Timm hat seinen Land Cruiser Prado 150 Series als Reisefahrzeug umgebaut. Insbesondere sein Küchenauszug im Heck ist ein Hingucker. Was er gebaut hat, was noch auf der To-do-Liste steht und wohin er mit dem Wagen reisen möchte, erzählt er uns im Interview.
Erzähl uns etwas über dich! Wer bist du, wo lebst du und was machst du beruflich?
Ich bin 27 Jahre alt, beruflich Soldat bei der Bundeswehr. Ursprünglich stamme ich aus Stuttgart, lebe aber nun in Koblenz. Aufgrund meines Berufs bin ich häufig deutschlandweit unterwegs. Seit 2 Jahren begleitet mich mein Land Cruiser dabei. Vorher habe ich zwei Jahre in den USA verbracht, wo ich einen 100 Series Land Cruiser fuhr. Davor war mein treuer Begleiter ein 90er Defender. Mit ihm begann meine Offroad-Leidenschaft.
Und der arme Ninety musste dann zwei Jahre alleine Zuhause bleiben?
Ja, leider musste er zwei Jahre in der Garage eingemottet zurück bleiben. Gut konserviert und versiegelt hat er diese Zeit aber überstanden! Letztes Jahr hab ich ihn raus geholt- läuft einwandfrei.
Warum hast du dich für den Land Cruiser entschieden? Erzähl uns mehr über das Fahrzeug und seit wann du es besitzt.
Mein Land Cruiser ist ein 150 Series Prado in der deutschen Ausführung, aus dem Jahr 2022. Ich habe ihn als Neuwagen gekauft, glücklicherweise bevor diese Variante eingestellt wurde und nicht mehr bestellbar war.
Warum warst du so scharf auf genau dieses Auto, obwohl du bereits einen anderen Land Cruiser in den USA gefahren bist?
Schon vor meinem Aufenthalt in den USA hatte ich ein Auge auf dieses Modell geworfen. Meine Erfahrungen mit dem Defender zeigten mir einfach den ständigen Arbeitsaufwand, den Land Rover erfordert. Ich suchte ein zuverlässiges und komfortables Fahrzeug.
Ein Defender – nicht zuverlässig? Was erzählst du da?? *lacht*
Timm lacht: Du musst was falsch verstanden haben! ;) In den USA kaufte ich den 100 Series dann als Test. Ich verliebte mich sofort! Auch in alle Vor- und Nachteile- und es stand fest, dass ich auch in Deutschland dieses Auto fahren wollte.
Was sind deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile des Prado als Reisefahrzeug?
Der größte Vorteil ist der Komfort. Ich war überrascht, wie leise es im Innenraum ist. Egal, ob auf einem Feldweg oder einer geteerten Straße, der Komfort bleibt nahezu gleich. Ein Nachteil ist der Innenraum im Vergleich zu anderen Offroad- Fahrzeugen. Der moderne, geschwungene Look erschwert den Ausbau. Äußerlich gibt es auch bulligere Fahrzeuge. Der Land Cruiser wirkt eher kurvig und feminin, was mir eigentlich nicht soooo gut gefällt.
Was genau hast du Land Cruiser Prado für dich verändert?
Ich befinde mich gerade im Prozess der Veränderungen am Fahrzeug und bin noch nicht fertig. Das Erste, was ich gemacht habe, war die Montage eines RhinoRack-Dachgepäckträgers, um meine Sachen zu befestigen. Aus den USA brachte ich mein Dachzelt mit und montierte es oben drauf. Zudem installierte ich eine 270-Grad-Markise.
Vorne begann ich mit der Montage von Zusatzbeleuchtung und einem selbstgebauten Windabweiser. Der Ausbau hinten war anfänglich recht provisorisch, Version 1.0 sozusagen! Damit fuhr ich nach Norwegen und stellte fest, dass einige Dinge mich störten. Deshalb beschloss ich, alles bei meiner Rückkehr zu überarbeiten, und präsentiere nun die Version 2.0. Zusätzlich baute ich einen CB-Funk ein, platzierte einen Handyhalter dazwischen, um alles ordentlich zu integrieren.
Was fehlt noch?
Ein Schnorchel wird noch verbaut außerdem wünsche ich mir noch eine Höherlegung mit einstellbarem Fahrwerk und andere Felgen. Da fällt mir noch ein kleiner Nachteil des Autos ein: die Sechsloch-Felgen, die in Deutschland kaum verfügbar sind. Es bleiben einem die originalen Toyota Felgen oder man ist auf eine Einzelabnahme angewiesen, was etwas nervig ist. Und dann wird der aktuelle Ausbau noch um einen Schlafausbau erweitert, wobei die hintere Sitzbank entfernt wird.
Wieso machst du das? Du schläfst doch eigentlich im Dachzelt?
Genau, normalerweise schlafe ich im Dachzelt. Jedoch habe ich in Norwegen festgestellt, dass es manchmal nicht so bequem ist, vor allem nicht bei dieser Art von Dachzelt, das etwas länger zum Aufbauen benötigt. Manchmal möchte man einfach nicht im Dachzelt schlafen, besonders bei kaltem und regnerischem Wetter. Wenn ich alleine unterwegs bin, reizt es mich, einen Einzelschlafplatz unten im Auto zu haben. Auch wenn ich an zukünftige Reisen denke, mit mehr Offroad und dem hohen Gewicht auf dem Dach, macht sich der höhere Schwerpunkt bemerkbar. Da wäre es mir lieber, ohne Dachzelt zu reisen.
Jetzt kommen wir zu dem, was ich bei dir auf Instagram entdeckt habe und was mir total gut gefallen hat: dein Küchenausbau. Erzähl doch mal darüber.
Das war eine meiner Hauptveränderungen. Das Wichtigste dabei war für mich, einen Ausbau zu haben, der, wenn ich ihn nicht zum campen nutze, nicht auffällt und sich nahtlos ins Fahrzeug integriert, als wäre er serienmäßig verbaut. Die erste Version habe ich noch mit Vierkantrohr aus Alu gebaut und mit Straps am Ladeboden verzurrt. Das war nicht richtig fest und hat immer geruckelt, was mich gestört hat.
Viele Teile vom ersten Ausbau konnte ich wieder verwenden, aber dieses Mal bin ich mit einem durchdachten Konzept an die Sache gegangen. Ich begann damit, den originalen Kofferraumboden zu entfernen und eine Bodenplatte einzupassen. Hierbei handelt es sich um eine 12mm Sperrholzplatte (die Beschichtung ist mit Mipa protector (PU Lack auch Truckbedliner) für die Widerstandsfähigkeit des Holzes), die an vier Verschraubungspunkten mit der Fahrzeugkarosserie verbunden ist.
Zuvor hatte ich Pappschablonen vom Innenraum erstellt, um alles passgenau anzufertigen. Das nächste Update des Ausbaus werde ich auf jeden Fall mit Item-Profilen durchführen, da das klassische Vierkantprofil mit Einnietmuttern zusammen hält, die schnell durchdrehen.
Mit diesem (neuen) Ausbau bist du schon unterwegs gewesen? Und wenn ja, wo?
Ich habe den neuen Ausbau noch nicht lange, war jedoch im März/April mit dem ersten Ausbau in Norwegen damit unterwegs. Dort sammelte ich gute Erfahrungen, um herauszufinden, was mir wichtig ist und was nicht. Im Sommer habe ich Dänemark besucht.
Oh, Dänemark wird meiner Meinung nach total unterschätzt. Steht definitiv auf meiner Reiseliste!
Ja, total! Ich selbst dachte immer: „Ach, langweilig …“ Denn das ist ja sozusagen „Schleswig-Holstein“ im Ausland. Durch meinen Beruf kam ich dann aber an die dänische Grenze und fuhr einfach mal rüber. Da musste ich feststellen: Sie haben eine ganz andere Landschaft. Wunderschön, und auf so kurzer Distanz ändert sich die Landschaft. Viele Wälder auf sandigen Dünen. Mein Stellplatz in der Nähe von Vejers war ein Traum. Man kann direkt in den Dünen stehen! Das muss man in Deutschland lange suchen.
Was steht denn auf der Bucket-List? Wohin geht es als Nächstes, und was muss reisemäßig unbedingt in deinem Leben passieren?
Geplant ist auf jeden Fall noch mal Skandinavien! Und dann steht auf der Bucket-List definitiv, einmal über Weihnachten am Nordkap zu sein. Mit Dachzelt! Kalt und herausfordernd! Und dann auf jeden Fall auch Balkan: Albanien, Montenegro, Griechenland. Und Frankreich! Und dann das ultimative Ziel: Island. Da würde ich gerne mal mit meinem eigenen Auto hin, bis in die letzte Ecke des Hochlands. Dafür muss der Toyota aber noch das ein oder andere Update bekommen.
Und du zwei Monate Urlaub!
Ja, das wäre schön! Nachtrag für die Bucket-List: Ich werde wahrscheinlich beruflich noch mal für einige Zeit in die USA gehen. Dann würde ich mein Fahrzeug auf jeden Fall mitnehmen und oben in den Regionen von Montana, rein in die Rockies fahren – das reizt mich, da noch mal herum zu reisen.
Hast du noch einen Tipp für andere Selbstausbauer?
Also, wenn man sein Fahrzeug selbst ausbauen möchte, ist es ratsam, sich mal beim Yacht- oder Bootsbau umzuschauen. Dort gibt es tatsächlich viele Sachen, die sehr witterungsbeständig und wasserfest sind, sehr stabil und dafür ausgelegt, dass man wenig Platz hat. So habe ich einen flexiblen Wassertank mit 55 Litern Fassungsvermögen gefunden, der in einer kleinen Nische bei mir Platz findet, wo ich sonst nie einen festen Wassertank hätte unterbringen können. Auch die Ein- und Auslässe sind alle aus dem Bootsbau.
Noch eine letzte Frage: Wie ist der Instagram-Name entstanden?
Koala & Fuchs sind die Namen meiner beiden Autos. Mein Land Cruiser ist der Koala, aufgrund seiner grauen Farbe, der schwarzen Nase und den schwarzen Außenspiegeln (Ohren). Er trägt den Namen KOLO, was laut Wikipedia ein Wort der Aborigines für Koalabär ist. Daher ist „KOLO“ in die Deckelplatte des Ausbaus eingefräst, und sein Kennzeichen lautet glücklicherweise auch KO LO. Den Ausbau selbst nenne ich liebevoll den „KOLO Camper 2.0“.
Timms Gadgets in der Zusammenfassung:
- Dachzelt: Cascadia vehicle tents Mt Shasta Hybrid
- Markise: Wild Bear 270°
- Dachträger: rhino rack
- Dachzelt Schnellverschluss: Frontrunner
- Standheizung: Hcalory toolbox heater
- Kompressor: T-Max 72l/min
- Doppelbatterie System: T-Max
- Reifen: General Grabber AT3
- Kühlbox: Alpicool TA35
- Kocher: CADAC 2 Cook Pro Deluxe 2
- Campingstuhl: Campwerk Directors chair
- Tisch: Campz rolltop Alu Tisch (gibt es nicht mehr zu kaufen daher kenne ich die genaue Bezeichnung nicht)
- Lampe: Olight Olantern Classic Mini
- Thermoskanne: Stanley 1L
- Wassertank: Nuova Rade 55L flexibler Wassertank (gekauft bei www.wellenshop.de)
- Wasseranschlüsse: Schnellverschlüsse aus dem Druckluftzubehör
Timm findet ihr bei Instagram unter: @koala.and.fux