Loading…
KI in der Reiseplanung, ein Test mit OpenAIs ChatGPT und Googles Gemini.
KI in der Reiseplanung, ein Test mit OpenAIs ChatGPT und Googles Gemini.

Künstliche Intelligenz und Overlanding

Was ist das eigentlich und wie können wir es für unser Hobby nutzen

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Und vermehrt hören und lesen wir dieser Tage, dass immer mehr Menschen KI auch im Bereich Overlanding einsetzen. Doch was ist das eigentlich und wie können wir es für unser Hobby nutzen und dabei künstliche Intelligenz und Overlanding sinnvoll verbinden? Grund genug, uns damit mal etwas genauer zu beschäftigen.

Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI oder auch AI für Artificial Intelligence. Dabei geht es um eine Disziplin der Informationstechnologie, bei der den Maschinen beigebracht wird, verschiedenste Aufgaben so zu lösen, wie es ein Mensch eben tun würde.

Zum Einstieg ein bisschen Hintergrundwissen zur Einordnung

Um dieses einmal praktisch einzuordnen, schauen wir uns etwas an, das jeder von euch fast täglich nutzt. Euch ist bestimmt in Foren oder Internetshops die CAPTCHA-Methode aufgefallen. Damit soll überprüft werden, ob ein Mensch oder eine Maschine vor dem Computer sitzt. Ihr wählt dann beispielsweise in einer Auswahl von Bildern diejenigen mit einem bestimmten Merkmal aus, z. B. alle Bilder mit Zügen. Dies ist für einen Menschen sehr einfach, für einen Computer mindestens mal schwierig bis – zunächst – unmöglich.

CAPTCHA steht für „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart“. Es geht also um einen vollautomatischen, öffentlichen Turing-Test zur Unterscheidung von Computern und Menschen. Doch was ist ein Turing-Test? Zurück geht diese Art des Testes auf Alan Turing. Er hat schon im Jahr 1950 eine Methode entwickelt, um herauszufinden, ob ein Computer ein dem Menschen ähnliches Denkvermögen haben könnte, und er versuchte auch schon, Mensch und Computer bei der Lösung von Aufgaben voneinander zu unterscheiden.

Gluehbirne-Idee-Erklaerung

Alan Turing

Alan Turing war das Mathegenie, das im streng geheimen britischen Bletchley Park an der Entschlüsselung von Funksprüchen der deutschen Streitkräfte während des Zweiten Weltkrieges arbeitete. Er und sein Team schafften mit Hilfe einer Art mechanischem Computer, die mit der als extrem sicher geltenden Enigma verschlüsselten Nachrichten schneller zu entschlüsseln. Mit der Erbeutung von U-110 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Fritz-Julius Lemp kamen die Briten dann in den Besitz der Codebücher und einer der Versionen der Chiffriermaschine.

Nun, wie können wir uns das vorstellen?

Während eines solchen Turing-Tests führt ein Mensch via Tastatur und Bildschirm – jedoch ohne Hör- und Blickkontakt – eine Unterhaltung mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern. Der eine davon ist ein Computer, der andere ein Mensch. Der Computer hat den Test dann bestanden, wenn derjenige, der die Unterhaltung führt, zu ihrem Ende keine Aussage treffen kann, welches von beiden der Mensch und welches der Computer ist. Letzterem wird damit die gleiche Intelligenz wie dem Menschen unterstellt.

Zurück zum CAPTCHA-Test. Mit den Informationen lässt sich nämlich auch eine KI füttern, welche dann – genug Daten vorausgesetzt – irgendwann in der Lage ist, zum Beispiel Züge von einem anderen Verkehrsmittel zu unterscheiden und somit auch einen CAPTCHA-Test erfolgreich lösen bzw. umgehen kann.

Wir machen also den Computer schlau. Und wie können wir das nun als Overlander nutzen?

Wo lassen sich Künstliche Intelligenz und Overlanding sinnvoll verbinden

Wir haben uns gefragt, in welchem Bereich Künstliche Intelligenz und Overlanding bereits eine gute Möglichkeit ergibt, wo KI bereits genutzt wird und wo sie in Zukunft von Nutzen sein könnte.

Vielen fallen vermutlich als Erstes die AI-generierten Bilder oder Videos von gut in Szene gesetzten Reisefahrzeugen ein. Nun, eine ganz nette Idee, manchmal auch schön anzuschauen, doch der Nutzen ist vermutlich sehr begrenzt. Weitergedacht wäre dies jedoch etwas Interessantes für die Fahrzeugentwicklung oder auch für DIY-Projekte, um einfach mal Ideen zu generieren und im Vorfeld zu schauen, wie dieses oder jenes aussehen könnte. Schauen wir uns weitere Beispiele an.

Reiseplanung mittels Künstlicher Intelligenz

Wie sieht es mit Recherchen im Vorfeld von Reisen aus, mit der Routenplanung, schöne Ziele entdecken, Vorschriften recherchieren und dergleichen? Nun, AWo und ich haben es ausprobiert und es ist erstaunlich, wie schnell ohne eigene Recherchen mittels AI ein Reiseplan mit lohnenswerten Zielen zusammengestellt werden kann. Und die Qualität der Informationen ist teilweise sogar richtig gut. Dies ist sicherlich ein Bereich, wo AI sinnvoll und gut eingesetzt werden kann. Anwendungen wie der Chatbot ChatGPT zum Beispiel können bei der Routenplanung helfen und uns dabei lohnenswerte Ziele vorschlagen, länderspezifische Tipps geben, Sehenswürdigkeiten benennen und vieles mehr. Das kann ganz einfach die eigene Recherche erleichtern und beschleunigen. Ob dies wirklich so ist? Dazu später noch mehr.

Offroad in Georgien - Reiseplanung.
Die Reiseplanung: von klassisch mit Karte und Reiseführern bis hin zur KI gibt es verschiedene Wege.

Wenn der Reisende nun noch etwas zu Kultur, Geographie, Geschichte, Tier- und Pflanzenwelt und weiteren Länderspezifika wissen möchte, kann die KI hier auch gut unterstützen. Anstatt seitenlange Reiseführer und Lexika zu wälzen oder Berichte anderer zu durchforsten, einfach die KI befragen. Auch hier ist die KI natürlich nur so gut wie die zugrunde liegenden Informationen. Doch genau die Schwierigkeit haben wir bei einem Reiseführer oder Reisebericht ja auch. Dort können wir schließlich nur das nachlesen, was der Autor auch geschrieben hat.

Zur Reiseplanung gehört es häufig, sich mit Einreisebestimmungen und Dokumenten vertraut zu machen

Wir haben den Test gemacht und ChatGPT befragt, wie ein Carnet de Passages funktioniert und wo wir es brauchen. Die ausgespuckten Informationen helfen grundsätzlich weiter, sind jedoch nicht so umfassend, wie der Autor empfindet, dass der Reisende sie haben sollte. Unser Artikel hier auf Matsch&Piste zum Carnet de Passages gibt da übrigens auf einen Blick deutlich mehr her. Bei anderen Dokumenten ist es ähnlich. Ähnlich verhält es sich bei Einreisebestimmungen, wo Besonderheiten oder temporäre Einschränkungen, die es in einigen Ländern nun mal gibt, nicht unbedingt ausgegeben werden. Hier sind eigene Recherchen dann doch nötig.

Carnet de Passage
Aufgepasst: Wenn es bei den Dokumenten komplizierter wird, dann sind die Antworten der KI eventuell nicht immer vollumfänglich.

Fahrzeugumbauten und DIY-Projekte

Im Bereich der Fahrzeugumbauten greifen mittlerweile auch einige auf KI zurück, um herauszufinden, wie Verschiedenes repariert oder installiert wird. Warum auch nicht? Doch können wir uns auf die Informationen wirklich verlassen? Können wir schon in zahlreichen Blogbeiträgen, YouTube-Videos usw. viele Dinge – insbesondere im Bereich der Elektrik – sehen, die so sicherlich nicht fachgerecht umgesetzt sind, so fördert vermutlich die KI vieles davon in komprimierter Form zutage. Und auch hier kann der Nutzer, der die richtige Lösung ja nicht kennt, nur Vorsicht walten lassen. Als Autor dieses Artikels muss ich zugeben: Da bin ich eher „old school“, befrage lieber Menschen, die ich kenne und denen ich vertraue, und baue auf deren berufliche Fachexpertise.

Vorsicht sollten wir auch in Bereichen walten lassen, wo nicht umsonst Fachexpertise notwendig ist.

Bei der Ausrüstungsberatung kann die KI jedoch wieder ihre Vorteile ausspielen – eine gute Möglichkeit, auf möglichst viele Informationen zuzugreifen und verschiedene Produkte kennenzulernen. Eine Meinung muss sich der Nutzer natürlich auch hier selbst bilden. Doch angesichts der Fülle an Ausrüstung kann die KI gerade Anfängern helfen, einen guten Überblick zu bekommen. Fragt einen Chatbot wie ChatGPT oder Google Gemini einfach mal nach einem Überblick zu Recovery Boards. Ihr werdet wahrscheinlich erstaunt sein, wie umfangreich der in Sekunden bereitgestellte Überblick der verschiedenen Produkte inklusive deren Vor- und Nachteile ist.

Zu Ausrüstungsgegenständen gibt KI teilweise erstaunlich umfangreiche Antworten.

Wie funktioniert so ein Chatbot wie ChatGPT eigentlich?

ChatGPT ist eine Abkürzung und steht für Chat – von englisch „plaudern“ – und „generative pre-trained transformer“, also einen generativen vortrainierten Transformer. Was steckt dahinter? Nun, mit diesem Chatbot des Softwareunternehmens OpenAI – oder denen anderer Anbieter wie Google Gemini – kann der Nutzer ähnlich wie mit einem Menschen kommunizieren. Die Grundlage bildet ein Sprachmodell, welches mit einer Vielzahl von Dokumenten trainiert wurde. Es ist keine Programmiersprache nötig, sondern die Fragen bzw. die Unterhaltung kann mit ganz normalen Sätzen geführt werden – genau wie bei der Unterhaltung mit Menschen.

KI-basierte Fahrassistenzsysteme

Selbst in die Technik unserer Fahrzeuge im Bereich der Fahrassistenzsysteme hält die Künstliche Intelligenz Einzug – beispielsweise, um gefährliche Situationen vorauszusehen.

Wir Menschen, die schon lange Auto fahren, haben viel Erfahrung in dem Bereich. Wir erfassen sekündlich Situationen im Straßenverkehr und leiten daraus unsere Schlüsse und Maßnahmen ab. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen. Und Unfälle passieren nicht – sie werden verursacht. Irgendetwas ist also schiefgelaufen zwischen der Erfassung einer Situation und dem Handeln oder Nicht-Handeln. KI-basierte Fahrassistenzsysteme können ebenfalls Situationen erfassen und dann in der Fahrzeugführung helfen, beispielsweise eine Lenkkorrektur vornehmen oder mit einer Bremsung eingreifen.

Dabei können exemplarisch die Bilder der Frontkamera ausgewertet und einzelne Objekte unterschieden sowie Maßnahmen abgeleitet und eingeleitet werden. So sollte beispielsweise der Notbremsassistent nicht einschreiten, wenn das System ein vorausfahrendes Fahrzeug mit gleicher Geschwindigkeit erkennt – jedoch sehr wohl, wenn es sich bei dem erfassten Objekt um einen Fußgänger handelt, der unvermittelt auf die Fahrbahn tritt.

Damit sind wir letztlich wieder beim Turing-Test. Die Systeme müssen dafür gefüttert bzw. trainiert werden. So werden sie immer genauer, wenn auch noch nicht fehlerfrei. Auch die KI kann die Fülle der Daten eventuell fehlerhaft interpretieren – oder es könnte sogar zu einem Hackerangriff von außen kommen. Dass diese Systeme noch nicht immer optimal funktionieren, kennt jeder, der häufiger moderne Fahrzeuge bewegt. Trotzdem ist sie ganz besonders an dieser Stelle hilfreich und kann – richtig angewendet – zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen.

Weitere mögliche Anwendungen unterwegs

Häufig sind wir in Ländern, wo wir die Sprache nicht oder nicht ausreichend beherrschen. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir kleine gelbe Wörterbücher mitgeführt und unterwegs eifrig darin geblättert haben. Heute hat fast jeder ein Smartphone dabei und nutzt verschiedene Übersetzungsprogramme und Apps. Ein KI-gestütztes Übersetzungstool kann besonders gut einen gesamten Text erfassen und in Landessprache oder umgekehrt umwandeln. Die Ergebnisse sind mittlerweile richtig gut. So können umfangreiche Texte übersetzt werden – sogar fotografierte Schilder oder die Speisekarte. Dies sind wirklich hilfreiche Funktionen für unterwegs. Umso umfangreicher das Sprachmodell der KI, desto besser sind die Ergebnisse. Dafür müsst ihr nicht einmal mehr online sein – viele bieten bereits eine Offline-Übersetzung an, z. B. Google Translate.

Am letzten Abend der Reise habt ihr noch ein paar Zutaten übrig und wisst nicht so genau, was ihr damit anfangen sollt? Fragt mal einen Chatbot, was ihr damit kochen könnt.

ChatGPT oder Google Gemini liefern übrigens auch blitzschnell Antworten auf Fragen zur Ersten Hilfe. Ist das sinnvoll? Vielleicht – je nach Situation. Doch es gibt Dinge – und da gehören Erste-Hilfe-Kenntnisse dazu – die solltet ihr ohnehin beherrschen und regelmäßig auffrischen, um sie im Notfall auch sicher praktisch anwenden zu können. Eine Frage zur Stillung einer Blutung wurde vollständig und nach Lehrbuch beantwortet. Wenn Eile geboten ist, solltet ihr aber schon alle nötigen Handgriffe beherrschen. Für Recherchen bei nicht lebensbedrohlichen Dingen kann es vielleicht hilfreich sein.

Im Notfall ist der falsche Moment, die KI zu befragen – besser vorher die eigenen Kenntnisse auffrischen.

Wir haben verschiedene KI genauer angeschaut

Bei ChatGPT handelt es sich – wie zuvor schon erläutert – um einen Chatbot, mit dem ihr als Benutzer ähnlich wie mit einem Menschen, z. B. über Textnachrichten, kommunizieren und ihn befragen könnt. ChatGPT wurde bereits 2022 vom US-amerikanischen Softwarehaus OpenAI vorgestellt. Die Grundlage bildet ein umfangreiches Sprachmodell, welches trainiert wurde. ChatGPT ist in einer Browserversion oder als App nutzbar.

Google Gemini ist die KI vom bekannten Internetunternehmen Google. Es handelt sich dabei – wie ChatGPT – um einen Chatbot. Google Gemini erreicht ihr ebenfalls über eine Browserversion oder Android-App auf verschiedenen Samsung-Geräten sowie den Pixel-Smartphones. Gemini ist über verschiedene Apps hinweg nutzbar – so kann zum Beispiel direkt aus der Galerie ein Foto oder Video analysiert werden. Eine Circle-to-Search-Funktion gibt es ebenfalls – und noch vieles andere mehr.

Interessant dürfte die Circle-to-Search-Funktion für Offroadreisende sein, um künstliche Intelligenz und Overlanding sinnvoll zu verbinden. Dabei könnt ihr einfach ein Objekt auf dem Tablet oder Smartphone markieren – das kann zum Beispiel ein Ausrüstungsgegenstand auf einem Foto sein – die Galaxy-AI-Funktion startet dann eine Websuche und ihr erhaltet Informationen zu diesem Produkt. Die Möglichkeiten sind umfangreich und wachsen immer weiter.

Um diese KI zu testen und herauszufinden, wie sich damit Künstliche Intelligenz und Overlanding möglichst sinnvoll verbinden lassen, haben wir uns verschiedene Testszenarien überlegt. Unsere Erfahrungen, Ergebnisse und Praxistipps findet ihr in weiteren Artikeln zur Reiseplanung mit KI, welche demnächst hier auf Matsch & Piste erscheinen. Nächsten Dienstag geht es um ChatGPT von OpenAI und darauf die Woche um Google Gemini.

Fazit zu Künstlicher Intelligenz und Overlanding

Hier treffen Tradition und Moderne aufeinander. Das ist wie mit der uralten Diskussion am Lagerfeuer, ob nun ein altes Fahrzeug besser als ein neueres zum Reisen geeignet sei – alles Diskussionen, die fast so alt sind wie das Reisen selbst. Der eine ist eben eher technikaffin, der andere setzt auf bewährte Vorgehensweisen. Sicher ist jedoch: Diese Techniken werden Einzug halten.

Und gerade bei der Reiseplanung sind Tipps und aktuelle Erfahrungen von befreundeten Reisenden oftmals hilfreicher als das, was wir im Internet oder in Reiseführern – und damit letztlich auch von der KI – erfahren. Auch bekommen wir bei diesen eigenen Recherchen und Gesprächen häufig noch wertvolle Zusatzinformationen, an die wir vielleicht vorher noch gar nicht gedacht haben – und auch die KI folglich nicht danach fragen würde. Und was gibt es Schöneres zur Reisevorbereitung, als im Vorfeld einer Reise Pläne am Lagerfeuer auszutauschen oder an langen Winterabenden in Reiseberichten zu schmökern?

Doch hier und da kann die KI uns jedenfalls schon jetzt auch in unserem Hobby sinnvoll unterstützen und viele wichtige Informationen in kürzester Zeit darstellen. Die beiden Autoren haben jedoch immer noch das Gefühl, das Ergebnis der KI kontrollieren zu müssen – das bedeutet doppelte Arbeit. Vielleicht werden wir auch nie vollständig auf KI umsatteln und das den Jüngeren überlassen.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Künstlicher Intelligenz und Overlanding gemacht? Nutzt ihr schon etwas aus dem Bereich? Wie sind eure Erfahrungen damit? Schreibt es uns, wir freuen uns auf eure Kommentare und Erfahrungsberichte dazu.

© Fotos (ausgenommen Titelbild): Björn Eldracher