Den Wecker zum Entdecken stellen? Natürlich! Denn wer liebt sie nicht, die versteckten Orte, die Sonnenaufgänge, die unbezahlbaren Campspots. Gerade in Georgien unterwegs, stellen Sina und Jan uns heute ihren UAZ Buchanka (UAZ 3741) vor und erzählen von ihrer Reise!
Sina und Jan, wer seid ihr? Wie kamt ihr zum 4×4-Reisen?
Wir sind beide 24 Jahre alt und ursprünglich aus Köln. Wir sind seit über sieben Jahren ein Paar und seit kurzem verlobt. Anfangs haben wir gemeinsam klassische All-inclusive oder Airbnb-Urlaube gemacht. Durch Youtube-Videos sind wir auf das Thema Roadtrips gestoßen und haben das gemeinsame Campen 2020 mit dem Wohnmobil von Jans Eltern ausgetestet.
Wir beide waren schon in unserer Kindheit campen, aber zusammen war es das erste Mal. Campen hat uns sehr gefallen und wir haben uns ein Dachzelt und einen Dacia Duster mit Allrad geholt. Da begann unsere Campingliebe richtig.
Gleichzeitig haben wir uns durch eigene Erlebnisse, Berichte & Videos immer mehr für das Offroadfahren interessiert. Bei unseren ersten längeren Reise, haben wir gemerkt, dass die schönsten Stellplätze oft nur bzw. besser mit Allrad erreichbar sind. Wir wollten abenteuerliche Routen an entlegene Orte fahren können. Ab da war für uns klar, dass es ab jetzt nur noch offroadfähige Fahrzeuge für uns in Frage kommen.
Ihr seid aktuell auf einjähriger Europa & Asien-Reise?
Ja, genau. Wir sind im September 2023 gestartet. Im vorherigen Jahr haben wir beide Vollzeit gearbeitet und wo es geht gespart. Für die Reise haben wir dann beide unsere Jobs gekündigt und leben momentan von unserem Ersparten. Nach der Reise machen wir dann einen kompletten Neustart.
Habt ihr eure Route vorab geplant?
Zumindest der Großteil. Wir sind durch Österreich nach Italien gefahren, haben danach die Balkan-Länder Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien erkundet und danach zwei Monate in Griechenland verbracht. Nun sind wir seit einem Monat in der Türkei. Danach wollen wir nach Georgien, über Russland nach Kasachstan und Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan entdecken. Ab da müssen wir schauen, wie viel Zeit uns noch bleibt und wie wir die Rückreise gestalten werden.
Wie seid ihr die Planung angegangen?
Direkt zu Beginn war uns klar, dass wir nach Georgien fahren möchten, da wir so viel positives von diesem Land gehört haben. Die Länder bis dorthin haben sich dann fast automatisch für uns ergeben. Außerdem haben wir gedacht, wenn wir schon mal so weit sind und so viel Zeit haben, könnten wir auch noch etwas weiter fahren. Während der Recherche haben wir uns sehr in die Stan-Länder verliebt, weshalb sie mit auf der geplanten Route gelandet sind.
Die Route selbst ist außerdem größtenteils flexibel gehalten und bedurfte keiner großen Vorbereitung. Wir haben vorab spannende Orte recherchiert und sie auf Google Maps gepinnt. Nur den Weg nach Kasachstan mussten wir uns genau überlegen. Wir haben uns für den Weg über Russland entschieden und mussten dafür vorher bereits das Visum beantragen.
Wie seid ihr darauf gekommen, gleich eine Langzeitreise zu machen?
Als uns das Reisefieber gepackt hat, gab es so viele Orte und Länder, die wir bereisen wollten. Durch andere Berichte auf Instagram und Youtube schwirrt das Thema Langzeitreise dann ja fast automatisch im Kopf rum. Es gab dann ein Gewinnspiel, bei dem man einen 4×4-Camper gewinnen konnte. Wir haben mitgemacht und ein wenig rumgesponnen, dass wir mit fertigem Camper ja eigentlich genug Erspartes für ein Jahr reisen hätten. Als wir den Camper nicht gewonnen haben, blieb die Idee im Kopf. Vom Zeitpunkt her passte eine lange Reise sehr gut, weil Sina genau zwischen Bachelor und Master war und Jan flexibel. Also brauchten wir nur noch einen Camper und mehr Geld. Nach einer Woche Überlegung war für uns klar, das schaffen wir auch noch und wir müssen diese Reise machen!
Wie fühlt es sich an so lange auf Reisen zu sein?
Mittlerweile sind wir seit über fünf Monaten unterwegs und das Reisen ist für uns Alltag geworden. Den ersten Monat war es noch ein komisches Gefühl und wir konnten es noch nicht ganz vom Urlaubsgefühl trennen. Nun haben sich Routinen eingestellt. Der Buchanka ist 100%ig unser Zuhause und wir fühlen uns auch an den vielen verschiedenen Orten immer schnell angekommen. Wenn wir mal mehr als eine Nacht an einem Ort bleiben, fühlt es sich schon fast an wie Heimat.
Erzählt uns von eurem Buchanka.
Wir haben einen UAZ Buchanka (UAZ 3741). Der Buchanka ist ein russischer Allradbus, der seit 1958 bis heute fast unverändert produziert wird. Er hat zuschaltbaren Allradantrieb, ein Untersetzungsgetriebe und optional eine Hinterachssperre. Vorne und hinten hat er eine Starrachse und Blattfedern. Es gibt noch viele weitere Besonderheiten, wie z.B. dass der Motor zwischen Fahrer & Beifahrer sitzt und dass er zwei Tanks hat.
Hat euer Buchanka bereits eine Geschichte?
Das Spannende an unserem Buchanka ist, dass er zwar alt aussieht, wir ihn aber als Neuwagen gekauft haben. Das sorgt regelmäßig für Verwunderung und Verwirrung. Unser Buchanka ist Baujahr 2020 und wir haben ihn als Vorführwagen bei Niva Power gekauft. Es war die Lieferwagen-Variante und somit komplett leer und ohne seitliche Fenster und Sitze im Laderaum.
Bei allen anderen Fahrzeugmodellen, hätten wir uns wohl für ein älteres Modell entschieden, beim Buchanka haben wir uns aber von Beginn an dagegen entschieden. Einerseits ist der Buchanka sehr robust, aber er hat auch einige Wehwehchen, vor allem den Rost. Bei älteren Buhankas muss man häufig sehr viel machen und kann ja auch oft zu Beginn gar nicht richtig abschätzen, wie viele Probleme sich noch verbergen und wie der Vorbesitzer ihn gepflegt hat. Wirtschaftlich hätte sich das meist auch nicht gerechnet, da man am Ende im Endeffekt im selben Kostenrahmen rauskommt. Außerdem hatten wir nur ein Jahr Zeit, bis unsere Reise starten sollte, und eine aufwendige Restauration plus anschließender Ausbau wäre da knapp geworden.
Was war das Ziel eures Ausbaus?
Wir haben den Wagen komplett selbst ausgebaut inklusive Elektrik und Standheizung. Der Ausbau war gezielt an unsere Bedürfnisse für die einjährige Reise angepasst. Es sollte natürlich auch schön und gemütlich sein, aber an erster Stelle stand bei uns immer die Praktikabilität und Einfachheit.
Wir wollten genügend Stauraum schaffen und ein festes Bett ohne Umbau und eine feste Sitzecke ermöglichen. Auch bei schlechtem Wetter wollten wir die Möglichkeit haben, z.B. zu kochen & auf Toilette gehen zu können, ohne rauszumüssen.
Autarkie war auch ein sehr wichtiger Punkt, den wir immer bedacht haben. In unseren Überlegungen wollten wir mindestens drei Tage autark bei schlechtesten Bedingungen (z.B. ohne Lademöglichkeit) stehen können.
Bei allen Schritten haben wir das Gewicht bedacht und haben versucht, so leicht wie möglich zu bauen. Jedes Kilogramm zählt im Gelände.
Wie seid ihr beim Ausbau bzw. der Planung vorgegangen?
Wir haben uns viele Youtube Videos angeschaut und uns im Internet sehr viel angelesen. Die gesammelten Infos haben wir zusammengefasst und uns überlegt, was wir genau möchten und was der Buhanka mit seiner Größe und Gegebenheiten hergibt. Besonders der Grundriss von Expedvan (auf Youtube) hat es uns angetan und wir haben uns an diesem orientiert. Den Grundriss haben wir dann konkretisiert, indem wir ein Online-Modell erstellt haben und dieses probeweise im Innenraum aufgebaut haben.
Welche Art von Schränken habt ihr gebaut?
Wir haben sehr einfache Schränke gebaut und häufig auf andere Möglichkeiten zurückgegriffen. Zum Beispiel haben wir auch viel Stauraum durch an Airlineschienen hängende Sporttaschen gewonnen, Euroboxen verwendet und Staukisten gebaut. Für die Küche haben wir einen Schrank mit mehreren großen Fächern und einer ausziehbaren Besteckschublade gebaut.
Welche Materialien habt ihr verwendet?
- Dämmung: 19mm Armaflex xg
- Seitenverkleidung: 4mm Pappelsperrholz und/oder selbstklebendes Filz
- Bodenplatte: 10mm Siebdruck
- Bodenbelag: PVC
- Möbel: Hauptsächlich Pappelsperrholz (10,12 &15 mm Stärke)
- Arbeits- und Tischplatte: 18mm Buche
- Bettgestell: Fichtekonstruktionshölzer
Was ist das Besondere an eurem Ausbau?
Wir haben in einem 4,40 m langem Fahrzeug ein festes Bett plus eine feste Sitzgruppe und müssen nichts umbauen. Auch sonst haben wir für uns alles Wichtige, wie eine Trockentrenntoilette, eine 40-Liter-Kühlbox und fließendes gefiltertes Wasser. Nur eine Dusche würde fehlen, aber dafür haben wir draußen eine Möglichkeit.
Wie lange hat der Ausbau gedauert?
Nach einem Jahr war der Ausbau abfahrbereit fertig. In dem Jahr haben wir hauptsächlich an den Wochenenden ausgebaut. Dabei waren wir sehr vom Wetter abhängig, da wir draußen gearbeitet haben und bei Regen oder teilweise Kälte viele Schritte nicht machbar waren.
Wie teuer war der Ausbau?
Wir haben es nicht genau ausgerechnet, weil wir es zum Ende hin nicht mehr wissen wollten 😂. Wir hatten mit 8.000 Euro kalkuliert und am Ende sind es ca. 10.000 Euro geworden.
Interessante Daten zum Ausbau
- Elektrik: 150-Ah-Lithium-Batterie, geladen über ein 330wq Solarpanel & die Lichtmaschine
- Standheizung: Webasto AirTop 2000 (Benzin)
- Wasser: 60L Frischwasser (aufgeteilt auf drei Kanister)
- Wasserfilter: Keramikfilter, Aktivkohlefilter & UV-C-Filter
- Kühlbox: 40L
- Kocher: Gaskartuschenkocher & Coleman Benzinkocher
- Toilette: Trockentrenntoilette
Über den Buchanka
- Modell: UAZ 3741 (Buchanka)
- Baujahr: 2020
- Farbe: olivgrün
- Motor: 2,7L, vierzylinder Benziner mit 112 PS
- Reifen/Felgen: BF Goodrich A/T k02 auf 225/75r16
- Besonderheiten wie Unterfahrschutz, Überrollbügel, Fahrwerk usw.: Höhergelegte Achsentlüftung, Hinterachssperre
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