Bei der ULTRA4 Europe müssen die Teams in vier Rennen zeigen, was sie und ihre Fahrzeuge können. Vier unterschiedliche Rennen mit eigenen Schwerpunkten fordern viel von Mensch und Maschine. Das belgische Team von Reul-Sport erreicht beim härtesten Offroad-Rennen Großbritanniens, der ULTRA4x4 King of Britain, den ersten Platz.
Als „Härtestes Offroad-Rennen Großbritanniens“ bezeichnen die Macher, hinter den bekannten King of Hammers und ULTRA4 Racing Wettbewerben aus den USA, die ULTRA4x4 King of Britain. Die gesamte ULTRA4 Europe besteht aus vier Rennen in Europa, die in Frankreich, Portugal und Großbritannien stattfinden.
Vom 13. bis zum 15. Oktober fand das vierte und letzte Rennen bei Kirton in Großbritannien statt. Es ging über Geröll, durch Schlamm und mit hohen Geschwindigkeiten auf Strecke. Die Schwierigkeit bestand darin, den richtigen Rhythmus und das richtige Tempo zu finden. Die Strecke hatte Potenzial für eine gute Show. Sie war breit, von etlichen Hindernissen unterbrochen und bot einige Möglichkeiten für Sprünge. Da die Gesamtlänge nicht so groß war, hat die Organisation vier Runden in zwei Tagen angesetzt. Die Königsklasse Unlimited startete separat von den anderen drei Klassen.
Das Reul-Sport-Team, „Land Rover“-Spezialisten aus Belgien, startete in der Legend Klasse. Fahrer und Beifahrer sind die Brüder Antoine und Benoît Reul. Die drei weiteren Klassen unterteilen sich in- Stock für seriennahe Fahrzeuge, Modified für modifizierte Fahrzeuge, bei denen einige Teile wie der Rahmen noch dem original entsprechen müssen und Unlimited, bei dem so ziemlich alle Um- und Eigenbauten erlaubt sind, solange die Sicherheit gewährleistet ist. Daneben können auch UTVs starten.
Qualifizierung und erster Renntag
Freitags gingen die Reul-Brüder die Qualifizierung ruhig an und sicherten sich so den sechsten Startplatz. Samstags wurde es dann ernst. Gleich zu Beginn konnten die Belgier zwei Plätze aufholen. Trotz einer unerlaubten Fahrt durch die Boxengasse beendete Reul-Sport den Lauf auf Platz zwei. Der erstplatzierte des Tages mit 450 PS schien mit den 180 PS des Reul-Sport Land Rovers nicht einzuholen zu sein. Und ein bisschen Glück war beim zweiten Platz auch dabei. Ein weiterer starker Konkurrent, ebenfalls mit 450 PS ausgestattet, beendete das Rennen wegen einiger Probleme vorzeitig.
Immerhin konnte das Reul-Sport-Team nun den zweiten Lauf des Tages vom zweiten Platz aus starten. Früh fielen sie auf Platz drei zurück. Die vergleichsweise geringe Leistung schien ein Problem zu sein, die Reuls schafften es nicht, an der Spitze dranzubleiben. Aber sie wählten immer geschickter ihre Spur und steigerten sich so. Dann meldete sich der Turbo mit einem Problem. In Runde sechs ging es dann nicht mehr. Sie mussten anhalten. Trotz Schaden beendeten sie als sechstes Team das zweite Rennen.
Glück beim Reparieren
Luc, einer der Mechaniker, ersetzte den defekten Turbo. Aber auch der Gaszug war hin. Glücklicherweise haben Land Rover in Großbritannien ein Heimspiel und zu einem noch größeren Glück ist neben der Rennstrecke ein Schrottplatz, auf dem zahlreiche Defender und Discoverys stehen. Dort wurde schnell ein Gaszug aufgetrieben, so dass auch dieses Problem gelöst werden konnte. Als Bezahlung reichte ein belgisches Bier.
Sonntag – Weniger ist mehr
Am Sonntag war kein Klettern, sondern Geschwindigkeit angesagt. Das Reul-Sport-Team baute die hintere Winde und das Reserverad ab, um Gewicht zu sparen. Reul startete von Platz sechs. Sogleich hefteten sie sich an die Führungsfahrzeuge, um auszuloten wie sie an ihnen vorbei kommen könnten. Der Vorteil der Brüder lag in den Kurven und den technisch schwierigen Streckenabschnitten, denn auf gerade Strecke fuhren die anderen ihnen davon.
Als sie mit den beiden führenden Fahrzeugen einer schwierigen Passage ankamen, wählte das zweite Team eine schwierigere Spur und verschätzte sich. Antoine und Benoît wählten, wie die Konkurrenten im Führungsfahrzeug auch, den Sprung und landeten direkt hinter ihnen. Jetzt waren sie auf Platz zwei. Nach einer halben Runde nahmen beide wieder die richtige Spur, kamen so zuerst an das nächste Sprungfeld und konnten so die Führung übernehmen. Sie mussten sie nur noch zwei Runden halten.
Und sie schafften es. Mit 46 Sekunden Vorsprung auf den zweiten fuhren Antoine und Benoît den Sieg dieses Laufs ein. Jetzt müssten die beiden noch das Nachmittagsrennen für sich gewinnen. Sie analysierten den absolvierten Lauf und entschieden, dass alles so bleiben sollte. Von Platz eins jagten sie los, sobald die Fahne sich gesenkt hatte. Gegen die Power des Verfolgers Dan Elias konnten sie nicht viel tun. Er zog vorbei.
Aber das war nicht so schlimm. Die beiden Brüder blieben ruhig, in den Kurven holten sie sich die Führung zurück und fuhren zuerst in den technischen Teil ein. Zwei Runden lang mussten sie sehr hart und konzentriert fahren. Die fehlende Kraft mussten sie mit fehlerfreiem und zügigen Fahren in den technisch anspruchsvollen Abschnitten ausgleichen. Über Funk kamt die Nachricht, dass enge Verfolger ausgefallen waren. Das Reul-Sport-Team brauchte nun nur noch die Führung sicher ins Ziel bringen.
Gesamtsieg
Im Ziel gratulierte Dave Cole, Erfinder der ULTRA4 USA, den Siegern. Ein halbes Jahr zuvor hatte das Team kein Glück gehabt. Ein Problem in der Mechanik bedeutete damals das Vorzeitige Ende. Diesmal hat alles soweit gehalten und den Rest erledigte das Team durch cleveres und hartes Fahren. So konnten sie sich den zweiten Sieg bei der King of Britain sichern.
Das Reul-Sport-Team
2004 wurde Reul Sport gegründet. Ursprünglich als Land Rover Werkstatt und Umbaubetrieb gestartet, kamen weitere Unternehmenszweige dazu. Reul Pro kümmert sich um Iveco Fahrzeuge, die Reul-Sport-Organisation führt die Offroad-Aktivitäten weiter und Reul Parts entwickelt Teile für Offroad-Fahrzeuge, die teilweise aus der Entwicklung für den Wettbewerb stammen. Das Team nahm schon erfolgreich an der „4×4 Extreme Challenge“ und der „Croatia Trophy“ teil.
Das Auto
Das Auto ist ein kompletter Eigenbau aus dem Hause Reul, auch Chassis und Käfig sind Eigenentwickungen. Motor und Getriebe stammen von Land Rover. Der Motor ist ein Land Rover 200 Tdi mit 170 PS und dem normale Duo aus Schalt- und Verteilergetriebe. Als Achsen wurden verstärkte Portalachsen des Volvo Lappländers mit Scheibenbremsen und den originalen Sperren drunter montiert. Das Fahrwerk stammt aus der Fahrwerksschmiede von Ralf Ehlermann re-Suspension. Im Fahrzeug sind zwei hydraulische 40 PS Winden eingebaut, die mit 15 km/h ziehen.
Reul startet nächstes Jahr ersteinmal mit einem Can-Am, denn sie bauen gerade an einem neuen Rennwagen. Der zweimalig Gewinner der King of Britain steht zum Verkauf.
© Fotos: Reul Sport