Die Haube ist wieder südwärts gerichtet, der Motor brummt sonor vor sich hin und da ist er plötzlich. Die Wolken geben einen kurzen Blick auf den Ararat frei. Eines der großen Reiseziele auf meiner Tour zwischen Okzident und Orient.
Die Ausreise aus Georgien verläuft sehr zügig, die Einreise in die Türkei mit ein paar Kontrollen und einem Herzlichen Willkommen ebenfalls. So halte ich mich gar nicht lange auf und mache mich direkt auf den Weg in den Osten des Landes um zum Berg Ararat zu gelangen.
Doğubeyazıt, eine lebendige Stadt am Fuße des Ararats
Für die nächsten Tage suche ich mir ein angenehmes Plätzchen am Rande der Stadt. Ich möchte zunächst ankommen in der Osttürkei, die Seele baumeln lassen und ein wenig die Umgebung entdecken. Auch Organisatorisches wie die Beschaffung einer neuen SIM-Karte, Bargeld in Landeswährung und Vorräte aufstocken will erledigt werden. Doch zunächst laufe ich einfach mal ins Zentrum der Stadt. In einem kleinen Restaurant bekomme ich nicht nur etwas Köstliches zu essen, sondern komme auch ins Gespräch.

Die Stadt Doğubeyazıt mit ihren heute etwa 80.000 Einwohnern hat eine lange Geschichte und war immer schon ein wichtiger Ort in der Region. Die Stadt befand sich schon früher an einer wichtigen Handelsroute zwischen den Städten Täbris im heutigen Iran und dem türkischen Trabzon. Auch heute noch ist es ein Durchgangsort für Iranreisende und der Grenzübergang Gürbulak-Bazergan nur etwa 30 Kilometer entfernt. Es ist eine lebendige Stadt hier am Fuße des Ararats gelegen.
Der Mythos Ararat
Was macht eigentlich den Reiz des Berges aus? Ist es die schiere Höhe von über 5.000 Metern in die der Gipfel des Berges aufragt? Ist es, weil es sich tatsächlich um einen riesigen ruhenden Vulkan handelt? Sind es die Geschichten die sich darum ranken? Vom Osten aus Armenien heraus hatte ich den Gipfel des Ararats vor ein paar Wochen schon einmal gesehen. Doch von dort ist er aufgrund der geschlossenen Grenze unerreichbar. Nun werde ich die Gegend die nächsten Tage genauer erkunden.
Ich folge einem kleinen Sträßchen aus dem Ort heraus, welches schnell in eine einspurige Schotterstraße übergeht. Hier gibt es einiges zu sehen.

Der Ishak-Pascha-Palast ist ein im 17. und 18. Jahrhundert erbauter burgähnlicher Palast. Ganz in der Nähe befinden sich noch eine mittelalterliche Festung, eine Grabkammer sowie eine osmanische Moschee. Ausgrabungen einer Siedlung ganz in der Nähe wurden sogar schon auf 800 vor Christus datiert.

Den Erzählungen nach soll auf dem Gipfel des Ararats die Arche Noah gestrandet sein. Geologische Formationen, die im 20. Jahrhundert in Gipfelnähe entdeckt wurden, sollen Überreste der biblischen Arche Noah bestätigen. Nun, der Gedanke daran ist irgendwie schon faszinierend und so stoppe ich natürlich auch am Arche Noah Museum. Dies ist ein eher kleines Informationshäuschen als ein Museum. Ich schaue mir den Film und das Informationsmaterial an und bin doch nicht schlauer als vorher. So genieße ich lieber den Ausblick auf den Gipfel des Ararats der sich heute glücklicherweise ohne Wolken zeigt.

Nach einer tollen Runde erreiche ich wieder den Iran Highway, welcher mich zunächst zurück in die Stadt und dann weiter nach Südwesten auf die Route Richtung Van See bringt.

Im Osten immer die Grenzanlagen zum Iran im Blick erreiche ich schon bald den riesigen Binnensee
Der Van See ist einer der größten Gebirgsseen der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 1.648 Meter. Zwei Dinge sind besonders an diesem großen Binnensee. Zum einen wurde der einzige Abfluss zum Euphrat vor langer Zeit durch einen Vulkanausbruch des Nemrut blockiert, zum anderen handelt es sich um einen sogenannten Soda See. Das bedeutet, dass das Wasser alkalisch und reich an Soda und weiteren Salzen wie beispielsweise Kochsalz ist.

Zwischen den am See gelegenen Städten Van und Tatvan verkehren Fähren. Die Schiffe wurden hier aufwändig hingeschafft, am Schwarzen Meer gebaut, sogleich zerteilt und abtransportiert und in Tatvan wieder zusammengesetzt. Ich fahre lieber mit dem Landy im Südosten um den See herum. Militär- und Gendarmerie Checkpoints sind hier im Osten der Türkei übrigens allgegenwärtig und ich passiere täglich zahlreiche davon. Die Diensthabenden sind stets freundlich, werfen manchmal einen Blick in die Dokumente oder das Fahrzeug und wünschen dann eine gute Weiterfahrt. So kenne ich es schon von früheren Türkeireisen.
Abends findet sich ein schöner Stellplatz direkt am See. Ich werde zum Tee eingeladen. Mittels online Übersetzer kommt ein Gespräch zustande. In der Gegend wohnen hauptsächlich Kurden. Es ist interessant ihre Geschichten zu hören.
Wolken ziehen über dem See auf und nach einem schönen Abend verkrümle ich mich in den Landy. Nachts bricht ein heftiges Unwetter über den See herein. Ich verlege meinen Stellplatz zunächst etwas vom Wasser weg. Es donnert und blitzt gewaltig. Das Gewitter scheint regelrecht gefangen zwischen den hochzuragenden Bergen und dem See. Der Landy schaukelt heftig im Wind. Die Natur zeigt ihre Macht und auch am frühen Morgen ist keine Veränderung in Sicht. So beschließe ich eine zügige Weiterfahrt.

Immer wieder begegne ich toller Gastfreundschaft
Auf der Weiterfahrt macht sich ein Hungergefühl in der Magengegend breit. Ein frisches Brot, Gemüse und etwas Käse. Das wäre jetzt etwas. Leckeren Käse gibt die Kühlbox noch her, Gemüse ist auch noch reichlich an Bord. Fehlt nur noch ein Brot. Ich halte Ausschau nach einer Bäckerei. In einem Städtchen werde ich fündig und bekomme auch ein frisches, noch warmes und herrlich duftendes Brot. Nur bezahlen darf ich es nicht. Ich sei schließlich Gast und herzlich willkommen! Solche und ähnliche Erlebnisse erfahre ich immer wieder auf dieser Reise zwischen Okzident und Orient. Werde unzählige Male zum Essen oder Tee eingeladen, bekomme Obst, Gemüse oder eben auch Brot geschenkt. Von Menschen, die ich zuvor nie gesehen habe und vielleicht auch nie wieder sehen werde. Ich freue mich über den Moment und bin dankbar für diese Erlebnisse.
Ost- und Südostanatolien gefällt mir und ich möchte noch mehr von dieser Region sehen. Und so fahre ich weiter nach Süden in Richtung Syrien. Über Mydiat gelange ich schließlich nach Mardin. Mardin ist eine Kleinstadt im türkischen Teil Mesopotamiens und rund 20 Kilometer von der Grenze zu Syrien und nicht weit vom Irak entfernt. Die Stadt schmiegt sich an einen Hügel nahe des Tigris und von hier aus hat der Besucher einen tollen Ausblick in die Tiefebene.

Auch in Mardin gibt es einen guten Stellplatz für Reisende mit eigenen Fahrzeugen. Schnell bin ich mit anderen Reisenden bei einem Tee im Gespräch und bekomme von den ortskundigen unter ihnen ein paar Tipps für die Stadt. Ich nutze die etwas kühleren Temperaturen am Abend und erklimme die unzähligen Stufen hinauf in die Altstadt. Hier tauche ich ein in einen Ort der von so vielen unterschiedlichen Einflüssen geprägt ist. Heute leben hier hauptsächlich Türken, Kurden, Araber und Assyrer friedlich zusammen. Und so hat der Ort ein ganz eigenes Flair und lädt zum Verweilen ein. Sind Orte wie Syrien, Irak und Kurdistan doch oftmals negativ belegt, so erfahre ich in diesen Tagen in dieser Region genau das Gegenteil.
Beeindruckende Monumentalstatuen auf dem Nemrut Dağı
Von Mardin ist es nicht weit bis in das im Norden liegende Taurus Gebirge. Der Gebirgszug ist etwa 1.500 Kilometer lang und erstreckt sich über weite Teile der südlichen Türkei von West nach Ost. Im Südosten des Gebirges liegt der Berg Nemrut Dağı. Von der Gegend und besonders der Grabstätte, welche sich auf dem 2.150 Meter hohen Gipfel befindet habe ich schon oft Fotos gesehen und mir immer gedacht: „Da muss ich auch mal hin.“ Heute soll es endlich soweit sein.

Die Anreise und Auffahrt wollen ein wenig geplant sein, gibt es doch verschiedene Möglichkeiten zum Gipfel zu gelangen. Ich habe keine große Lust mich in ein Getümmel aus Touristenbussen zu stürzen und so wähle ich eine Route welche zunächst um den Berg herum und dann in zahlreichen Kurven steil nach oben führt. So gelange ich von Norden an den Gipfel heran und kann fast bis ganz nach oben fahren, nachdem ich das Permit etwas unterhalb des Gipfels bezahlt habe.
In wenigen Schritten erreiche ich dann schließlich den Gipfel und stehe vor einer der drei Terrassen mit den Monumentalstatuen. Dahinter türmt sich 45 Meter hoch das Grabmal in Form einer Geröllaufschüttung auf. Ebenso auf der östlichen und westlichen Terrasse befinden sich große Stauen. Teilweise zeigen diese griechisch-persischen Götter. Ein beeindruckender Anblick. Errichtet wurde die Stätte vom späthellenistischen König Antiochos I. Theos von Kommagene welcher um 50 vor Christus lebte. Auch sein Kopf und die einiger Ahnen sind als Monumente hier zusehen.

Den Abend verbringe ich mit anderen Reisenden auf einem idyllisch gelegenen Campingplatz ganz in der Nähe. Die beiden sind vor wenigen Tagen von einer Afrikaumrundung zurückgekehrt und über den Irak in die Türkei eingereist. Wir haben also reichlich Gesprächsstoff und verbringen einen netten Abend miteinander.

Der Dark Canyon ist gar nicht so dunkel
Der Dark Canyon, oder Karanlık Canyon, ist vor allem durch Motorradreisende in den sozialen Medien bekannt geworden. Ich habe auf der Reise schon einige getroffen die mir begeistert davon berichtet haben. Das muss ich mir ebenfalls ansehen.
Die sehr steile Schlucht ist durch den West-Euphrat geformt und etwa 25 Kilometer lang. Entlang dieser Schlucht führt ein kleiner unbefestigter Weg, welcher früher ein Handelsweg war. Heute ist er hauptsächlich eine Attraktion für Reisende. Die Strecke ist keine 10 Kilometer lang und erfordert doch etwas Fahrkönnen sowie Schwindelfreiheit, denn zum einen sind auf dem kurzen Stück fast 40 Tunnel zu durchqueren und es ergeben sich zahlreiche spektakuläre Ausblicke in die tiefe Schlucht. Für größere Reisefahrzeuge ist die Strecke nicht geeignet, da die Tunnel die Durchfahrtshöhe begrenzen und die Strecke besonders im südlichen Abschnitt teils recht schmal ist.

Ich bereue den Umweg, den ich auf dem Weg nach Westen für die Fahrt durch den Canyon gemacht habe, keine Sekunde. Die Ausblicke sind wirklich spektakulär und die Fahrt ein wenig abenteuerlich und ganz nach meinem Geschmack.

Westwärts durch Anatolien
Den Ort Göreme in Kappadokien kennt vermutlich fast jeder Reisende. Dies einmal wegen seiner Erosionslandschaft und wegen der Heißluftballons für die die Region bekannt ist. Wir haben den Ort bereits vor einigen Jahren besucht, doch das morgendliche Aufsteigen der Ballons möchte ich gerne nochmals erleben. Der Ort Göreme mit seinem Nationalpark gehört seit 1985 zum UNESCO Welterbe. Die Landschaft der Region in der zentralen Türkei ist geprägt von Tuffsteinformationen welche durch Wasser und Vulkanausbrüche über die Millionen von Jahren geformt wurden. In den Tuffsteinen befinden sich eine Vielzahl von Höhlen, welche den Menschen hier aus unterschiedlichsten Gründen als Wohnorte dienten.

Ich werde von einer hektischen Betriebsamkeit und ungewohnten Geräuschen geweckt. Sofort weiß ich was los ist, schnappe mir meine Kamera und laufe zu einem Ort, wo ich einen guten Blick über das Umland habe. Die ersten Ballons werden befüllt und nehmen langsam Form an. Ein großartiges Spektakel. Immer mehr Ballons erkenne ich in der Morgendämmerung und immer mehr von ihnen steigen in den orangerötlich gefärbten Himmel des hereinbrechenden Tages auf. Gebannt schaue ich zu und schieße zahlreiche Fotos.

Nahezu 10.000 Kilometer bin ich seit Beginn der Reise gefahren
Zeit für einen Motorölwechsel. Die südliche Türkei rund um Alanya und Antalya ist nicht nur unter Pauschalurlaubern bekannt, sondern auch bekannt für die große Landy Szene hier. Auf der Rückreise aus Zentralasien haben wir hier schon einmal ein paar entspannte Tage am Meer verbracht und in einer Werkstatt die Öle wechseln lassen. Genau das ist auch heute wieder der Plan. Ich steuere die schon von der früheren Reise bekannte Werkstatt an. Der Besitzer erkennt mich nach all den Jahren sogar wieder und schon steht mein Landy in der Halle und bekommt eine gute Wartung. Währenddessen werde ich mit Tee und leckerem Essen versorgt.
Plötzlich steht ein weiterer Kunde in der Werkstatt. Moment mal, wir haben uns doch kurz vor der Einreise in die Türkei im östlichen Griechenland schon einmal getroffen und ein paar nette Worte auf einem Rastplatz gewechselt. Der Besitzer der Werkstatt und er kennen sich ebenfalls und schon ergibt sich wieder ein nettes Gespräch. So klein ist die Welt manchmal.
Am späten Nachmittag verlasse ich, nach dem obligatorisches Abschiedsfoto und großem Händeschütteln, mit den besten Wünschen für die weitere Reise, die Werkstatt und suche mir wieder ein ruhiges Plätzchen am Meer.

Während ich so auf das Meer hinausschaue überlege ich mir wie die weitere Route aussehen könnte
Die Ausgrabungen der antiken Stadt Troja sehen auf Bildern vielversprechend aus. Ich war zwar schon einige Male in der Gegend rund um Çanakkale, doch eher auf der Durchreise. Warum also nicht dieses Mal dieser historischen Stätte einen Besuch abstatten. Die grobe Route führt über Denizli. Hier liegt auch das für das mineralhaltige Thermalwasser, welches über weiße Sinterterrassen fließt, und die antike Stadt Hierapolis bekannte Pamukkale. Dieses Mal bleibe ich jedoch nur eine Nacht in der Gegend und verzichte auf einen Besuch. Entlang der Ägais Küste geht es weiter nach Troja.
Nicht weit vom Troja Museum und dem Nationalpark mit den Ausgrabungen finde ich eine gute Bleibe für die Nacht und mache mich sogleich auf Erkundungstour. Das Museum ist supermodern und sehenswert. Das archäologische Museum zeigt Artefakte aus Troja und anderen antiken Städten und war bei unserer letzten Tour in der Gegend 2018 noch nicht eröffnet. Besonders beeindruckt mich der marmorne Polyxenasarkophag welcher in den 1990er Jahren nicht weit von hier gefunden wurde.

Und auch der Nationalpark ist interessant. Hier kann der Besucher auf Holzstegen und über Treppen die riesige Ausgrabungsfläche besichtigen. Ich bekomme eine ungefähre Vorstellung wie groß das antike Troja gewesen sein muss. Besonders beeindruckend ist hier die schiere Größe eines Nachbaus des Trojanischen Pferdes.

Die Dardanellen bilden auf dieser Tour den Übergang nach Europa
Die Dardanellen liegen zwischen der europäischen Halbinsel Gelibolu und dem nordwestlichen Kleinasien, Die Meerenge ist etwa 65 Kilometer lang und zwischen einem und sechs Kilometer breit. Seit 2022 lässt sich diese Meerenge bequem auf einer fast vier Kilometer langen Brücke überqueren. Ich wähle ganz klassisch die Fähre und kurze Zeit später stehe ich bereits am Hafen. Das Boarding verläuft zügig und schon legt der schon etwas betagte Kahn ab. Nach etwa 20 Minuten legt die Fähre im europäischen Kilitbahir an. Etwa Fünf Prozent der Fläche der heutigen Türkei liegen auf dem europäischen Kontinent und gerade diese Gegend rund um Mittelmeer, Marmara Meer, den Meerengen Dardanellen und Bosporus sowie der Zugang zu Schwarzen Meer bilden einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt.

Wie geht es weiter?
Nun bin ich also im Westen der Türkei und damit wieder in Europa angelangt. Den Rückweg von Südosteuropa hatte ich bewusst gar nicht geplant. Sofern ich keine Lust mehr haben sollte zu Reisen, dann könnte ich von hier einmal zügig durch Griechenland fahren, von dort eine Fähre nach Italien nehmen und wäre in kürzester Zeit daheim. Alternativ könnte ich noch eine Weile über den Ostbalkan reisen, denn den Westbalkan hatte ich ja auf dem Hinweg ausgiebig erkundet. Dies waren meine Überlegungen zu Beginn dieser Reise zwischen Okzident und Orient.
Nun, wer mich kennt, weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich so gar keine Lust mehr hätte zu reisen, eher gering ist. Also schlage ich von den Dardanellen den Weg nach Norden ein. Bulgarien und Rumänien heißen meine nächsten Ziele. Ich kenne die Gegend hier gut, und doch habe ich längst nicht alles gesehen.
Ein Beton UFO und atemberaubenden Passstraßen
Ich bin mal wieder auf einer Nebenstrecke unterwegs. Und was ist das? Von weit her ist es schon zu sehen. Ein Bauwerk welches zunächst aus der Ferne wie eine fliegende Untertasse anmutet.

1868 kämpften hier am Gipfel des Berges Chadschi Dimitar bulgarische Aufständische gegen die türkisch-osmanischen Herrscher. Der Berg bekam seinen Namen vom gleichnamigen Anführer der Partisanengruppe. Zuvor hieß er Busludscha und auch heute noch wird der Berg umgangssprachlich so genannt. Zur Erinnerung an diesen Kampf wurde hier hoch oben 1891 der Busludscha-Kongress abgehalten und später ein Monument errichtet. Das Monument heißt eigentlich Denkmal der Kommunistischen Partei und das Beton-Ufo wurde ursprünglich als Kongresszentrum genutzt. Heute steht es leer, das schon seit vielen Jahren und ist ein beliebter Ausflugspunkt geworden.

Bulgarien quere ich ansonsten relativ zügig von Süd nach Nord, schaue mir noch das schöne Städtchen Weliko Tarnowo im Norden an und überquere schon bald die Grenze über die Donau nach Rumänien. Diese Kontrollen sollen wenige Wochen später schließlich entfallen, denn Bulgarien und Rumänien werden mit dem 1. Januar 2025 zu Vollmitgliedern des Schengen Raumes.

Von der Grenze bei Russe fahre ich auf direktem Weg nach Bukarest. Hier bin ich mit einem alten Bekannten verabredet, Wir haben uns ewig nicht gesehen, und für uns beide sind die kommenden Tage eine willkommene Abwechslung. Wir schauen die Stadt an und ich staune wie sich Bukarest die letzten Jahre gewandelt hat. Es ist schon eine Weile ehr, dass ich in der Hauptstadt Rumäniens war. Kneipen, Restaurants, Bars und ein Konzert bestimmen unser Programm der nächsten Tage.
Nach drei Tagen habe ich jedoch wieder genug vom Stadtleben
Ich möchte wieder raus in die Natur und habe auch ein paar Ecken auf dem Zettel die ich in Rumänien noch nicht kenne. Durch Zufall lande ich in Hărman in der Region Siebenbürgen. Besonders interessant und sehenswert ist hier eine im 13. Jahrhundert errichtete Kirchenburg. So etwas habe ich tatsächlich nie zuvor gesehen. In der Mitte des Gebäudekomplexes befindet sich die Kirche, ringsherum eine parkähnliche Anlage und das ganze gut gesichert mit einem mehrfachen Mauergürtel welcher mit mehreren Türmen versehen ist. Solche Kirchenburgen nutzte die Bevölkerung im Mittelalter als sicheren Rückzugsort bei kriegerischen Auseinandersetzungen und auch zur Lagerung von Vorräten.

Unterwegs in den Transsilvanischen Alpen
Die Transalpina, auch als Nationalstraße 67C bezeichnet, ist in Rumänien eine touristisch bedeutsame Straße. Auf ihr durchquere ich die Transsilvanischen Alpen. Die zahlreichen Kurven und Kehren bringen mich bis auf knapp 2.000 Meter Höhe. Der Ausblick von hier oben ist fantastisch. Ich stoppe den Landy, steige aus, laufe ein Stück und genieße den Ausblick, die frische Bergluft, die Stille. Vor etwa drei Monaten bin ich gestartet und in wenigen Tagen werde ich zurückkehren von einer großartigen Reise mit tollen Erlebnissen, interessanten Begegnungen und einzigartigen Landschaften.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Landy steige, stehe ich sogleich knöcheltief im Wasser. Was ist denn das? Es gab einen heftigen Wetterumschwung. Die ganze Nacht hat es bereits kräftig geregnet. Nasskaltes Herbstwetter hat den strahlenden Sonnenschein und schönen blauen Himmel verdrängt. Die gesamte Gegend wirkt kühl, dunkel und unwirtlich. Gerade so als wenn Graf Dracula gleich um die Ecke biegen würde. Da mache ich mich lieber schnell von dannen.
Bei dem Wetter kommen die ungarischen Thermalquellen gerade recht
In den kommenden Tagen mache ich einen Schlenker durch Ungarn. Ein ausgiebiges Relax-Programm mit Besuchen in den Thermalquellen und gutem Essen steht auf dem Reiseplan. Nach einem kurzen Abstecher in die südliche Slowakei geht es zügig vorbei an Wien, dem Lipno Stausee, Marienbad und Karlsbad. Die Entfernungen in Europa erscheinen gering angesichts der rund 15.000km die ich auf der Tour bereits gefahren bin.
Doch so richtig zieht es mich noch nicht gen Heimat. Zufällig entdecke ich etwas was mich aufhorchen lässt. Das Deutsche Enduro Museum in Zschopau. Das schaue ich mir noch an. Danach verbringe ich noch ein paar Tage im Thüringer Schiefergebirge und im Grenzland. Und wieder einmal mehr sehe ich, dass es auch in Deutschland viel Spannendes zu sehen gibt. Pünktlich zur OTTO-Messe bin ich wieder zurück, ein schöner Abschluss für eine tolle Reise. Von der Messe fahre die letzten Stunden über gut ausgebaute Autobahnen und Landstraßen nach Hause und denke zurück die Reise.
Und auch in den nächsten Wochen denke ich so manches Mal zurück an diese großartige Reise zwischen Okzident und Orient
Rund drei Monate und 15.000 Kilometer war ich auf Tour. Habe dabei 19 Länder bereist und zahlreiche Grenzen überquert. Ich hatte viele tolle sowie positive Begegnungen und Erfahrungen. Eine richtig schöne Reise geht zu Ende.
Dabei hat sich mein Fokus oder der Antrieb für die Reisen in den letzten Jahren geändert. Auch das habe ich wieder einmal ganz besonders auf dieser Reise zwischen Okzident und Orient bemerkt. Bin ich doch in den Anfängen meiner eigenen Reisen eher unterwegs gewesen um tolle Landschaften, Tiere und Highlights zu sehen, so reise ich heute um Menschen zu treffen, zu hören wie sie leben, was sie bewegt, in ihren Alltag einzutauchen, zu erfahren wie es ist an anderen Orten zu leben. Das macht das Reisen für mich aus.
Bei vielen Erlebnissen bin ich dankbar in Frieden und Wohlstand aufgewachsen zu sein und zu leben und als Reisender einen Pass zu haben, der mir zwar ermöglicht an großartige, schöne und interessant Orte zu reisen, mir zeitgleich jedoch auch die Möglichkeit gibt immer wieder in die Heimat mit all ihren Annehmlichkeiten zurückzukehren.
Und während ich diese Zeilen schreibe und euch mitnehme auf diese Abenteuertour, sitze ich bei einem Tee und den von Weihnachten noch übriggebliebenen Weihnachtsleckereien im winterlichen Deutschland und schmiede schon wieder neue Reisepläne. Zu sehen gibt es genug, wir müssen nur losfahren. In diesem Sinne, geht raus und entdeckt die Welt!
Hier geht es zum ersten Teil des Reiseberichtes: Unterwegs zwischen Okzident und Orient – Vom Balkan bis zum Bosporus
und hier zum zweiten Teil: Unterwegs zwischen Okzident und Orient – Vom Bosporus in den Kaukasus
© Fotos: Björn Eldracher