Bernd und Claudia, die beiden Bodensee Overlander, wohnen auch am Bodensee. Er war Projektleiter in der IT und sie Friseurin. Beide kündigten ihre Jobs und die Wohnung. Ende März fahren sie mit ihrem 20 Jahre alten Land Rover auf Weltreise. Uns erzählten sie, was sie dazu bewegte, wie sie sich vorbereitet haben und was sie Menschen raten, die selbst diesen Traum haben.
Wie seid ihr auf die Idee mit der Reise gekommen?
Claudia: Das war Bernds Idee. Er hat viel gearbeitet und wollte eigentlich noch ein berufsbegleitendes Studium machen. Zuerst war geplant, dass wir mit einem Round-the-World-Ticket und dem Rucksack ein Jahr reisen würden. Dann habe ich Bernd zum Geburtstag das Buch: „Weltreise“ von Dieter Kreutzkamp geschenkt. Zwei Monate später stand dann ein Defender vor der Tür. So ist nach und nach die Idee gereift. Daraus ist aus einem Jahr mit dem Rucksack, drei Jahre mit dem Auto um die Welt geworden.
Bernd: Eigentlich hab ich das nur zum Spaß gesagt, als ich trotz Zusagen der Hochschulen, mich gegen das weiterführende Studium entschieden habe. Aber aus der Idee wurde schnell ein Plan, der sich immer wieder angepasst hat.
Wie habt ihr euch auf die Reise vorbereitet? Könnt ihr erklären, um was ihr euch im Vorfeld alles kümmern musstet?
Claudia: Das erste Thema mit dem wir uns beschäftigt haben, war das Geld. Wie viel kostet so etwas und wie können wir es bezahlen. Zudem hat Bernd im Internet viel recherchiert, was wir alles bedenken müssen. Mir war am Anfang noch nicht klar, was ich mit meinen Tieren mache. Wir mussten uns überlegen, welche Ausrüstung wir brauchen, vom Wasserfilter bis zur Reiseapotheke.
Uns war klar, dass wir unsere Fixkosten reduzieren müssen, daher haben wir die Mietwohnung gekündigt und viele Mitgliedschaften, Versicherungen und Abos auf Eis gelegt oder gekündigt. Im letzten halben Jahr kamen dann die Visa-Themen dazu, die Impfungen, der Abschluss von Versicherungen, die Vorbereitung der Heimatbasis mit den richtigen Vollmachten. Dazu kam die Beschaffung von Papieren wie den internationalen KFZ-Schein oder das Carnet de Passage.
Bernd: Ich musste vor allem das Fahrzeug kennenlernen. Ich bin mit zwei komplett linken Händen gestartet und habe noch nie so richtig an einem Auto geschraubt. Wir sind davor auch noch nie Offroad gefahren, das wollten wir auch lernen. Die meiste Zeit bei der Vorbereitung hat das Auto geschluckt.
Um welche Versicherungen habt ihr euch im Vorfeld gekümmert? Wie läuft das mit der Krankenversicherung auf einer solch langen Reise?
Bernd: Wir haben uns bei den Versicherungen auf das absolut notwendige beschränkt. Wir haben eine Auslandskrankenversicherung bei STA Travel abgeschlossen. Die gilt zunächst für zwei Jahre auf der ganzen Welt, nur nicht in Nordamerika. Dort herrschen andere Tarife. Bevor wir nach Nordamerika reisen, müssen wir also den Tarif wechseln. Das funktioniert vermutlich nur mit einer Heimreise. Dazu haben wir eine Privathaftpflichtversicherung abgeschlossen, auch da sind leider nicht alle weltweit für mehrere Jahre gültig.
Wir haben zudem unsere deutsche Krankenversicherung gekündigt und sind somit in Deutschland nicht mehr krankenversichert. Das erspart uns hohe Kosten. Weitere Versicherungen, wie Lebensversicherung oder Unfallversicherungen sind gekündigt oder stillgelegt.
Für welches Fahrzeug habt ihr euch entschieden und was habt ihr am Fahrzeug gemacht?
Bernd: Wir haben uns für einen Land Rover Defender 300TDI Station Wagon entschieden. Der Basispreis war viel günstiger als ein Toyota und ich komme aus einer „Land Rover“-Familie. Wir wollten das ältere Modell mit dem 300TDI Motor, da dieser wohl sehr robust sein soll und die Technik einfacher ist als bei den neueren Modellen. Wir haben unseren Defender Calimero getauft.
Einiges haben wir am Fahrzeug reparieren und überholen müssen, dadurch haben wir aber viel gelernt. Die Wartungen und Reparaturen haben wir selbst gemacht oder zumindest mitgeholfen.
Dazu haben wir viel an Calimero verändert, damit er für unsere Reise ein guter Gefährte ist. Da wäre zum Beispiel das Hubdach und ein selbst gebauten Innenausbau auf Casemaker-Basis. Technisch haben wir in beiden Achsen Torsen-Differenziale verbaut, ein Radflo-Fahrwerk eingebaut und unsere Differenziale ordentlich geschützt. Wir haben einen Zusatztank verbaut, zwei Batterien, zwei Solar-Paneele, eine Standheizung, einen Kühlschrank und neue TD4-Sitze mit Sitzheizung verbaut. Zusätzlich haben wir einen Dachträger und eine Foxwing am Defender angebracht. Schließlich noch Nolden LED-Scheinwerfer verbaut und eine zusätzliche LED-Bar auf dem Dachträger angebracht. Bei den Reifen haben wir auf BFGoodrich ATs gesetzt.
Wie finanziert ihr die Reise?
Claudia: Drei Jahre lang haben wir auf vieles verzichtet. Ich darf zum Beispiel seit mehreren Jahren nicht mehr shoppen gehen. Wir waren wenig essen, haben uns fast nichts mehr gekauft, was nicht für die Reise notwendig gewesen wäre. Im Urlaub haben wir Kosten niedrig gehalten. Mit unserem Verzicht haben wir viel sparen können.
Bernd: Die Prioritäten haben sich einfach geändert. Anstatt viel auszugehen und immer den tollsten Fernseher zu haben, haben wir unser Geld gespart. Wir haben jeden Monat einen festen Betrag auf unser Weltreisekonto überwiesen und haben dieses Geld nicht mehr angefasst, bis jetzt!
Welche Route wählt ihr und wie lange wollt ihr unterwegs sein?
Bernd: Wir wollen auf dem Landweg nach Indien fahren. Entlang der Adriaküste bis nach Griechenland, dann durch die Türkei in den Kaukasus, den Iran und nach Zentralasien. Von Kyrgyzstan fahren wir durch China nach Pakistan und dann nach Indien und Nepal.
Claudia: Wir wollen auf jeden Fall noch die Amerikas und Afrika sehen. Wann und von wo die Verschiffung stattfinden soll, haben wir noch nicht geplant.
Was glaubt ihr, werdet ihr auf der Reise am meisten vermissen?
Claudia: Ich denke, dass ich am meisten meine Familie vermissen werde. Meine Tiere werde ich auch vermissen und den Luxus von fließend Wasser.
Bernd: Wir werden unsere Freunde und Familie bestimmt vermissen. Auf meinen bisherigen Reisen habe ich Dinge wie Vollkornbrot und Spätzle vermisst.
Habt ihr euch mit Sicherheit auf der Reise auseinandergesetzt? Habt ihr da Vorbereitungen getroffen?
Bernd: Wir haben einen SPOT Gen3 dabei, ein satellitengestütztes Gerät, mit dem wir die Familie benachrichtigen können, wenn etwas außerplanmäßig läuft. Außerdem können wir damit die Kavallerie rufen, wenn wir in einer lebensbedrohlichen Situation stecken.
Wir informieren uns regelmäßig auf den Seiten des Auswärtigen Amtes und mit Hilfe anderer Reisender, wie die Situation in den Ländern, in die wir reisen, gerade ist. Wir haben eine große Reiseapotheke dabei, die mit mehreren befreundeten Ärzten, Krankenschwestern und Apothekern erstellt wurde. Unser Verbandskasten ist auch sehr gut ausgestattet.
Habt ihr nicht auch ein kleines bisschen Angst, vor dem was euch erwartet?
Claudia: Ängste gehören auch dazu, man macht sich halt Gedanken über mögliche negative Erlebnisse. Aber die Vorfreude ist größer.
Bernd: Ich habe hin und wieder Sorge, ob ich das mit dem Auto immer hin bekommen werde. Manche Herausforderungen werden riesig werden. Aber fast alles ist irgendwie lösbar.
Worauf freuen sich die Bodensee Overlander besonders?
Claudia: Auf die Natur und die Tierwelt da draußen!
Bernd: Und die Zeit, die Natur, die Tierwelt aber auch Menschen und Kulturen zu genießen, ohne das Gefühl zu haben, in zwei Wochen wieder im Büro sitzen zu müssen.
Habt ihr schon einen Plan, wie es nach der Reise weitergehen soll?
Claudia: Ich will erstmal losfahren, aber ich denke schon über ein Haus und Kinder nach. An den Defender passt auch sehr gut ein Pferdeanhänger.
Bernd: Ich Träume von einem Grundstück mit Wintergarten, an das ich einen Reise-LKW andocken kann, um auch hin und wieder ein Heimatgefühl zu haben. Dazu brauche ich noch eine Werkstatt um Calimero zu restaurieren und unseren LKW auszubauen. Aber wir werden da schon einen Kompromiss finden.
Was würdet ihr Menschen raten, die schon länger den Traum von einer Weltreise haben?
Bernd: Ein Datum setzen und darauf hinarbeiten hat uns enorm geholfen. Zudem ist es vollkommen Okay, nicht alles von Beginn an zu beherrschen. Ich habe auch oft Sorgenfalten im Gesicht, weil ich etwas Technisches nicht verstehe, oder die Bürokratie mir über den Kopf wächst. Aber deswegen lasse ich das alles nicht bleiben. Ich lebe teilweise mit Improvisationen oder zahle mein Lehrgeld, aber ich lerne immer dazu. Also einfach ran an den Speck! Trau dich.
Claudia: Nehmt euren ganzen Mut zusammen, spart euch das Geld zusammen und geht auf eurem Wege in die Welt. Ob mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Fahrrad, segelnd oder schwimmend liegt ganz bei euch.
Die Reise der Bodensee Overlander Claudia und Bernd könnt ihr auf dem Blog der beiden verfolgen: Claudia und Bernd