Die lila Pistenkuh ist in der Szene bekannt wie ein bunter Hund. Seit über 12 Jahren sind Sabine und Burkhard mit einem lila LKW in der Welt unterwegs. 329.875 Kilometer sind sie dabei gefahren und haben so vieles erlebt. Sie erzählten uns, wie sie es geschafft haben, eine so lange Reise zu finanzieren, wie man mit korrupten Beamten umgeht und was sie gegen Reisemüdigkeit tun.
Eure Pistenkuh ist ein Steyr 12M18, vorher hattet ihr einen Magirus Deutz, könnt ihr erzählen, warum ihr euch für diese Fahrzeuge entschieden habt?
Uns war ziemlich früh klar, dass wir viele Jahre reisen wollen. Ein kleines Auto kam für uns deshalb nicht in Frage. Die Kabine sollte eine Länge von viereinhalb Metern haben. Also brauchten wir einen LKW. Allrad stand ebenso auf der Wunschliste.
Einen neuen LKW zu kaufen, kam für uns nicht in Frage. Denn wenn wir nach kurzer Zeit rausgefunden hätten, dass diese Art des Reisens nichts für uns ist, wäre das durch den Wertverlust des LKW eine sehr teure Reise geworden.
Deshalb wollten wir zunächst ein Probeauto kaufen, mit dem wir ein paar mal in Urlaub fahren. Zu dieser Zeit verkaufte die Deutsche Bahn gerade ihre Magirus-Reihe. Einen davon, mit Werkstattkoffer, haben wir für 14.000 Mark ersteigert.
Anfangs hatten wir nur eine Tischlerplatte in den Koffer genagelt und ein bisschen Einrichtung eingebaut. Nach den ersten Urlauben war klar: Das macht so einen Spaß, den LKW behalten wir. Zehn Jahre lang sind wir mit dem Magirus rumgefahren.
Nach zehn Jahren musste einiges am Magirus gemacht werden. Motor und Getriebe mussten überholt werden, eine neue Vorderachse mit Differenzialsperre war angedacht, die Bremsen mussten gemacht werden. Bei der Suche nach Ersatzteilen habe ich parallel nach einem neuen Wagen gesucht. Dabei bin ich auf den Steyr gestoßen.
Mit dem Steyr hatten wir bereits geliebäugelt, weil ein Freund von uns den hat. Den Magirus wieder herzurichten oder den Steyr zu kaufen und zu modifizieren, hätte vom Arbeitsaufwand kaum einen Unterschied gemacht. Also haben wir uns für den Steyr entschieden, auch wenn diese Lösung am Ende ein bisschen teurer war.
In Australien wart ihr mit einem Toyota HZJ unterwegs und nicht mit der lila Pistenkuh. Wie kam es dazu?
Unser Plan war es, zwei Jahre nach Australien zu fahren. Den Magirus zu verschiffen oder nach Australien zu fliegen und dort einen Wagen zu kaufen, war in etwa gleich teuer.
Dazu kam, dass wir beim Tanken immer die „Land Cruiser“-Fahrer beneidet haben. Das waren die Momente, in denen wir dachten, irgendwas läuft hier falsch. Schließlich kommen die damit auch durch die Welt. Also entschieden wir uns dafür, in Australien einmal einen kleinen Wagen ausprobieren.
Nach den zwei Jahren in Australien, waren wir froh, als wir den Toyota verkaufen konnten. Ein paar Monate ist ein kleines Auto in Ordnung, vielleicht auch ein Jahr. Aber zwei Jahre waren definitiv zu lang. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr neidisch an der Tankstelle. Die zusätzliche Menge an Diesel, die wir verfahren, ist uns auf jeden Fall den Luxus wert.
Den Magirus, den Toyota und den Steyr habt ihr lila gestrichen. Wie seid ihr auf die Farbe und den Namen Pistenkuh gekommen?
Der Magirus war ursprünglich grau. Als wir ihn kauften, haben wir in einem Wohngebiet gewohnt. Dort haben wir den LKW auch geparkt. Das gab immer wieder Ärger mit der Nachbarschaft. So massiven Ärger, dass wir dort weggezogen sind.
Wir haben dann eine Etage in einem leerstehenden Verwaltungsgebäude gemietet. Die war spottbillig und wir konnten sonntags sogar flexen und laute Musik hören, weil das Gebäude in einem Industriegebiet lag.
Der Nachteil war, dass diese Wohnung sehr groß war und wir dafür 150 qm Teppich brauchten. Also haben wir in einem Teppichladen nach dem billigsten Teppich gefragt, den sie hatten. Das war eine komplette Rolle violetter Teppich. Da uns die Farbe gefiel, haben wir die Wände im gleichen Ton gestrichen. Wer fünf Jahre in einer violetten Wohnung wohnt, der hat irgendwann so einen an der Waffel, dass er auch seinen Wagen violett streicht. Aber uns gefällt die Farbe und auf den Fotos im Dschungel oder in der Wüste sieht die lila Pistenkuh super aus.
Irgendwann begannen die Leute den Magirus „Lila Kuh“ zu nennen. Als wir nach einer Domain für die Webseite suchten, haben wir anfangs über „Lila Kuh“ als Namen nachgedacht. Da das aus markenrechtlicher Sicht kritisch war, haben wir weiter gesucht und sind irgendwann auf Pistenkuh gekommen.
Ihr habt knapp 20 Jahre lang gespart, um mit vierzig finanziell unabhängig zu sein, um zu reisen. Wie habt ihr das geschafft?
Bereits am Anfang meines Studiums, war uns klar, dass wir die finanzielle Unabhängigkeit mit vierzig nicht schaffen werden, wenn ich studiere. So ein Studium dauert zu lange und wenn ich einen mittelmäßigen Abschluss mache, bekomme ich einen mittelmäßigen Job und eine mittelmäßige Bezahlung. Dann fange ich mit vierzig gerade erst an Karriere zu machen.
Also habe ich mein Studium abgebrochen und mir einen Hilfsarbeiterjob bei einem Personaldienstleister gesucht. Diese Firmen, die Arbeiter auf Zeit an andere Firmen vermitteln wissen, dass es gerade im Bereich der Hilfsarbeiter schwer ist, Leute zu finden, auf die man sich verlassen kann.
Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Chef. Er wusste, ich bin jeden morgen pünktlich und mache meine Arbeit gewissenhaft. Dafür hat er mich, auf meinen Wunsch hin, immer dort eingesetzt, wo ich 10 Stunden am Tag arbeiten konnte und möglichst viele Sonderzuschläge bekam. Das war in einer Zeit, in der es noch keine Gleitzeitkonten gab und alle Überstunden ausbezahlt wurden.
So hatte ich am Ende des Monats deutlich mehr auf dem Konto, als so mancher mit einem mittelmäßigem Bürojob. Sabine hat als Industriekauffrau gearbeitet und eines der beiden Gehälter haben wir über all die Jahre komplett gespart.
Als wir mit Anfang zwanzig unser Ziel gesetzt haben, hatten wir bereits unsere Tochter. Teure Wochenenden kamen deshalb für uns ohnehin nicht in Frage. Sabine war damals in der Ausbildung und ich stand am Beginn meines Studiums. Wir sind zu der Zeit mit recht wenig Geld ausgekommen.
Dieses Leben auf Studentenniveau haben wir beibehalten. Unsere gebrauchten Möbel haben uns völlig gereicht und wir hatten die nie den Wunsch uns teure Dinge zu kaufen. Auch kein neues Auto. Wir hatten einen alten Panda, den haben wir geliebt. Insofern mussten wir auf nichts verzichten, weil wir es nicht anders kannten. Mit 36 hatten wir unser Ziel erreicht.
Ihr habt viele Länder bereist. Wie bereitet ihr euch auf ein neues Land vor?
Wir sehen uns das Klima an und prüfen, wann die günstigste Reisezeit für das Land ist. Dann besorgen wir uns die nötigen Einreisepapiere. Meistens kaufen wir uns einen Reiseführer, da lesen wir über die Geschichte des Landes und informieren uns über die Sehenswürdigkeiten.
Die typischen Sehenswürdigkeiten sehen wir uns meistens nicht an, denn sie sind uns zu überlaufen. Interessanter sind spezielle Orte, wie ein verlassener Bahnhof im Dschungel oder eine Kakao-Plantage, die anders bewirtschaftet wird, als üblich.
Orte, die uns interessierten tragen wir auf einer Karte ein und dann suchen wir noch schöne Offroad-Strecken raus, die wir fahren könnten. Mehr planen wir nicht. Viele Dinge ergeben sich erst während der Reise.
Was waren die schönsten Erlebnisse oder Orte auf eurer Reise?
Sabine: Ankommen in Namibia war ein tolles Erlebnis für mich. Auf der Fahrt nach Namibia waren die Lebensmittel knapp geworden, außerdem hatten wir ein unschönes Erlebnis mit Rebellen in der Republik Kongo. In Namibia gab es dann endlich wieder Supermärkte. Sogar mit deutschen Sachen wie Brötchen und Fleischwurst. Da haben wir uns gefühlt wie die Könige.
Burkhard: Einer der schönsten Orte für mich war Goa. Das waren einfach sechs Wochen am Strand relaxen und andere Globetrotter treffen. Tolles Wetter, abends Strandholz sammeln, Lagerfeuer machen, grillen und quatschen.
Toll war auch das wilde Afrika in Botswana zu erleben, genauso wie die Tiere in Namibia. Löwengebrüll in der Nacht, riesige Büffelherden und überall Staub, so dass wir die Sonne nicht mehr sehen konnten.
Aber es gibt keinen Ort, von dem wir sagen könnten, dass das für uns ein Platz zum Bleiben wäre. Es gibt wunderschöne einsame Traumstrände in Ghana. Aber irgendwann kennst du die Frau, die die Bananen bringt und den Fischer, der jeden Morgen seinen Fisch verkauft. Das wird schnell langweilig. Dann gibt es wieder andere Strände, die vielleicht nicht so schön und sauber sind, aber dort sind andere Reisende. Mit denen Geschichten zu erzählen, ist einfach schöner, als alleine an einem Traumstrand zu sitzen.
Gab es auch schon einmal kritische Situationen?
Im November letzten Jahres fuhren wir durch die Wüste Lut im Iran. Wir drehten eine knapp 700 Kilometer große Runde. In der Wüste gibt es absolut nichts, keine Nomaden, keine Brunnen und keine anderen Fahrzeuge. Mitten in dieser Einsamkeit starb der Motor ohne Vorwarnung ab.
Normalerweise, wenn der Dieselfilter verstopft ist oder der Tank leer ist, ruckelt das Auto und bleibt dann irgendwann liegen. Diesmal ging der Motor einfach aus. Also habe ich den Dieselfilter an der Pistenkuh gewechselt, aber ich wusste schon, dass es daran nicht lag. Dann habe ich die Spritleitung getauscht, aber auch da hatte ich wenig Hoffnung. Nach ein paar Stunden wussten wir, den Steyr kriege ich nicht mehr ans Laufen.
Normalerweise ist es klug, am Fahrzeug zu bleiben und zu warten. In den letzten fünf Tagen hatten wir keine einzige Fahrspur gesehen. Deshalb war uns klar, hier wird in den nächsten Tagen niemand vorbeikommen. Darum wollte ich am nächsten Morgen losgehen, um Hilfe zu holen.
Im November ist es relativ kühl in der Wüste Lut. Tagsüber waren es nur zwanzig Grad, nachts ungefähr vier. Wir hatten Glück, bis zur Teerstraße waren es nur 50 Kilometer. Die zu finden war recht einfach, da die Straße genau von Ost nach West verlief. So musste ich einfach nur nach Norden gehen.
Doch ich brauchte Wasser. Da wir einen großen Wassertank im Steyr haben, kaufen wir normalerweise kein Wasser in Flaschen. Wie sollte ich das Wasser also transportieren? Durch Zufall hatten wir ein paar Flaschen dabei, mit denen wir Wasser abfüllen konnten. Aber wie viel konnte ich gefahrlos mitnehmen? Schließlich musste noch genug Wasser für Sabine übrig bleiben.
Vor allem mussten noch Behälter da sein, in denen Sabine Wasser transportieren konnte, falls ich nicht zurückkäme. Ich packte sechs Liter Wasser ein und stellte mir den Wecker auf vier Uhr. Der Marsch war anfangs einfach, denn ich konnte an einer Dünenkette entlang gehen. Danach kam ein 26 Kilometer langer Salzsee, den ich durchqueren musste. Das war schon spannender, weil ich nichts mehr am Horizont ausmachen konnte.
Ich wusste, spätestens nach 15 Kilometer würde ich Schmerzen in den Knien bekommen. Die bekam ich immer, wenn ich eine längere Wanderung mache. Irgendwann wurde tatsächlich jeder Schritt zur Qual.
Abends traf ich auf die Teerstraße. Ein Militärfahrzeug hielt an und nahm mich mit in die Kaserne. Wir sind noch in der Nacht zum LKW und Sabine gefahren und haben den Wagen geborgen. Der Mechaniker in Nabadan, zu dem wir den Wagen brachten, stellte fest, dass das Überströmventil kaputt war. Eigentlich nur ein kleines Teil für vier Euro. Nach zwei Stunden lief unsere Pistenkuh wieder.
Ihr hattet eben Rebellen in der Republik Kongo angesprochen. Was war da passiert?
Als wir 2008 im Kongo waren, fuhren wir auf einer Straße und kamen an einen Checkpoint. Da standen ein paar Jugendliche ohne Uniformen aber mit Macheten, die behaupteten, von der Polizei zu sein.Die Jugendlichen wollten, dass wir aussteigen, damit sie den LKW durchsuchen konnten. Wir wussten, dass es in dem Land keine Rebellen mehr gab, deshalb waren wir sicher, dass es sich um einen Raubüberfall handeln musste.
Eine typische afrikanische Straßensperre besteht aus einem Autoreifen mit einer Stange darüber, also kein Hindernis für den Magirus. Wir sahen uns an und es war sofort klar: Wir starten durch.
Als wir an der Sperre vorbei waren, sprangen aus dem Gebüsch mehrere Männer mit Maschinengewehren, die in die Luft schossen. Das war unglaublich laut und wir wussten, wenn die es drauf anlegten, können sie uns durch den LKW erschießen. Also hielten wir an.
Jetzt saßen wir im Auto, die Türen verriegelt. Die Jugendlichen kletterten auf die Motorhaube des Magirus und schlugen mit ihren Macheten auf die Scheibe ein. Ein Mann mit Maschinengewehr verscheuchte sie, lud sein Maschinengewehr durch und schoss vor uns in den Teer. Der Teer spritzte weg, dann legte er auf mich an und sagte, wir sollen rauskommen.
Als ich die Tür öffnete, wurde ich aus dem LKW gezerrt, dann lag ich auf der Straße. Drei oder vier Männer mit Maschinengewehren standen über mir. Einer fragte mich etwas, der andere trat mich, weil ich antwortete. Irgendwann zwangen sie uns, ihnen in ihr Camp neben der Straße zu folgen.
Im Camp wurden wir vom Anführer in Empfang genommen, der uns als erstes Stühle anbot und dem anderen befahl, das Gewehr von meinem Kopf zu nehmen. Langsam entspannte sich die Lage und wir merkten, dass es um einen Straßenzoll von 50 Dollar ging, den wir zahlen sollten.
Der damalige Rebellenchef in der Republik Kongo hatte sich mit der Regierung arrangiert und im Zuge der Resozialisierung wurden die ehemaligen Rebellen in die Polizei und das Militär integriert. Sie bekamen Straßen zugeteilt, um dort für Sicherheit zu sorgen und durften im Gegenzug Gebühren kassieren. Das hatten wir nicht gewusst, sonst hätten wir uns anders verhalten.
Auf der Straße gab es drei Checkpoints. Den ersten hatten wir bereits überfahren, ohne es zu merken. Dort hatten die Rebellen bereits unser Kennzeichen notiert. Am zweiten wurde kassiert. Wenn abends in der Kasse etwas fehlt, geht der Chef davon aus, dass die Jungs am Checkpoint etwas unterschlagen haben. Deshalb waren die so aggressiv, als wir vorbeigefahren sind.
Am Ende haben wir es sogar geschafft, dass der Chef sich bei seinem Chef dafür eingesetzt hat, dass wir den Straßenzoll nicht zahlen müssen. Wir waren auf einmal „best friends“ und wurden zum Essen eingeladen.
Wie geht ihr mit Situationen um, in denen offensichtlich Bestechungsgeld von euch verlangt wird?
Wir sind drei Jahre lang in Afrika herumgefahren und haben nicht einmal Bestechungsgeld bezahlt. Im Senegal und in Nigeria gibt es viele korrupte Beamte. In den anderen Ländern hingegen sind sie weniger verbreitet, als man meint.
Eigentlich laufen solche Begegnungen immer nach dem gleichen Schema ab. Ein Polizist hält dich an, verlangt deinen Führerschein und andere wichtige Dokumente, die du unbedingt wieder haben musst. Dann erklärt er dir, dass dein Auto nicht verkehrssicher ist, weil deine Blinkfrequenz nicht stimmt oder weil du nicht geblinkt hast, als er dich angehalten hat. Du sollst jetzt 50 Dollar zahlen.
Wenn du nicht zahlst, sagt er, dass du mitkommen musst, dein Wagen beschlagnahmt wird und dass die Gerichtsverhandlung erst in der nächsten Woche stattfindet. Er versucht dir richtig Angst zu machen. Wenn das gelingt, sagt er dir: „Weißt du was, gib mir einfach 5 Dollar und wir vergessen die Sache“. Die meisten Reisenden, sind froh, dass sie mit einem blauen Auge davon kommen, und zahlen die 5 Dollar.
Bei uns ist das anders. Wir sind an Geschichten für unsere Webseite interessiert, also erkläre ich dem Beamten, dass ich eine Verhaftung gerne einmal mitmachen würde, damit ich darüber schreiben kann. Das ist für ihn irritierend. Er kann mich nicht mehr einordnen und er will mich loswerden.
Ab und zu mache ich mir auch einen Spaß daraus, die Szene zu beobachten. Wer wird angehalten und wer muss zahlen. Das sind nicht die Leute, in der schicken S-Klasse, sondern der LKW-Fahrer oder der Typ in dem schrottigen Landy. Der Fahrer der S-Klasse könnte Kontakte zur Regierung haben und wenn rauskommt, dass der Beamte korrupt ist, könnte ihn das seinen Job kosten. Also werden Leute in teuren Autos selten angehalten.
Manchmal halte ich selbst einen teuren Wagen an und bitte den Mann, dem Polizisten zu erklären, dass ich sein Land wunderbar finde, aber Korruption dem Land schade und ich deshalb nicht ein Teil davon sein möchte. Der spricht dann mit dem Polizisten und meistens kann ich weiter fahren. Klappt das nicht, halte ich den nächsten Wagen an. Irgendwann wird der Polizist weich.
Mir macht es Spaß in solchen Situationen Geschichten zu erfinden. Einmal habe ich einem Beamten erzählt, dass ich mit dem Sekretär des Tourismusministeriums verabredet bin, den ich auf der ITB getroffen habe. Und bitte dem Beamten im Ministerium anzurufen und Bescheid zu geben, dass ich später komme, weil er mich gerade aufhält. Der Beamte wusste nicht, ob die Geschichte nun wahr war oder nicht. Sicherheitshalber ließ er mich fahren.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Reisender braucht?
Ideenreichtum ist mit Sicherheit eine wichtige Eigenschaft. Auch auf Menschen zugehen zu können ist hilfreich – und keine Angst zu haben. Viele Reisende haben Angst. Da kommt ein Hirte und lädt sie in sein Zelt ein. Sie wollen ihr Auto nicht alleine lassen oder sorgen sich, was in dem Zelt passiert. Sie haben Angst, das Essen nicht zu vertragen, Läuse zu bekommen oder angebettelt zu werden.
Dadurch entsteht unglaublicher Stress und viele verlieren den Spaß am Reisen. Aber auch wenn das Tee-Trinken im Nomadenzelt in einer Bettelei endet, letztendlich überwiegen die positiven Erfahrungen. Wer eine negative Grundeinstellung hat und ständig alles schwarz sieht, wird es auf einer Reise schwer haben.
Ihr habt 20 Jahre auf ein Ziel hingearbeitet und es erreicht. Jetzt reist ihr schon seit vielen Jahren. Habt ihr da noch Ziele und Träume?
Unser Ziel war zunächst die finanzielle Unabhängigkeit, damit wir reisen konnten, weil es unser Traum war. Langsam wird das Reisen für uns zum Alltag, zur Routine. Früher oder später kommt vielleicht die Zeit, sich ein neues Ziel zu suchen. Bisher sehen wir zum Reisen aber keine Alternative.
Manchmal sind wir von den Eindrücken übersättigt. Da möchten wir uns keinen Wasserfall mehr ansehen, keinen orientalischen Markt mehr besuchen und keinen Berg mehr besteigen. Nach so vielen Jahren fällt es schwer, interessiert zu bleiben. Deshalb brauchen wir einmal im Jahr unsere Auszeit in Deutschland.
Das war auch der Grund für unsere DVDs und Reiseführer. Wir haben gemerkt, dass wir neben dem Reisen noch eine Aufgabe, eine Herausforderung brauchen. Wir wollen etwas machen und hinter sagen können: „Wow, das haben wir geschafft“.
Das Reisen alleine ist uns zu wenig. Vielleicht sind wir einfach zu früh ausgestiegen. Wären wir mit 60 oder Mitte 50 ausgestiegen, wäre das vielleicht etwas Anderes. Durch unsere Produkte sehen wir uns wieder Sachen an, die wir sonst verpassen würden.
Welche Länder möchtet ihr als nächstes bereisen?
Der Pamir-Highway steht ganz oben auf unserer Liste und die Mongolei.
Was würdet ihr jemandem raten, der auch auf Weltreise gehen möchte?
Er sollte es einfach machen. Auf keinen Fall sollte dieser jemand sich von anderen, die selbst vielleicht noch nie eine weite Reise gemacht haben, Angst machen lassen, auch nicht von den Medien.
Am besten ist es, mit anderen Reisenden zu sprechen beispielsweise auf einem Globetrotter-Treffen wie dem Willy-Janssen-Treffen. Nur da merkt man, dass man selbst kein Spinner ist, auch wenn Freunde und Familie einen dafür halten.
Mehr über die beiden von der Pistenkuh, Sabine und Burkhard, finden ihr auf der Seite von Sabine und Burkhard.