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So fährt es sich im Ineos Grenadier – als Copilot im Offroad-Modus

Jetzt ist es also so weit. Seit 2016 erstmalig medial bekannt wurde, dass sich der britische Industriemagnat, Selfmade-Milliardär und bekennender Land Rover Defender-Fan Sir Jim Ratcliffe an eine ernsthaften Neuinterpretation desselbigen Kultwagens heranwagte, ist viel Zeit ins Land gezogen. Die eigens gegründete Ineos Automotive hat die knapp 6 Jahre aber offensichtlich dazu genutzt, um nun einen ernst zu nehmenden Geländewagen der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Seit letzten Monat bereits vorbestellbar und vor kurzem auch mit Preisen für die 3 unterschiedlichen Modelle ausgestattet, wurde ich Ende April zu einem ersten „Meet the Grenadier“-Kennenlern-Event eingeladen.

Welcome to 21st century offroading

Die Anfahrt passt schon einmal. Über Kleinstwege führt der Weg schon bald auf eine unbefestigte Erdpiste, die mich auf einer großen Lichtung am Fuße einer herrlichem Bergkulisse wieder ausspuckt. Ich bin im steirischen Murtal, unweit des Red Bull Rings. Einer Gegend, die sprichwörtlich Motorsport atmet. Hier gastieren regelmäßig nicht nur alle namhaften Rennsportserien der Welt, sondern auch die Automobil-Branche kennt die Gegend wie ihre Westentasche und schätzt die professionelle Infrastruktur für Präsentationen, Prototypentests oder Kundenevents.

Stolz präsentiert sich der Grenadier in artgerechter Umgebung.

Lässig arrangiert am flachen Hang steht er nun da. Der Ineos Grenadier in einer schon sehr finalen Version der Trailmaster-Variante, wie man ihn dann auch als Privatperson ordern können wird. Edel und robust sieht alles aus. Ein großer Geländewagen, der im Probesitzen bereits spontan Zuverlässigkeit vermittelt, innen eine wertig ausdauernde, erfreulich niedrige Cockpitlandschaft präsentiert sowie mit vielen eigenständigen Lösungen das erfahrene Autofahrerherz entzückt. Etwa einer zweigeteilten Hecktür, abnehmbaren Glas-Dachpaneelen oberhalb der Fahrersitze für einen raschen Dachzugang (für Schlanke) oder einfache Merkmale wie Einsteige- bzw. Haltegriffe oder rasch zugängliche Abschleppösen.

Robuste und aufgeräumte Technik findet sich auch im Inneren.

Mit 15.000 verbindlichen Vorbestellern sieht sich das überaus sympathische, junge Team von Ineos auf einem guten Weg und erzählt bisher von vorwiegend positiver Resonanz überall dort, wo der Grenadier einem interessierten Publikum vorgestellt wird. Bis Ende 2022 treibt man zusätzlich den Aufbau eines Händlernetzes mit 200 Vertriebs- und Servicestellen für den Grenadier an, welches sich auf über 50 Länder erstrecken soll und etablierte Händlergruppen, Fachhändler für Geländewagen sowie Landmaschinenhändler umfasst. Was ich persönlich stark finde: Bereits Ende Juli dürfen sich die ersten Kunden über deren ausgelieferten Grenadiere freuen!

1 Auto + alle (Härte-)Fälle = Grenadier?

Genug der Einführung, bitte einsteigen. Auch wenn der Pressetalk im legeren Safari-Ambiente inklusive Fahrzeugerklärung überaus unterhaltsam und informativ ausfällt, spätestens als die zwei Testexemplare ihre Motoren anwerfen, versuchen sich die anwesenden Medienvertreter mehr oder minder zivilisiert im unauffälligen Wettlauf zu den jeweiligen Mitfahrgelegenheiten zu überbieten. Mit dem Stichwort „Mitfahrgelegenheit“ treffen wir auf den einzigen „Haken“ des so gelungenen Events. Leider dürfen wir diesmal noch nicht selbst Hand anlegen an die Objekte der Begierde, sondern begeben uns ganz in die Obhut erfahrener Fahrinstruktoren, womit wir uns zumindest vollends auf die Offroadeigenschaften des Grenadiers konzentrieren können.

Leider nur am Beifahrersitz, aber trotzdem ganz nah am Offroad-Fahrgenuss.

Meine erste Fahrt bestreite ich mit dem Reihen-Sechszylinder-Benziner mit 285 PS, der mit sonorem Bass und freudigem Gasfuß unseres Fahrers schnell auf eine steil ansteigende Forststraße gelenkt wird. Was darauf folgt, ist wohl der freudige Traum eines jeden Offroad-Fans. Entlang eines immer unwegsamer werdenden Waldweges gespickt mit Schlaglöchern, Wurzelstöcken und losem Gestein, arbeitet sich der Allradler überraschend souverän und unaufgeregt über jedes Hindernis. Auch besonders steile U-turn-Anfahrten bringen die Automatik nie ins Schwitzen und selbst bei steilsten Abfahrten im unwegsamsten Gelände höre ich den Wagen kein einziges Mal aufsetzen. Das ist einerseits natürlich auch den Fahrkünsten unseres Piloten zuzuschreiben, aber gerade die scheinbare Lässigkeit des Wagens selbst unter diesen straffen Bedingungen beeindrucken.

Gute Figur auch von außen im anspruchsvollen Testgelände.

Der Wechsel auf den Diesel-Grenadier mit seinem 249 PS Sechszylinder-Diesel weiß mit einem Plus von 100 Newtonmeter und der damit verbundenen Spritzigkeit zu gefallen, vermittelt subjektiv einen forscheren Charakter. Im Gelände selbst arbeitet sich auch der Selbstzünder beeindruckend durchs Unterholz und auch im Fond ist es mir als über 1,90 Mann kein einziges Mal passiert, mir den Kopf am Himmel zu stoßen. Chapeau!

Ein neuer Stern am (Offroad)Himmel

Am Ende des Tages ist eines klar (auch ohne das Lenkrad selbst geführt zu haben): Von den anfänglichen Skizzen über den ersten Prototypen bis hin zu den nun präsentierten Modellen. Was innerhalb von sechs Jahren vom „Newcomer“ Ineos auf die Beine gestellt wurde, beeindruckt. So anspruchsvolles Gelände wie am heutigen Testtag werden wohl die meisten verkauften Grenadier nie unter die Reifen nehmen. Wahrscheinlich bestellen viele Early-Adpoter das Auto ohnehin eher als Zweit- oder gar Dritt-Auto und man wird diese öfters in teuren Innenstädten antreffen, als auf der Maira-Stura Kammstraße oder entlang der Pan-America. Noch, wohlgemerkt.

2016, beim erstmaligen Lesen über das Projekt Grenadier, stellte ich mir damals noch die Frage, ob dies denn die mögliche Basis für die damals im Kopf schwirrende Langzeitreise sein konnte. Jetzt, sechs Jahre später, ist für eine zukünftige Fahrzeugwahl mit ausschlaggebend, ob die 2 Kindersitze inklusive zugehörigem Gebäck sicher untergebracht werden können, um auch abseits befestigter Straßen sicher den Familienurlaub antreten zu können. Zwei Herausforderungen, die der Grenadier in meinen Augen problemlos wird erfüllen können.

Nähere Infos zum Ineos Grenadier finde ihr hier

Fotos: Paul Royer, INEOS Automotive

Definitiv gekommen um zu bleiben: Mit dem Ineos erhält die Offroad-Szene ein neues Mitglied.