste.

Schon durch die letzten Software-Update wurden viele der Anfangsprobleme behoben. Tatsächlich sind Software-Probleme mittlerweile etwas, das wir bei sehr vielen neuen Fahrzeugen hinnehmen müssen. Damit kämpfen alle Fahrzeughersteller und sie werden es auch in Zukunft tun.

Die Kommunikation

Wo es derzeit definitiv noch hakt bei Ineos, ist die Kommunikation mit den Kunden ebenso wie mit den Händlern. Viele der Mitarbeiter scheinen nicht ausreichend geschult, das merkt man daran, dass sich Fahrzeug-Eigentümer beispielsweise im Grenadier-Forum immer wieder über mangelnde Antworten des Service-Teams beschweren. Auch wurden Fahrzeuge ausgeliefert, die so nicht bestellt wurden und die Kundenbeschwerden wurden eher lapidar beantwortet. Andere Kunden bekamen ihre Fahrzeuge früher, als andere, die aber weit vorher bestellt hatten. Was daran lag, dass an den ersten Fahrzeugen noch einmal nachgearbeitet werden musste, was von Ineos aber so nicht kommuniziert wurde.

Die Zielgruppe

Tja, wer ist denn nun die Zielgruppe des Ineos Grenadier? Preis und Gewicht wären sicher Punkte, die einen vom Kauf abhalten könnten. Auch, dass die Ersatzteilbeschaffung derzeit selbst für die Händler schwierig ist und die Fahrzeuge deshalb lange in den Werkstätten stehen, ist für manche ein K.O.-Kriterium. Wer auf den Wagen im Alltag angewiesen ist, sollte da noch ein wenig warten.

Die Zielgruppe sind laut Ineos: Nutzerorientierte Kunden wie Landwirte, Gutsverwalter, Anbieter von Reisen und Kleinunternehmen. Lifestylisten wie Fernreisende, Abenteurer, Fans von Outdoor-Aktivitäten und Sport. Fans wie Autoliebhaber und Tuner und gewerbliche Kunden wie Behörden, Notfall-/Rettungsdienste, Bau, Versorger wie Bergeunternehmen.

Ob Landwirte, Behörden und kleinere Handwerkbetriebe beim Grenadier hier schreien, wage ich angesichts des Preises zu bezweifeln. Und dass der Wagen, wie Jim Ratcliffe es anfangs plante, weitgehend als Nutzfahrzeug und im Gelände eingesetzt wird, sehe ich derzeit nicht.

Für mich als Defender-Fahrer ist der Grenadier der wahre Nachfolger für den alten Defender. Er ist ein Auto mit Ecken und Kanten und wie der alte Defender ein Wagen mit Charakter.