Letztes Jahr hatten wir es nicht geschafft, den Wild Atlantic Way „WAW“ in Irland zu Ende zu fahren. Deshalb sind wir 2024 zurückgekehrt. Bei Doolin hörten wir 2023 auf, dort fingen wir dieses Jahr wieder an. Ein Roadtrip in zwei Etappen, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat. Kommt mit uns auf den zweiten Teil der Reise.
Den ersten Teil unseres Wild Atlantic Way Roadtrips könnt ihr hier nachlesen: WAW – Teil 1.
Den genauen Punkt bei Doolin (52.919735 -9.342928) wo unsere Reise letztes Jahr zu Ende war, hatten wir im Navi abgespeichert. Und genau dort setzten wir wieder an. Ab jetzt folgen wir wieder den WAW-Schildern Richtung Norden. Gut gelaunt und bei bestem Wetter geht es Richtung Doolin. Das war der nördlichste Ort, den wir 2014 mit den Landyfriends erreicht haben, wir kannten ihn also schon. Wir wussten, dass es dort einen Campingplatz und eine Bar mit gutem Essen und Live-Musik gibt: Fitzpatrick’s Bar.

Das war unser Anlaufpunkt für heute, hier wollen wir den Tag bei einem echten irischen Whiskey und irischer Musik ausklingen lassen. Das war eine gute Entscheidung. Mittags probierten wir das Fish&Chips und abends die Getränke. Früh sammelten sich die Gäste, hauptsächlich Menschen aus der Umgebung. Und dabei ist es völlig in Ordnung, wenn die Dame in Jogginghose mit puscheligen Hausschlappen mal eben rüberkommt. Warum auch nicht? Diese Unkompliziertheit mögen wir sehr.
Noch einmal an den Burren vorbei, Richtung Galway
Der Wild Atlantic Way führt uns am Rand der Burren vorbei, direkt am Meer entlang. Auch hier waren wir in 2015 bereits gewesen. Jetzt sind wir auf einer anderen Route unterwegs, die wieder andere Perspektiven auf diese Karstlandschaft bietet. Sie ist durch die vielen kniehohen, rechteckigen Karren charakterisiert, die die Karstlandschaft bilden. Die Burren sind durch etliche Wege und Straßen durchzogen, die hier und da kleine Oasen preisgeben. Wir sind allerdings direkt an der Küste unterwegs und es gibt es immer wieder schöne Stellen, an denen es sich lohnt anzuhalten, um den Ausblick auf das Meer zu genießen.
Das eigentliche Tagesziel heißt aber Galway, das musikalische Herz Irlands. Wir fanden schnell einen Parkplatz im Hafen und gingen dann zur High Street und Shop Street. Die Fußgängerzone war mit bunten Fähnchen geschmückt, links und rechts die kleinen Geschäfte und bunten Häuser und drumherum ein lebhaftes Treiben. Kleine Cafés und Bars luden zum Verweilen ein und aus den Türen drang mal verführerischer Duft leckeren Essens in die Nase, manchmal der Mix unterschiedlicher Seifen und Duftstoffen. Langsam machte sich der Hunger bemerkbar und wir fanden das „Taaffes“, eine für Musik bekannte Bar. Mit unserem Redaktionshund Guinness dabei dauerte es auch nicht lange, bis sich die ersten Gespräche entwickelten. Der Hund öffnet die Herzen und wir wurden sehr oft auf ihn angesprochen. Motto: „He’s so cuuuuute“, Hashtag #sweetdog.

Im weiteren Verlauf der Shop-Street stieg die Anzahl der Straßenmusiker stark an. Das scheint hier die Musikmeile zu sein. Afrikanische Klänge, gemischt mit irischen Texten, Folk, junge und alte Menschen, jeder gab etwas zum Besten. Immer wieder hielten wir an und lauschten diesen Talenten, sogen die ganze Atmosphäre in uns auf.
So verging die Zeit schnell. Wir konnten noch ein paar Tipps und Hinweise zu den schönen Landschaften mitnehmen, die uns Richtung Norden noch erwarten. Es wurde Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden, wir machten uns auf den Rückweg zum Auto.

Das Geheimnis der Stellplätze
Dir Iren schwimmen sehr gern und das bei jedem Wetter und zu jeder Uhrzeit. So fanden wir heraus, dass immer wieder kleine Abzweigungen zu kleinen oder großen Stränden und Buchten führen. An deren Ende sind nicht selten kleinere Parkplätze. Dort treffen sich die Iren zum gemeinsamen Schwimmen. Diese Plätze eignen sich hin und wieder sehr gut, um dort eine Nacht zu verbringen. Niemand hatte etwas dagegen, wir wurden immer freundlich gegrüßt, nicht selten entwickelte sich ein kleines Gespräch.
Kurz hinter Galway machen wir zum ersten Mal so einen Platz aus. Bis in den späten Abend hinein kommen die Leute, um noch mal 20 Minuten ins Wasser zu springen und dann fahren sie wieder. Langsam beruhigt sich alles und auch wir verschwinden in unserem Wagen. Am nächsten Morgen packt es Nik dann. Sie geht trotz des nasskalten Wetters und Nebel zum Strand schwimmen. Ich folge kurz darauf und ein paar Iren sind auch schon da. Gemeinsam drehen wir ein paar Runden und bemerken erst dann, dass hier tatsächlich eine ganze Menge Quallen sind. Wir werden sie noch des Öfteren sehen. Etwas abgekühlt, aber mit angeregtem Kreislauf setzen wir unsere Reise fort.

Essen
Conemara Smokehouse
Natürlich wollen wir uns auch kulinarisch verwöhnen. Dazu hatten wir einige Gelegenheiten. Das Highlight wäre da sicherlich das Conemara Smokehouse. Hier werden die mit eigenen Booten gefangenen Lachse und Makrelen geradezu veredelt. Ob Pfeffer, Honig oder Natur, ihr bekommt sehr leckeren, geräucherten Fisch. Ein Mitarbeiter erklärt euch auf Wunsch alles genau. Wie gefangen und der Fisch verarbeitet wird. Im angeschlossenen Café könnt ihr euch nach eurem Einkauf noch stärken und den Blick über das Meer genießen.

Fish&Chips
Ich bin ein großer Fan von Fish/Chips. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit habe ich es „getestet“. Nun, ich bin kein kulinarischer Experte, daher bewerte ich nicht einzelne Geschmacksnoten oder Aromen, die Zusammenstellung und Darbietung, nein, bei mir geht es simpler zu. „Schmeckt“ oder „schmeckt nicht“ muss reichen. Letzteres habe ich nicht antreffen müssen und besonders gut hat es mir im „The Olde Castle Bar“ direkt gegenüber des Dunvegan Castle gefallen.

Während wir uns das Schloss sparen mussten, da anders als auf den Schildern angegeben der Hund nicht mit hinein durfte (Begründung: Leute könnten sich erschrecken), würde ich in der Bar immer wieder essen gehen.
Eine zweite gute Adresse war die „An File Bar“ in Westport. Zentral gelegen, konnte ich hier ein sehr gutes Fish&Chips genießen.
Omey Island
Es geht weiter entlang des WAW. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, die uns heute bis Achill Island führt, liegt Omey Beach. Es ist ein Strand, aber auch eine Straße. Wir wunderten uns erst, mit welcher Selbstverständlichkeit hier die Autos einfach durch das flache Wasser fahren. Bei genauerem Hinsehen und nach ein bisschen Recherche fanden wir heraus, dass dies der einzige Zugang zu Omey Island ist, der nur bei Ebbe befahren werden kann. Ehrlich gesagt würde ich meinem Auto dieses wiederkehrende Salzwasserbad sparen. Aber so ist es nun einmal.

Außer das hier die Autos zur Insel waten, ist dies ein ganz hervorragender Platz mit Guinness im Wasser zu tollen. Der Strand ist weit, sauber und überall gibt es flache Wasserbecken. Hier kann der Hund weit, schnell und sicher rennen und herumtollen. Da wir bestes Wetter haben, heißt es nun „Badehose an“ und wie nehmen uns eine ausgiebige Spielzeit. Obwohl, Guinness ist nicht müde zu bekommen. Der Wasserratte scheint es einfach nicht reichen, aber irgendwann müssen wir ja weiter.

Strände
Eine Einzelempfehlung haben wir nicht, aber je weiter wir in den Norden kamen, desto mehr schöne, kleine und große Sandstrände haben wir gesehen. Ich hätte an jedem anhalten können, um mit dem Hund schwimmen zu gehen. Überwiegend waren sie leer oder es waren nur wenige Leute da. Und das im Juli. Uns ist auch aufgefallen, dass sie sehr sauber waren.


Strände und das Wasser
Natürlich ist auch in Irland nicht alles immer nur eitel Sonnenschein. Es gibt an manchen Stränden immer mal wieder Probleme mit bakterienbelastetem Wasser. Ursache dafür ist die intensive Nutztierhaltung. Die Hinterlassenschaften der Tiere werden insbesondere über die Strände ins Wasser gespült. Buchten haben darunter eher zu leiden, da der Wasseraustausch dort langsamer stattfindet. Der Regen spült den Urin und Kot aus der Erde, nimmt die Bakterien auf und sammelt sich unter dem losen Weideboden und läuft als mehr oder weniger großes Rinnsal über den Strand ins Meer.
Die Nutztierhaltung ist nach dem Entfallen der Milchquoten in 2015 stark angestiegen. Der Bestand stieg um 40 % auf rund 1,63 Millionen Milchkühe. Mit dem restlichen Bestand gibt es 7 Millionen Rinder in Irland. Die Milchproduktion ist um 37 % angestiegen. Dazu kommen noch knapp 4 Millionen Schafe. Das setzt durch Düngung und Fäkalien die gesamte Wasserwirtschaft enorm unter Druck. Dagegen stehen 6,8 Milliarden Euro an Exporteinnahmen nur durch die Milchwirtschaft.
Es gibt Pläne und Maßnahmen die Verschmutzung einzudämmen, aber man geht davon aus, dass gut 40 % der Betriebe diese nicht oder unzureichend einhalten.
Cleggan Cliffs
Etwas abseits des Wild Atlantic Ways und nur durch Weidetore und über einen Feldweg zu erreichen liegen die Cleggan Cliffs. Hier können wir einen weiteren spektakulären Blick auf Irland raue Felsenküste und das Meer erhaschen. Wer solche Momente liebt, sollte hier hinfahren.
Am Hungertrail auf der R335
Heute ist das Wetter nicht so freundlich. Es passt zu einer landschaftlich sehr schönen Strecke mit tragischer Geschichte. Entlang der R335 von Aasleagh Bridge bis zum Bundorragha River und weiter zogen während der großen Hungersnot in Irland (The Great Famine) gut 600 Menschen nach Louisburgh um nach Essen zu suchen und Hilfe zu erbitten. Die Vertreter der lokalen Behörden, gut gesättigt, verweigerten die Hilfe und schickten die Menschen zurück. Durch Hunger und Kälte sind auf diesem Weg viele Menschen gestorben, etliche wurden an Ort und Stelle ihres Todes begraben.
Heute ist davon nichts zu sehen, aber das zu damals wohl vergleichsweise noch gute Wetter lässt dennoch erahnen, welche Qualen und Mühen es bedeutet haben muss. Wir gleiten schweigend entlang der neuen, schönen Asphaltstrecke und lassen den Fjord und die Berge auf uns wirken.

Unser nächstes Ziel verheißt mehr Freude, trotz des Regens: Silver Strand. Wieder einer dieser zahlreichen leere, weißen und absolut sauberen Strände Irlands. Insbesondere im Norden gibt es davon etliche. Es ist klar, was hier passiert! Unser wetterfester Guinness fordert sein Tagesspiel. Also bekommt er es, schließlich sind wir vollkommen alleine. Ob das am Wetter liegt oder auch sonst kaum einer hier ist, wir wissen es nicht.
Eine stürmische Nacht
Wir lassen Louisburgh, Westport und Newport hinter uns. Das Wetter wurde nicht besser und es ist Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden. Normalerweise suchen wir dann etwas heimilges, geschütztes. Diesmal jedoch nicht. Wir entscheiden uns für ein exponiertes Plätzchen direkt am Meer, nah der Brandung, ungeschützt vor Wind und Regen. Aber das ist uns egal. Wir essen ein paar kalte Sachen, während wir noch auf Fahrer- und Beifahrersitz sitzen, dann klappen wir das Dach auf und verschwinden nach oben. Bloß nicht zu lange im Freien aufhalten. Zu sehr peitscht der Wind den Regen und die Gischt in unsere Gesichter. Jede freie Stelle ist sofort nass und klamm. Ob wir es hier die ganze Nacht aushalten werden?


Irish Whiskey
Wir werden wach. Nein, die Knochen sind nicht steif und wir frieren auch nicht. Das Wetter hat sich beruhigt. Es ist bewölkt und windig, Irland, oder? Aber als schlechtes Wetter würde ich das jetzt nicht bezeichnen. Schnell einen Happen gegessen und weiter geht es. Der WAW führt uns zur Achill Island Distillery auf Achill Island.

Da wir gerade die einzigen Besucher sind, nimmt man sich sehr viel Zeit für uns. Wir bekommen eine Führung und erfahren sehr viel Interessantes über das Whiskeygeschäft und den Start einer neuen Destillerie. Davon gibt es nun etliche in Irland. Die Spirituosen-Firmen entdecken gerade dieses alte Whiskey-Land neu und es wird investiert. Alte Destillen werden neu eröffnet, neue gebaut. Bis die ersten eigenen Abfüllungen gereift sind, überbrückt man mit Blends.

Wir probieren natürlich und kaufen auch etwas ein. Was soll ich dazu sagen, außer das es uns sehr geschmeckt hat und deshalb ein „Slainté“!
Keem & Keel Bay
Keem Bay wurde uns angepriesen. Schöner Weg, schöner Strand. Stimmt auch. Nur leider sehr stark frequentiert und für Hunde tabu. Schade. Wir kehren direkt um. Das muss keiner bedauern, denn an schönen und weitaus weniger okkupierten Stränden werden wir noch genug zu sehen bekommen.
Auf dem Weg zur Keem Bay kommen wir an einem anderen großen Strand vorbei: Keel Bay. Da der Hund heute noch unbespielt ist, klar, halten wir an und bespaßen unseren treuen Begleiter angemessen. Weiter flacher Sandstrand, weites flaches Wasser, perfekt.

Und als krönender Abschluss gibt es am Foodtruck von Ár Bia Mara noch frischen Fisch. Für mich in Form von Fish&Chips. Der Familienbetrieb besitzt ein eigenes Fangschiff. Das Essen ist hervorragend und frisch.

Ballycroy National Park
Für Freunde des Wanderns, die auch schwierige und anstrengende Strecken nicht scheuen oder die Einsamkeit suchen, sei der Ballycroy National Park empfohlen. Von dort könnt ihr kleine und große Wanderungen durch den Nationalpark starten. Alle Infos dazu gibt es im Besuchs- und Infocenter inklusive eines kleinen Cafés und Restaurants.

Hier könnt ihr auch etwas über das Leben in Irland erfahren, wie Torf gestochen und verarbeitet wird. Letzteres wird bis heute betrieben. Wenn ihr den WAW fahrt, werdet ihr einige solcher Ernteflächen sehen. Kommerzieller Torfabbau ist zwar zum Klimaschutz verboten, aber im privaten Sektor gibt es immer noch gut 1.200 Torfbauern, die den Heizstoff gewinnen.

Neben der schlechten CO2 Bilanz der Ernte und des Verbrennens gibt es aber noch ein anderes Problem durch den Abbau. Die Erde verschiebt sich, wenn die großen Erntelöcher entstehen. Das sorgt dafür, dass die Erde seitlich nachgibt und so immer wieder Straßen absacken oder Wasserleitungen etc. beschädigt werden.
Der heutige Schlafplatz befindet sich wieder direkt am Meer. Wir haben eine Stelle oberhalb eines kleinen Strands gefunden. Da das Wetter gut ist, holen wir, nachdem Guinness noch etwas im Wasser toben durfte, die Stühle raus. Es ist höchsteZeit, die gerade erworbene heimische Spezialität zu testen. Wir genießen ein Schlückchen vom Achill Distillery Whiskey.

Spouting Holes
Auf dem Wild Atlantic Way gibt es kurz hintereinander zwei sehenswerte Löcher, aus denen bei entsprechendem Wetter das Wasser in Fontänen schießt. Beides sind WAW-Punkte, daher wenn ihr euch strikt daran haltet alle anzufahren, kommt ihr daran sowieso vorbei.
Das erste ist DÚN NA mBÓ. Ein kleines neben der Straße, man ist sofort da. Es ist eine ehemalige Beobachtungs- und Verteidigungsstelle.

Die andere, Downpatrick Head, ist über einen kurzen Spaziergang erreichbar. Da ist es gruseliger. Wir betreten das Areal auf eigene Gefahr, denn es ist als fragil ausgewiesen. Das Loch ist wesentlich weiter von den Klippen entfernt, es ist viel größer und es wurde eine größere Anlage mit Spritzschutz darum herum gebaut. Hier steht auch eine kleine Hütte, aus der während des Kriegs Ausschau nach feindlichen Schiffen und U-Booten gehalten wurde. Ein einsamer Job muss das gewesen sein.


Rosserk Abbey
Irland ist voll von Ruinen. Solchen jüngeren Datums und wirklich alten. Rosserk Abbey gehört zum letzteren und ist sehr gut erhalten. Immerhin wurde sie gegen 1400 errichtet. Wir schlendern durch die Gemäuer. Wir bekommen einen sehr guten Eindruck davon, wie solche Gebäude aufgebaut waren. Wo waren Holzböden bzw. Decken. Wie wurde geheizt und all das. Es ist sehenswert, besucht es.

Belleek Castle
Weil wir in der Gegend sind, schauen wir uns Belleek Castle und den dazugehörigen Park an. Der Erbauer Sir Francis Knox-Gore war offensichtlich ein großer Tier- und Naturfreund. Er hat Bäume importiert und dort angepflanzt. Es gibt sogar ein Waldstück, in dem Elfen leben. Überall hängen ihre kleinen Häuschen.
Als wir uns dem Haupthaus, heute ein Hotel von Nordosten annähern, sehen wir ein paar sehr beeindruckende Bäume. Und wir finden ein Hundegrab, welches auf die Tierliebe des ehemaligen Besitzers schließen lässt.

Durchschnaufen
Unser heutiger Übernachtungsplatz nördlich von Sligo gefällt uns so gut, dass wie hier einfach einen ganzen Tag stehen. Eine Familie kommt ganze 5(!) mal zum Schwimmen vorbei, mal mit, mal ohne Oma und Opa. Es sind nur 100 Meter bis zum Wasser. Die Leute halten sich fit. Wir genießen einfach nur das ruhige Plätzchen, lesen, halten Mittagsschläfchen oder tollen mit dem Hund herum. Niemanden stört es.


Rundweg am Benwiskin South Top
Ein landschaftlich sehr schöner Rundweg führt an einem der nicht höchsten Berge Irlands vorbei, dem Benwiskin South Top. Er steht auf Platz 550 der höchsten Orte Irlands. Immerhin. Vielleicht könnt ihr ja mit diesem Wissen irgendwann einmal schwer beeindrucken. Wir nehmen den Rundweg unter die Räder. Am Anfang der östlichen Route liegen die Reste der Baryte Mill. Dahinter ist ein kleiner, sehenswerter Rundwanderweg. Auch hier wohnen Elfen, also schön leise sein.

Heute schaffen wir es bis oberhalb von Ardara. Langsam rückt das Ende des Wild Atlantic Ways in den Fokus. Langsam. Wir achten von nun darauf, dass wir mit unserer Zeit hinkommen, denn wir wollen das Ende erreichen. Wir müssen das Ende erreichen. So ist der Plan!
Highlight-Campingplatz
Der nächste Tag führt uns weiter nach Norden, entlang der Küste. Die Frequenz einsamen, weißen Sandstränden steigt. Vielleicht ist es das Glück der Iren, dass das Wetter unbeständig ist, sonst würde Festlandeuropa diese Strände vielleicht überrennen. Mallorca ist ja nichts dagegen. Selbstverständlich darf Guinness seine Pfotenabdrücke hinterlassen. Nur mit dem Baden sind wir vorsichtig, heute sind viele Quallen zu sehen. Insbesondere Kompassquallen, die einige Beschwerden hervorrufen können.
Mittagessen nehmen wir in McCafferty’s Bar in Dungloe ein. Hier fühlen wir uns gleich wohl. Die Bar ist ziemlich bunt eingerichtet und bringt irgendwie alt und neu zusammen. Neben den ganzen alten Requisiten hängen Flachbildschirme, auf denen das aktuelle Sportprogramm läuft. Ich probiere hier ausnahmsweise einmal Fish&Chips und befinde es für gut.

Gegen Ende des Tages macht Nik den Corcreggan Mill Campingplatz aus, der besonders ist. Man selbst bezeichnet sich hier als Glampingplatz, aber wir würden das nicht so nennen. Eher liebenswert, gepflegt und geschmackvoll. Im Haupthaus der alten Wassermühle gibt es Selbstversorgerzimmer. Wer eher Jugendherbergscharakter mag, kann in den Eisenbahnwaggon ziehen, der direkt neben der Mühle steht. Hier wurde wohl früher verladen, was gemahlen wurde. Dort gibt es auch eine große Gemeinschaftsküche und ein Kaminzimmer. Es gilt Selbstbedienung und Ehrlichkeit. Auf dem Gelände steht auch noch ein kleines Boot, das als Zimmer hergerichtet wurde, etwas oberhalb sind Stellplätze für Wohnmobile.


Fort Dunree
Wir fahren das alte Fort Dunree an, das bis 1990 noch benutzt wurde. Zuletzt als Trainingseinrichtung des Militärs. Seine Geschichte reicht bis 1812 zurück. Es bewachte die Einfahrt zusammen mit dem gegenüber liegenden Fort Knockalla des Loch Swilly, das bis Letterkenny geht. Leider sind wir erst kurz vor 16:00 Uhr angekommen und alles hat bereits geschlossen, sodass wir keine Führung mitmachen können. Einiges von dem Gelände kann allerdings so abgegangen werden. Wir schauen uns vor allem die alten, verfallenen Baracken an. Wie schnell doch sich die Natur alles zurückholt.

Malin Head
Der nördlichste Punkt Irlands ist natürlich unvermeidlich. Für uns und andere. Entsprechen voll ist es hier. Erstaunlich ist, wie viele doch mit dem Auto wirklich noch den letzten Meter bis zum alten Wachturm fahren wollen, obwohl es unterhalb des Turms einen Parkplatz gibt. Wir setzen und etwas ab und gehen unterhalb des Wachturms in Lauerstellung. Hier sollen oft Wale, Haie und Delfine zu sehen sein. Doch leider entdecken wir nichts. Wir fühlen jetzt, dass wir unser Vorhaben schaffen werden, den Wild Atlantic Way bis zu Ende zu fahren. Für manchen ist das Ende genau hier, bei Malin Head. Nicht aber für uns. Wir wollen weiter, bis das offizielle Schild kommt. Aber gefühlt ist die Reise hier zu Ende.

Wir verlassen Malin Head. Nik hat einen kleinen Strand in ca. 1,5 km Entfernung ausgemacht. Dort fahren wir hin und beschließen gleich, dass das unser Übernachtungsplatz wird. Zunächst müssen wir aber den WAW beenden. Wir fahren weiter, aber im Kopf haben wir das Tourbuch bereits geschlossen.
Und tatsächlich müssen wir noch bis Muff fahren, um endlich das ersehnte Schild zu erreichen. Wir haben es geschafft und fallen uns die Arme. Den Moment des Glücks saugen wir in vollen Zügen ein. Jetzt gilt es zu dem schönen Platz zurückzukehren. Sollen wir das wirklich machen? Umdrehen und nochmals die 25 Kilometer fahren? Kurz zweifeln wir. Dann aber fahren wir zurück. Wer weiß, wozu das gut ist?

Die letzte Übernachtung mit Überraschung
Glücklich und erschöpft erreichen wir unseren kleinen privaten Stellplatz neben einer alten verfallenen Kirche. Das Wetter ist herrlich und wir genießen die ganze Szenerie. Wir stehen gut geschützt unterhalb von ein paar hohen Felswänden, vor uns der Kiesstrand und das Meer. Den Abend halten wir Ausschau nach Haien, Walen und Delfinen. Wir starren uns die Augen aus dem Kopf. Aber nichts. Nun, so ganz stimmt das nicht. Den ganzen Abend faulenzen drei Seehunde vor uns im Wasser. Immer wieder stecken sie minutenlang den Kopf aus dem Wasser und lassen sich so treiben. Na ja, immerhin Seehunde. Als es dunkel wird, verschwinden wir im Hubdach und schlafen mit einem Lächeln ein.


Heute ist Abreisetag! Dennoch lassen wir uns ein ruhiges Frühstück nicht nehmen. Nik wollte sich noch an der alten Kirche umsehen, ich sitze vor dem Auto mit meiner zweiten Tasse Kaffee und blicke wieder auf das Meer. Da! Da ist doch was! Schnell das Fernglas gezückt und tatsächlich. Da kommt eine ganze Schule Delfine angeschwommen. Aufgeregt rufe ich Nik zu mir, damit sie die quirligen Tiere nicht verpasst. Sie scheinen in Spiellaune zu sein, zweimal legen sie sogar kleine Sprünge hin, wie in dem Video zu sehen ist. Wahnsinn! Wir können es nicht glauben. Im allerletzten Moment bekommen wir noch dieses Geschenk.

Der kleine Wild-Atlantic-Way Ratgeber
Der WAW kann nur durch das Nachfahren der Schilder bereist werden, ein Navigationsgerät ist dafür nicht notwendig. Wir haben für euch eine kleine Anleitung zusammengestellt, wie das geht.
Die Anfangs- und Endpunkte
Sowohl Anfang und Ende des WAW sind durch ein Schild klar gekennzeichnet. Suchen müsst ihr das schon selbst, das ist Teil des Vergnügens.
Die Wegweiser
Auf der Strecke folgen in kurzen Abständen Richtungsschilder, die genau zeigen, wo es entlang geht. Ihr habt euch anfangs entschieden, ob es von Süden nach Norden oder von Norden nach Süden gehen soll, wobei wir klar ersteres empfehlen, gerade wenn Feriensaison ist. Dann folgt ihr einfach immer den Schildern dieser Richtung, entweder von Süden immer den Schildern mit dem „N“ oder von Norden immer den Schildern mit dem „S“.
Diese Schilder seht ihr normalerweise, wenn ihr euch von irgendwo auf den WAW begebt, also noch nicht auf ihm seid.
Während ihr euch auf dem WAW in eine Richtung bewegt, zeigen euch in regelmäßigen Abständen kleine Schilder an, dass ihr noch richtig seid.

Bei Kreuzungen auf dem WAW seht ihr aus eurer Perspektive meistens nur das Schild, welches euch in eure Richtung weiterführt.

Aufgemerkt bei gedrehten Schildern
Auch das gibt es! Schilder, bei denen der Richtungsbuchstabe (N oder S) stimmt, aber das WAW-Symbol verkehrt herum steht. Hier haben sich wohl pfiffige Dorfbewohner gedacht, warum sollen der ganze Verkehr und die Touristen an unserem Ort vorbeifahren? Drehen wir einfach das Schild um und schon kommen alle auch zu uns. Das haben wir ein paar Mal auf der Reise gesehen. Bei genauerer Untersuchung war klar zu sehen, dass das Schild einfach um 180° gedreht wurde. Ihr erkennt es aber auch daran, das Folgeschilder ausbleiben oder ihr an eine Stelle mit WAW-Schildern kommt, an der ihr schon wart.

Scenic Points und Besonderes
Entlang des WAW gibt es immer wieder besondere Orte, das können Museen, Strände oder andere interessante Punkte sein. Diese sind mit eigenen Schildern gekennzeichnet.

Die Wege zu solchen Punkten sind entweder Rundwege oder lange Sackgassen. Am Ende heißt es umdrehen und zurück auf den WAW. Das ihr da noch auf dem richtigen Weg seid, zeigt euch ein einfaches Schild mit WAW-Symbol, ohne die Richtungsangaben „N“ oder „S“.

Den ersten Teil unseres Wild Atlantic Way Roadtrips könnt ihr hier nachlesen: WAW – Teil 1.
Nik, AWo und Guinness mit Abschiedschmerz:

