Anna und Mario sind seit 11 Jahren ein Team und starteten ihre Abenteuer ursprünglich mit einem einfachen Dachzelt auf Mietwagen oder Autos der Familie. Als sie zum wiederholten Mal kurz vor einem wunderschönen Stellplatz umdrehen mussten, weil der Wagen nicht offroadtauglich war, stand die Entscheidung fest: Es musste etwas Geländegängiges her. Ihre Wahl fiel auf einen Toyota Hilux mit Dachzelt, mit dem sie kürzlich erst im Hochland von Island unterwegs waren. In unserem Interview erzählen sie uns, warum sie sich für den Hilux entschieden haben, wie sie ihn für ihre Reisen umgebaut haben und wie sich der Pick-up auf Island geschlagen hat.
Erstmal kurz zu euch, seit wann seid ihr ein Paar und seit wann reist ihr zusammen? Und vor allem, wie habt ihr zum 4×4-Reisen gefunden?
Wir sind tatsächlich schon seit 11 Jahren ein Paar. Wir sind damals noch zur Schule gegangen. Durch überschneidende Freundeskreise haben wir uns kennengelernt und sind ca. 1 Jahr später zusammengekommen.
Begonnen hat bei uns tatsächlich alles mit dem normalen Reisen mit Dachzelt. 2018 wollten wir das erste Mal einen gemeinsamen Roadtrip machen. Eigentlich hatten wir vor uns einen Camper bzw. Van zu mieten. Da wir zu dem Zeitpunkt jedoch noch studiert haben und nur kleine Minijobs nebenher hatten, war uns das einfach zu teuer. Bei der Recherche sind wir dann aber über die preiswertere Alternative Dachzelt gestolpert. Wir kannten sowas bis dahin noch gar nicht, waren aber direkt begeistert und haben uns für den Norwegen-Roadtrip eins gemietet. Als fahrbarer Untersatz diente ein gewöhnlicher Kombi aus der Familie, der leider nicht nur einmal während der Reise aufgesetzt ist.
Von dieser Reise an, waren wir aber so sehr vom Dachzelt-Reisen begeistert, dass viele weitere Reisen folgten. Da wir selber nur einen Kleinstwagen hatten (VW Fox), haben wir es irgendwie immer geschafft, uns für diese Roadtrips Autos zu leihen. Leider gab es Reise für Reise immer wieder Momente, wo wir vor gröberen Waldwegen, sandigen Dünen oder einfach großen Schlammlöchern standen und wir mit den Leihwagen kehrt machen mussten. Manchmal war der traumhafte Stellplatz schon in Sicht – das war immer besonders schmerzhaft. Also stand schon ziemlich lange die Idee: Wir wollen ein eigenes Auto, und das soll auch möglichst geländegängig sein. Was zunächst nur eine Wunschvorstellung war, wurde dann jedoch immer realer und konkreter. 2021 haben wir dann final beschlossen, uns einen Geländewagen zu kaufen.
Warum habt ihr euch für den Toyota Hilux entschieden?
Wir hatten mehrere Autos auf unserer Wunschliste. Dort fanden sich zum Beispiel auch der Toyota Landcruiser, der Mitsubishi Pajero oder der Nissan Patrol. Aber auch die Pick-ups dieser Marken waren vonvornerein interessant für uns.
Und hier hatten wir dann tatsächlich Glück, denn in der Familie gab es schon einen Hilux. Marios Papa hatte diesen im Leasing und wir könnten den im Anschluss rauskaufen. Der Haken: Wir müssten noch etwa ein halbes Jahr warten. Da dieses Auto aber ohnehin weit oben auf unserer Wunschliste stand, haben wir diese Wartezeit in Kauf genommen.
In der Tat führten verschiedene Ereignisse letztlich dann zu einer Wartezeit von über einem Jahr. Das war natürlich ein Luxusproblem, dennoch waren wir davon ganz schön ernüchtert. Die ersten Reisen mit dem Auto waren geplant und es lagen auch schon die ersten Teile für den Wagen bereit. Zum Herbst 2022 konnten wir ihn dann aber endlich unser Eigen nennen und haben über den Winter schon so viele Umbauten wie möglich erledigt.
Warum glaubt ihr, ist ein Pick-up für Offroad-Reisen besonders praktisch?
Naja auf jeden Fall der Stauraum. Ob mit einem Verdeck oder wie bei unserem mit einem Hardtop: Die Ladefläche bieten ungemein viel Platz für Ausrüstung, Hobbygeräte und Camping-Equipment. Auch gibt es unzählige Ausbaumöglichkeiten für den Laderaum: Von Schubladen, über ausziehbare Küchen bis hin zu ganzen Strom- und Wassersystemem. Und da Pick-ups ja von Werk aus zum Transport gedacht sind, bieten sie meist reichlich Spielraum was die maximale Zuladung angeht. Unser Hilux hat beispielsweise eine zulässige Zuladung von knapp einer Tonne.
Neben den Transport-Eigenschaften bieten viele Pick-ups aber eben auch eine Reihe von Offroad-Eigenschaften. Unser Hilux hat beispielsweise serienmäßig einen zuschaltbaren Allrad, eine Untersetzung und eine Differentialsperre hinten.
Habt ihr den Wagen selbst aus- bzw. umgebaut? Wenn nein, wer hat den Wagen ausgebaut?
Teils, teils. Manche Dinge haben wir lieber Profis überlassen, wie z.B. das Fahrwerk (OME) oder den Schnorchel, für dessen Montage ja in die Karosserie gesägt werden musste. Das hat das Team vom Autohaus Stamm für uns gemacht.
Bei vielen anderen Dingen haben wir uns fertige Lösungen gekauft und diese selbst verbaut. Dazu zählen beispielsweise das Edelstahl-Hardtop (RSI Smartcap), von welchem wir im Übrigen sehr begeistert sind, oder auch das modulare Auszugsystem Outback von ARB.
Was war das Ziel des Ausbaus?
Für uns waren da vor allem zwei Dinge wichtig:
Erstens: Wollten wir, wie auch bei der Wahl des Autos, einen möglichst zuverlässigen Ausbau. Es sollten also Komponenten und Systeme genutzt werden, die nach der eigenen Recherche eher selten Probleme machen bzw. lange halten. Dieser Gedanke hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir den Dachträger von Rhino-Rack gewählt haben, oder uns für das Hardtop aus ferritischem Edelstahl entschieden haben.
Zweitens: Für uns sogar noch wichtiger: Das Auto muss alltagstauglich bleiben. Das bedeutet, dass zum Beispiel die obere Hälfte des Hardtops, oberhalb der Schubladen, frei bleibt, um es im Alltag als Kofferraum zu nutzen. Auch die Rückbank wird nur für größere Trips rausgenommen, durch kleine Regale aus Euroboxen ersetzt und anschließend wieder eingebaut.
Was macht ihr so im Alltag?
Wir sind beide aktuell im Masterstudium, Anna in Medienwissenschaften und ich in Wirtschaftsingenieurwesen. Unsere Leidenschaft für Fotografie und Autos führte zu unserer Selbstständigkeit als Fotografen, angefangen mit Shootings für Autohäuser. Unser Ziel ist der Studienabschluss in 2024, um uns voll auf unsere Tätigkeit als Foto- und Videodienstleister zu konzentrieren. Spezialisiert haben wir uns auf Outdoor, Reisen und Automotive. Nebenbei betreiben wir zwei Instagram-Accounts, einen YouTube-Kanal und einen Blog, wo wir über Overlanding, Outdoor, Roadtrips und Hiking berichten.
Wie seid ihr beim Ausbau bzw. der Planung vorgegangen?
Wir haben uns viele Ausbauten auf YouTube angeschaut und uns alles notiert bzw. abgespeichert, was wir cool fanden. Dann haben wir diese Liste priorisiert und festgelegt, was davon uns wirklich wichtig ist und was „nur cool aussieht“. Schließlich mussten wir am Ende auch mit unserem Budget hinkommen. Nachdem wir die Anbauteile bzw. Ausbaukonzepte präzisiert haben, haben wir dann für jedes Teil nach einer Lösung geschaut und das ganze finanziell durchgerechnet. Tatsächlich war der Plan so konkret, dass wir 80 Prozent der Teile bestellt haben, bevor wir das Auto hatten.
Welche Arten von Schränken habt ihr gebaut? Welche Materialien habt ihr verwendet?
Da haben wir zum einen die Schubladen im Heck. Bei diesen haben wir uns nach viel Überlegen, dann doch gegen die Selbstbau-Variante entschieden. Der Grund: Wir glauben, dass ein professionell entwickeltes und vielfach erprobtes System am Ende die bessere Handhabung und Zuverlässigkeit bringt. Auch wenn der Preis dafür dann natürlich ein wenig höher ist als beim Selbst-Ausbau.
Von daher haben wie das modulare Outback-System von ARB verbaut. Dank des Baukasten-Systems, konnten wir dabei die Auszüge nach unseren Bedürfnissen zusammenstellen. Links haben wir uns für eine große Schublade entschieden, mit einem darüber liegenden Auszug. Und rechts, für die Kühlbox, eine flache Schublade mit einem darüber liegenden Auszug.
Neben den Auszügen im Heck nutzen wir auf unseren Reisen noch Euroboxen mit seitlichen Klappen. Diese stehen dann jeweils hinter unseren Sitzen, dort wo sonst die Rückbank ist. In diesen verstaut jeder von uns seine Kleidung. So werden die hinteren Türen unseres Pickups quasi zum Kleiderschrank.
Was ist das Besondere an eurem Ausbau?
Immer wieder ein Hingucker auf Campingplätzen oder Messen ist auf jeden Fall unsere Außenküche. Diese befindet sich in der linken Klappe unseres Hardtops, die gibt es optional mit dem Hardtop. Hier lässt sich der Herd im Nu ausklappen und per Klick-Verschluss mit der Gasflasche verbinden, die neben den Auszügen im Heck steht. Ein weiteres cooles Feature, welches wir selbst sehr lieben, ist die Tisch-Halterung unseres Hardtops. Sie ermöglicht es, den Tisch von innen unter das Dach des Hardtops zu schieben. Auf diese Weise ist das sperrige Camping-Möbelstück sehr platzsparend verstaut.
Wie lange hat der Ausbau gedauert?
Wer hat gesagt, dass der Ausbau fertig ist? :-P
Fahrwerk, Schnorchel, Winde, Reifen und Felgen sowie das Hardtop hatten wir innerhalb des ersten Monats bereits verbaut. Diese Komponenten hatten wir aber auch schon alle bereit liegen und haben quasi nur auf die Fahrzeugübergabe gewartet. Da das Fahrzeug vorher ja bereits im Familienbesitz war, konnten wir das Fahrwerk sogar schon einbauen, bevor das Fahrzeug uns gehörte.
Da dann jedoch leider erstmal Winter war, sind wir die weiteren Schritte sehr entspannt angegangen. Hinzu kam noch, dass unser Auto aufgrund einer Fehldiagnose einer lokalen Toyota Werkstatt für über sechs Wochen lahmgelegt war. Es hieß unser HA-Differenzial sei kaputt, tatsächlich war jedoch lediglich der Simmerring undicht geworden. Gerade noch rechtzeitig zum Frühling war unser Auto dann aber wieder mobil und wir haben Dachträger, Dachzelt und Markise montiert.
Damit war unser Hilux nach etwa 6 Monaten zumindest schon einmal reisetauglich. Nach weiteren drei Monaten haben wir, vor unserer ersten großen Reise nach Island, noch in einer Last-Minute-Aktion die Auszüge im Heck sowie den Unterfahrschutz verbaut – typisch zwei Tage vor Abfahrt.
Als nächstes steht dann noch der finale Ausbau des Hardtops an. Hier soll noch ein Wassertank mit Pumpe sowie ein festes Stromsystem mit Batterie installiert werden.
Wie teuer war der Ausbau?
Tatsächlich haben wir das sogar bis auf jeden Cent dokumentiert. Alles was fest mit dem Auto verbaut ist, also zum Beispiel auch das Dachzelt und Markise, nicht aber die Campingmöbel, kommt zusammen auf einen Wert von 26.538,92 Euro.
Dazu zählen:
- Hardtop inkl. Küche und Tischhalterung
- OME Fahrwerk
- TJM Winde
- Windenträger und Bullbar von Ulstein
- Schnorchel
- Felgen und Reifen
- Rhino-Rack Träger für das Hardtop
- ARB Outback Auszugsystem
- Rhino-Rack Pioneer Träger auf dem Dach der Fahrerkabine
- OSRAM Lightbar
- Taubenreuther Unterfahrschütze
- iKamper Skycamp 3.0
- CAMPWERK 270° Markise
Wie war eure große Reise nach Island? Was waren eure Highlights?
Diese Reise war der absolute Hammer. So etwas haben wir noch nie erlebt. Die Landschaft dort ist einfach wie von einem anderen Planeten und hinter jeder Ecke doch auch wieder komplett anders. Konkrete Highlights zu nennen, ist gar nicht so leicht, da alles wirklich überwältigend war.
Besonders das isländische Hochland ist eine absolute Empfehlung. Hier ist man, aufgrund der Zufahrtsbeschränkung ausschließlich für 4×4-Fahrzeuge, noch relativ allein unterwegs und fernab vom Massentourismus. Am ersten Tag im Hochland ist es uns sogar passiert, dass eine Reihe von Rentieren neben uns hergelaufen ist, während wir die Schotterpiste in den Sonnenuntergang gefahren sind. Ein Moment, den wir sicherlich nie wieder vergessen werden.
Wie hat sich euer Hilux da geschlagen? Hat er alles gemeistert?
Um in das isländische Hochland zu gelangen, muss man die sogenannten F-Roads fahren. Nach unserem deutschen Verständnis haben diese jedoch nicht viel mit Straßen zu tun, sondern eher mit offroadigen Schotterpisten. Das ist wohl auch der Grund, warum diese F-Roads ausschließlich mit Allrad-Fahrzeugen befahren werden dürfen.
Dass wir all diese Straßen fahren konnten, war bei dieser Reise definitiv das Beste an unserem Auto. Das häufigste Hindernis, dem wir in Island begegnet sind, sind übrigens Wasserdurchfahrten. Über die ganze Reise hinweg haben wir sicher 30 bis 40 Mal Flüsse durchwatet – von 30 cm bis über 80 cm Tiefe. Dank des Unterfahrschutzes und der höhergelegten Luftansaugung, sowie der höhergelegten Differenzial- und Getriebeentlüftung war unser Auto dafür bestens vorbereitet.
Insgesamt sind wir ohne Schäden oder technische Probleme aus Island zurück gekehrt. Nur eine Sache hat es nicht überlebt: Unser Toyota-Emblem am Kühlergrill vorn, liegt wohl noch immer irgendwo im isländischen Hochland.
Habt ihr eure Winde schon mal benutzt?
Ja, mehrfach. Jedoch haben wir sie bisher nur zur Bergung anderer Fahrzeuge genutzt. Unser Hilux ist bis jetzt zum Glück noch nie irgendwo hängen geblieben. Aber wir haben ja auch noch einige Offroad-Abenteuer vor uns ;-).
War der Schnorchel hilfreich?
Vermutlich hätten wir alles auch ohne Schnorchel geschafft. Aber hätten wir es uns auch ohne Schnorchel getraut? Ich denke nicht. Und ich glaube allein dafür hat sich der Schnorchel schon gelohnt. Es beruhigt einen einfach und man weiß, dass dort noch genügend Reserven sind, falls die Wasserdurchfahrt an der einen Stelle dann doch mal tiefer ist als gedacht.
Erzählt gerne, was ihr alles auf dem Dach habt.
Also auf dem Dach haben wir zunächst die Träger bzw. das Rack. Auf dem Hardtop haben wir dabei die Heavy-Duty-Dachträger von Rhino-Rack, welche unser Dachzelt tragen. Auf dem Fahrzeugdach haben wir die Pioneer-Plattform ebenfalls von Rhino-Rack mit samt der Osram-Lightbar verbaut.
Als Dachzelt haben wir auf dem Hardtop das Skycamp 3.0 Rocky Black von iKamper. Wir lieben dieses Zelt seit eh und je und es war tatsächlich auch das Skycamp von iKamper, das wir uns in 2018 für unseren ersten Trip gemietet haben. Auch damals bei der Miete war es natürlich schon mit das höchstpreisige Zelt, jedoch hat uns auch damals schon die schnelle und einfache Handhabung überzeugt, ebenso wie das Platzangebot und aber auch die Chance, dass die Leiter easy mit in das Zelt geklappt werden kann.
Neben dem Dachzelt haben wir noch die 270-Grad-Markise von CAMPWERK verbaut. Auch von dieser sind wir aufgrund ihrer einfachen Handhabung und dem Platzangebot darunter sehr begeistert. Aufgeklappt bietet sie genug Raum, um beispielsweise im Regen trocken kochen und gemeinsam essen zu können.
Auf dem Rhino-Rack vorne haben wir für die Island-Reise noch Unterlegkeile transportiert, um bei den groben Campingplätzen im Hochland die Unebenheiten auszugleichen sowie eine Kiste mit Ersatz- und Verschleißteilen und etwas Werkzeug.
Ihr kocht gerne unterwegs, was liebt ihr am Draußenkochen?
Ohja, wir lieben es, draußen zu kochen. Am liebsten immer direkt am oder im Feuer. Das ist zum einen einfach super gemütlich und zum anderen kocht man dabei bewusster und nimmt sich viel Zeit dafür.
Daten zum Fahrzeug:
- Toyota Hilux Revo 2.4L Duty Comfort
- Baujahr: 2018
- Farbe: weiß
- Motor: 2,4 L Diesel mit Automatik Getriebe
- Reifen: BF Goodrich – All-Terrain T/A KO2 265/75R16 119R
- Felgen: CW-Aluflege 7×16 schwarz (by Borbet)
Verbaute Offroad-Komponenten:
- Old Man Emu Fahrwerk
- Unterfahrschutze von Taubenreuther (Motor, Getriebe, Tank, AdBlue-Tank und Auspuffsensoren)
- TJM Winde (Torq 12000 mit 5,4t Zugkraft)
- Safari Schnorchel
Wo kann man euch im Internet finden?
YouTube (hier soll demnächst dann auch noch die Videoreihe zu Island online kommen)
Float-on-the-Road-Blog
Instagram Mario @supaer_mario
Instagram Anna @annayeees
TikTok