Heidi und Peter sind in einem über dreißig Jahre alten 127er Land Rover, einem ehemaligen Ambulanz-Fahrzeug aus der britischen Armee unterwegs. Sie haben sich für einander und für ihren Labradoodle Bruno ein Expeditionsmobil gebaut! Bruno ist Abenteuer-Hund durch und durch. Er ist schon den französischen Teil des Jakobsweg auf vier Pfoten gepilgert, war bereits oft in Südfrankreich, auf Korsika und Sardinien. Anfang des Jahres machten die drei ihre letzte gemeinsame Reise nach Kreta.
Erzählt doch erstmal von euch: Wo kommt ihr her, wo lebt ihr, was macht ihr? Seit wann seid ihr in der Konstellation gemeinsam auf Reisen?
Wir sind Heidi und Peter Metzmeier aus Baden-Baden. Wir gehen seit ca. zehn Jahren gemeinsam durchs Leben und zusammen sind auf Reisen. Peter ist inzwischen Privatier; Ich, Heidi, bin Autorin. Ich schreibe Bücher und Kurzgeschichten mit Reisefeeling.
Wie habt ihr euch auf das Reisen mit eurem Hund vorbereitet?
Unser Hund, Bruno, ein Labradoodle, war Familienmitglied, daher achteten wir darauf, dass seine Bedürfnisse ebenso erfüllt wurden, wie unsere. Er brauchte Platz im Expeditionsmobil, mit dem wir unterwegs waren. Das wurde bei der Planung des Innenausbaus berücksichtigt. Wir überlegten uns auch, ob das Reiseziel für einen Hund angemessen war, ob er beispielsweise mit dem Klima zurechtkam oder ob er sich – dort, wo wir uns aufhielten – überhaupt frei bewegen konnte (Stichwort Nationalparks).
Wir nahmen ausreichend Trockenfutter mit, um auf der sicheren Seite zu sein, was Brunos Nahrung betrifft, und wir führten ein Set mit, um ihn unterwegs zu scheren, denn der Pudel in ihm ließ die krause Lockenpracht stets nachwachsen, was bei höheren Temperaturen für ihn unangenehm war.
Darüber hinaus hatten wir einen Maulkorb dabei, der gut sichtbar am Rucksack baumelte, weil dieser – vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln – in manchen Ländern Pflicht war. Zu guter Letzt reisten wir mit einer gelben Warnweste, die wir Bruno vorsichtshalber in manchen Gegenden vor dem Spaziergang anzogen (übrigens auch zu Hause), zum Beispiel damit Jäger unseren Hund von Wild unterscheiden konnten.
In welchen Ländern wart ihr schon gemeinsam mit eurem Hund auf Reisen?
Wow, das waren so viele! Bei uns war der Hund bei jeder Unternehmung dabei. Ich treffe mal eine Auswahl: Wir waren mit Bruno, als er etwa zwei Jahre alt war, auf dem französischen Pilgerweg von Le Puy en Velay bis Condom zu Fuß unterwegs. Das war eine Erfahrung, die uns als Trio so richtig zusammengeschweißt hat. Bruno hatte seinen eigenen Rucksack mit Futter, in zwei orangefarbenen Packtaschen, getragen. Das sah sehr lustig aus und hat ihm den Spitznamen Chien Pelerin, also Pilgerhund, eingebracht. Bruno hatte sich manchmal anderen Wanderern angeschlossen, das war sehr kommunikativ. Sein Highlight waren Sitzbänke für die Pause. Hier fiel für ihn immer etwas ab.
Peter hat mit Bruno außerdem mehrere Touren über die Alpen unternommen. Gemeinsam waren wir oft in Südfrankreich unterwegs, außerdem auf Korsika und Sardinien. Die längste Tour, über die ich auch in meinem Buch „Unter demselben Himmel“ schreibe, haben wir 2019/20, kurz vor Corona, unternommen. Dabei sind wir in zwölf Monaten von zu Hause aus über die Balkanländer, die Türkei, Georgien und Armenien bis in den Iran gereist. Das war ein echtes Abenteuer, sowohl für Bruno, als auch für uns!
Was waren Reisen, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
Für Peter waren es die Alpenüberquerungen, die er zusammen mit Bruno unternommen hat, denn die Erfahrungen dort, im Einklang mit der Natur, waren sehr intensiv. Die Beiden haben, einträchtig nebeneinandersitzend, die Stille genossen, ebenso wie das Schlafen im Mini-Leichtzelt. Aber es gab auch Herausforderungen: Das ging von plötzlich aufkommendem Schneetreiben, über hundertfache Zeckenattacken bis hin zu (auf der italienischen Seite) völliger körperlicher Erschöpfung, weil die Refugios Bruno nicht aufnehmen wollten.
Meine einprägsamsten Erfahrungen waren die Reisen durch Georgien, Armenien und den Iran. Hier hatten wir Einblicke in uns völlig unbekannte Kulturen. Der Iran ist wie das Eintauchen in ein Märchen aus 1001 Nacht. Die Gastfreundschaft – und die Tierliebe – in allen drei Ländern hat mich sehr berührt. Auch die Iraner lieben Hunde, obwohl sie von der Regierung nicht gern gesehen werden.
Bruno wurde ständig zu Selfies aufgefordert. Speziell in Georgien war die landschaftliche Vielfalt nicht zu überbieten. Das ging von Wüste, über Weinregion bis hin zu gletscherbedeckten Bergen im Kaukasus. Das einzige Problem dort waren die vielen Herdenschutzhunde, weshalb wir mit Bruno vorsorglich keine längeren Wanderungen in unbekanntes Terrain unternommen haben. Diese Tiere haben mich dennoch beeindruckt. Sie begleiten Herden von Schafen oder Rindern, oft ohne einen Schäfer, wissen aber genau, wo sie hinmüssen, und achten darauf, dass den Tieren nichts zustößt.
Mit welchem Fahrzeug reist ihr?
Unser Reisemobil ist ein über dreißig Jahre alter 127er Land Rover, eine ehemalige Ambulanz aus der britischen Armee, die auf einem deutschen Flugfeld unterwegs war. Peter hat sie mit einer Lehrkabine versehen lassen und zweckmäßig ausgebaut. Wir sind inzwischen recht luxuriös ausgestattet, mit Wasserfilteranlage, Standheizung, Trockentrenntoilette und Dusche. Aber der Innenausbau folgt dem Prinzip: Je leichter desto besser und das Gewicht muss nach unten. Ich habe da nämlich meine eigenen einschlägigen Erfahrungen. Einen 110er Land Rover Defender aufs Dach zu legen ist kein Spaß …
Wie lange wart ihr mit eurem Hund unterwegs?
Bruno, unser Hund hat uns nach zehn Jahren, während unserer aktuellen Griechenlandtour, auf Kreta, leider verlassen.
Erzählt doch mal was über Bruno.
Bruno war ein Labradoodle, das ist eine Mischung aus Labrador und Großpudel, die aber eine eigene Rasse bildete, die ursprünglich aus Australien kam. Er war ein sehr geselliges Tier, das sich auch mit anderen Hunden gut verstand. Er war unglaublich intelligent – auch wenn das wahrscheinlich jeder von seinem Hund behauptet. Wir haben das daran festgemacht, dass er von unserem gesprochenen Wort sehr viel verstanden hat, auch wenn wir ihn nicht direkt angesprochen haben. Er war auch ein Kuschelhund, der von unserer Couch den größten Teil für sich beanspruchen konnte. Er hat dich mit diesem was-magst-du-mir-erzählen-Blick angesehen, den ich am meisten vermisse. Er war ein Hund, mit dem man stundenlang am Lagerfeuer sitzen konnte und in die Flammen sehen. Mit ihm war Stille ein Genuss.
Was fand euer Hund am Reisen toll? Was habt ihr gern gemeinsam gemacht?
Bruno liebte das Meer. Er konnte stundenlang am Strand entlanglaufen oder durch den Sand rennen. Stöckchen war auch toll, wobei er sich diese – manchmal überdimensionalen – Zweige immer selbst gesucht und auch selbst zugeworfen hat. Er konnte mit dem Stock im Mund traben wie ein Pony, selbst als er schon älter war. Das sah sehr lustig aus.
Spaziergänge waren natürlich das Highlight. Wir konnten stundenlang gemeinsam die neue Umgebung entdecken, in Höhlen hineinspähen oder durch die Büsche streifen.
Brunos Pudelanteil ist natürlich auch gern Wasservögeln hinterhergejagt. Das haben wir, soweit möglich, unterbunden.
Wo hat euer Hund während der Fahrt gesessen? Wo geschlafen?
Das Fahrerhaus unseres Land Rover ist über eine Luke mit dem Ausbau verbunden.
Bruno hatte im Anbau gesessen und durch die Luke geschaut, oder mit den Vorderpfoten auf einem Holzbrett gestanden, mit dem die Luke ausgestattet war, um noch besser durch die Windschutzscheibe sehen zu können. Wenn Tiere zu sehen waren, wie hier auf Kreta Katzen oder andere Hunde, war die Begeisterung natürlich besonders groß. Auf Autobahnstrecken hatte er sich zum Schlafen hingelegt.
Für die Nachtruhe hatte Bruno seinen eigenen Schlafsack, auf dem Teppichboden im Ausbau. Wir schlafen im Alkoven. Häufig hatte er sich, wenn er sicher sein konnte, dass wir eingeschlafen waren, auf die Lammfelle in der Sitzecke zurückgezogen. Irgendwann sind wir ihm auf die Schliche gekommen. Aber was will man machen…
Wie habt ihr ihn während langer Fahrten beschäftigt?
Je nach Reiseziel haben wir viele Pausen eingelegt oder sind große Teilstrecken in einem durchgefahren und haben danach einen sehr langen Spaziergang mit Bruno unternommen. So hat er die Lust am Autofahren nicht verloren.
Da wir ständig im Kontakt mit ihm waren, weil er seinen Kopf zu uns herüberstrecken konnte, war ihm selten langweilig. Und wenn doch, signalisierte er das, indem er seinen Kopf auf Peters Schulter gelegt hat. Um noch ein paar Minuten herauszuschinden, habe ich ihn dann mit einem Spielzeug abgelenkt.
Was muss man auf langen Reisen mit Hund beachten? Welche Bürokratie ist dafür nötig?
Bruno hatte, wie jeder Hund, einen Hundeausweis, in dem seine Impfungen und die Nummer seines Chips, mit dem er eindeutig zugeordnet werden kann, vermerkt sind. Verpflichtend ist für Hunde auf Reisen eigentlich nur die Impfung gegen Tollwut. Diese ist drei Jahre lang gültig. Wir haben außerdem gehört, dass es, bei Wiedereintritt in die EU, Pflicht sei, eine Tollwut-Titerbestimmung mitzuführen, die nicht älter sein darf als zwölf Monate. Uns hat allerdings nie jemand an den europäischen Außengrenzen danach gefragt.
Für die Gesundheit führten wir außerdem ein Medikamentenset mit uns, das wir mit dem Tierarzt gemeinsam, abhängig vom Reiseziel, vorher zusammengestellt haben.
Ganz wichtig: Gegen Zecken, Flöhe und Sandfliegen hat Bruno ein Band mit entsprechenden Wirkstoffen am Hals getragen.
Was hattet ihr immer dabei?
Ich sagte scherzhaft oft, der Hund brauchte mehr Stauraum als ich, denn wir hatten das dabei, was er zu Hause auch brauchte: Angefangen von der Körperpflege (z.B. Shampoo zum Ohren putzen) über Futter (Napf, mehrere Monatsrationen Trockenfutter, etc.) bis hin zu Medikamenten, Leinen, Maulkorb und Warnweste. Und nicht zu vergessen, die Lieblingsspielzeuge – diverse Bärchen – natürlich.
Habt ihr manchmal Angst, z.B. vor Krankheiten oder, dass dein Hund nicht freundlich behandelt wird?
Bruno war auf Reisen so gut wie nie krank und er war die Art Hund, auf die Menschen gern zugegangen sind. Meine größte Angst war immer, dass Bruno einem Kampf mit einem anderen Hund erliegen würde. Dass er letztlich an einer Magendrehung gestorben ist, finde ich tragisch.
Was war dein schönstes Erlebnis auf Reisen, was macht es aus mit dem Hund zu reisen?
Reisen mit Hund ist für uns das natürlichste der Welt, Peter kennt es von klein auf nicht anders, ich habe es lieben gelernt. Ein Hund hat andere Interessen, als wir Menschen. Das kann sehr bereichernd sein, wenn man sich auf die Erfahrung einlässt, die Dinge mit seinen Sinnen wahrzunehmen. Ich habe mich oft gefragt, was er in den Büschen wahrnimmt, die er stundenlang ansehen konnte, selbst im Stockfinsteren. Vor allem Wanderungen in der wilden Natur, zusammen mit deinem vierbeinigen Reisebuddy, werden zu Erlebnissen, die man nicht mehr vergisst. Zum Beispiel zu einem Gletscher hoch im Kaukasus zu laufen und dabei an bunten Blumen zu riechen. Oder einsam mit dem Land Rover in der iranischen Wüste zu stehen und mit dem Hund um die Wette eine Düne hinunterzurennen.
Reisen mit Hund, habe ich festgestellt, ist ein Türöffner für Kontakte zu Menschen. Viele haben sich für Bruno interessiert und ein Gespräch begonnen. Manchmal führte das zu einer Einladung, bei der wir viel über die Lebensweise der Einheimischen gelernt haben.
Was war die Schwierigkeit, euch von eurem Hund auf Reisen zu verabschieden?
Die größte Hürde bei der Verarbeitung der Trauer ist, dass Bruno noch nicht in einem Alter war, in dem ein Hund für gewöhnlich geht und er war, als wir losfuhren, kerngesund. Die Situation hat uns daher völlig unvorbereitet getroffen. Ich wünsche niemandem, die Entscheidung treffen zu müssen, ein Tier einzuschläfern, das ist eine schreckliche Erfahrung. Sein Körper bleibt auf der Insel Kreta. Wir trösten uns beide mit dem Gedanken, dass seine Seele über den Regenbogen ins Universum zurückgekehrt ist und dort mit anderen Seelen schon wieder neue Abenteuer ausheckt.
Mehr zu Heidi und Peter
Wenn ihr mehr über Heid lesen wollt, empfehlen wir euch ihr Buch: Unter demselbem Himmel. Eine Rezension findet ihr hier.
Website: heidimetzmeier.de
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