Es muss ja nicht immer nur über Pisten und durch Schlamm gehen, auch eine gediegene Reise mit dem Offroader über Asphalt kann Spaß machen und tolle Erlebnis bereithalten. Wir wollten ja unbedingt noch einmal nach Irland. Gesagt, getan. Letztes Jahr haben wir uns vorgenommen den Wild Atlantic Way vollständig zu fahren….und kamen nur bis zur Hälfte. Deshalb nehmen wir uns dieses Jahr den zweiten Teil vor.
Irland, rau, kühl und in jedem Fall schön. Und gastfreundlich, wie wir es wieder erleben durften. Wieder? Ja, wir waren mit einigen Freunden aus meinem Landyfriends-Forum bereits 2015 in Irland. Dort wohnt ein Forumsmitglied und Freund, den wir besucht haben. Wir wussten also was uns (schönes) erwartet.
Dieses Mal sind wir alleine gestartet, also Nik, ich und unser Golden Retriever Guinness. Das Vorhaben ist ziemlich einfach umrissen: Den Wild Atlantic Way (WAW) vollständig und bis in jede Ecke zu fahren. Achtung Spoiler! Das ist tatsächlich einfach, ihr braucht nicht einmal Karten oder ein Navigationsgerät, denn der WAW ist ausgezeichnet ausgeschildert. Folgt ihm entweder von Süd nach Nord oder umgekehrt. Auf den Schildern ist das auch genau so angezeigt. Unser Tipp: Nehmt die Route von Süden nach Norden, denn umgekehrt bewegt sich in der Saison der ganze Bus- und Wohnmobiltourismus.
Wo der Wild Atlantic Way beginnt
Ganz offiziell beginnt oder endet der WAW auf der R600 kurz vor Kinsale, je nach dem von welcher Seite man kommt. Dort findet sich das erste Schild mit dem typischen Symbol für den WAW, dem wir von nun an folgen werden.
Von hier aus folgen wir nun den WAW-Schildern mit dem Kürzel „(N)“ in Richtung Norden. Sehenswürdigkeiten sind ebenfalls ausgeschildert. Oft sind das Sackgassen zu den Attraktionen und von dort geht es dann zurück auf den Wild Atlantic Way.
Die Port Lairge und Tintern Abbey
Aber schon vor dem Wild Atlantic Way besuchen wir eine kleine Attraktion, das Wrack des Dampfschiffs Port Lairge. Bei Ebbe ist es gut zu erreichen und die kaputte Außenhaut erlaubt Einblicke, zumindest ins innere des Maschinenraums. Etwas oberhalb ist ein Parkplatz und von dort sind es nur noch gut 150 Meter bis zum Wrack.
Unweit des Schiffswracks liegt die ehemalige Abtei Tintern Abbey. Ja, wir haben uns auch zuerst gewundert, haben wir doch 2016 mit einer Panne zwangsweise eine Nacht vor Tintern Abbey verbracht. Nur war das in Wales. Auf Nachfrage bestätigt man uns, dass diese beiden Zisterzienser-Abteien tatsächlich zusammen gehören. Besucher können frei in der Anlage spazieren gehen. Es gibt dort auch einen sehr alten Friedhof mit Kapelle. Es ist schon komisch, diesen uralten Gräber zu sehen, mit den einfachen Steintafeln die hier schon Hunderte von Jahren liegen.
Lusitania Museum
Das passt für mich. Als Interessierter in Sachen U-Boot-Geschichte ist das ein Ort den ich besuchen möchte. Ich hatte mir am Vortag schon die Gedenkstätte „Memorial Trail & Garden in Honour of Those Lost at Sea“ in Kilmore Quay angesehen, die aller Opfer der See bis zum heutigen Tag gedenkt. Hier geht es um das Drama der Lusitania, die von einem deutschen U-Boot im Ersten Weltkrieg versenkt wurde.
Es ist eine schön angelegte Anlage mit einem kleinen Museum in einem 200 Jahre alten Signalturm, der ursprünglich vor einem französischen Angriff warnen sollte. Neben dem Museum liegt der Memorial Garden mit einem Davit der Lusitania und einem wellenartigen Bronzeband mit allen 1.915 Namen der Betroffenen und ob sie die Torpedierung überlebt haben oder gestorben sind.
Wem die Aussicht auf das Meer gefällt, kann nach dem Besuch im Museum noch einen Spaziergang zu den Resten des irischen De Courcey Castle machen und weiter bis zum alten Old Head of Kinsale Leuchturm gehen. Dazu müsst ihr quer über einen Golfplatz, der dort recht spektakulär gelegen ist. Dies ist einer der wichtigsten Leuchttürme im Süden Irlands: Old Head of Kinsale Lighthouse,
Rituale müssen gepflegt werden
Wir lieben unseren Land Rover Defender. Meistens jedenfalls. Aber manchmal macht er uns Kopfschmerzen. So auch nun wieder. Es stellt sich ein schleifendes Geräusch ein, dessen Ursache auch recht schnell ausfindig gemacht wird. Ein Kreuzgelenk der Kardanwelle ist ziemlich fertig. Nach etlichen Telefonaten mit umliegenden Land Rover Vertragswerkstätten, von denen keiner einen Termin frei oder auch einfach keine Lust auf uns hat, bekommen wir einen Tipp. Es gibt wohl einen Schrauber der hier irgendwie alle Defender am Laufen hält. Wir bekommen seine Telefonnummer und wir erreichen ihn tatsächlich. „Kein Problem“ sagt er, wir sollen kommen. Er schickt und Google-Koordinaten und sagt gleich dazu, dass wir uns nicht wundern sollen, er wohnt etwas abgelegen. Ok…was erwartet uns da wohl?
Wir haben keine Wahl. Wir müssen das reparieren lassen, auch wenn das bedeutet, dass wir für immer in den irischen Wäldern verschwinden werden. Das Wagnis gehen wir ein und fahren los. Die Adresse und der Name wird in voller Absicht hier nicht genannt, denn es war nicht gewünscht. Jedenfalls stellt sich die Anfahrt bereits als Test heraus. Bei schlechtem Wetter dürften es auch nur Land Rover bis zum Anwesen schaffen.
Wir werden bereits mit zahlreichen abgestellten, teilzerlegten Land Rovern und Fahrzeugen anderer Marken begrüßt. Man könnte diesen Ort als großes, buntes Teilelager mit zentraler Schrauberhalle bezeichnen. Jede Ecke und jeder Winkel ist mit Fahrzeugen und Fahrzeugteilen vollgestopft. Motoren, Getriebe, Dächer, Rahmen, Räder, Sitze, Scheiben, Türen, einfach alles und vieles davon in Einzelteile zerlegt. Es heißt, das 70% aller jemals gebauten Land Rover noch fahren, die restlichen 30% dürften sich hier befinden.
In der Schrauberhalle ist im Grunde nur ein einziger Bereich frei, die Hebebühne. Fröhlich und freundlich werden wir begrüßt. Der gute Mann geht gleich ans Werk. Ich sehe sofort, dass er darin Routine hat. Er ist ein echter Petrolhead. Ich erfahre dass er mit Mini und Rover Rennen gefahren ist. Zahlreiche Pokale untermauern diese Aussage. In gut einer Stunde ist er mit allem fertig. Wir haben jetzt ein HD-Kreuzgelenk, er hat noch ein paar Dinge überprüft und eine Achsentlüftung freigeblasen. Mit einem absolut fairen Preis verabschiedet er uns.
Seltsame Menschen am Drombeg Steinkreis
Möglicherweise muss es so sein, dass an einer Kultstätte wie dem Drombeg Steinkreis, seltsame Menschen anzutreffen sind. Diese recht kleine Kultstätte aus der Megalithkultur ist sicherlich der bestbesuchte Ort dieser Art in Irland. In dieser sehr gut erhaltenen Stätte, mit 17 in einem Durchmesser von ca. 9 Metern angeordneten Steinen, von denen einer als Opfertisch flach liegt, bewegte sich sich ein Mann und machte ausgiebige „Dehnübungen“. Seine Begleitung wartete außerhalb des Steinkreises. Nik hätte gerne ein Foto des Kreises ohne fremde Personen gemacht, aber selbst nach 20 Minuten völliger „Bewegungsfreiheit“ und einer höflichen Anfrage, ließ sich der Herr nicht von seinen rituellen Bewegungen abbringen und fuhr fort sich dort in Szene zu setzen. Schade für uns, hoffentlich gut für ihn. Dann hätte es ja wenigstens für einen von uns etwas Gutes gebracht.
Wir beenden jedenfalls unseren Aufenthalt und ziehen weiter. Für die Nacht hat Nik den etwas außergewöhnlichen Eco-Camping-Glamping-Platz neben dem Hafen von Goleen ausfindig gemacht. Auf dem Campingplatz finden gerade Bauarbeiten statt. Er bietet derzeit nicht viele ordentliche Stellplätze, aber wir bekommen einen auf dem geschotterten Parkplatz. Nicht der Hit, aber OK. Der Platz selbst will ein besonders ökologisches Glamping-Erlebnis bieten. Es können große Canvaszelte, besonders ökologische Eco-Cabins oder 360-Grad-Domzelte gemietet werden. Mitten in der Landschaft steht zu dem eine Badewanne, deren Wasser mit Holzscheiten und Feuer erhitzt werden kann. Leider kommen wir für dieses Vergnügen zu spät und das Wetter verschlechtert sich hin bis zu heftigen Schauern. Wir bleiben einfach in unserem Hubdach und kuscheln uns gemütlich weg.
Für die richtige Stimmung braucht es Nebel
Nebel, den hatten wir jetzt noch nicht, aber er gehört doch irgendwie zu Irland, oder? Jedenfalls wenn ihr vorhabt Mizen Head zu besuchen. Wir sind am äußersten Ende der ersten Peninsula. Dort liegen ein paar interessante Installationen. Fast wären wir wieder umgedreht, als wir am Besucherzentrum ankommen, denn wir sind im Grunde die einzigen hier. Dann fällt uns aber auf, dass es doch offen ist und wir weitergehen können.
Fastnet Leuchtturm
Wir wollen zur Mizen Head Signal Station, die über eine spektakuläre Brücke zu erreichen ist. Es ist diesig, neblig, nass und kalt. Das passt richtig gut zu diesem Fleckchen Erde. Auf dem Weg findet sich der Grundriss des Fastnet Leuchturms, der gut 15 Kilometer weiter südöstlich auf dem Fastnet Rock, dem südlichsten Punkt Irlands, steht. Im Besucherzentrum und in der Signal Station finden sich eingehende Beschreibungen zu seiner Konstruktion.
Der Turm ist aus 2.047 aufgeschichteten Granitblöcken gebaut, die so geformt und aufeinander gelegt wurden, dass sie von alleine halten. Scheinbar bis heute. Der Turm wurde mehrfach aufgebaut um die Konstruktion zu testen, bis jeder Stein, die von 1 bis 3 Tonnen wiegen, mit einem eigens dafür gebauten Dampfschiff zur Fastnet-Insel rausgbracht wurde, um dort zusammengesetzt zu werden. Das Gesamtgewicht beträgt heute 4.400 Tonnen. Der Turm überstand 1985 eine schwere 48 Meter hohe Flutwelle und Stürme mit bis zu zu 191 km/h, zuletzt 2017.
Mizen Head Bridge
Der sicherlich spektakulärste Teil ist aber die Mizen Head Brücke. Um genau zu sein, die zweite Brücke, denn die, über die wir gleich gehen werden, wurde über die erste Brücke drüber gebaut. Sie ermöglicht in gut 46 Metern Höhe den Übergang vom Festland zu der kleinen Felseninsel und der Signalstation.
Die erste Brücke wurde sozusagen als Plattform zum Bau der zweiten verwendet und danach abgerissen. Fragt einfach den netten Herren in der Signaölstation, er weiß alles darüber. Interessante Bilder und Beschreibungen gibt es auch hier zu finden: Mizen Head Footbridge. Das Besondere an der ersten Brücke ist, dass sie eines der frühesten Bauwerke aus Stahlbeton war. Üblicherweise wurden Brücken aus Stahl gebaut, diese aber nicht und sie hielt gute 100 Jahre unter den örtlichen Bedingungen. 2005 wurde sie für unsicher erklärt und aus Spenden finanziert wurde dann die heutige Konstruktion darüber gebaut.
Mizen Head Signal Station
Die Brücke führt zu Mizen Head Signal Station, die heute nicht mehr in Betrieb ist. Wie passend, dass die ehemalige Nebelsignalstation jetzt im Nebel steht. Die aufwändige, fast autarke Installation ist sehr interessant. Wohn- und Maschinenräume können besichtigt werden, alles ist in gutem Zustand und ein kundiger Mensch passt auf und erklärt.
Die Station ist einen Besuch wert, insbesondere wenn Nebel ist. Die rauen, schroffen Felswände, die steil aus dem Meer emporragen und an denen sich die Gischt bricht, lassen die Bedingungen erahnen, unter denen hier Schiffe vor dem Zerschellen gewarnt wurden.
Dunlough Castle, oder auch Three Castle Head
Auch der sportliche Teil soll auf dieser Reise nicht zu kurz kommen. Obwohl das Wetter nicht besser geworden ist, wollen wir zum Three Castle Head wandern. Vom Parkplatz aus, an dem wir der Bitte folgen und dem Besitzer eine kleine Gebühr entrichten, gehen wir los. Über typisch-irische grüne Weiden, inmitten von Schafen, laufen wir und versuchen den Weg auszumachen. Es ist nur ein kleiner Trampelpfad und ein paar mal müssen wir kleinere Bäche queren. Bei trockenem Wetter, sofern es das hier überhaupt gibt, sicherlich kein Problem.
Nach guten 30 Minuten kommen wir einen schmalen Pfad herunter. Wir sind uns nicht sicher, ob wir angekommen sind, schimmern doch scheinbar ein paar Mauern durch den Nebel. Dann reißt der Nebel kurz auf, wir stehen vor Dunlough Castle, welches von einer tiefen Schlucht am Meer bis zum Dun Lough See reicht. Angeblich soll es hier sogar einen Geist geben, eine weiße Lady. Doch trotz mystischem Wetter sehen wir keinen Geist.
Der Nebel ist jedoch nur aufgerissen, um Regen Platz zu machen. Ab jetzt prasselt es auf uns runter. Drehen wir um? Nein, jetzt sind wir hier und wollen alles sehen. Also gehen wir weiter und wechseln auf die andere Seite des zerfallenen, normannischen Bauwerks. Wir können von unten in die Türme schauen, die heute von Vögeln eingenommen wurden, sogar einzelne Holzbohlen sind noch da.
Wer um alles in der Welt wollte so abseits wohnen und was wurde hier bewacht, geschützt? Donagh O’Mahony, der das Bauwerk 1207 errichten ließ, wird es und nicht mehr sagen können. Wikipedia sagt dazu, dass hier der Clan O’Mahony hinter den zerfallenen Mauern siedelte. Zwei unüberwindbare Hindernisse zu der damaligen Zeit, die mit den Schutzmauern und Türmen den Rest der kleinen Halbinsel abriegeln.
Wir sind mittlerweile vollkommen durchnässt und wir treten den Rückmarsch an. Jeans und keine hochmoderne Funktionswäsche, das rächt sich. Aber der Tilly-Hut erfüllt seinen Zweck. Völlig durchnässt klettern wir in den Wagen und steuern den nächsten Campingplatz an.
Sheep’s Head
Wir fahren weiter und strikt nach unserer Plan, jeden Meter des Wild Atlantic Way mitzunehmen. Das bringt uns zu Sheep’s Head am Ende der zweiten Halbinsel. Wir kommen mit dem Auto nur bis Coomacullen und dort gibt es nichts zu sehen. Zumindest heute, denn es liegt wieder alles in feuchten Dunst. Von hier geht es nur zu Fuß weiter. Die Wege sind Teil des 88 Kilometer langen Sheep’s Head Way, ein beliebter Wanderweg. Wer sich also genötigt fühlt, diesen zu gehen, bitte sehr…
Auch hier steht, wie bei allen Sehenswürdigkeiten am Wild Atlantic Way, ein Pfahl mit dem WAW-Logo. Immer ein sicheres Zeichen, dass ihr noch auf dem richtigen Weg seid.
Der Charme Irlands auf ein paar Quadratmetern
Schon auf dem Weg zu Sheep’s Head ist uns dieser kleine Laden in Kilcrohane aufgefallen. Jetzt auf dem Rückweg wollen wir uns J.F. O’Mahoney’s Hier-gibt-es-alles-Laden ansehen. Schon dieser ur-irische Name macht neugierig. Moment! O’Mahoney? Vielleicht ein Nachfahre der Erbauer von Three Castle Head?
Dieser geschäftstüchtige Mann bietet jedenfall alles. Es ist eine Tankstelle, aber auch ein kleiner Supermarkt, Kiosk, Café mit angeschlossenem Antiquariat und Restaurant. Rustikal, gemütlich und verschroben. Die Decke ist mit Schallplatten und anderen Dingen zugepflastert, kein Quadratzentimeter im Laden ist frei. Überall steht und hängt etwas was man braucht, oder auch nicht, weshalb es wohl schon ewig dort hängt. Mittendrin Kühlschränke, Regale, Tresen und eine Kaffeemaschine.
Mangels Guinness-Bier im Laden bietet mir der nette Besitzer sogleich seinen Privatbestand an. Ich möchte ihn nur ungern seiner Vorräte berauben, aber er lässt auch nicht locker. Also einigen wir uns auf drei Dosen für mich und drei für ihn. Ich kaufe sie ihm dankbar ab und wir unterschreiben noch eben eine Petition gegen EU-Bürokratismus, die ihm zunehmend zu schaffen macht. Schade eigentlich, solche skurrile und schöne Orte müssen doch erhalten bleiben.
Wir legen noch ein paar Kilometer zurück und für diese Nacht buchen wir uns auf dem Glengarriff Caravan&Camping Park ein. Das ist nicht der Campingplatz unserer Träume, aber er ist in Ordnung. Am Abend gehen wir noch an die Bar in dem Veranstaltungshaus auf dem Gelände etwas Essen: Fish&Chips. Dann genießen wir noch ein, zwei Bier und gehen wieder einmal im Regen schlafen.
Ein Muss: Irisches Frühstück
Als wir am nächsten Morgen die Augen aufschlagen ist das Wetter immer noch sehr bescheiden. Perfekt! So kommen wir erst gar nicht auf die Idee, uns selbst Frühstück zu machen. Das lassen wir uns lieber in Glengarriff servieren. Im Sugarloaf Cafe werden wir fündig. Bestens gelaunt, begrüßt uns herzlich die Inhaberin, die schon eifrig in der Küche dies und das bruzzelt.
Wir fühlen uns sogleich wohl und ordern ein irisches Frühstück. Das ist sowohl deftig als auch süß. Speck, Blutwurst, Würstchen und Spiegelei, dazu Pilze, Toast und Butter mit einem Pott Kaffee. So darf der Tag anfangen und hier haben wir einen perfekten Start.
The Man Machine
Nik hat schon das nächste Ziel ausfindig gemacht. Sie möchte unbedingt die Allihies Kupfermine besuchen. In Allihies ist eine alte Kirche zu einem Museum mit Café umgebaut worden. Wir gehen zuerst in das Museum und informieren uns über den Kupferabbau, der in dieser Region ab 1812 hereinbrach und alles änderte. Das Museum ist klein, aber sehr gut gemacht. Im Café stärken wir uns anschließend.
In der ganzen Region begannen die Minenarbeiten und es entstanden Maschinenhäuser mit Dampfmaschinen, die gut 50 Jahre primär das Grundwasser abpumpten. Ab 1860 kam es dann zu einer Neuentwicklung, der „Man Machine“. Diese sollte die Produktivität um einiges steigern. Die „Man Machine“ war nichts anderes als ein Vorläufer der Rolltreppe. Sie erlaubte es den Arbeitern viel schneller und ermüdungsfrei zum Arbeitsplatz unter Tage und wieder weg zu kommen. So blieb mehr Zeit und Puste für die Knochenarbeit in den Stollen.
Das Maschinenhaus steht heute noch dort und zählt zu den letzten auf der ganzen Welt. Wir stellen den Wagen etwas unterhalb ab und wandern hinauf, nur um festzustellen, dass wir auch bis dort oben hätten fahren können- Der nähere Zugang zu der Ruine ist verboten, da der ganze Untergrund fragil ist. Überall sind große und kleine Löcher durch die Wasser läuft. Irgendwann wird das wohl alles einmal einstürzen.
Ein bisschen Piste
Wir sehen dort oben das der Weg weitergeht und beschließen den Copper Mine Trail (Old Copper Road) zu fahren, der uns ein kleines Offroad-Erlebnis über Schotterpisten beschert. Wir werden durch wunderschöne Ausblicke über die Landschaft und das Meer belohnt, bis wir bei der Gabelung bei Gort wieder auf Asphalt kommen.
Derreen Garden
Wir rollen weiter auf den Wild Atlantic Way Richtung Derreen Garden. Wir parken und betreten dieses 243.000 m2 große Areal. Kleine Wege schlängeln sich durch diesen verwunschenen Baumgarten, der ab 1863 angelegt wurde und exotische Bäume und meterhohe Baumfarne beherbergt. Wer Zeit hat, kann diese ganzen 12 Kilometer Wege abgehen, wir beschränken uns auf einen Teil davon. Immer wieder stoßen wir auf kleine verdeckte, romantische Ecken, die zum Verweilen einladen, während der Blick immer wieder über das Wasser gleitet, in dem sich langsam die Sonne senkt.
Kenmare
Wir kommen durch das Städtchen Kenmare. Ein buntes Treiben um uns herum, überall die typischen dircht gedrängten bunten Häuschen mit den handgemalten Schildern oder Hauswänden. Lädchen an Lädchen, Pub neben Pub und ein Gewusel, ohne das es hektisch wirkt. Wir kommen zu dem Schluss, dass das der richtige Ort ist, um ein bisschen in so eine irische Kleinstadt reinzuschnuppern,. Wir parken den Wagen und machen uns mit Guinness auf. Erster Anlaufpunkt ist ein kleines Restaurant, Foleys. Ich bestelle mir wieder einmal Fish&Chips. Schließlich muss man ja vergleichen können. Diese sind jedenfalls gut. Die Tische sind auf dem Gehweg und dem Parkstreifen aufgebaut. In Deutschland undenkbar. Hier stört das niemanden und dicht gedrängt gehen die Leute zwischen den Tischen ihrer Wege. Mit ein bisschen gegenseitiger Rücksicht geht das alles.
Als nächstes kommen wir durch Sneem. Hier ist doch Kellys Bakery! Da wollen wir natürlich hin. Nik hat diesen Tipp aus einem Buch. Wenn man dort vorbeikommt, anhalten, reingehen und etwas kaufen, da es sehr lecker sein soll. Ja, das können wir bestätigen, es hat sich gelohnt. Eine Schlange von Menschen vor der Tür zeugt ebenfalls davon.
Wir kaufen ein paar köstliche Pasteten, es gibt sie in zahlreichen Variationen. Von den ganzen süßen Sachen wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen. Wir decken uns für das Abendbrot und vielleicht auch noch Morgen Mittag ein.
Auf unserem Weg kommen wir am Coomanaspic vorbei. Hier sollte es eigentlich eine schöne Aussicht auf Dingle Bay geben, aber wir sind ja in Irland. Deshalb hüllt sich das Land erneut schützend in den Nebel, so dass niemand etwas weg gucken kann. Aber, wir waren dort, immerhin.
Kerry Cliffs
Nur ein Stückchen weiter kommen wir zu den Kerry Cliffs. Was? Kennt keiner? Jeder kennt die Cliffs of Mohair, entsprechend touristisch geht es dort zu, aber ich finde die Kerry Cliffs fast schöner. Natürlich sind auch hier Touristen und wir müssen Eintritt bezahlen, aber das macht sich bezahlt, wie wir noch feststellen werden. Die Kerry Cliffs geben aus 300 Metern über dem Atlantik eine spektakuläre Sicht auf die steilen Klippen frei, in denen sich die unaufhörlich das Meer unter lautem Tosen bricht.
Uns fällt ein Schild an einem kleinen Picknickplatz dort oben auf, das besagt, dass Camping derzeit auf der Wiese nicht erlaubt ist. Derzeit? Also sonst wäre es erlaubt? Wir gehen zurück zum Kassenhäuschen und fragen. Siehe da, hier kann gecampt werden, halt nur nicht auf der Wiese. Für 20 Euro können wir durch die Schranke gegen den ablaufenden Besucherstrom fahren und uns ein ruhiges Plätzchen suchen, direkt an den Klippen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Zehn Minuten später haben wir unseren Platz gefunden. Windig bleibt es, aber das ist bei der Aussicht egal.
Kurz nach 18:00 Uhr sind wir dort alleine. Wir holen unsere Stühle raus und platzieren uns mit Wolldecken und einem leckeren Whiskey direkt an den Zaun, denn wir schauen nach Westen und dort geht bekanntliche die Sonne unter. Der Wind treibt die Gicht bis zu uns hoch, ein leicht salziger Geschmack bildet sich im Mund. Eine einmalige und interessante Mischung mit dem Whiskey. Was für ein toller Abend.
Auf nach Dingle
Über Valentia Island und eine kurze Fährfahrt geht es weiter nach Dingle. Hier waren wir 2015 bereits, daher kannten wir Inch Beach. Mein Plan war es, dort mit dem Wagen weit auf den Strand zu fahren und dann Guinness ein kleines Geschenk zumachen: Als Wasserratte liebt er es frei zu laufen und sich in die Fluten stürzen. Inch Beach ist flach, weit und groß genug und somit ideal.
Also nichts wie hin, Schuhe aus, kurze Hose an und los geht’s! Guinness ist überhaupt nicht zu stoppen! Ich muss auf ihn aufpassen, dass er sich nicht zuviel zumutet, denn er kennt jetzt nur rennen und schwimmen. Wir haben sehr viel Spaß und es ist eine große Freude ihm dabei zuzusehen. Nach einer Weile beende ich das Spiel und wir gehen zum Auto zurück um uns ein wenig zu stärken. Das war eine gute Sache, meint auch Guinness.
Dingle Pub-Baumarkt
In Dingle haben wir ein festes Ziel. Das Foxy John’s ist mit „Bar & Hardware“ überschrieben. Schlicht übersetzt ist das ein Baumarkt und Handwerkerladen mit Kneipe. Eigentlich eine geniale Idee, beides zusammen zu bringen. Wir entern den Laden mit Guinness im Schlepptau. Links ist der Tresen fürs Bier, rechts für Schaufeln, Seile und Rattengift. Aber auch dort sitzen Männer mit ihren Gläsern und halten einen Plausch.
Der Besitzer sitzt mit sienem Hund auf einer Bank am Ende des Tresens, sein Sohn zapft Bier und fragt uns gleich, wo wir herkommen. Ein anderer Mann meint, er müsse jetzt auch seinen Hund holen, es wären ja jetzt schon zwei da. Einer weiterer kommt mit Hund noch so rein und schon ist der Mittelgang voller Pfoten, eine lustige Situation. Wir haben ein paar Bierchen lang Spaß und nette Gespräche, dann müssen wir weiter. Wir verabschieden uns von der freundlichen Runde, es gilt noch ein paar Kilometer zu tilgen.
Zum Connor Pass
Wir fahren die Halbinsel ab, der Weg führt uns zurück nach Dingle. Von dort nehmen wir die Route zum Connor Pass, den wir auch noch von 2015 kennen. Von hier hatten wir damals eine Offroad-Tour gestartet, die nicht leicht war, aber zumindest bei bestem Wetter stattfand. Was soll ich sagen? Ihr erratet es vielleicht – diesmal liegt alles in dichtestem Nebel. Das Hinweisschild lässt erahnen, was wir gerade verpassen. Allerdings ist der Pass nicht die einzige Attraktion, auch die Connor Pass Road ist es wert zu fahren. Eine der schönsten Straßen Irlands.
Carrigaholt Castle
Wir bewältigen ein paar Kilometer Richtung Norden und setzen bei Tarbert per Fähre über den Shannon über. Wir sehen und noch kurz Carrigaholt Castle an und fahren weiter zum Loop Head Leuchtturm. Den hatten wir schon 2015 besucht, weshalb wir nicht noch einmal um die ganze Anlage herumwandern. Auf der Rückseite ist ein großer Felsen, der von vielen Vögeln bewohnt wird und man hat freien Blick über das Meer.
Wir verbleiben nicht lange und fahren weiter zu einer weiteren bekannten Attraktion, den Bridges of Ross. Das sind natürliche Steinbrücken, die durch die Brandung des Meeres in vielen tausend Jahren entstanden sind. Einige sind bereits eingestürzt, aber eine Brücke steht noch. Von hier kann man einen kleinen Spaziergang entlang dieser Felsenküste machen und vielleicht bietet sich ein kleines Picknick an.
Wir kommen durch Kilkee und entdecken einen schönen Strand. Hier ist das Wasser sehr flach und so geht es weit in die Bucht hinein. Ideal um noch ein bisschen mit Guinness herumzutollen. Nachdem er sich ausgetobt hat, geht es weiter zu den Burren.
In den Burren
Diese Karstlandschaft ist weltberühmt, sie besteht aus rechteckigen Steinfeldern in einem Gebiet von ca. 250 km2. Viele kleine Wege führen hindurch und die Burren können auch gut durchwandert werden. Wir steuern die Burren Parfumerie an. Diese kleine Parfümerie mit Shop ist wie ein buntes, fruchtbares Kleinod in der Steinlandschaft. Neben dem Shop gibt es auch ein kleines Café, das sehr einladend wirkt. Leider hat es schon geschlossen.
Für uns geht es jetzt zur letzten Übernachtung. Ein Campingplatz in den Burren lässt uns nicht auf seinen Platz, der Regen hat alles aufgeweicht und wir würden die Wiese nur ruinieren. Wir finden noch einen Platz auf einer private Wiese, wo uns der Hausbesitzer stehen lässt. Ein letztes Mal grillen und mit dem Hund im Wasser spielen. Morgen geht es zurück Richtung Heimat. Wir markieren den Punkt, an dem wir den Wild Atlantic Way verlassen haben. Dieses Jahr kehren wir zurück, um den Rest zu fahren.
Mehr Informationen zu Irlands Wild Atlantic Way
Natürlich gibt es auch eine Webseite die den ganzen Wild Atlantic Way behandelt. Hier findet ihr eine Menge Informationen, es lohnt sich reinzuschauen: The Wild Atlantic Way.