Jäger, die nachts durch ihr Revier fahren und dabei das Wild nur wenig stören wollen, können ein Nachtsichtgerät und Infrarot-Beleuchtung benutzen. Aber auch für Geocacher oder Offroad-Reisende ist diese Technik interessant. Mit IEA-Nachtsichtgerät und dem IR-Scheinwerfer von Nolden habe ich mich hinter das Steuer eines Geländewagens gesetzt, um selbst zu erleben, wie sich das Fahren damit anfühlt.
Ich traf mich mit Inhaber Oliver Nolden bei Nolden Cars&Concepts in Köln, die für ihre innovative LED-Beleuchtung bei Geländewagenfahrern bekannt sind. Nach der Begrüßung führte mich Oliver gleich in den Schulungsraum. Zuerst bekam ich eine gute Portion Theorie. Was brauchen wir überhaupt zum Fahren mit Infrarotlicht (IR) und welche Systeme gibt es für die zivile Nutzung? Ich bekam eine fundierte Einweisung in die Nachtsichttechnik allgemein und Infrarottechnik im speziellen.
Danach fuhren wir mit einem Fahrzeug in den Wald und installierten den IR-Strahler auf der Stoßstange. Anschließend dunkelten wir sämtliche Fahrzeuginnenbeleuchtung und Anzeigen ab. Das ist sehr wichtig, da jedes Streulicht im Fahrzeug, besonders aus den Armaturen, die Sicht durch das Nachtsichtgerät verschlechtert. Bei einer IR-Installation am Fahrzeug, kann das eine versierte Werkstatt über eine Blackout-Schaltung ermöglichen, die auch das Bremslicht abschalten kann.
Wir fuhren einen Streckenparcours mit verschiedenen Geräten einmal ohne und einmal mit IR-Ausleuchtung ab. Uns standen zwei Monokulare sowie ein Binokular zur Verfügung. Die Strecke führte über einen schwach ausgeleuchteten Weg in einen breiteren, aber dunklen Weg, und zuletzt in einen, von Bäumen eng gesäumten, ebenfalls unbeleuchteten Weg. Die Erfahrungen dabei mit den einzelnen Geräten war sehr unterschiedlich.
Einsatzgebiete von Nachtsichtgeräten und des Infrarotlicht
Die Kombination von Nachtsichtgerät und Infrarotlicht ist für jeden interessant, der unauffällig durch ein Gelände fahren oder einen Bereich ausleuchten muss. Lassen wir den behördlichen Einsatzbereich einmal beiseite, wäre das für Jäger, Geocacher oder Reisende interessant. Ein Jäger kann so, ohne das Wild mit seinem grellen Licht zu stören, ruhig durch das Revier fahren. Geocacher könnten sich sicher, ohne aufzufallen, in totaler Dunkelheit bewegen und einen Bereich ausleuchten. Reisende können sich so unauffällig, ohne andere zu stören, in den Abendstunden oder nachts, einen Stellplatz suchen, ohne dass sie kilometerweit zu sehen sind.
Hinweis: Für die Nutzung im Ausland sind unter Umständen Exportbeschränkungen zu beachten.
Wie Nachtsicht funktioniert
Bei Nachtsichtgeräten wird zwischen zwei Technologien unterschieden: Wärmebild und Restlicht. Bei Wärmebildsystemen wird die abgestrahlte Wärme (Wärmesignatur) von Körpern und Gegenständen über einen Monitor sichtbar gemacht. Dazu ist kein Infrarotlicht notwendig. Aber wenn es keine Wärmequelle gibt, bleibt auch die Umgebung dunkel. Das K.o.-Kriterium für die Wärmebildtechnik ist aber, dass diese Technik nicht durch Glas funktionieren. Das macht ein Fahren in einem Fahrzeug somit unmöglich.
Das zweite System arbeitet mit der Verstärkung von Restlicht. Das verbliebene Restlicht natürlicher oder künstlicher Lichtquellen wird vom Restlichtverstärker im Nachtsichtgerät verstärkt. Es nutzt kleinste Lichtteilchen (Photonen) und macht sie sichtbar.
Was ist aber, wenn zu wenig oder gar kein Restlicht übrig geblieben ist? Denken wir nur an einen dichten Wald, abseits von bewohntem Gebiet oder eine mondlose Nacht. Dann kommt der Infrarotscheinwerfer ins Spiel. Mit ihm wird die Umgebung aktiv mit Infrarotlicht ausgeleuchtet. Für alle, außer dem Restlichtverstärker, unsichtbar. Es blendet nicht und man bleibt unbemerkt.
Restlichtverstärker und Infrarotscheinwerfer im Detail
Normales Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen, die wir sehen können. Diese liegen bei einer Wellenlänge von ca. 380 bis 780 Nanometer (nm). Das Licht ab 780 nm wird als Infrarotlicht bezeichnet und ist für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar.
Nachtsichtgeräte der ersten Generation fangen bei 750 nm an und gehen bis 800 nm. Sie besitzen eine bis zu 1.000-fache Lichtverstärkung. Die zweite Generation reicht von 780 nm bis 850 nm und verstärkt um das 15.000 bis 20.000-fache. Die Generation 2+ liegt bei einer 30.000 bis 55.000-fachen Verstärkung. Mit ihnen kann das infrarote Licht zum Sehen genutzt werden. Es gibt weitere, neuere Generationen, die hier aber nicht mehr Thema sind.
Die Verstärkung alleine nützt aber nichts, wenn kein Restlicht vorhanden ist, denn auch 20.000 x 0 bleibt 0. Um in absoluter Dunkelheit noch mit dem Restlichtverstärker sehen zu können, braucht ihr wie erwähnt eine Lichtquelle: das Infrarotlicht. Aber auch bei vorhandenem Restlicht ist Infrarotlicht sinnvoll, da Details besser und früher zu erkennen sind, die Ausleuchtung deutlich besser ist und das Auge weniger angestrengt wird. Ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor, denn je anstrengender das Sehen und damit das Fahren ist, desto schneller werdet ihr müde.
Die Nolden-IR-Scheinwerfer strahlen mit 850 nm und liegen damit im erfassbaren Bereich der meisten Nachtsichtgeräte. Sie bewirken eine sehr gute Ausleuchtung, entsprechend dem normalen Abblendlicht.
Fahren mit Restlichtverstärker und Infrarotlicht
Nachdem Oliver mich ausgestattet und alles eingeschaltet hatte, konnte ich mich erst einmal an den Blick durch das Binokular gewöhnen. Die ersten Schritte damit waren etwas unsicher. Der Nahbereich, so circa 1 bis 2 Meter ist etwas verschwommen. Musste ich zu Boden schauen, sah ich an dem Gerät vorbei nach unten. Es war am Startpunkt des Parcours noch hell genug, so dass dies möglich war.
Ich tappte vorsichtig ins Auto. Alles wirkte mit dem Gerät enger. Wie bei einem Tunnelblick. Das sollte sich auch beim Fahren bestätigen. Es erfordert Aufmerksamkeit und ab und an mal ein Hin- und Herblicken, da ich nicht den Frontbereich in seiner ganzen Breite überblicken konnte. Auch die Sicht und das Gefühl für die Fahrzeughöhe war vermindert, da der Scheibenrahmen nur verschwommen zu sehen war.
Zuerst ging es ohne Infrarot-Beleuchtung los. Es war genug Restlicht vorhanden, dass ich langsam aber sicher fahren konnte. Der Blick nach vorne, aus den verschwommenen Nahbereich heraus, war sehr gut. Ich konnte soweit alles erkennen: Bäume, Äste, Bänke und was sonst noch alles herumlag und -stand. Dann kam der enge Weg. Die Bäume schlossen sich dicht über dem Fahrzeug zusammen. So war zumindest mein Eindruck.
Ein Hinweis zu den Bildern: In Realität ist das, was ihr durch das Nachtsichtgerät seht, viel heller als hier auf den Bildern oder im Video zu erkennen. Diese Bilder sollen nur einen grundlegenden Eindruck vermitteln. Fotografieren durch ein Nachtsichtgerät ist eben eine echte Herausforderung.
Nun musste ich ich eine Kurve fahren, um in den nächsten Weg einzubiegen. Das stellte sich als schwierig heraus, denn mir fehlte die Sicht im Nahbereich, die ich sonst wohl unbewusst beim Abbiegen nutze. Da aber mit dem Binokular die räumliche Sicht gegeben war, konnte ich vorsichtig und ohne Hilfe abbiegen. Ich habe mir dann gleich vorgenommen, vorausschauender zu fahren, damit ich möglichst viele Details sehe, bevor sie im engeren Nahbereich verschwinden. So klappte das Fahren und Abbiegen auch immer zügiger.
Die nächste Runde fuhren wir dann mit eingeschaltetem IR. Jetzt war alles sehr viel klarer, heller und noch detailreicher. Dank der Ausleuchtung, wurde ich sogar flotter. Ich unterstellte Oliver einfach mal, dass er sich als Kenner der Materie dabei immer noch wohl neben mir fühlt. Klar sehen konnte ich ihn leider nicht, um das genauer beurteilen zu können. Einzig die Sicht im Nahbereich zwang mich weiterhin, vorsichtig um engere Ecken zu fahren. Ansonsten fühlte ich mich mittlerweile sicher. Die Anpassung gelang mir schnell.
Dann rüsteten wir ab, auf Monokular. Nicht ohne den Hinweis, dass jetzt kein räumliches Sehen mehr möglich ist. Ich startete vorsichtig vom helleren Weg in die Dunkelheit. Die Ausleuchtung war in Ordnung, der Weg noch breit genug. Ich merkte aber recht schnell, dass ich Probleme hatte, in der Mitte zu bleiben.
Ich orientierte mich an der Breite des Weges. Was gut funktionierte. Als ich in den engen Teil des Weges abbiegen musste, merkte ich deutlich das Manko. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, ob ich den Baum vor mir „mitnehmen“ würde oder nicht. Oliver musste mir helfen. Auf meine Frage, ob sich ein gewisses Raumgefühl mit der Zeit einstellen würde, verneinte er. Dazu ist man wohl nicht oft genug mit solchen Systemen unterwegs, als dass der Verlust des räumlichen Sehens verlässlich kompensiert werden könnte.
Auf die vergleichsweise kurzen Distanzen, die ich gefahren bin, störte das einseitige Sehen mit durch das Nachtsichtgerät kaum. War es anfangs irritierend, mit einem Auge auf ein helles Display zu sehen, während das andere in die Dunkelheit starrt, konnte ich mich daran schnell gewöhnen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies bei längeren Fahrten sehr anstrengend wird, bis man sich endgültig daran gewöhnt hat.
Tipp: Möchte man Aussteigen, würde ich noch im Auto sitzend erst einmal das Nachtsichtgerät ausschalten und einen Moment warten, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Oder den Blick absenken und vom Display nehmen, um den Nahbereich wieder klar zu sehen. Ansonsten könnte das mit verknacksten Knöcheln enden, wenn man auf unbekanntem Terrain ohne gute Sicht nach unten aussteigt.
Video:
Die Ausrüstung
Nachtsichtgeräte
Wer im Dunklen im Wald ohne Scheinwerfer fahren möchte, braucht zuallererst einen Restlichtverstärker. Diese Geräte gibt es in drei grundlegenden Ausführungen: Monokular, Biokular und Binokular. Sie unterscheiden sich darin, ob man mit nur einem oder beiden Augen sieht und ob eine räumliche, dreidimensionale Sicht möglich ist. Gerade beim Autofahren ist die dreidimensionale Sicht wichtig.
- Monokular – eine Optik, für einseitiges, nicht-räumliches Sehen
- Biokluar – eine Optik, für beidseitiges, nicht-räumliches Sehen
- Binokular – zwei Optiken, für beidseitiges, räumliches Sehen
Um das Nachtsichtgerät sicher und ohne zu verrutschen tragen zu können, bietet sich ein Helm an. Das klingt zunächst einmal verwunderlich. Wer jedoch bereits mit Quads oder Motorrädern unterwegs ist, wird damit kein Problem haben. Und auch mir machte es beim Fahren nichts aus, dafür saß das Nachtsichtgerät sicher am Kopf.
Für ein Setup, das räumliches Sehen ermöglicht, benötigt ihr zwei Monokulare, die Brücke um sie zu verbinden und den Haltearm für den Helm. Diese Ausrüstung ohne Helm liegt preislich bei rund 3.800 bis 4.000 Euro für ein farbiges Gerät der Generation 2+.
Nolden Infrarot-Beleuchtung
Nolden Cars&Concepts bietet derzeit zwei IR-Scheinwerfer an. Den unabhängigen Einzelscheinwerfer mit 70 Millimeter Durchmesser, einen optionalen Magnetfuß und das, im normalen Auto-LED-Scheinwerfer integrierte, IR-Abblendlicht im Nolden 7″-LED-Scheinwerfer.
Beim integrierten System ist das IR-Abblendlicht unauffällig im Scheinwerfer enthalten.
Viele Geländewagen haben die üblichen 7″-Scheinwerfer, die einfach durch den Nolden 7″-LED-Scheinwerfer mit integrierter Infrarot-Beleuchtung ersetzt werden können. Der unabhängige 70mm IR-Scheinwerfer kann überall montiert werden. Beispielsweise auf Quads, ATVs oder auch als IR-Rückfahrscheinwerfer oder Arbeitsleuchte hinten am Fahrzeug.
Aber nicht nur am Fahrzeug ist Infrarotlicht sinnvoll einzusetzen. Auch zur Beleuchtung des Arbeitsumfeldes oder eines Camps, z.B. mit Stativleuchten, kann Infrarotlicht gut genutzt werden, wenn Störungen und Stress für Tiere reduziert werden sollen und man sich selbst auch unauffällig bewegen möchte. Ach dazu eignet sich der 70mm IR-Scheinwerfer.
Preislich liegt das Set LED-Fahrzeuglampen mit integriertem IR-Licht in 7″ bei circa 2.100 Euro. Der 70 mm Einzelscheinwerfer kostet rund 380 Euro zzgl. Magnetfuß und Halter bei Bedarf.
Zulassung von Infrarot-Beleuchtung im Straßenverkehr
Infrarotlicht am Fahrzeug ist in Deutschland zugelassen, wenn von vorne kein irritierendes IR-Licht zu erkennen ist. Die Nolden Infrarot-Beleuchtung erfüllt dazu alle Anforderungen, wie beispielsweise die der Augensicherheit nach IEC 62471. Ohne Einhaltung dieser Norm, kann IR-Licht durch den fehlenden Lidreflex die Netzhaut schädigen. Im Bereich der europäischen Fahrzeugnormen ECE ist für diese Lampen eine EMV-Prüfung und Zulassung nach ECE nötig, die bei den Nolden-Produkten erfüllt ist.
Ansprechpartner und Bezugsquellen für Nolden Infrarot-Beleuchtung
Wenn euer Interesse geweckt wurde, aber ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch für Nachtsichtgeräte und IR-Scheinwerfer von Nolden Cars&Concepts an die Firma IEA Mil-Optics wenden:
IEA Mil-Optics GmbH
Gutenberg Str.1-3
72202 Nagold/Eisberg
Tel.: 07452 882988
Web: hwww.night-tronic.de/
Für das Umrüsten eines Fahrzeugs auf Infrarot-Beleuchtung und die Blackout-Schaltung solltet ihr euch an Betriebe wenden, die wissen, worauf es bei Fahrten mit IR-Licht ankommt. Für Land Rover, Toyota und andere Modelle empfehlen wir die Firma re-Suspension in Overath bei Köln:
re-Suspension
Hammermühle 20
51491 Overath
Tel.: 01511 5737316
E-Mail: ehlermann@re-suspension.com
Web: www.re-suspension.de
Für Mercedes G-Modelle empfehlen wir:
IFAS Industriedienstleistung Kfz- & Zubehörhandel
Fabian Schramm
Im Wennekenbruch 18
33014 Neuenheerse
Tel.: 01575 0156442
E-Mail: IFASchramm@gmail.com