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Sieht gut aus und fährt sich gut. Der Ford Ranger von Taubenreuther.
Sieht gut aus und fährt sich gut. Der Ford Ranger von Taubenreuther.

Noch viel mehr spannende Umbauten – Der blaue Taubenreuther-Ranger

Über den Muli-Rack-Ladenflächenträger und das Decked-Schubladensystem des blauen Ford Ranger haben wir schon berichtet. Zeit, sich endlich auch die anderen Umbauten anzusehen, die Offroad-Zubehör-Spezialist Taubenreuther dem Pickup spendiert hat.

Schwerer Look, wenig Gewicht: ARB Stealthbar

Als erstes fällt dabei natürlich die Seilwinden-Stoßstange auf. Wuchtig sieht sie aus. „Sicher schwer“, denkt man. Schaut man näher hin, stellt man jedoch fest, dass hier irgendwas anders ist. „Das ist doch …?“. Richtig: Das ist Kunststoff, kein Stahl. Und ja, um es vorwegzunehmen, das hält und ist auch ausreichend stabil. Der Garant dafür ist der Herstellername: ARB. Dass die Firma aus Australien wohl kaum ihren weltweit guten Ruf aufs Spiel setzen würde, nur um ein paar Plastik-Bumper zu verkaufen, darf man wohl getrost voraussetzen. Weiß man, dass neue Produkte im ARB-Sortiment nicht nur von Ingenieuren erdacht und konstruiert werden, die sich mit der Materie und mit den Anforderungen auskennen, sondern auch in diesem unermesslich weiten „Offroadpark“ direkt vor der Haustür auf Herz und Nieren getestet werden, ist man sich ziemlich sicher, dass dieses Kunststoffteil hält, was der Name verspricht. Denn was im australischen Outback besteht, funktioniert auch im Rest der Welt.

Leichtgewicht mit schwerem Look, die ARB-Kunststoff-WIndenstoßstange.
Leichtgewicht mit schwerem Look, die ARB-Kunststoff-WIndenstoßstange.

Clevere Materialwahl

Die Wahl dieses, für eine Seilwindenstoßstange zunächst ungewöhnlich anmutenden, Materials mag im ersten Moment seltsam erscheinen, hat jedoch einen guten Grund: Gewicht. Oder besser gesagt: Gewichtsersparnis. Auch wenn natürlich weiterhin einige Komponenten des Bumpers aus Stahl bestehen, ist der Großteil der wuchtigen Stoßstange einfach leichter.

Kennt man die fetten ARB-Winch-Bumper mit ihren Bullenfängern, die auf so vielen Pickups und Buschtaxis in Australien und anderen Ländern der Welt zu finden sind, und weiß, dass die Winde auch nochmal einige zusätzliche Kilo auf die Waage bringt, kann man sich vorstellen, dass die Federn des Fahrwerks ein klein wenig kräftiger ausgelegt werden müssen, damit die Karre auch gerade steht und nicht hinten höher als vorne. Rund 30 Prozent weniger Gewicht gegenüber den ARB-Stahlstoßstangen verspricht der Hersteller. Knapp ein Drittel also. Das ist schon ein Wort. Dafür sorgt der Name dann zunächst wieder für leichte Verwirrung und später für ein Schmunzeln. Denn das Ding heißt tatsächlich Stealthbar. Darauf muss man erstmal kommen.

Das leichte Gewicht hat viele Vorteile

Gleichzeitig bedeuten weniger Kilos auf der Fahrzeugwaage aber auch weniger Spritverbrauch, weniger Reifenverschleiß und mehr mögliche Zuladung. Denn was nutzt es, wenn man viel schweres Zubehör an einen Pickup montiert, damit er auch im unwegsamen Gelände viel Ausrüstung oder Material mitschleppen kann, dann aber feststellen muss, dass nach ein paar Kisten auf der Pritsche das zulässige Gesamtgewicht schon überschritten ist? Klar, mal geht das sicher. Aber auf Dauer geht es eben an die Substanz. Und von gebrochenen Pickup-Rahmen haben wir alle schon mal gehört oder gelesen.

Aber noch ein Thema spielte bei der Entwicklung eine Rolle: der verbesserte Fußgängerschutz. Wir kennen das Thema hierzulande ja zur Genüge. Bullenfänger werden seit einigen Jahren nicht mehr abgenommen und in die Papiere eingetragen, Windenstoßstangen ohne Bull-Bar finden nicht vor jedem TÜV-Prüfer Gnade, und auch bei der Entscheidung über das Produktionsende des guten alten Defender soll dieser Aspekt eine Rolle gespielt haben. Gut also, dass es für die Stealthbar ein Zertifikat vom TÜV-Süd gibt. Einziger Wermutstropfen dabei: derzeit nur für den Ranger und den Hilux. Übrigens: Bis zu einem gewissen Maß soll die Stealthbar Stöße absorbieren können und der Kunststoff wieder in seine ursprüngliche Form zurückfinden.

In die ARB-Stealthbar lassen sich Nebelscheinwerfer integrieren, und es sind Montagekits für Parksensoren sowie die Adaptive Cruise-Control erhältlich. Außerdem ist der Bumper mit und ohne Seilwindenaufnahme zu bekommen. Dass Taubenreuther seinem Ranger-Vorführmodell natürlich nicht die Variante ohne Windenaufnahme spendiert hat, dürfte wohl niemanden verwundern. Und es dürfte wohl auch keinen wundern, dass die Wahl für den Hersteller der Winde bei den Taubenreuther-Jungs auf Warn gefallen ist. Montiert wurde die Warn VR Evo 10s mit rund 4,5 Tonnen Zugkraft, 27 Metern Kunststoffseil – nochmal Gewichtsersparnis – und Kabelfernbedienung, bei der das Bedienteil abgenommen und kabellos verwendet werden kann. Der Relais-Kasten sitzt oben auf der Winde, und die komplette Winch ist nach IP68 wasser- und staubdicht. Mit einem Preis von knapp über 800 Euro ist sie außerdem nicht mal teuer.

Zur ARB Stealthbar bei offroad24.de.

Top-Fahrverhalten mit Top-Dämpfern: OME BP-51

Was man dagegen auf den ersten Blick nicht sieht, ist das BP-51-Fahrwerk. „Ah ja, das BP … äh … das BP-was-für-ein-Fahrwerk? Nie gehört!“ Kein Wunder, das BP-51 gibt es auch noch gar nicht so lange. Es stammt vom Fahrwerks-Spezialisten Old Man Emu, der ebenfalls zu ARB gehört. Die Fahrwerke mit den schwarzen Federn und gelben Dämpfern mit dem stilisierten Emu darauf sind seit langem als robuste und extrem geländetaugliche Alternative zum Serienfahrwerk in Geländewagen bekannt.

Das OME BP-51-Fahrwerk.
Das OME BP-51-Fahrwerk.

Das Logo hat übrigens seinen Grund. Den flugunfähigen Emu, der bis zu 1,9 Meter groß und bis zu 45 Kilo schwer wird, zeichnen vor allem seine sehr kräftigen Beine aus. Schließlich müssen sie den gewichtigen Vogel, der bis zu 40 km/h erreicht, auch bei dieser Geschwindigkeit sicher tragen. Wer den Emu einmal dabei beobachtet hat, dem ist aufgefallen, dass der Körper sich dabei nahezu unbeweglich über den Boden bewegt. Für die Ingenieure und Techniker bei OME ist der Emu also mehr als nur ein Logo, erinnert er doch immer daran, woran sich ihre Fahrwerke messen lassen müssen.

Im OME BP-51 ist das beste verschiedener Systeme vereint

Doch nicht nur das dürfte bei OME den Ausschlag gegeben haben, einen neuen Dämpfer zu entwickeln, der die Vorteile aller bislang bekannten Stoßdämpfer-Systeme in sich vereint, deren Nachteile aber außen vorlässt. Daher ist der BP-51 nicht einfach ein weiterer Öl-Gasdruck-Stoßdämpfer mit Bypässen und Ausgleichsbehälter, der auf den Markt geworfen wurde. Das macht schon allein die Herstellergarantie von drei Jahren beziehungsweise 60.000 Kilometern deutlich. Der BP-51 wird fahrzeugspezifisch und OME-typisch für verschiedene Belastungszustände ausgelegt, zu verschiedenen Federn abgestimmt und natürlich mit einem zum Fahrzeug passenden Montagekit geliefert. Für Deutschland wichtig: Alle BP51-Dämpfer werden mit einem TÜV-Teilegutachten geliefert.

Doch wie funktioniert dieser Dämpfer? Das großzügige, doppelwandige Aluminium-Gehäuse sorgt für ein großes Ölvolumen und dadurch für niedrige Öltemperaturen, das Aluminium für eine hervorragende Wärmeableitung. Durch die Doppelwände liegen nicht nur die Bypässe geschützt in der Gehäusewand, der 51 Millimeter große Arbeitskolben – daher die Zahl im Namen – ist ebenfalls sicher untergebracht. Dadurch sind mit dem BP-51 auch Coilover-Fahrwerke möglich, also Fahrwerke, bei denen der Dämpfer in der Schraubenfeder sitzt.

Der OME BP-51 enthüllt - Gut sind die Bypässe zu sehen.
Der OME BP-51 enthüllt – Gut sind die Bypässe zu sehen.

Die richtige Bezeichnung dafür ist MacPherson-Federbein. Entwickelt wurde es vom US-amerikanischen Ingenieur Earle S. MacPherson für ein Projekt bei General Motors, das aber eingestellt wurde. Daraufhin wechselte er zu Ford und stellte seine Entwicklung dort fertig. Seine Federbeine haben also Tradition bei Ford und waren in Europa erstmalig im Ford Consul zu finden. Wie passend für OME und Taubenreuther, dass diese Federbeine auch in der Vorderachse des Ford Ranger zum Einsatz kommen.

Der separate Ausgleichsbehälter mit Trennkolben steuert die übrigen Vorteile des BP-51 bei. Er erhöht das Ölvolumen noch einmal zusätzlich, wobei Öl und Gas klar voneinander getrennt sind. Durch den Trennkolben und das Gas im Ausgleichsbehälter gibt es beim Kolbenhub keine Einschränkungen, rund 20 bar Gasdruck sind bei ihm möglich. Der Stoßdämpfer lässt sich vom Fahrzeugbesitzer zehnfach in beide Richtungen verstellen. So kann das Fahrzeug optimal auf die jeweiligen Strecken abgestimmt werden. Und noch einen Vorteil hat der BP-51: Sollte etwas kaputt gehen, kann er repariert werden. Und lässt seine Dämpferwirkung mit der Zeit nach, kann man ihn auch überholen.

Die Funktionsweise des BP-51 klingt einfach, die Umsetzung war jedoch durchaus eine Herausforderung für die OME-Ingenieure. Der Bypass des BP-51 bildet im Dämpfer eine Art Umleitung für das Öl. Je nach Einstellung des Ventils kann er weicher oder härter eingestellt werden. Auf der Straße, wenn keine große Dämpfung benötigt wird, kann das Öl dem Kolbenventil nahezu ungehindert durch die Bypässe ausweichen. Mit zunehmendem Kolbenhub werden sie jedoch verschlossen, und eine immer größer werdende Ölmenge muss den Weg durch das Kolbenventil nehmen. Dabei muss es durch deutlich kleinere Bohrungen im Kolben fließen und zusätzlich gegen die Kraft der Tellerfedern arbeiten. Je höher die Belastung ist, umso stärker wird der Kolben dadurch abgebremst, die Dämpferleistung erhöht. So können ein Durchschlagen oder Abreißen des Stoßdämpfers praktisch ausgeschlossen werden.

Bei all den Vorteilen muss es aber doch einen Haken geben – oder? Genau genommen sind es zwei Haken. Der erste: Die BP-51-Dämpfer kosten „etwas“ mehr als andere Stoßdämpfer. Die Preise starten bei rund 650 Euro. Der zweite: Sie sind leider (noch) nicht für alle Offroad-Fahrzeuge erhältlich.

Hier geht es zu mehr Informationen über das Old Man Emu BP-51 bei Taubenreuther.

Fazit zum OME BP-51

Bleibt die Frage: Wie fährt sich ein Fahrzeug mit dem BP-51? Die Antwort kann im Prinzip recht knapp ausfallen: Traumhaft. Formuliert man es etwas ausführlicher, muss man erwähnen, dass sich der Ranger damit wie eine Sänfte fährt. Leichte Unebenheiten werden einfach weggebügelt. Auch größere Schlaglöcher nimmt der Pickup mit dem Fahrwerk aus Down Under gelassen. Heftige Schläge in den Rücken gibt es nicht, und keiner der Insassen wird beim Fahren über bucklige Pisten wild durchgeschüttelt. Und auch die klassische Colt-Seavers-Fahrweise – wir erinnern uns: beige-brauner GMC-Pickup, fette Lampen am Bullenfänger sowie auf dem Dach und viele Sprünge über alle möglichen Hindernisse – ist kein Problem. Den eleganten Sprung über eine Kuppe steckt das Fahrwerk dank dieses Fahrwerks locker weg. Keine harte Landung und keine durchschlagenden Dämpfer. Die Stuntmen der US-Serie aus den 1980ern wären wohl froh um diesen Ranger gewesen. Nur die fetten Zusatzlampen fehlen noch. Aber auch da hätten die Taubenreuther-Mechaniker noch ein paar Asse im Ärmel. Lassen wir uns also überraschen.

Das OME BP-51 im Einsatz.
Das OME BP-51 im Einsatz.

© Fotos: Michael Scheler