Legal durch deutsche Wälder und über Feldwege fahren? Spaß haben und gutes Wetter genießen? Das geht nur, wenn Engagement auf Entgegenkommen trifft, ein bisschen Glück dabei ist und sich alle vernünftig verhalten. So wie am 1. November bei der Stock&Stein-Tour in der Eifel.
„Wenn wir jetzt den Oldtimer nehmen, müssen wir noch ein paar Sachen in den Wagen packen“ rufe ich Nik zu. Wir sind heute bei der Stock&Stein-Tour des Offroader-Stammtisch dabei und überlegen noch, ob wir die Serie oder den Defender nehmen sollen. Dee, Chefin des Stammtischs, hatte in ihrer gestrigen Mail noch erwähnt, dass alle Bergematerial mitnehmen sollten, da es letzte Nacht noch geregnet hatte.
Egal, der Oldtimer muss das auch schaffen, es ist ja schließlich ein Geländewagen. Also werfen wir unsere Sachen flugs auf die Ladefläche und schon geht es los. Der Treffpunkt ist gut 70 Kilometer von Zuhause entfernt. Mit gut 90 km/h ungefähr eine Stunde Fahrt.
Das Wetter lässt uns schon sehr hoffen. Es ist zwar nicht mehr Oktober, aber uns wärmen die Sonnenstrahlen, die dem goldenen Oktober seinen Namen gaben. Um 10:30 Uhr sollen wir am Parkplatz sein, das schaffen wir nicht ganz. Die erste Gruppe ist schon los, wir werden mit der zweiten starten. Dee und ihr Mann Alex begrüßen uns auf dem Parkplatz. Etliche Jeeps und der Mercedes G von Alex stehen schon da. Ein kurzer Plausch, eine Einweisung und schon geht es los.
Nach wenigen Metern Asphalt biegen wir auf den ersten Feldweg ein. Die Tour ist mit dem Förster, den Waldbesitzern und Jägern abgesprochen, alles was wir unter die Räder nehmen ist also legal befahrbar. Dee leitet uns in ihrem Wrangler über Feldwege und schlammige Waldpfade. Immer mal geht es kurz über Asphalt, aber nie mehr als ein paar hundert Meter. Dann geht es wieder auf unbefestigten Grund.
Wir biegen rechts ab. Vor uns liegt ein zerfurchter Weg. Die Schlammspuren sind schon tief eingefahren. Dee fährt mit dem Wrangler mit dicken MT-Reifen problemlos durch. Ich schalte erstmals den Allrad zu und hole dann etwas Schwung, damit er uns nötigenfalls ein paar Meter trägt. Hinter mir sehe ich einen Grand Cherokee, der schon mit den Hufen scharrt. „Immer langsam“ denke ich mir, „eine alte Dame ist kein D-Zug“. Ich spüre wie der Untergrund weicher wird, ich treibe die Drehzahl noch etwas höher, damit die Geschwindigkeit bleibt. Die normale Winterbereifung des Wagens ist eben schnell mit dem klebrigen Schlamm zugesetzt. Nach ein paar Minuten sind wir durch. Dee schaut mit fragenden Blick zurück „Hat alles bei Euch geklappt?“. Daumen hoch. Ihr Kopf verschwindet wieder im Cockpit und es geht weiter.
Wir entern noch ein paar Kuhwiesen, Böschungen und steile Feldwege. Bei einem schaffen wir es gerade noch ohne Allrad. Da habe ich mich wohl etwas verschätzt, rutschiger als gedacht, aber wir sind oben. Die warmen Sonnenstrahlen erhellen Niks grinsendes Gesicht. Sie hatte Angst, das es ihr in der alten Land Rover Serie zu kalt wird. Aber davon keine Spur. Die Sonne wärmt von außen. Motor und Getriebe von innen. Alles ist gut.
Mampf und Kampf
Während wir so die Fahrt durch die schöne Eifel genießen, biegt Dee links auf eine Wiese ab. Durch die Baumreihen sehen wir schon zwei Pavillons, ein Lagerfeuer und eine ganze Reihe geparkter Geländewagen. Wir haben das Camp erreicht. Es folgt die Begrüßung. „Wie war es bei Euch?“, „Alles gut gegangen?“. Die Leute vermischen sich, lachen und gleich geht hier und da das Fachsimpeln los. Ich komme mir ein wenig verloren vor, so zwischen all den Jeep-Boliden. Aber hier und da sehe ich dann doch einen verstohlenen Blick auf den alten Landy. Klar hat er es geschafft, warum auch nicht?
Die beiden Grills heizen bereits die Umgebung. Sie warten auf ihren Einsatz. Wir holen unser Grillzeug und die Stühle. Jetzt ist erstmal eine Stärkung fällig. Bisher kennen wir kaum einen der anderen Teilnehmer, nur Dee, Alex und Jörg, der bei der ersten Gruppe mit dabei war. Langsam taut das Eis und die Gespräche kommen in Gang. Offroader eben. Das Gemeinsame verbindet.
Gerade als sich die Gemütlichkeit in meinem Bauch breitmacht und der Stuhl anfängt sich wie eine Couch anzufühlen, ertönt Dees Stimme. „Sollen wir noch ein bisschen den Trial fahren?“. Da steht zwar ein Fragezeichen, aber als Frage war das nicht gemeint. Nun, auch deshalb sind wir hier. Ich pelle mich aus dem Stuhl. Nik möchte Fotos machen, gut, dann fahre ich. Worum geht es denn? Was muss ich tun? Dee erklärt den kleine Parcours.
Beim Trial steht der Spaß im Vordergrund
Es gibt drei Stationen. An der ersten müssen wir zwischen zwei Bäumen hindurch eine Böschung herauffahren und dann in einem trassierten, engen Bereich um neunzig Grad gedreht, rückwärts zwischen den Bäumen einparken. Ok, sollte machbar sein. Der Hang sieht halbwegs getrocknet aus und es schien den ganzen Tag die Sonne drauf. Einzig die Straßenreifen könnten problematisch sein.
Als zweites sollen wir eine kleine Böschung herunter in einen Bach fahren und auf der anderen Seite die Böschung wieder hoch. Auch kein Problem. Bäche in der Eifel haben bestimmt ein Kiesbett. Als drittes geht es dann einen längeren Hang hinauf, auf der Kuppe abbiegen und dann einen zweiten Weg wieder herunter. Gar kein Problem.
Alle springen in ihre Fahrzeuge und jeder sucht seine erste Station. Ich nehme mir den Parkplatz am Hang vor. Gleich als dritter bin ich dran. Der Bereich zwischen den Bäumen ist schon etwas zerwühlt. Ich nehme Anlauf so weit es geht, dann muss ich bremsen um nicht durch die Absperrung zu donnern. Oha, ziemlich rutschig, denke ich mir. Ich halte den Wagen mit der Bremse und schaue in den Außenspiegel. Das Heck ist verdammt nah am Baum. Da komme ich mit dem Hintern nicht herum, der 109er ist zu lang. Dee sieht das genauso. Sie ist zwar zierlich, aber im Gelände kennt sie sich aus und sagt so manchem Kerl, dem schon die Gesichtsfarbe entwichen ist, wie es weitergeht.
Ok, ich schlage so ein, dass ich durch die Einfahrt wieder herauskomme und starte einen zweiten Versuch. Auch nicht besser. Dee grinst. Nochmal zurück. Jetzt jeepelt sich ein Wrangler vor. Ok, soll er es versuchen. Ohne Probleme schafft er es. Ich sehe, dass er den Wagen clever positioniert hat. So muss ich das auch versuchen. Anlauf, Versuch Nummer drei, aber es haut wieder nicht hin. Mittlerweile ist die Mischung aus Wiese und Matsch mir auch zu rutschig geworden. So kann ich den Wagen nicht gut kontrollieren, ich breche ab. Das war dann wohl doch nicht so einfach.
Auf zu Station zwei, die Bachdurchquerung. Ich reihe mich in die Warteschlange ein und blicke nach links. Uh? Da steht ein Jeep Wrangler im Bach, zumindest mit der Hinterachse. Die Vorderachse ist schon das Ufer wieder hoch, aber er kommt nicht raus. Sollte das doch nicht so einfach sein? Ein anderer Wagen nimmt ihn an den Haken und zieht ihn aus dem Bach heraus.
Die anderen vier Fahrzeuge vor mir kommen problemlos durch. Mal mit Schwung, mal mit einem neuen Weg. Nun bin ich an der Reihe. Ich schaue mir das Ganze von der Fahrerposition aus an. Die Querung ist schon ziemlich weich gefahren. Da wo ich muntere Forellen in klarem Bachwasser vermutete war nur eine Schlammpfütze. Die Auffahrt ist schon recht steil. Ich entscheide mich für ein moderates Einfahren, um nicht gleich in die gegenüberliegende Uferböschung zu knallen und dann stark herausbeschleunigen. Gesagt, getan. Es rumpelt ordentlich, ich werde etwas aus dem Sitz gehoben, aber da bin ich auch schon durch.
Von den Zuschauern höre ich ein Raunen und Klatschen. Nik, die mitten unter ihnen war, erzählte mir später, dass die Wetten quasi alle gegen mich standen. Ich bin stolz auf meinen alten Landy. Er hat sich nicht blamiert.
Teil drei des Trials ist dann eher leicht. Im dritten Gang wuchte ich den Berg rauf. Wäre es noch 10 Meter weiter gegangen, wäre dem Wagen zwar die Puste ausgegangen, aber dann hätte ich wohl auch den zweiten Gang gewählt. Oben mache ich die Kehre und fahre den Berg runter. Geschafft. Ich parke den Wagen und gucke mir an, was die anderen so treiben.
Das Schlammloch ist die Attraktion
Die Jeeps wühlen sich einer nach dem anderen durch das Schlammloch. Ein Grand Cherokee bleibt hängen, Sommerreifen, keine Chance. Egal wie lange er die Räder drehen lässt. Die Front bewegt sich nur hin und her. Dann noch einer der beiden Mercedes G und noch ein Wrangler. Beide fahren sich fest. Der G muss mit einem Wrangler und einem Cherokee rausgezogen werden, er ist einfach zu schwer. Jetzt kommt der Besitzer des Grundstücks mit seinem Traktor und richtet die Durchfahrt wieder ein bisschen her. Diese Stelle sorgt heute noch für einigen Spaß bei den Teilnehmern.
Auch der schönste Tag geht einmal zu Ende
Nik und ich gehen noch einmal zum Lagerplatz. Es gibt noch Kuchen, den wie nicht verschmähen wollen. Es ist Nachmittag geworden und die Sonne sinkt schon. Sehr zufrieden, über die Tour, das hervorragende Wetter und die netten Leute verabschieden wir uns dankend von Dee und Alex. Wir bekommen noch eine Packung Toast in die Hand gedrückt. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das ein Preis ist oder einfach zu viel davon übrig geblieben ist.
Der Offroader-Stammtisch
Der Offroader-Stammtisch ist eine offene, lose Gruppe, die über Facebook von Dee Schwarzer vom Jeep-At-Work-Forum geleitet wird. Der Stammtisch ist markenoffen und trifft sich in unregelmäßigen Abständen an verschiedenen Orten. Dee organisiert und führt im Jahr mehrere private, nicht-kommerzielle Touren, Treffen und Besuche in zumeist niederländischen Offroad-Geländen durch. Derzeit ist der Stammtisch sehr jeeplastig. Dee und Alex würden sich auf jeden Fall freuen, wenn mehr Land Rover und Mercedes G dabei wären.