Werbung: Claudia erzählt von ihrem viertägigen Trip durch die Serengeti. Anstelle einer Selbstfahrersafari hat sie sich dieses Mal für eine Guided Tour des lokalen Safari-Anbieters Peace Matunda Tansania Safaritours entschieden und so wird sie Joshua, ihr Guide, in den nächsten Tagen mit seiner untrügbaren Spürnase auf die Fährten wilder Tiere bringen.
Da ist es wieder: das Gefühl von Freiheit. Das Knirschen der Reifen im Sand, das verheißungsvolle Rütteln des Landscruisers und der Klang fremder Sprachen, der sich mit dem Motorenlärm und der rhythmischen Musik aus dem Radio mischt. Wir befinden uns auf einer vorfreudigen, ca. 5-stündigen Fahrt von Arusha zum Serengeti-Nationalpark. Gerade fahren wir entlang des Ngorongoro-Kraters und passieren das Denkmal von Prof. Michael Grzimek (Gründer der Serengeti-Nationalpark) und seines Sohnes, als mich Joshua fragt, ob dies mein erstes Mal in der Serengeti sein würde.
Moment mal, wer ist Joshua? Joshua ist unser Guide. Anstelle einer Selbstfahrersafari habe ich mich dieses Mal für eine Guided Tour des lokalen Safari-Anbieters Peace Matunda (www.tansania-safaritours.com) entschieden und so wird uns Joshua in den nächsten Tagen mit seiner untrügbaren Spürnase auf die Fährten wilder Tiere bringen, uns abends im Camp Tränen lachen lassen und uns vier unvergessene Tage im Serengeti-Nationalpark – dem vielleicht schönsten Naturreservat der Erde – bescheren. Übrigens: Bei jeder Safari mit Peace Matunda geht ein Teil des Reisepreises an das gleichnamige Kinderzentrum Peace Matunda bei Arusha, wo 40 Waisenkinder ein liebevolles und sicheres Zuhause finden und mehr als 200 Kinder aus benachteiligten Familien in der Umgebung die Primary School besuchen. Eine ganz herzliche und unterstützenswerte Initiative!
Ich verneine Joshuas Frage, tatsächlich war ich schon zwei Mal im Serengeti-Nationalpark. Seit meiner ersten Reise in die Serengeti zieht es mich immer wieder dorthin, es ist die unendliche Weite, die Ruhe, das ganz besondere Licht Afrikas und dieses Gefühl im Einklang mit der Natur zu sein. Ich spüre eine leichte Enttäuschung in seiner Reaktion und schnell füge ich hinzu: „Aber dieses Mal sind wir zum ersten Mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um die Überquerung des Mara Rivers der migrierenden Tiere zu sehen.“
Millionen von Tieren ziehen durch den Serengeti-Nationalpark
Millionen von Tieren ziehen seit Generationen jedes Jahr hunderte Kilometer weit im Uhrzeigersinn durch den Serengeti-Nationalpark in Tansania bis hin zum Naturreservat Masai Mara in Kenia, auf ihrem traditionellen Streifzug nach Futter und Leben. Niemals zu enden scheinende Herden von Gnus, Zebras und Antilopen durchstreifen auf gemeinsamer Mission die Steppe: zuerst grasen die Gnus das hohe Gras ab, dann folgen die Zebras mit den mittleren Halmen und schließlich bedienen sich die Antilopen an den kurzen frischen Pflanzen. In friedvoller Eintracht, die Stärke der Gruppe genießend, ein echtes Wunder der Natur.
Doch nicht nur das! Von Joshua lernen wir in den kommenden Tagen, dass sie im Januar und März alle gleichzeitig ihre Jungen bekommen und dabei die Nachgeburten für die Löwen liegen lassen. So verschaffen sie ihren Jungtieren eine weitestgehend ungefährliche Zeit, um sicher laufen zu lernen und mit der Herde weiterziehen zu können. Ein cleverer Zug dieser gigantischen Tierfamilie!
Joshua nickt zufrieden: „Da werdet ihr in den nächsten Tagen noch Augen machen.“ Das war weit hergeholt – tatsächlich machten wir bereits zwei Stunden später große Augen! Unser Toyota passierte gerade das Naabi Hill Gate als wir 10 Minuten später ihn schon stoppten, denn nicht weit hinter dem Eingang schlenderte in gelassener Erhabenheit eine Löwenmama mit ihren zwei Teenagern. Wie eine Kindergärtnerin am Zebrastreifen wartete sie auf der Mitte des Weges, bis die beiden Sprösslinge den Weg gequert hatten. Sie warf uns noch einen gelassenen Blick zu und verschwand mit ihrer Familie gemächlich Richtung Flussufer. Ein grandioser Auftakt für vier folgende, großartige Tage.
Unser Camp auf der Pimbi Public Campsite
Unsere Basis war die Pimbi Public Campsite in der Seronera, der zentralen Serengeti, wo wir jeden Morgen zwischen 6.30 Uhr und 8.00 Uhr starteten und zum Schutz der Tiere bis 18.00 Uhr wieder eintreffen mussten. Gefrühstückt haben wir im Camp, mittags gab es das, morgens bereits eingesteckte, Lunchpaket irgendwo in der Wildnis und abends aßen wir im Camp gemeinsam unter Sternen am Lagerfeuer. Gezaubert wurde das Essen von unserem Koch in der gemeinsamen Campküche mit angeschlossenem überdachten Essbereich (für die, die lieber dort als am Feuer essen).
Das Camp wurde für die vier Tage ein richtiges Kurzzeitzuhause – nicht zuletzt auch wegen unserem mit Abstand komfortabelsten Zelt mit bequemen Feldbetten. Apropos bequem: direkt am ersten Tag im Camp wartete ich bei der Gemeinschaftsküche auf mein Essen und wollte gerade nochmal zurück zum Zelt, als ich einen Elefanten gemächlich zwischen den Zelten entlang schlendern sehe. Neugierig rüsselte er an den Zeltwänden entlang. Ich muss überrascht auflachen, drehe mich zur Küche um und frage, ob er immer hier sei. Nein, offensichtlich nicht, denn direkt ging der Tumult los: mit Töpfen und Pfannen wurde ein Klapperkonzert angestimmt und der immer neugieriger und frecher werdende Elefant trabte davon. Ich habe dieses Schauspiel freudig lachend verfolgt, verstand aber jetzt auch, weshalb man nachts nur zu Zweit und mit Taschenlampe zur Toilette gehen darf.
Dank Joshua verbrachten wir eine unvergessene Zeit auf unserem Trip durch die Serengeti. Joshua ist 48 Jahre alt, arbeitet aber seit bereits mehr als 20 Jahren als Guide und scannt die Umgebung mit dem Blick eines Adlers. Schon von Weitem erkennt er stecknadelgroß jedes Tier und gibt nicht auf, bis er jeden Tag die „Big 4 der Serengeti“ gefunden hat: Elefant, Büffel, Löwe und Leopard. Doch nicht nur das: mit seiner witzigen Art, selbst am lautesten über die eigenen Scherze zu lachen, müssen wir uns täglich mehrfach vor Lachen die Bäuche halten.
Die Big 4 auf unserem Trip durch die Serengeti
Aber zurück zu den Big 4 und einigen unserer majestätischen Erlebnisse: Wir fühlten uns mitten in eine Naturdoku versetzt, genau genommen waren wir es ja auch. Dank Joshua hatten wir die Gelegenheit die Tiere in ganz unterschiedlichen Situationen zu beobachten. So hatte beispielsweise ein Leopard ein Gnu – ja, genau, ein G-N-U – auf einen Baum gezerrt, hat sich dort weitestgehend sicher vor Konkurrenz den Bauch vollgeschlagen und kam dann elegant heruntergesprungen, striff an unserem Auto entlang zum Fluss und kehrte danach wieder auf den Baum zurück, um seinen vollen Vorratsschrank zu bewachen.
Die Löwin hingegen, die wir beobachten durften, hatte ein Zebra gerissen und fraß dieses direkt an Ort und Stelle, hektisch, mit blutverschmiertem Maul. Sobald sie sich ausreichend gestärkt hatte, kam sie erneut mit ihren Jungen zurück und bewachte deren Mahl. Einer der Geparden, die wir sahen, suchte noch sein Glück: er saß mit seinen Jungen um sich herum auf einem Hügel und hielt nach Beute Ausschau, höchst aufmerksam und jederzeit bereit zum Sprung anzusetzen. Apropos Fressen: einen anderen Geparden entdeckte Joshua, als wir gerade auf dem Dach unseres Toyota saßen und unser Lunchpaket verdrückten. Er reichte uns sein Fernrohr und so wurde selbst aus der Mittagspause ein Safarihighlight.
Andernorts machte eine Löwendame ihrem Partner so richtig schöne Augen. Kaum hatte er sich kurz ausgeruht, stupste sie ihn wieder an und rieb sich an ihm. Mit einem Augenzwinkern bekamen wir auch hier Live-Biologieunterricht von Joshua und lernten, dass Löwen sich bis zu 40 Mal am Tag paaren. Die Elefanten und Hyänen hingegen lieferten uns ein Spektakel der anderen Art: einen Machtkampf zwischen den sanftmütigen Riesen und den hinterlistigen Hyänen. Die Elefanten rannten mit flatternden Ohren trompetend auf die Hyänen zu, die Hyänen nutzten die Kraft der Gruppe und zwangen wiederum den jeweiligen Elefanten zu einer Kehrtwende. So ging es mehrfach hin und her, bis die Hyänen sich – zumindest zunächst – doch trollten. Am Fluss vergnügten sich die Nilpferde mit ihren Babys im feuchten Nass und ließen sich von den Vögeln das Ungeziefer von der Pelle zupfen, während die Krokodile faul am Ufer lagen.
Am Mara River
Am 3. Tag fuhren wir morgens direkt zum Mara River, wo wir die riesigen Herden von Gnus und Zebras auf ihrem Weg zur Überquerung des Flusses beobachten wollten und hofften das Glück zu haben dieses Spektakel mitzuerleben. Am Mara River selber sahen wir noch nicht viele Tiere und fuhren zu einem Seitenarm, wo wir von tausenden Gnus und Zebras begrüßt wurden, die sich in den folgenden Stunde zu einer immer größeren Herde dort sammelten. Sie schienen alle nur dazustehen und darüber zu grübeln, ob man den Sprung in den Fluss wagen sollte. Wir wollten fast schon aufgeben, als sich die Herde zu bewegen begann. Am Horizont erschienen immer mehr Tiere und dann plötzlich stürzte sich das erste Gnu nach unten in den Fluss. Es war ein so tolles Erlebnis zu sehen, wie die ganze große Herde folgte um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen.
Bei all diesen wahnsinnigen Erlebnissen der „Big 4“ und der Big Migration darf man jedoch all die anderen, genauso erlebenswerten Begegnungen mit weiteren Bewohnern der Serengeti nicht unerwähnt lassen: angefangen bei den athletischen Pavianen mit ihren Babys auf dem Rücken, über windgeschwinde Sträuße, listige Schakale, fiese Hyänen, coole Gnus, vergnügte Warzenschweine, elegante Impalas und niedliche Dik-Diks bis hin zu den kleinen, gefiederten Freunden der Serengeti, wie zum Beispiel den wunderschönen, bunten Bee-eaters, lässt einen gerade diese bunte Vielfalt mit all ihren individuellen Lebenskonzepten und der enorme Tierreichtum von morgens bis abends staunen.
Der Staub abertausender Tiere versperrt uns die Sicht
Mein persönliches Highlight, sogar mehr noch als die Raubtiere, waren jedoch tatsächlich die migrierenden Tiere. Umgeben von mal trappelnden, mal donnernden Hufen abertausender Tiere auf der Straße zu stehen und nicht weiterfahren zu können, vor lauter Staub und Fell keinen Horizont mehr sehen zu können und diesen Tieren sprachlos hinterherzuschauen, lässt mich ehrfürchtig inne halten. So ehrfürchtig, dass ich ganz vergessen habe, ein Foto davon zu machen. Von Joshua lernen wir währenddessen nicht nur jede Menge über die Tiere und ein paar Bröckchen Kisuaheli, sondern auch viel über die Traditionen der Masai.
Wir waren wirklich etwas wehmütig, als wir am Morgen des vierten Tages unsere Beine aus dem Bett schwangen und wussten, heute Abend werden wir nicht dort in unser Feldbett zurückkehren. Beim Frühstück heitert uns Joshua auf: „Heads up, wir haben schließlich noch einen halben Tag Serengeti vor uns und die Rückfahrt ist ebenfalls wunderschön.“ Beeeaaauuutiful – eines von Joshuas Lieblingswörtern. Er sollte Recht behalten: nachdem wir uns auf der Strecke durch die Serengeti von nahezu jeder vorher gesichteten Tiergattung noch einmal verabschieden konnten, setzen wir unsere Rückreise zunächst durch einen Nebelwald fort und durchqueren anschließend das Riff Valley.
Besonders beeindruckend bei unserem Trip durch die Serengeti ist die Strecke vom Lake Magali zum Manyara See. Vollgetankt mit neuen Erlebnissen, etwas erschöpft aber glücklich bis in die Haarspitzen erreichen wir in der Abenddämmerung unseren Ausgangspunkt in Arusha. Tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit verbindet uns mit Joshua, mit seinem Wissen, seinem Spürsinn und vor allem seinem Respekt vor allen Lebewesen der Serengeti. Dieses Gefühl der Naturverbundenheit werden wir mit nach Hause nehmen. Asante sana, Joshua!