Armin und Tanja sind Travelsouthbound und waren mit ihrem Mitsubishi L200 zwei Jahre auf der Panamericana unterwegs. Zu Hause stand für die beiden sofort fest, dass es bald wieder losgehen muss. Momentan sind sie in Afrika unterwegs und haben uns im Interview erzählt, wie sie auf die Reise gekommen sind, wie sie sich vorbereitet haben und was bisher ihre schönsten Momente waren.
Wie seid ihr auf die Idee mit der Reise gekommen?
2013/2014 haben wir die Panamericana bereist und sind dort dem Reisevirus erlegen. Uns war klar, dass wir wieder auf große Reise mit dem eigenen Fahrzeug gehen wollen und haben die letzten 5 Jahre damit verbracht, ein Budget für eine weitere Reise aufzubauen. Afrika kam in den Fokus, weil wir beide sehr abenteuerlustig sind und wir das Afrika, wie es heute ist, erleben möchten. Wir lieben Tiere und die Natur und davon bietet Afrika jede Menge.
Dass die Kairo to Cape Town Route eine Herausforderung sein würde, wussten wir und haben wir auch schon einige mal am eigenen Leib erfahren. Wir sind von zuhause durch den Balkan und die Türkei gereist. Danach haben wir von Griechenland nach Ägypten verschifft. Wir werden uns ungefähr ein Jahr Zeit nehmen, um Afrika entlang der Ostroute zu durchqueren und von dort nach Südamerika verschiffen. Hier wollen wir uns die Orte ansehen, die wir auf der Panamericana-Reise noch nicht so intensiv bereist haben.
Mit welchem Fahrzeug seid ihr unterwegs und wie habt ihr das reisetauglich gemacht?
Wir reisen mit einem 2004er Mitsubishi L200. Anstelle der Pritsche hat der Pickup eine fest verschraubte Wohnkabine, die nicht zu schwer ist und weiterhin Offroad-Fahrten ermöglicht. Sie bietet uns Rückzugsort und Wetterschutz und ist mit allem ausgestattet, was wir auf Reisen benötigen. Die Kabine haben wir vom Vorbesitzer übernommen, den Innenausbau haben wir selber durchgeführt.
Mitsubishi ist zwar in Afrika nicht so weit verbreitet wie Toyota, dennoch sind Ersatzteile in der Regel vor Ort zu beschaffen. Ein Vorteil, den wir bei einem Motorschaden in Äthiopien zu schätzen gelernt haben.
Wie und wie lange habt ihr euch auf die Reise vorbereitet? Also Versicherungen, Vollmachten, Visa usw.
Wir haben uns in den vergangenen 5 Jahren immer wieder mit dem Thema Overlanding und Offroad-Reisen beschäftigt und uns auf vielen Reiseblogs Appetit geholt. Die intensive Vorbereitung begann ungefähr ein Jahr vor Abreise. Wir haben rechtzeitig unsere Jobs und unsere Wohnung gekündigt und die Versicherungen in der Regel stillgelegt. Für unseren Blog haben wir ein Gewerbe angemeldet und sollte zuhause Papierkram anfallen, wird dieser von unseren Eltern weitergeleitet. Dafür sind wir sehr dankbar. Schon Monate vor dem Auszug haben wir uns von unnützen Dingen getrennt, das gleiche gilt für Verträge und Abos. Dies ist wirklich ein reinigendes Gefühl.
Inwieweit habt ihr den Verlauf der Reise im Vorfeld geplant? Konkret, welche Länder wann, Sehenswürdigkeiten, Routen … Oder lasst ihr alles auf euch zukommen?
Die grobe Route und die zu bereisenden Länder haben wir im Vorfeld geplant. Auch einen groben Zeitplan dafür haben wir. Wie dann die Route konkret aussieht, legen wir dann von Land zu Land fest. Viel hängt vom Wetter und von den Kosten vor Ort ab, da vor allem im östlichen Afrika die Nationalparkgebühren sehr hoch sind.
Wie finanziert ihr die Reise und wie viel gebt ihr durchschnittlich im Monat aus?
Tatsächlich leben wir von dem, was wir in den vergangenen fünf Jahren erspart haben, passives Einkommen haben wir leider keines. Unser Budget sind maximal 2000 Euro pro Monat, was in einem Land wie Äthiopien oder dem Sudan kein Problem ist, aber z.B. in Kenia zu Herausforderung werden kann. Wir haben separate „Sonderbudgets“ für Fahrzeugreparaturen, Verschiffung und zuhause laufende Versicherungen. Außerdem haben wir Geld beiseite gelegt für besondere Aktivitäten, auf die wir uns schon immer gefreut haben. Ein Beispiel hierfür ist das geplante Gorillatrekking in Uganda oder im Congo.
Sicher gab es hunderte toller Momente bisher auf eurer Reise. Gibt es einen oder zwei, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
Gleich drei Momente kommen uns bei dieser Frage sofort in den Sinn. Zu Beginn unserer Reise kamen wir uns wie Urlauber vor. Als wir dann in Griechenland frei an einer wunderschönen Bucht standen, fühlten wir uns nach drei Monaten zum ersten Mal so richtig frei. Tanja kamen vor Glück sogar die Tränen. Der zweite beeindruckende Moment war die Gastfreundschaft im Sudan. Überall wurden wir herzlich willkommen geheißen. Eine Einladung zum Tee oder der Gemüsehändler, der einem die Einkäufe schenkt ist keine Ausnahme, sondern dort ganz normal. Diese Großherzigkeit in einem Land, welches international einen so schlechten Ruf hat, hat uns sehr berührt.
Der Auslöser für die dritte Erinnerung war leider kein schöner. Wir hatten in Äthiopien einen Motorschaden und durften eine Woche während der Reparatur bei der Familie des Werkstattbesitzers wohnen. Alle haben sich intensiv um uns gekümmert und wir konnten am alltäglichen Leben teilnehmen. Dieser tiefe Einblick in den Alltag dieser Familie, die jeden einzelnen Tag große Herausforderungen meistert, hat bei uns tiefe Spuren hinterlassen.
Muss man auf einer solchen Reise an der ein oder anderen Stelle Angst haben? Oder sollte man eher auf das Gute vertrauen? Wie ist da eure Devise?
Selbstverständlich gehen wir mit einem positiven Gefühl und viel Neugierde auf Reisen. Angst hatten wir tatsächlich noch keine unterwegs, obwohl wir auch schon heikle oder schwer einschätzbare Momente und Begegnungen erlebt haben. Aktuelle Informationen zur Sicherheit auf unserer geplanten Route holen wir uns vor Ort und über das Internet ein.
Welche Eigenschaften sollte jemand haben, der eine Weltreise machen will?
Der Weltreisende sollte neugierig und den Menschen im Reiseland gegenüber offen sein. Man muss gelegentlich auch mal hart im Nehmen sein, denn die Umgebungsbedingungen sind nicht wie zuhause. Außerdem ist Flexibilität wichtig, eine Eigenschaft, die gerade uns Deutschen häufig fehlt.
Was würdet ihr jemandem raten, der den Wunsch hat, eine Weltreise zu machen?
Los geht’s, machen!
Habt ihr ein Motto?
Nein, wir haben kein Motto. Für uns ist diese Reise die Erfüllung eines großen Traums und wir sind jeden Tag glücklich, ihn leben zu können. Wir sind ja erst in Kenia und es liegen noch viele weitere Länder vor uns.
Mehr über die Reise von Armin und Tanja, die beiden von Travelsouthbound, findet ihr auf ihrem Blog travelsouthbound.de
Fotos: Travelsouthbound