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Defender-Restauration von Yasemin und Tobi

Yasemin und Tobi haben ihren Defender Knut komplett in Eigenleistung restauriert und selbst ausgebaut. Heute nutzen sie ihn für Reisen und Kurztrips. Warum sie sich ausgerechnet für einen Defender als Reisefahrzeug entschieden haben, welche Umbauten sie vorgenommen haben und was sie mit ihrem heutigen Wissen anders machen würden, erzählen sie uns im Interview.

Bitte stellt euch kurz vor.

Wir sind Yasemin und Tobi (Tobi_Bdx auf Instagram). Yasemin hat eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandels-Kauffrau gemacht, ich bin gelernter Koch. Bis 2023 waren wir beide ganz klassisch angestellt und haben unseren Alltag zwischen Job und Hobby organisiert. Yasemin hat schon 2017 begonnen, aus ihrem Reitsport-Alltag auf Social Media zu berichten und ihre Community mitzunehmen.

Ich selbst habe mich neben dem Downhill-Fahren immer mehr in die Foto- und Videografie verliebt. Aus einem kleinen Zeitvertreib wurde schnell ein Bereich, in dem ich ständig besser werden wollte und bis heute nicht damit aufgehört habe, dazuzulernen.

2018 haben wir uns kennengelernt und sehr schnell gemerkt, wie gut sich unsere Hobbys verbinden lassen. Mit der Zeit haben wir uns immer stärker darauf konzentriert, Yasemins Instagram-Account aufzubauen. Erst aus Spaß, dann, weil wir damit nebenbei Geld verdienen konnten.

2023 war dann das Jahr, in dem sich vieles gedreht hat. Inzwischen hatten wir genug Einnahmen, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und uns ein freieres Leben aufzubauen. Einer unserer ersten großen Aufträge war eine siebenwöchige Dokumentationsreise nach Ghana. Auf dem Rückweg wurden wir bei der Reklamation eines verlorenen Koffers so schlecht behandelt, dass wir entschieden: Wir fliegen in den nächsten Jahren nicht mehr.

Daraus entstand der Wunsch, einen Defender zu kaufen. Ein Auto, das ich Jahre zuvor bei einem Familientreffen zum ersten Mal wirklich wahrgenommen hatte.

Mit dem Kauf des britischen Geländewagens begann unser Abenteuer erst richtig. Wir wollten keinen simplen Camper, wir wollten unseren Camper. Ein Fahrzeug, das den britischen Charme behält und trotzdem zu uns passt. Also starteten wir im September 2023: Wir zerlegten unseren Landy Knut, befreiten die Teile von Rost, lackierten, überholten ihn und setzten ihn über neun Monate hinweg wieder Stück für Stück zusammen. Und als er endlich fertig war, sind wir damit auf unsere erste große Reise gestartet in Richtung Schweden und Norwegen.

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Was habt ihr für ein Fahrzeug und warum habt ihr euch dafür entschieden?

Knut ist ein Defender TD5 P15 aus dem Jahr 2005. Ursprünglich war er im klassischen Belize Green lackiert (LRC.756). Als wir ihn gekauft haben, war er noch komplett im Originalzustand. Nichts verbastelt, nichts überlackiert. Einfach ein Original-Defender.

Wir haben uns für Knut entschieden, weil er nur eine einzige Vorbesitzerin hatte. Sie hat ihn überwiegend im Alltag und auf langen Strecken gefahren, also nicht über Stock und Stein geprügelt. Außerdem stand der Wagen sein Leben lang in einer Garage, und das hat man ihm angesehen. Klar, ein paar Roststellen hatte er. Ein Defender ohne wäre ja schon fast verdächtig, aber insgesamt war alles in erstaunlich gutem Zustand.

Für uns steht der Defender für Freiheit. Für das Gefühl, loszufahren und einfach überall hinzukommen, wo man sein möchte. Dazu kommt, dass dieses Auto so simpel aufgebaut ist, dass man fast alles selbst warten kann, solange man nicht total ungeschickt ist. Der Aufbau des Defenders erinnert ein bisschen an Lego und genau das macht Umbauten so angenehm.

Der wichtigste Punkt war aber wahrscheinlich: Er sieht verdammt gut aus. Und er ist unglaublich gut dokumentiert. Egal, welche Frage man hat, irgendjemand im Netz hat sie schon gestellt und beantwortet. Dazu gibt es unzählige Möglichkeiten, den Wagen zu erweitern oder komplett umzubauen.

Defender Knut von Yasemin und Tobi. Eine Defender Komplett-Restauration. Defender Restauration

Ihr habt den Defender komplett restauriert, was habt ihr noch am Fahrzeug verändert?

Eine komplette Liste wäre wahrscheinlich länger als der Rest des Interviews, denn wir haben während der Restauration des Defenders tatsächlich fast alles einmal in der Hand gehabt und meistens direkt erneuert.

So steckt zum Beispiel in der gesamten Karosserie keine einzige Standardschraube mehr. Ich habe jede Schraube gegen Edelstahl ausgetauscht und zusätzlich mit einer speziellen Beschichtung versehen, damit keine Kontaktkorrosion entsteht.

Auch technisch haben wir vieles optimiert. Das Verteilergetriebe ist jetzt mit einem ATB-Differenzial von Ashcroft optimiert, und das originale Fahrwerk haben wir durch ein TREKFINDER-Fahrwerk ersetzt. Und so geht es weiter: ein AluCab-Hubdach, neue Sitze von ExmoorTrim, LED-Scheinwerfer … Stück für Stück ist der Wagen so technisch gesehen in 2023 angekommen.

Wichtig ist uns vor allem eines: Seit dem Kauf hat Knut keine Werkstatt von innen gesehen. Yasemin und ich haben jede Schraube, jedes Bauteil und jede Entscheidung selbst in die Hand genommen. Und genau das macht uns unglaublich stolz.

Habt ihr den Defender selbst ausgebaut und was war das Ziel des Ausbaus?

Ja, den Innenausbau haben wir ebenfalls selbst gemacht. Er ist nicht perfekt, aber für uns genau richtig. Mit viel Hirnschmalz und etlichen Abwägungen haben wir versucht, den Ausbau so funktional wie möglich zu gestalten.

Gemütlichkeit und Effizienz unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach. Trotzdem haben wir es hinbekommen und mit unserem Ausbau Mark I eine Lösung gefunden, mit der wir gut leben können. Mark II soll in den nächsten Jahren entstehen, dann optimiert und mit all den Dingen, die wir inzwischen dazugelernt haben.

Unser Ziel war es, jeden Zentimeter sinnvoll zu nutzen, um unterwegs genug Stauraum zu haben und das Auto trotzdem ordentlich zu halten. Gerade das ist uns enorm wichtig. Auf Reisen wird vieles leichter, wenn das Fahrzeug aufgeräumt ist und die Dinge, die man täglich braucht, immer wieder am gleichen Platz liegen. Dieser Gedanke hat den Innenausbau im Kern geprägt.

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Im Moment nutzen wir den Wagen als reinen Zweisitzer, zusammen mit unserer Hündin Ivy. Trotzdem haben wir schon so geplant, dass später ein dritter Sitz eingebaut werden kann, falls mal Nachwuchs mitkommt.

Wie seid ihr bei Planung und Umsetzung vorgegangen?

Bevor wir losgelegt haben, haben wir uns auf Defendertreffen und Messen jede Menge Ausbauten angeschaut. Auf YouTube haben wir gefühlt jedes Video angesehen, das irgendwie mit Defender-Ausbau zu tun hat. Danach hatten wir ein grobes Gefühl dafür, was für uns funktionieren könnte und dann haben wir einfach angefangen. Vieles haben wir unterwegs entschieden, angepasst oder komplett umgedacht. Das war weniger eine perfekte Bauplanung und mehr ein Prozess, in dem wir Schritt für Schritt gesehen haben, was für uns Sinn ergibt.

Welche Materialien habt ihr verwendet und welche Schränke/Einbauten habt ihr gebaut?

Wir haben uns für einen reinen Holzausbau entschieden und dafür 9-mm-Siebdruckplatten verwendet. Robust, leicht zu verarbeiten und ideal für den Defender. Außenliegende Metallscharniere waren uns wichtig, weil sie stabil sind und sich unkompliziert abschließen lassen. Damit bleibt alles sicher verstaut, selbst wenn es unterwegs mal ruppiger wird.

Wo schlaft ihr im Fahrzeug und wie habt ihr den Schlafbereich gelöst?

Eine der wichtigsten Anschaffungen war für uns das AluCab-Hubdach Icarus. Meiner Meinung nach gehört es zu den besten Hubdächern für den Defender auf dem Markt. Die Verarbeitung ist top und selbst nach zwei Jahren Nutzung habe ich nichts gefunden, was ich kritisieren könnte. Besonders beeindruckt hat mich die Montage: Das Hubdach kommt komplett vormontiert, man setzt es im Prinzip als fertige Einheit auf den Defender – einfacher geht es kaum.

Und was den Alltag angeht: Wir schlafen darin großartig. In kälteren Regionen hält das Dach die Wärme erstaunlich gut im Zelt, was den Schlafkomfort enorm steigert. Wird es dagegen warm, öffnen wir einfach die großen Fenster und bekommen ordentlich Durchzug. Für uns funktioniert das Dach in allen Situationen zuverlässig.

Kocht ihr drinnen oder draußen? Was nutzt ihr am liebsten zum Kochen und habt ihr ein Lieblingsrezept?

Wir haben unser Koch-Setup auf der Fahrerseite aufgebaut. Am Heck des Autos haben wir einen absenkbaren Klapptisch, auf dem wir mit unserem Primus-Gaskocher alles kochen können, worauf wir Lust haben. Falls das Wetter mies wird, haben wir eine 270- Grad-Markise von AluCab. Von Anfang an haben wir so geplant, dass alles auf der Fahrerseite erreichbar ist und wir nicht ständig ums Auto laufen müssen.

Direkt hinter dem Fahrersitz sitzt unsere 45-Liter-Kühlbox von Dometic. Das hintere Seitenfenster haben wir gegen ein Gullwing-Fenster von FrontRunner getauscht. Dahinter kommen wir direkt an unseren Innenausbau und da haben wir alles verstaut, was wir zum Kochen brauchen.

Ein Lieblingsessen haben wir nicht. Als gelernter Koch versuche ich auf unseren Reisen regional und saisonal zu kochen und die Küche des jeweiligen Landes auszuprobieren. In Schweden gab es beispielsweise Köttbullar, in Norwegen fangfrischen Fisch, und an anderen Abenden steht selbst gemachte Pasta mit einer cremigen Rigatoni-Sauce und Garnelen auf dem Plan, gerne mit einem Glas Rotwein.

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Was ist das Besondere an eurem Ausbau?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wenn ich es auf einen Punkt bringen müsste, dann wohl so: Wir haben es geschafft, unseren Ausbau so zu bauen, dass wir unterwegs fast alles haben, was wir zuhause auch nutzen. Eine Dusche, eine Trenntoilette, ein gemütlicher Schlafplatz und genug Stauraum, damit nichts herumfliegt. Im Grunde haben wir uns ein kleines, funktionales Zuhause auf vier Rädern geschaffen.

Wie lange hat der Ausbau gedauert?

Nachdem die Planung stand, haben wir neun Tage am Stück gebaut. Uns war wichtig, dass der Ausbau modular bleibt und aus drei einzelnen Elementen besteht. So können wir jederzeit etwas herausnehmen oder anpassen, ohne das komplette Innenleben wieder auseinanderreißen zu müssen.

Wie teuer war der Ausbau ungefähr?

Der Ausbau selbst hat uns etwa 1.600 Euro gekostet, dazu kamen rund 4.500 Euro für die Elektrik. Und genau dieser Teil ist vielleicht der spannendste: Im hinteren Bereich haben wir 3 USB A/C Steckdosen und eine 230-V-Steckdose verbaut. Versorgt wird alles von einer 150-Ah-Lithiumbatterie von Super B. Laden können wir sie auf drei Wegen, entweder per Landstrom, über Solar oder einfach während der Fahrt.

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Was steht noch auf eurer To-do-Liste?

Vielleicht noch eine Seilwinde. Ich bin mir da aber noch nicht sicher, weil viele, die eine haben, sie entweder nie oder nur sehr selten benutzen. Deshalb lassen wir uns damit noch etwas Zeit.

Wo wart ihr mit eurem Fahrzeug bereits unterwegs? Und wie lange?

Unsere erste Reise ging in den Norden. Über Schweden sind wir bis zu den Lofoten in Norwegen gefahren, das war unser erster Urlaub. Der ist mir richtig gut in Erinnerung geblieben, da mir die Weite dieser nordischen Länder sehr gut gefallen hat. Für den Trip haben wir uns auch 6 Wochen Zeit genommen.

Danach ging es für 4,5 Wochen Richtung Mittel-Italien. Über Venedig ging es in die Toskana, wo jede Menge Wein getrunken wurde. Zum Schluss waren wir auf Sardinien, wo uns noch das ein oder andere Offroad-Abenteuer erwartete.

Und der letzte Trip war bis jetzt Süd-Frankreich, für zwei Wochen haben wir uns von dieser schönen Region verzaubern lassen. Leckerer Käse, atemberaubende Flüsse und warme Temperaturen – es war wirklich ein gelungener Trip.

Was sind eure nächsten Reiseziele?

Als nächstes wird es wohl wieder Richtung Norden gehen, über Polen Richtung Finnland wäre für mich eine schöne Reise, aber auch der Balkan klingt für mich sehr verlockend. Daher sind wir noch unentschlossen.

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Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ihr auf Reisen nicht missen wollt?

Unser Bialetti-Kaffeekocher gehört ganz klar dazu, ohne den starten wir morgens gar nicht erst. Dann die Solardusche von Decathlon, die uns unterwegs schon oft den Tag gerettet hat. Und eine gut geplante Route, die trotzdem flexibel genug bleibt, damit wir spontan etwas ausprobieren oder eine Abzweigung nehmen können.

Was habt ihr euch extra angeschafft und es war am Ende völlig nutzlos?

Tatsächlich ist es bisher nur die mobile Solartasche, da wir genügend Energie dabei haben, um für sieben Tage autark zu stehen. Da wir aber meistens nach 2 bis 3 Tagen weiterfahren, ist unsere Zusatz-Batterie immer bei über 50% Kapazität und die lädt sich dann innerhalb der ersten Stunde auf der Piste wieder auf 100%. Daher hatten wir die Solartasche noch nie im Einsatz.

Defender Restauration Yasemin und Tobi

Wenn den Defender noch mal restaurieren oder ausbauen würdet: Was würdet ihr anders machen oder seid ihr komplett zufrieden?

Eigentlich bräuchte diese Frage einen eigenen Artikel, denn je mehr man baut, desto mehr lernt man. Knut ist für unsere Zwecke inzwischen ziemlich perfekt, aber mit dem Wissen von heute würde ich an ein paar Stellen genauer hinschauen und manches einfach sauberer umsetzen, vor allem optisch. Ein Beispiel ist der Leiterrahmen. Heute würde ich ihn erstens direkt gegen einen verzinkten tauschen und ihn zweitens mit Brantho Korrux aus der Dose versiegeln, statt zu rollen. Das Ergebnis wirkt einfach ordentlicher.

Mit dem heutigen Wissen würde ich auch gern noch einmal einen 90er TD5 komplett neu aufbauen, als Daily Driver sozusagen. Babyblau mit einem hellen Softtop wäre eine schöne Vorstellung. Dabei würde ich viele Teile von Anfang an durch verzinkte Bauteile ersetzen, damit man für die nächsten Jahrzehnte Ruhe hat.

Wo kann man euch im Internet finden?

Youtube: ThisisBdx
Instagram: Tobi_Bdx
Instagram: Yasemin.Bdx