Julian und Christiane waren mit ihrem Land Rover Defender fünf Monate unterwegs. Natürlich immer an Bord: ihr Labrador und 4×4-Beiner Cooper! Gerade sind sie in Marokko auf dem Rückweg von ihrem Westafrika-Trip. Wo sie überall waren, was Julian für den Trip an seinem Landy umgebaut hat und wie es für Mensch und Hund in der Wüste war, erfahrt ihr jetzt!
Wer bist du? Woher kommst Du? Wieso hast ihr gerade die Möglichkeit so lange zu verreisen?
Ich bin Julian und derzeit mit meiner Frau Christiane und meinem 10 1/2 Jahre alten braunen Labrador Cooper auf Reisen. Die Reise hat am 2. September in Haverlah in Niedersachen begonnen. In dem kleinen Dorf am Rande des Harzes, wohnen wir nun schon 10 Jahre. Beruflich hatte ich das Glück, mir eine Auszeit nehmen zu können.
Wie war eure Reiseroute bisher?
Von Haverlah aus ging es für uns zuerst nach Genua in Italien. Von dort setzten wir mit der Fähre über 50 Stunden nach Marokko über. Dort sammelten wir unsere ersten Wüstenerfahrungen und bekamen einen Vorgeschmack auf die Wüste Mauretaniens. Nach etwa drei Wochen in Marokko ging es weiter nach Mauretanien, wo wir mehrere Tage entlang der Eisenbahnstrecke durch die Sahara fuhren. Extreme Erfahrungen für Maschine, Mensch und Hund bei 47 Grad im Schatten!
Nicht nur wir, sondern auch Cooper war sehr durstig und hat täglich die doppelte Menge an Wasser getrunken. Von der Wüste zog es uns weiter ins grüne Afrika. Im Senegal und in Gambia erholten wir uns am Strand von den Strapazen der Wüste. Endlich gab es wieder die Möglichkeit, am Strand zu entspannen und ausgiebig zu schwimmen. Nach unserer Erholungsphase führte uns der Weg vom Atlantik in den Dschungel nach Guinea, um offroad zu den Kambadaga-Wasserfällen zu fahren. Trotz des verlockenden Wassers verzichteten wir hier aufgrund von Krokodilen, Schlangen und Spinnen auf das Baden. Auch von Spaziergängen im Dunkeln sahen wir ab.
Da wir sehr gut im Zeitplan lagen, zog es uns noch weiter südlich bis an die Elfenbeinküste. Dort gefiel es uns so gut, dass wir uns knapp zwei Wochen lang an verschiedenen Stränden eine kleine Auszeit vom Reisen gönnten. Nach den Dschungelerfahrungen standen wieder ausgiebige Strandspaziergänge und Schwimmen auf dem Tagesplan.
Das Faszinierende an Westafrika ist seine Vielfalt. Man findet hier alles, was das Herz begehrt, von Land und Leuten bis hin zur Kultur. So konnten wir Cooper nach einigen Durststrecken wie in der Wüste und im Dschungel immer mal wieder seinen geliebten Strand und das Meer gönnen. Um auch auf dem Rückweg die Abwechslung hochzuhalten, hatten wir uns Liberia, Sierra Leone und Guinea-Bissau vorgenommen. Hier wechselte sich Dschungel mit Meer ab, sodass keine Langeweile aufkam.
Wie lange wart ihr insgesamt unterwegs?
Für den Trip haben wir fünf Monate eingeplant. Viel mehr Zeit haben wir auch nicht, da der Alltag dann wieder auf uns wartet!
Seit wann macht ihr Offroad-Reisen?
So richtig Offroad reise ich seit vier Jahren. Den Defender habe ich mir vor einem Jahr gekauft. Davor waren meine Frau und ich aber auch mit unserem vorherigen Auto und Dachzelt unterwegs.
Was macht für dich Offroad-Reisen besonders?
Am Offroad-Reisen liebe ich die Unabhängigkeit, die es mit sich bringt. Heute hier, morgen dort und das Zuhause immer dabei. Auch in der Heimat schlafen meine Frau, Cooper und ich fast jedes Wochenende irgendwo in der Natur.
Erzähl doch etwas für deinen Land Rover.
Wir reisen mit einem Land Rover Defender 110 Td4. Bereits beim Kauf des Defenders habe ich das Reisen mit Hund berücksichtigt und ein Fahrzeug mit Klimaanlage ausgesucht. Seit dem Kauf habe ich jedes Wochenende damit verbracht, ihn als Reisefahrzeug umzubauen, ihn noch offroadtauglicher zu machen und ihn technisch optimal für Afrika vorzubereiten.
Der Umbau hat mit dem Hubdach, der Markise und dem Duschzelt von Alucab begonnen. Da wir das ganze Jahr über mit dem Defender unterwegs sind, habe ich ihn mit zwei Dieselheizungen ausgestattet. Eine ist zum Beheizen sowie Lüften des Innenraums und die zweite zum Erhitzen von Wasser im Boiler. So können wir z.B. nach einem Tag im Schnee heiß duschen.
Da wir die meiste Zeit autark stehen, habe ich auch noch eine 200-Ah-Lithiumbatterie und einen 2000-Watt-Wechselrichter verbaut. Damit müssen wir nicht auf ein gewisses Maß an Luxus, wie z.B. unseren Toaster oder auch mal Haare föhnen verzichten. Der Innenausbau ist aus Holz komplett selbst gebaut.
Neben den Reiseumbauten gehören natürlich auch Offroad-Umbauten dazu. Unter anderem eine Seilwinde, verschiedene Unterfahrschutzplatten und Bergepunkte. Speziell für Afrika habe ich mich bemüht, die technischen Schwachstellen des Defenders zu überprüfen und zu beheben. Da Vorbereitung die halbe Miete ist, habe ich auch noch eine Kiste mit Ersatzteilen und ein komplettes Werkzeugset mitgenommen. Zu den Ersatzteilen kam dann noch Equipment wie Reifenflickzeug, einen Kompressor, verschiedene Öle und Filter. So kann ich einen Großteil des Services und Reparaturen selbst zu erledigen.
Wo sitzt euer Hund während der Fahrt? Wo schläft er?
Da wir auch in Deutschland eigentlich fast jedes Wochenende im Defender unterwegs sind, ist Cooper an das Leben im Auto gewöhnt. Beim Umbau hatte ich im hinteren Bereich bereits Platz für ihn und sein Bett eingeplant, sodass er während der Fahrt und auch auf den härtesten Tracks immer sicher und bequem liegen kann.
Was für einen Hund hast ihr? Was findet dein Hund am Reisen toll? Was macht ihr gerne zusammen?
Leider hat bei Cooper im Alter das Erblinden eingesetzt. Bei Labradorrüden kann sich im Alter die Netzhaut ablösen, was leider erblich bedingt ist. So ist das Reisen mit ihm zum Teil anstrengender, weil man noch intensiver auf ihn Acht geben muss. Dies macht es aber deshalb nicht weniger schön. Ihn stört es am Wenigsten, was zugleich auch sein Gemüt sehr gut widerspiegelt. Cooper lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und von sowas schon gar nicht unterkriegen.
Natürlich ist er seitdem er blind ist viel anhänglicher und komplett auf sein Herrchen fixiert. Er weiß aber auch, dass er sich zu 100% auf mich verlassen kann und es immer sicher für ihn ist, wenn er frei rumlaufen darf. Wir sind eben ein gutes Team! Trotz seines hohen Alters ist Cooper noch topfit und liebt lange Wanderungen, ausgiebiges Spielen und Stöckchen suchen.
Coopers unkompliziertes Wesen macht es uns sehr einfach. Er liebt den Wald genauso wie die Wüste und so etwas wie „Schmeckt mir nicht“, gibt es bei ihm nicht. Eben ein Labrador durch und durch. Mit Abstand das Beste für ihn am Reisen ist es, mit uns 24/7 zusammen sein zu können. Morgens zusammen aufstehen, die Tür öffnen und in der Natur sein. Trotzdem bleiben Strandspaziergänge und Schwimmen seine absoluten Highlights. In Afrika hat er z.B. die längeren Fahrtage im klimatisierten Auto genossen und genutzt, um sich ein wenig von der Hitze zu erholen. Natürlich haben wir regelmäßig kurze Pausen gemacht, bei denen wir uns die Beine vertreten konnten.
Wie beschäftigt ihr ihn während langer Fahrten?
Großartig beschäftigen müssen wir Cooper während längerer Fahrtage nicht, da er auch zu Hause viel und gerne schläft oder einfach seine Ruhe braucht. Da merkt man ihm sein Alter dann doch an. Dafür ist die Freude umso größer, wenn endlich die Hecktür aufgeht und er die Umgebung erkunden kann.
Was habt ihr für euren Hund immer mit dabei?
Als Spielzeug dürfen natürlich sein Lieblingsball, sein Spürtrainer und zum Schlafen seine Kuscheldecke nicht fehlen. Das mit Abstand beste Gadget für das Overlanding mit Hund ist aber sein auslaufsicherer Trinknapf fürs Auto (Road Refresher). Da bleibt selbst auf den härtesten Tracks alles trocken!
Wie viele Grenzübertritte habt ihr schon gemeinsam gemeistert?
Zusammen haben wir über 20 Grenzübertritte gemeistert. Alle problemlos. Eine gute Vorbereitung ist da absolut wichtig und erleichtert das Reisen mit Hund ungemein.
Wie bereitet ihr euch auf lange Reisen mit eurem Hund vor?
Neben dem EU-Heimtierausweis, den dazugehörigen Impfungen mit Nachweis, ist gerade die gesundheitliche Vorsorge ausschlaggebend. Dazu hatte ich mich im Vorfeld im Internet informiert und mit der Tierärztin für eine perfekte Vorbereitung beraten. Nicht nur wir Menschen benötigen besondere Impfungen für z.B. Afrika, sondern auch der Hund. Dazu gehört unter anderem speziell für Südeuropa und Afrika eine Leishmaniose-Impfung. Auf die Tollwutimpfung sollte man natürlich auch nicht verzichten, da diese für die Einreise nach Marokko Pflicht ist.
Als zusätzlichen Schutz vor Sandfliegen, Zecken, Flöhen und anderen Parasiten, verwenden wir ein Scalibor-Halsband. Speziell in Afrika ist aber auch noch der Herzwurm vertreten. Davor kann der Hund nur mit einem Spot-on (z.B. Advocate) geschützt werden.
Zusätzlich gibt es bei uns noch alle vier Wochen Nexgard und eine normale Wurmkur im Wechsel. Das klingt erstmal alles ziemlich viel, aber mit den Parasiten ist nicht zu spaßen. Vorsicht ist besser als Nachsicht! Damit man bei so vielen Dingen die zu beachten sind, nicht die Übersicht verliert, haben wir uns Erinnerungen im Handy gestellt und noch eine schriftliche Liste in seine Medikamententasche gepackt. (Lasst euch zu Medikamenten und Vorsorge am besten von eurem Tierarzt beraten! Anm. der Redaktion)
Zu der normalen Hundereiseapotheke kommt noch ein Notfallset, um ihn medizinisch versorgen zu können (z.B. einen Zugang für einen Tropf legen). Damit wir somit auch weite Entfernungen bis zum nächsten Tierarzt überbrücken können. Gerade in ärmeren Regionen sind diese eher selten oder auch gar nicht vorhanden. Zum Glück hatte er bisher bloß kleinere Wehwehchen, wie z.B. eine Ohrenentzündung oder eine Schürfwunde.
Habt ihr manchmal Angst, z.B. um Krankheiten oder dass dein Hund nicht freundlich behandelt wird?
Angst habe ich nicht, aber natürlich ist es immer ein Risiko mit einem schon älteren Hund zu reisen. Daher habe ich mich auch so intensiv vorbereitet und beraten lassen. Da Cooper in seinem Leben bisher alle Menschen mit seiner lieben und manchmal frechen Art sofort um den Finger gewickelt hat, habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht, dass er nicht freundlich oder schlecht behandelt werden könnte. Bisher haben wir auf der Reise auch keine schlechten Erfahrungen in der Hinsicht gemacht. Es gibt auch kein schönstes Erlebnis, weil es einfach im Ganzen schön ist 24/7 mit seinem besten Freund auf Reisen zu sein.
Hier könnt ihr Julian, Christiane und Cooper als Lifted Overlander auf Instagram folgen: @lifted_overlander
Auf YouTube findet ihr sie hier: @lifted_overlander