Einige können es immer noch nicht glauben, aber es stimmt. Der Markenname Land Rover, Synonym für Offroad, Abenteuer, Reise und unglaubliche Wandelbarkeit verschwindet. Die Neuausrichtung des Herstellers JLR hat keinen Platz mehr für das ovale, grün-silberne Emblem.
Es gibt Dinge die begleiten einen ein Leben lang oder nahezu ein Leben lang. Manchmal fühlt es sich wie eine Ewigkeit an, obwohl es nur ein paar Jahre waren. Aber wenn man sich so intensiv mit etwas beschäftigt oder intensivste Erlebnisse mit etwas hatte, dann kann das in der Erinnerung schon sehr dominant sein. So geht es sicherlich den eingefleischten Fans des Landys. Die liebevolle, warme Abkürzung für Autos mit dem Markennamen Land Rover. Konnte man sich vorstellen, dass der Defender einmal verschwindet? Nein. Und die Marke selbst? Auf gar keinen Fall. Aber auch letzteres ist jetzt passiert.
Das liebevoll gepflegte und über die Jahrzehnte nur sanft veränderte Oval wird auf keinem Fahrzeug mehr prangen. Manchmal maximal noch als kleines „Vertrauenslogo“ außen, manchmal innen. Die Marke Land Rover, die als Modellname für einen Rover für die Landwirtschaft, geboren wurde ist nach nunmehr 75 Jahren Geschichte.
Es gehört ja scheinbar zu einem unbedingt notwendigen Trend für Automobilhersteller ihr Erbe leichtfertig aufzugeben. Mercedes trennte sich jüngst von einem seiner beiden Uhlenhaut 300 SLRs, VW hat den Bulli zu Gunsten des ID. BUZZ in Rente geschickt und hat jetzt etwas, dass daran maximal noch erinnern soll. JLR mischt jetzt munter mit und trennt sich nun von seinem Geburtsnamen in der Hoffnung damit eine Neuausrichtung bewerkstelligt zu bekommen. Nach zwei schlechten Jahren hielt man dies wohl für notwendig.
Eine Automarke muss ihr Erbe bewahren
Klaus Zyciora, erfolgreicher VW-Chefdesigner, erinnerte erst vorletztes Jahr daran, wie extrem wichtig es für eine Automarke ist, sein Erbe, den Markenkern, zu bewahren und in die Zukunft zu transformieren. Egal wie gegensätzlich das sein mag. Er erinnerte dabei an die reine Motorsportmarke Porsche mit der Benzingeruch und dröhnende Motoren verbunden werden und deren bisher erfolgreiche Strategie, den 911 weiter zu führen und dabei das Erbe nicht zu zerstören. Dabei, so sagte Zyciora, sollte man auch mal der einen oder anderen Revolution widerstehen, um den Kern der Marke oder eines Modells zugunsten von etwas Modischem und schnelllebigen nicht zu verlieren. Der Markenname ist dabei untrennbar mit dem Markenkern verbunden. So wie „Land Rover“ und „Geländewagen“ untrennbar verbunden sind.
JLR – House of Brands
Bei JLR sieht man sich zukünftig als „House of Brands“, die aus den vier Marken Range Rover, Discovery, Defender und Jaguar bestehen wird. Range Rover übernimmt die Rolle des Luxus-Flagschiffs, Discovery wird die familientaugliche Marke, für das Gelände hält der Defender seinen Namen hin. Die Ausrichtung bei Jaguar ist komplett elektrisch. Die Raubkatze lässt dabei seine gesamte Modellpalette fallen und startet mit drei neuen Modellen.
Es geht viel verloren
Zu der Entscheidung von JLR fällt mir ein, was der ehemalige-beinahe Vorstandsvorsitzende von BMW Wolfgang Reitzle einst zu Jürgen Schrempp, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz, bei einer Klettertour gesagt hat: Es sei das Dümmste was Schrempp je geplant hat, aus Mercedes-Benz DaimlerChrysler zu machen und den Namen Mercedes nicht mehr in der Marke zu führen. Heute, viele verbrannte Milliarden DM später, wissen alle, wie recht er hatte.
© Foto: JLR