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Handarbeit mit Softschäkel.
Handarbeit mit Softschäkel.

Stahlschäkel oder Softschäkel?

Ist der Softschäkel wirklich über alle Zweifel erhaben?

Am Thema Kunststoff oder Stahl beim Bergen scheiden sich die Geister. So auch am Schäkel, Softschäkel oder doch Stahl? Wir wollen euch ein paar Fakten und ein paar Gedanken an die Hand geben, damit ihr für euch die richtige Wahl treffen könnt.

Vorab möchten wir etwas zu den Adressaten dieses Artikels sagen. Wir wollen mit diesem Artikel nicht die Rallye-Profis ansprechen, die sich im Umgang mit Bergematerial sehr gut auskennen und oft und viel mit diesem Material arbeiten. Dort kommen neben der Sicherheit weitere Aspekte zur Materialwahl hinzu, die auf den gelegentlichen Offroader oder 4×4-Reisenden zumeist nicht zutreffen. Diese Aspekte sind a) das Gewicht, denn Profis müssen sehr oft mit dem Windenseil und anderem Bergematerial weit oder steile Wege gehen. Da ist alles, was aus Kunststoff ist eine echte Erleichterung, b) das Ersatzmaterial, die Teams können in der Regel jederzeit auf Ersatzmaterial zurückgreifen, wenn der Winch-Monkey (Anm. d. Red: gebeutelter Beifahrer mit Bergeaufgaben) Probleme erkennt und c) Erfahrung im Umgang mit erprobten und ordentlichem Material.

Dieser Artikel soll Menschen helfen, die gelegentlich zur Winde oder zu Bergematerial greifen und außer mit dem Geländewagen ansonsten nie mit Gewichten und Zugkräften von mehreren Tonnen zu tun haben. Das ist ein Umstand, den wir uns vielleicht einmal kurz vor Augen führen sollten. Im Offroad-Bereich kann jedermann auch ohne Vor- und Ausbildung, mit Gewichten jenseits der 10 Tonnen hantieren. Im professionellen Bereich, z.B. bei der Verladung von Fracht, wäre das nicht möglich. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Kurse für Kranführer und Anschläger bzw. Rigger, bei denen eine Unterweisung nach den gängigen Vorschriften zu Material und Anschlagstechniken erfolgt. Dort kommt auch nur Material zum Einsatz, dass von übergeordneten Unfallversicherungsverbänden genehmigt und freigegeben wurde.

Die Gretchenfrage

Soft- oder Stahlschäkel? Was ist sicherer, wo liegen die Vorteile und Nachteile und wofür soll ich mich entscheiden? Oft sind diese Fragen schnell beantwortet: Softschäkel. Denn scheinbar ist er der sicherere, weil leichter und weicher und das ist ja wohl der wichtigste Aspekt bei dieser Betrachtung.

Aber ist er wirklich sicherer? Ist die Frage nach dem Gewicht und der Konsistenz die einzige, die den Punkt Sicherheit berührt? Um sich dieser Frage zu nähern, schauen wir auch bei den Profis rein. Als Profis bezeichnen wir die Leute, die jeden Tag hohe Lasten, vertikal oder horizontal, beruflich bewegen. Was nutzen diese Leute?

Im Hebebereich, wo der Sicherheitsfaktor wegen dynamischer Lasten (Schwanken) sogar 7 beträgt und nicht 2, werdet ihr keine Softschäkel finden. Ob Container, Maschine oder Panzer, es wird mit Stahlschäkeln angeschlagen. Dennoch kommen natürlich auch Kunstfasern in Form von Gurten zum Einsatz. Das liegt daran, dass für die Gewichte mit denen bei Verladungen hantiert wird, Stahl schlichtweg zu schwer und unhandhabbar wäre und zudem die Last beschädigen könnte.

Aber die Welt dreht sich weiter und selbst als Tragseil bei Kränen haben 2018 Kunstfaserseile den ersten Einsatz erlebt. Kranhersteller Liebherr hat einen Drehkran mit hochfestem Faserseil vorgestellt. Dieses ist aber ein speziell für diese Zwecke entwickeltes Seil, dass beispielsweise die Ablegung durch definierte Abnutzung von Farbmarkierungen auf dem Seilmantel erkennen lässt und bei dem die Profis natürlich Schutz und Schonung des Seils in den Kran mit hineinentwickelten. Man kann auch sagen, dass Seil arbeitet innerhalb definierter Bedingungen. Die Frage ist, ob diese Entwicklung sich langfristig durchsetzt.

Es geht um bodengestützte Lasten

Und im Bereich bodengestützter Lasten? Das ist der Bereich, in dem wir uns beim Bergen mit Winde usw. bewegen. Der Begriff „bodengestützt“ rührt daher, dass die Zuglast am Boden abgestützt werden muss. Zieht eure Winde mit 1 Tonne Zugkraft, muss dieser Kraft durch Bodenhaftung aufgenommen (abgestützt) werden. In diesem Bereich der Fahrzeugbergungen finden wir oft Softschäkel im Einsatz.

Es stellt sich die Frage, was nutzt die Berufsgruppe, die sich täglich mit dem horizontalen Bodenzug, auch erheblicher Lasten jenseits der 10 t, beschäftigt: der Forstbereich. Dort wird täglich angeschlagen und gezogen, wo wir Fahrzeuge bergen oder über Hindernisse winchen: im Wald.

Als ausgewiesenen Fachmann haben wir bei Jörg Hammes nachgefragt. Er ist Forstrevierleiter im Südschwarzwald und Fachmann für Sicherheitsfällungen. In seinem Verantwortungsbereich kümmert er sich auch um das Seilzugmaterial und ist für deren Auswahl, Einkauf und Prüfung verantwortlich. Er ist selbst seit vielen Jahren Offroad unterwegs und er ist Bergementor beim Deutschen Land Rover Club e.V.

Für den Forstbereich werden zwar Softschäkel angeboten, bzw. in Online-Shops als Forstschäkel deklariert, in der Praxis kommen sie jedoch nicht vor, wie Jörg aus Erfahrung berichten kann. Neben dem höheren Preis, der sicherlich auch eine Rolle spielt, sind es aber vor allem Sicherheitsanforderungen, bei denen den Softschäkeln nicht vertraut wird. Beispielsweise darf sich eine Verbindung nicht öffnen, wenn der Seilzug schlaff liegt oder sogar im schlaffen Zustand bewegt wird. Die Gefahr, dass der Knoten des Softschäkels sich löst, wird nicht akzeptiert.

Hinzu kommt die raue, faserfeindliche Umgebung Wald, die Softschäkel oder auch Kunststoff-Windenseile viel schneller Ablegereif als Material aus Stahl machen. Ablegereifes Material bedeutet ein höheres Risiko, das öftere Ablegen bedeutet höhere Kosten. Ein Softschäkel mit einer vergleichbaren Bruchlast wie ein Stahlschäkel kostet nicht weniger als das acht- bis zehnfache, eine ordentliche Kennzeichnung vorausgesetzt.

Schaut man in die Kataloge der Anbieter für Forstmaterial, finden sich Softschäkel eher im unteren Lastbereich bis ca. 6 Tonnen Nutzlast (WLL) und mit dem Hinweis versehen, dass sie nicht für scharfe Kanten geeignet sind, wie es sie beispielsweise bei Umlenkrollen gibt. Sie sind vornehmlich für das Anschlagen von Spillwinden und dem Rigging (Baumklettern) gedacht.

Umlenkrolle mit Aufdickung, gut für Softschäkel.
Umlenkrolle mit Aufdickung, gut für Softschäkel.

Warum sind Softschäkel so beliebt?

Woher kommt dann aber der Trend zum Softschäkel? Warum werden sie gerne verwendet und warum sind sie so beliebt?

Eines der Top-Argumente für den Soft-Schäkel ist Sicherheit. Da er leicht und wie der Name vermuten lässt, auch weich ist, stellt er bei einem Abriss und der zwangsläufig folgenden schlagartigen Entladung der gespeicherten Energie ein geringeres bis gar kein Verletzungsrisiko dar. Und das stimmt zu 100% und ist ein großes Sicherheitsplus.

Sicherheit kommt nicht nur durch weiches Material

Aber ist damit der Betrachtung schon Genüge getan? Steigt vielleicht durch den Softschäkel selbst das Risiko, dass überhaupt erst etwas schief läuft? Liegt der Fehler nicht woanders, wenn es zu einem Abriss kommt und sollte nicht dieses Risiko von vornherein ausgeschlossen werden?

Häufig werden bei der Auswahl des Materials nur der Abriss selbst und die darauf folgenden schlagenden oder fliegenden Teile mit ins Kalkül gezogen. Dabei kann bei einem Abriss sehr viel mehr passieren. Beispielsweise wenn das Fahrzeug an einem sehr steilen Hang gezogen wird. Dann bedeutet ein Abriss den sicheren Absturz des Fahrzeugs samt Insasse (nicht Insassen, denn in solch einem Fall hat niemand außer dem Fahrer etwas im Fahrzeug verloren). In jedem Fall sollte die Vermeidung eines Abriss die Prämisse sein.

Schon alleine aus diesem Grund, geht unsere Empfehlung immer zu Material, das dem unerfahrenen Anwender hilft, Fehler zu vermeiden. Bergemittel aus Stahl gehören dazu. Aber zurück zum Schäkel. Sammeln wir zunächst Fakten dazu.

Alleine kann sich das Fahrzeug hier nicht mehr halten.

Harte und softe Fakten

Eigenschaft Stahlschäkel Softschäkel
Nutzlast/WLL in handhabbarer Größe 6,5 t 6 t und mehr (WLL leider oft nicht angegeben! Finger weg, wenn nur die Bruchlast angegeben wurde!)
Bruchlast bis 39 t bis 35 t
Sicherheitsfaktor 6-fach bei Schäkel nach DIN 13889 2-fach oder kleiner (keine Norm)
Schwimmfähigkeit nein ( – ) ja ( + )
Geschossgefahr hoch ( – ) niedrig ( + )
Generelle Robustheit hoch ( + ) mittel ( +/- )
Wartungs-
freundlichkeit
hoch ( + ) mittel ( +/- )
UV-Strahlung kein Problem ( + ) (langfristig) Problem ( – )
Chemikalien kein Problem ( + ) Problem ( – )
Hitze kein Problem ( + ) Problem ( – )
Schocklast geringes bis kein Problem ( + ) Problem ( – )
Scharfe Kanten kein Problem ( + ) großes Problem ( – )
Handhabung einfach ( + ) mittel ( +/- )

Wo sehen wir die Probleme mit dem Soft-Schäkel

Betrachten wir uns die oben aufgeführten Punkte fällt eines auf: Bergemittel aus Kunststoff sind nicht schwächer, aber empfindlicher als solche aus Stahl und im Falle des Schäkels besitzen sie weniger Reserven. Schauen wir in die Angaben zu Softschäkeln, bei denen Bruch- und Nutzlast (WLL) angegeben wurde, fällt auf, das ihr Sicherheitsfaktor kleiner 2 ist (weniger als 50% der Bruchlast). Stahlschäkel nach DIN 13889 weisen hier einen Faktor von 6 auf.

Was bedeutet das? Das bedeutet vor allem, dass Bergemittel aus Polymerfasern viel besser kontrolliert werden müssen und das bei ihrem Einsatz mehr Disziplin und Achtsamkeit walten muss. Neben den bekannten Punkten, die ein Bergemittel aus Kunstfaser schwächen können, wie Hitze und Chemikalien, sehen wir uns ein paar weitere Punkte genauer an.

Knicken und scharfe Kanten

Das Problem bei engen Radien ist, dass dabei ein Teil der Fasern (Innenseite der Biegung) nicht mehr am Tragen der Last beteiligt sind. Es werden hauptsächlich die äußeren Fasern beansprucht. Gleichzeitig werden die inneren Fasern so auf die scharfe Kantenfläche gepresst, dass bereits durch einen leicht schrägen Zugwinkel (horizontal wie vertikal), die inneren Fasern abscheren können. Das tritt insbesondere dann auf, wenn der Anschlagspunkt starr ist. Bei einem Stahlschäkel ist das egal. Bemerkt ihr diese Schäden nicht, geht ihr beim nächsten mal mit einem geschwächten Softschäkel ans Werk.

Softschäkel - Dieser Radius könnte schon zu eng sein.
Dieser Radius könnte schon zu eng sein.
Welcher Radius ist OK?

Schauen wir uns die Vorschriften der Unfallverhütung an, wird eine zu scharfe Kante durch das Verhältnis vom Radius der Kante zur Dicke des Softschäkels definiert. Der Radius der Kante darf nicht kleiner als die Dicke des Materials sein. Auch um aufrauende Kanten dürfen Faserschlingen, Gurte usw. nicht gelegt werden. Im Hebebereich gibt es sogar extra geformte Schäkel, sogenannte Gurtschäkel, deren Auge so ausgeformt ist, dass der Gurt glatt und mit ausreichend großem Radius anliegt. Es wird also ein gewisser Aufwand betrieben, um sogar gut geschützte Fasergurte vor unzulässigem Knicken zu bewahren.

Aber wie wollt ihr den Radius einer Kante ermitteln, oder den exakten Durchmesser des Softschäkels? Das ist eher schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Hier kann also nur das Gefühl einem sagen, dass die Rundung groß genug ist und den Softschäkel nicht beschädigt.

Diese Öse ist leider breiter anstatt dicker. Enge Radien beim Softschäkel vermeiden.
Diese Öse ist leider breiter anstatt dicker. Enge Radien beim Softschäkel vermeiden.
Für Softschäkel zu scharfe Kanten.
Für Softschäkel zu scharfe Kanten.
Das Fehlerpotential

Der Softschäkel sagt einem nicht über das Gefühl beim Umgang mit dem selbigen „Knick mich nicht und lege mich nicht um scharfe Kanten!“ Da ist es schnell passiert, dass die Umlenkrolle am Baumgurt mittels des Soft-Schäkels verbunden oder der Soft-Schäkel um die schmale Kante einer Bergeöse am Fahrzeug geführt wird.

Dem Stahlschäkel sind scharfe Kanten egal. Diese Situation ist ähnlich wie bei Windenseilen. Während sich das Kunststoffseil ohne weiteres auch um engste Radien legen lässt, weigert sich das Stahlseil zunehmend, je kleiner der Biegeradius wird und sagt einem so, tu das nicht.

Der Stahlschäkel hilft Schäden an Fasermaterialien zu verhindern.
Der Stahlschäkel hilft Schäden an Fasermaterialien zu verhindern.
Hier geht es besser mit einem Stahlschäkel.
Hier geht es besser mit einem Stahlschäkel.

Schadenskontrolle

Bergematerial muss in Ordnung sein. Es muss also regelmäßig und vor dem Einsatz geprüft werden. Hand auf das Herz, wer macht das wirklich gewissenhaft und nach jedem Einsatz? Da wird die Karre rausgezogen und das Material landet wieder in der Grabbelkiste. Fertig. Mit einem Stahlschäkel klappt das sogar, denn wenn er durch die letzte Aktion zu viel hatte, dann merkt ihr das bereits beim Lösen. In den meisten Fällen verzieht er sich, lange bevor er bricht. Es kann also sein, dass ihr den Schäkel gar nicht mehr lösen könnt. Weiter unten zeigen wir aber noch, wie viel Reserve im Vergleich zum restlichen Seilzug in einem Stahlschäkel steckt.

Dieses Video zeigt, wie stark sich ein Stahlschäkel zunächst verformt, bis er aufgibt.

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Auch beim wesentlich robusteren Windenseil aus Stahl sind Schäden leichter zu erkennen als bei einem Kunststoffseil. Unzulässige Knicke beispielsweise bleiben gut sichtbar erhalten. Beim Kunststoffseil sind Schäden nicht in jedem Fall so offensichtlich.

Viele Schäden in Stahlmaterial sind gut sichtbar.
Viele Schäden in Stahlmaterial sind gut sichtbar.
Das Fehlerpotential

Ein Softschäkel steckt zumeist und richtigerweise in einer Schutzhülle. Diese verdeckt das eigentliche Material und entzieht es zunächst eurer Sichtprüfung. Daher müsstet ihr nach der Benutzung die Schutzhülle beiseite schieben und den Schäkel in Augenschein nehmen. Und nun? Was sind denn die Spuren oder Andeutungen eines Schadens? Eine leicht faserige Oberfläche? Ausgeblichene Fasern, wie wir es vom Überdehnen von Kunststoff kennen? Oder ist das noch normal? Wie viel davon ist akzeptabel? Und was ist mit den leicht dunkel gefärbten Stellen, sofern euer Schäkel nicht aus schwarzen Fasern gefertigt wurde, wo man diese eh nicht erkennt. Sind das etwa Hitzeschäden? Wenn ja, ist das bereits ein Problem?

Wenn ihr niemanden habt, der das beurteilen kann, kann die Antwort hier kann nur sein: Schäkel tauschen. Aber das will man eigentlich nicht, schon wegen des Preises. Nicht selten wird dann auf das Ablegen verzichtet und mit dem Schäkel weitergearbeitet.

Falsches Sicherheitsgefühl

Sicherheit ist das Argument überhaupt für den Softschäkel und es wiegt schwer. Kommt es zum Abriss des Schäkels, entwickelt sich der Stahlschäkel zu einem brandgefährlichen Geschoss, das so einiges durchschlagen kann. Das ist beim Softschäkel nicht der Fall und das ist sein größter Vorteil. Allerdings würde ich gerade diesen Punkt gerne genauer betrachten. Hier wird gerne sehr stark verallgemeinert und ein Abriss sogleich mit einem fliegenden Schäkel gleichgesetzt.

Was ist bei jeder Bergung generell sehr wichtig und zu beachten? Da wäre erstens das Material. Grundsätzlich sollte eine Bergung nur mit vollkommen intaktem Material durchgeführt werden, dass in Bezug auf die Last ausreichend und sicher dimensioniert ist. Ist beides zutreffend und wird es auch dem Zweck entsprechend eingesetzt, reißt das Material auch nicht, egal ob Stahl oder Kunstfaser. Dafür ist genug Sicherheitreserve vorgesehen und das Material ist auch entsprechend geprüft worden.

Der zweite Punkt wären die Sicherheitsregeln. Da immer ein Restrisiko bleibt, beispielsweise weil ein Schaden nicht bemerkt oder doch das Material nicht sachgerecht eingesetzt wird, gibt es Sicherheitsregeln. Dazu zählen insbesondere der Abstand aller Personen, vor allem unbeteiligter Personen. Dazu zählen aber auch kleine und einfache Schutzmaßnahmen, wie das öffnen der Motorhaube am Windenfahrzeug. Werden alle diese Regel beachtet, darf auch im Falle, dass das Material aufgibt, nichts passieren.

Der unbekannte Zustand als Risiko

Viele werden die Situation kennen. Sei es im Offroad-Park oder auch unter Freunden unterwegs. Da steht plötzlich einer im Schlamm, die Stoßstange und die Anschlagspunkte liegen unter Wasser. Eilig werden Schäkel und Windenseil nur durch Ertasten angeschlagen und schon geht es los. Gerade bei unbekannten Fahrzeugen ist hier ein großes Risiko gegeben, denn die Auslegung, der Zustand und die Befestigung des Anschlagspunkts am Fahrzeug sind nicht sichtbar oder überprüfbar. Und im blinden Vertrauen werden dann hunderte Kilo Zugkraft auf diesen Punkt gegeben.

Selbst wenn der Anschlagpunkt sichtbar ist, kann es im verborgenen Schwachpunkte geben, die nun wirklich keiner überprüft, beispielsweise ein total verrostetes Ende des Leiterrahmens, abgedeckt durch eine Stoßstange, aber mit einer großen fetten Stahlöse versehen. Die weckt Vertrauen, obwohl hinter ihm nur noch loser Blätterteig ist.

Wenn wir die Bergeaktionen beiseite lassen, bei denen im Vorfeld und bei der Ausführung Fehler gemacht wurden, sei es dass das Fahrzeug nicht entlastet wurde oder Bergematerial falsch eingesetzt oder dimensioniert wurde oder schlichtweg nicht in Ordnung war, ist es zumeist das Seil oder ein Teil vom Fahrzeug das abreißt. Genau bei letzterem liegt ein großer Risikofaktor, der selbst durch vollkommen korrektes Bergematerial nicht verhindert werden kann.

Oft ist der Schäkel gar nicht dass Geschoss

Und so kommen wir zur vermeidlichen Sicherheit des Softschäkels. Löst sich nun ein Teil vom Fahrzeug, vornehmlich ein Stahlteil, dann ist es egal ob daran ein Soft- oder Stahlschäkel angeschlagen wurde. Das Fahrzeugteil-Geschoss ist so oder so schon unterwegs. Daraus lässt sich ableiten, dass der Softschäkel nur ein kleinen Teil in der Sicherheitskette ausmacht. Wer ihn nutzt, sollte sich niemals in falscher Sicherheit wägen.

Wann wird der Stahlschäkel wirklich gefährlich

Die Abschleppöse oder die bekannte Verzurrösen für Verladungen sollen einmal als ein gutes Beispiel herhalten. Der Gesetzgeber verlangt, dass die Abschleppöse den statischen Zug und Druck in Höhe vom halben zulässigen Fahrzeuggesamtgewicht aushält. Die Verzurröse soll das Auto nur am Platz halten, wenn es zum Transport festgezurrt wird. Oft sind sie als schmales Stück Metall mit Loch oder als Metallhaken ausgeführt. Enge Radien und scharfe Kanten prägen diese Ösen. Auch deren Verankerung am Fahrzeugrahmen ist nicht für Bergungen ausgelegt. Selbst an Unterfahrschutzblechen für Geländewagen sind hin und wieder solche dünnen Streifen zu finden.

Diese Ösen können abbrechen oder ausreißen, denn sie sind nicht zum Bergen gedacht. Wurde ein Stahlschäkel verwendet, passiert diesem nichts, aber er kann leicht zu einem gefährlichen Geschoss werden. Ein Softschäkel nicht. In Betracht des hier gesagten, ist klar, wo der Stahlschäkel tatsächlich sehr gefährlich werden kann: Immer dann, wenn der Stahlschäkel selbst von etwas abreißt. Die klassischen Beispiele dafür klangen schon an: Ein unterdimensionierte oder defekter Anschlagspunkt am Fahrzeug, der sich selbst nicht löst, aber sich öffnet oder aufreißt. Ein angeschweißter Abschlepphaken oder ein zu schwacher Haltebolzen bzw. eine zu schwache Schraube. Dann kann der Stahlschäkel abreißen und dann ist er tatsächlich selbst die gefährliche Masse mit hoher kinetischer Energie.

Die Ursache beheben, nicht die Symptome

Aber ist es die richtige Herangehensweise, einen ungeeigneten Anschlagspunkt zu wählen und wenn es nicht klappt, auf die Gnade des Softschäkels zu setzen? In unseren Augen ist der Fehler die Wahl des ungeeigneten Anschlagspunktes, denn denken wir an das Fahrzeug im Hang. Während der Softschäkel vielleicht niemanden verletzt, kann das Fahrzeug inkl. Insasse dennoch großen Schaden nehmen, wenn es den Hang hinuntersaust.

Wo liegen die Vorteile des Softschäkels

Oben haben wir ja schon Vorteile des Softschäkels aufgeführt. Wirklich Interessant ist neben den Tatsachen, das Softschäkel schwimmen, leicht sind und nicht klappern, ob denn wirklich der Stahlschäkel überall zum Einsatz kommen sollte? Nein! Der Softschäkel kann in einigen Szenarien die wirklich bessere Wahl sein.

Generell gilt, der Softschäkel sollte nur dort verwendet werden, wo es keine scharfen Kanten gibt und es ein hohes Risiko gibt, dass sich der Schäkel zu einem Geschoss entwickeln kann. Das ist beispielsweise beim Koppeln von Gurten der Fall. Das sollte zwar, wann immer es geht vermieden werden, aber wenn es gemacht wird, dann bitte nicht die Gurte ineinander stecken, es kann sehr schwer werden, diese wieder auseinander zu bekommen. Hier ist der Softschäkel die beste Wahl, weil er zwischen zwei Fasergurten steckt, also beiderseits energiegeladenes Material hat, welches Schlagen kann.

Auch bei der Verwendung kinetischer Bergegurte kann ein Softschäkel verwendet werden. Wird der kinetische Gurt korrekt genutzt, wird die Energie nicht schlagartig in den Softschäkel eingeleitet, sondern ansteigend. Insbesondere dort, wo die Gefahr besteht, dass ein Schäkel abrutscht, solltet ihr einen Softschäkel verwenden. Aber auch an dieser Stelle noch Mal der Hinweis, bitte solche Anschlagspunkte vermeiden und wenn das Fahrzeug abzurutschen droht verbietet sich das in jedem Fall. Dort wo der Schäkel nicht abrutschen kann, kann auch bei kinetischen Gurten, ein Stahlschäkel genutzt werden.

Was ist die Schwachstelle in einem typischen Bergeaufbau?

Wo liegt aber nun die Schwachstelle in einem typischen Bergeaufbau? Da gerade dieser mit hohen Risiken behaftete private Bereich unter dem Radar irgendwelcher Studien oder Analysen unterwegs ist, sind keine Zahlen zu bekommen, wo die häufigsten Fehlerursachen liegen. Vertrauen wir den Herstellerangaben, die bei ordentlichem Material auch durch Prüfungen nachgewiesen und durch Zeugnisse ausgewiesen werden, dann bleibt nur der Schluss, dass bei Unfällen entweder defektes Material, falsche Dimensionierung oder Anwenderfehler die Ursachen sind.

Betrachtet man die einzelnen Bestandteile eines typischen Bergeaufbaus wird klar, dass bei Anwendung von intaktem Material der Schäkel nicht das Problem ist. Bei dieser Betrachtung, anders als bei der Dimensionierung der Bergemittel, ist die Bruchlast der interessante Wert. Denn es geht bei dieser Betrachtung darum, wie viel Sicherheit im Grunde noch da ist, wenn es aus den sicheren Limits herausgeht.

Fangen wir beim Baumgurt oder der Schlinge an. Passend zur Winde am Fahrzeug im einfachen Zug (ohne Umlenkrolle) kommt in unserem Beispiel ein Gurt mit 6 t WLL zum Einsatz. Im Bodenzug gilt doppelte Sicherheit, also liegt dessen Bruchlast bei 12 t. Der Schäkel ist ein simpler Stahlschäkel mit den weit verbreitetem WLL von 6,5 t. Bei 6-facher Sicherheit beginnt die Bruchgefahr erst bei gut 39 t. Dann kommt das Windenseil aus Stahl mit 9 mm Stärke. Üblicherweise liegt die Bruchlast hier bei ca. 8 bis 9 t. Kommt zuletzt die Winde mit 5,4 t Zuglast.

Softschäkel - Typischer Aufbau im Bodenzug.
Typischer Aufbau im Bodenzug.

Es fällt auf, das stärkste Glied in der Kette ist der Stahlschäkel, gefolgt vom Baumgurt. Sind diese ohne Schaden und korrekt verwendet, ist in diesem Bereich, wo sich der Stahlschäkel als Geschoss lösen würde, kein Risiko zu erwarten. Dann folgt das Windenseil. Und zuletzt kommt die Winde. Theoretisch kann sie 5,4 t Zugkraft entwickeln. Bei einer typischen Geländewagen-Winde müssten dazu gute 400 bis 450 Ampere von der Batterie zur Winde geliefert werden. Das ist oftmals gar nicht der Fall, gerade wenn die originalen unterdimensionierten Kabel verwendet wurden. Zudem müsste die Winde auf der untersten Lage ziehen. Zieht man die 5 bis 6 zwingend erforderlichen Restwicklungen des Stahlseils ab, bleiben ca. 18 bis 19 Wicklungen übrig (das entspricht ca. 5,5 Meter Zugweg), auf denen überhaupt diese 5,4 t erreicht werden können. Danach sinkt die Zugkraft bereits.

Nur auf der untersten Lage für ca. 5 Meter steht die volle Kraft zur Verfügung.
Nur auf der untersten Lage für ca. 5 Meter steht die volle Kraft zur Verfügung.

Der größte Sicherheitsfaktor hier ist die Winde selbst. Sie gibt eher auf, als dass intaktes Material reißen würde. Dies ist ein weiterer Punkt, der für die Nutzung von richtig dimensioniertem und ordentlich gekennzeichnetem Material und dessen regelmäßige Begutachtung spricht. Hier sind Materialien aus Stahl im Vorteil, denn dort sind Schäden viel leichter erkennbar. Und im Zweifelsfalle heißt es dann: Bergematerial ablegen und austauschen.

Stahlschäkel und Windenhaken
Vertrauensfrage: 5,4 t Windenhaken im Vergleich mit 2 t und 4,75 t Stahlschäkel.
Gluehbirne-Idee-Erklaerung

FTF hilft euch

Die seit einigen Jahren erstmals für den Bodenzug entwickelte Norm „DIN 30754 – Forstmaschinen – Sicherheitsanforderungen für Anschlagmittel im forstlichen Bodenzugverfahren“ hilft euch, korrekt dimensioniertes Material passend zur Windenzugkraft zu finden. Was FTF bedeutet und warum es euch hilft könnt ihr hier lesen: FTF – Das neue Maß bei Bergematerial.

Tipps zum Umgang mit dem Softschäkel

  • Scharfe Kanten und enge Knicke vermeiden.
  • Nicht auf rauen Kanten und Flächen verwenden.
  • Hitze vermeiden (z.B. durch Reibung).
  • Vor UV-Strahlung schützen.
  • Keinen Chemikalien aussetzen.
  • Nur mit Schutzhülle verwenden.
  • Nur Schäkel mit FTF, WLL oder Nutzlast-Kennzeichnung verwenden.
  • Vor dem Spannen des Seilzugs, den richtigen Sitz des Knotens prüfen, insbesondere wenn der Seilzug zwischendurch lastfrei war.
  • Nach dem Gebrauch mit Wasser ausspülen um Sand, Schlamm usw. zu entfernen.
  • Nach dem Gebrauch nicht am Fahrzeug hängen lassen. Sonne, Dreck usw. machen den Schäkel nicht besser, während er so exponiert hängt. (Den Stahlschäkel bitte auch nicht hängen lassen, fällt er während der Fahrt ab, kann er andere gefährden).
  • Schocklasten beim Bergen vermeiden (Windenseil sauber aufrollen, kein ruckartiges Fahren in den ungespannten Schäkel, Ausnahme: bei gemeinsamer Verwendung mit kinetischem Bergegurt, Abrutschen in loses Seil/Schäkel vermeiden).
  • Auch bei Kunstfasern immer schützende Handschuhe tragen. Zwischen den Fasern können Dornen usw. sein.
  • Der Schutzschlauch sollte ausreichend dimensioniert sein.
  • Und für alle Kunstfasermaterialien: Reibung vermeiden (z.B. durch Verwendung sogenannter Umlenkkeile oder „starrer Rollen“).
Softschäkel - Der Schutzschlauch ist etwas kurz geraten.
Der Schutzschlauch ist etwas kurz geraten.

Unser Fazit

Eines vorneweg und es klang hier auch schon an. Softschäkel sind nicht schwächer oder weniger belastbar als diejenigen aus Stahl. Sie versehen bei vielen Offroadern still ihre Dienste und für einige Einsätze sind sie die bessere Wahl. Dennoch geben wir dem Stahlschäkel in den meisten Fällen den Vorzug, da wir keinen deutlichen Gewinn beim Softschäkel gegenüber dem Stahlschäkel sehen, wenn alle relevanten Punkte in Bezug auf Last, Bergetechnik und Sicherheit beachtet werden. Beide Schäkel dabei zu haben und den Softschäkel nur in den passenden Fällen einzusetzen erhöht die Sicherheit und schont die Brieftasche, denn der Stahlschäkel ist deutlich billiger und überlebt mehr Einsätze.

Unter dem Aspekt, dass bei einem Abriss von Fahrzeugteilen beim Bergen es egal ist, ob ein Soft- oder Stahlschäkel verwendet wurde, liegen unser Ansicht nach die Vorteile auf Seiten des Stahlschäkels. Gerade unter dem Aspekt Sicherheit, da er einfach sehr viel robuster und eine Fehlbedienung nahezu ausgeschlossen ist. Zudem werden Probleme schnell erkannt.

Vielmehr sollte auf absolut sichere und ausreichend dimensionierte Anschlagspunkte am Fahrzeug, die durchgängige korrekte Nutzlast (WLL oder FTF) aller Bergemittel und unbeschädigtes Material des gesamten Seilzugs geachtet werden. Nicht zuletzt spielt auch das „wie“ beim Bergen eine große Rolle. Bei Fragen dazu, lest unseren Artikel zum richtigen Bergen mit Winde.

Zu sagen, man nimmt besser Softschäkel falls doch etwas beim Fahrzeug abreißt, kann nicht der zielführende und vor allem nicht der sichere Ansatz sein. Wer sich Gedanken um die Sicherheit macht und auf Kunststoff-Schäkel und Kunststoff-Windenseil setzt, dann aber beim Bergen jegliche Sicherheitsregeln und besonnenes Vorgehen in den Wind schreibt, dem ist auch mit weichen Flugkörpern nur bedingt geholfen.