Crimpen gehört zu den gängigsten Verfahren, Stecker, Buchsen oder Kabelverbindungen im KFZ-Bereich herzustellen. Dazu gibt es zahlreiches Material, wie beispielsweise unisolierte oder isolierte Steckverbinder, Stoßverbinder mit oder ohne Schrumpfschlauch oder Aderendhülsen. Wir zeigen euch was ihr braucht und wie richtig Crimpen geht.
Ob beim Um- und Ausbau des Reisemobils, der Montage einer Differenzialsperre oder zusätzlicher Beleuchtung, der änderungswillige Geländewagenfahrer wird früher oder später mit den Thema Autoelektrik konfrontiert werden. Dabei werden die verschiedensten Themenbereiche berührt. Von der richtigen Leitung, über deren Querschnitt, der Auswahl des Werkzeugs bis hin zur sicheren Verlegung mittels Sicherungen und Scheuervermeidung, will so einiges beachtet werden.
Zu einigen Themen aus dem ganzen Bereich haben wir bereits Artikel geschrieben. Heute geht es um richtig Crimpen, das zentrale Thema der Verbindungen und wie sie richtig hergestellt werden. Da Löten beim KFZ unterbleiben sollte geht es also um gequetschte Verbindungen, sogenannte Crimpverbindungen. Geklemmte Verbindungen gibt es auch, darauf gehen wir allerdings nur kurz ein, da diese nur dann verwendet werden sollten, wenn das Gerät was ihr anschließen wollt, dies verlangt.
Geklemmte Verbindungen
Geklemmte Verbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einfach wieder gelöst werden können. Da viele Klemmverbindungen allerdings für feste, eindrähtige Leiter ausgelegt sind, beispielsweise die bekannte Lüsterklemme, stellt sich die Frage, wie diese Verbindung ins Kfz passt? Denn feste Leiter dürfen in Fahrzeugen nicht verwendet werden, da sie durch die Vibrationen zum Brechen neigen. Für Fahrzeuge werden ausschließlich mehrdrähtige Leiter, sogenannte Litzenleiter verwendet.
Im Grunde passt das also gar nicht. Wenn möglich solltet ihr grundsätzlich auf geklemmte Verbindungen verzichten. Lüsterklemmen haben in einem Fahrzeug nichts verloren. Und solltet ihr an Klemmen nicht vorbei kommen, gibt es zwei Möglichkeiten, abhängig von der Art der Klemme.
Aderendhülsen
Wann immer eine Klemme für einen festen Leiter gedacht ist, beispielsweise bei einer Klemmung durch eine Schraube, sind zwingend Aderendhülsen für einen Litzenleiter zu benutzen. Sie verwandeln das Ende des Litzenleiters in einen starren „eindrähtigen“ Leiter, der dann geklemmt werden kann. Aber bedenkt bitte, dass sich so eine geschraubte Klemmverbindung lösen kann.
Klemmen für mehrdrähtige Leiter
Es gibt Hebelklemmen, die Litzenleiter sicher klemmen können. Sie wären also aus dieser Perspektive geeignet. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Philippi Hebelklemme zur Verlängerung und Aufsplittung von zweiadrigen Leitungen oder die Wago 221 Klemme zur Verteilung 1:n. Gerade die Philippi-Klemme für die Aufsplittung ist gut für den Innenausbau geeignet, da sie vibrationsfrei verschraubt werden kann und so auch eine Zugentlastung entsteht, da sie nicht frei herumhängt.
Im Außenbereich, wo sie Wasser und Feuchtigkeit ausgesetzt sind, haben diese Klemmen aber Nachteile. Zum einen sollte sie nicht länger auf Zug belastet werden, was aber bei „freihängenden“ Installationen, wie sie des öfteren im Motorraum oder um Beleuchtung herum zu finden sind, der Fall ist. Zum anderen ist sie nicht wasserdicht. Was das gerade bei Litzenleitern bedeutet, könnt ihr weiter unten in diesem Artikel unter „Gasdichte Crimpung“ lesen. Hier könnt ihr euch noch mit speziellen Elektronik-Sprays behelfen, die so eine Hebelklemme (oder Platinen, Steuergeräte usw.) mit einer dauerhaften und flexiblen Haut abdichten, wie beispielsweise das ECS71. Aber wird die Hebelklemme geöffnet, muss der Schutz erneuert werden,
Außerhalb der Kabine Klemmen nur unter Zwang
Es sei noch einmal gesagt, außerhalb der trockenen Kabine bzw. des Innenraums Klemmverbindungen, die nicht für Litzenleiter geeignet sind, nur im Notfall oder wenn es eure Installation zwingend verlangt. Im Inneren des Wohnmobilausbaus, fest und vibrationsfrei verlegt, sind sie vollkommen in Ordnung, wenn die Klemmverbindung für Litzenleiter zugelassen sind.
Die wesentlich bessere und sicherer Variante sind allerdings ordentliche Crimpverbindungen, wo nötig und möglich zusätzlich mit Schrumpfschläuchen mit Innenkleber, damit es auch wasserdicht wird. Oft werdet ihr gar keine Wahl haben und ihr werdet crimpen müssen, beispielsweise wenn es Steckverbindungen herzustellen gilt, um Geräte oder Relais anschließen zu können.
Gecrimpte Verbindungen
Wer mit Autoelektrik umgeht, wird am Crimpen früher oder später nicht vorbei kommen. Dabei wird das Litzenkabel so fest verpresst, dass haltbare und wasserdichte Verbindungen entstehen. Üblicherweise werden Kabelverbindungen bzw. Verlängerungen, die verschiedensten Steckverbinder und Kabelabzweige mit einer Crimplösung hergestellt.
Dabei kommt es auf die passende Zusammenstellung des Materials und das richtige Werkzeug an, damit ein gutes Ergebnis dabei herauskommt. Die gecrimpte Verbindung sollte gasdicht sein und den in der DIN EN 60352-2 entsprechend geforderten Auszugskräften standhalten.
Die wesentlichen Anforderungen haben wir einmal in den folgenden Punkten für euch zusammengestellt.
Die Querschnitte müssen passen
Unabhängig davon, welche Art von Verbindung und ob isolierte oder unisoliertes Material gecrimpt wird, müssen die Stecker und Verbinder zu dem Kabelquerschnitt passen. Oft eignet sich das Material für einen kleinen Bereich von Querschnitten, beispielsweise von 1,5 bis 2,5 mm2. Nur so ist gewährleistet, dass die weiteren wichtigen Kriterien für eine gute Crimpung erreicht werden können.
Die Nester der Crimpzangen orientieren sich entweder an der Querschnittsangabe des Verbinders oder des Kabels. Wie ihr den richtigen Kabelquerschnitt findet, könnt ihr auch bei Matsch&Piste nachlesen: Den richtigen Kabelquerschnitt finden.
Verformung
Passen Material und Leiter zusammen, verformen sich die Leiter zu zahlreichen ungleichmässigen Vielecken. Dadurch erreichen sie den Widerstand gegen die geforderten Auszugskräfte. Wird das Kabel über diese Kräfte hinaus belastet, sollten die einzelnen Drähte des Leiters ungleichmäßig ausreißen. Das ist ein Zeichen für eine korrekte Crimpung.
Die geforderten Auszugkräfte in Newton (N) für verschiedene Verbinder aus der Norm DIN EN 60352-2:
Leiterquerschnitt in mm2 | Geschlossene Crimphülse, Kraft in N | Offene Crimphülse, Kraft in N | Flachstecker und Steckhülsen, Kraft in N | Aderendhülsen, Kraft in N |
---|---|---|---|---|
0,75 | – | 90 | 120 | 20 |
1 | 140 | 100 | 30 | |
1,5 | 220 | 135 | 200 | 40 |
2,5 | 330 | 190 | 250 | 50 |
Oxidschicht
Kupferleiter legen sich mit der Zeit eine dünne Oxidschicht zu. Bricht diese dünne Schicht auf, erneuert sie sich. Ist diese Schicht geschlossen, schützt sie das Kupfermaterial darunter vor weiteren Reaktionen, was gut ist. Einem dicken und starren Leiter macht das nicht viel aus, wenn sich diese Schicht gebildet hat, aufbricht und sich wieder erneuert, auch wenn dabei immer etwas Material verloren geht.
Ein Auto, das sich üblicherweise in einem sehr oxidationsfreundlichen Milieu bewegt und wo der Leiter aus vielen sehr dünnen Litzen besteht, ist das häufige Nachoxidieren nicht so wünschenswert. Ein Grund mehr eine gasdichte Crimpung zu erzeugen, aber dazu unter diesem Punkt mehr. Bleiben wir bei der Oxidschicht. So wie sie vor äußerlichen Einflüssen schützt, behindert sie auch den Stromfluss. Ziel muss es sein, an der Crimpstelle, dort wo möglichst viel Kontaktoberfläche gewünscht ist, die Oxidschicht durch die Crimpung zu zerstören.
Damit kommen wir zum dritten Punkt, Gasdichtigkeit.
Gasdichte Crimpung
Gasdicht bedeutet hier nicht, dass eure Crimpung in Ex-Bereichen standhält, sondern dass die Litzenleiter so eng verpresst werden und sich so aneinander verformen und anpressen, dass kaum oder keine Luft mehr zwischen sie passt. Zum einen ist so die maximale Kontaktoberfläche gewährleistet und zum anderen wird so die Bildung neuer Oxidschichten verhindert. In Folge können über die Zeit keine Übergangswiderstände entstehen, die den Stromfluss behindern und den Kontakt erwärmen. Erwärmung führt wieder zu einem schlechteren Stromfluss und im ungünstigsten Fall auch zu einem Brand. Aber auch wenn es nicht gleich brennt, bekommt ihr dann irgendwann das bekannte Problem des Spannungszusammenbruchs.
Hier zeigt sich dann der Nachteil nicht-dichter Verbindungen, wie der vorhin aufgeführten Klemmverbindung. Dort wird genau das nicht erreicht. Dadurch können zwei Schadensbilder entstehen. Zum einen kann der Leiter selbst oxidieren und sollte der Leiter bis in das Gerät hineinreichen, kann sich die Feuchtigkeit bis dorthin vorarbeiten und bis zum Totalausfall führen. Ursächlich hierfür ist der Kapillareffekt.
Das Werkzeug
Es ist wie immer, wenn ein gutes Ergebnis erzielt werden soll, sollte das Werkzeug auch gut sein. Gerade beim Crimpen trifft das zu, da es hier auf Präzision ankommt. Das bedeutet, dass ihr für das gewählte Crimpmaterial die richtige Crimpzange braucht. Da müssen die Crimpnester der Zange zu den Verbindern und zu den Querschnitten passen. Es gibt einige unterschiedliche Crimpformen, die vom Crimpmaterial vorgegeben werden.
Oft anzutreffen ist der F-Crimp, bei dem zwei Zungen umgebogen werden und den Leiter und die Isolierung zusammenpressen. Dieser F-Crimp findet sich beispielsweise auch bei dem AMP Superseal-System oder unisolierten Steckverbindern. Bei Leuchten findet sich oft das DEUTSCH-System mit runden Pins und Buchsen, die eine Vierkantpressung erwarten. Dabei ist, wie üblich, der Stecker an der Leuchte und ihr müsst die Buchse dazu haben.
Wer oft mit unterschiedlichen Crimparten zu tun hat, sollte überlegen, sich eine Systemzange zuzulegen, bei der die Crimpeinsätze gewechselt werden können. So können mit der Knipex Systemzange ca. 1.000 verschiedene Crimpungen gemacht werden, da die Einsätze austauschbar sind.
Das Material
Auch wenn es nicht so scheinen mag, aber beim Material gibt es große Unterschiede. Auch hier solltet ihr auf hohe Qualität Wert legen. Hohe Qualität bedeutet auch gleichmässig gute Crimpergebnisse, denn das ist eines der großen Probleme. Wie so oft bei Centartikeln, werden diese als Massenware hergestellt. Ändert sich beim Zulieferer die Zusammensetzung des Metalls oder variiert die Materialstärke auch nur leicht, kann das schon ein völlig anderes Crimpergebnis bedeuten. Obwohl ihr immer den gleichen Artikel vom gleichen Hersteller verwendet habt, wundert ihr euch dann über ein schlechteres Ergebnis. Wir empfehlen auf einen guten Hersteller wie Knipex oder Klauke zu setzen. Selbst dort kann es zu Schwankungen kommen, aber die Qualität ist deutlich verlässlicher als bei Billigartikeln, die zu Tagespreisen zusammengekauft werden.
Kabel
Als Kabel sollten nur FLY- oder besser FLRY-Kabel verwendet werden (FL=Fahrzeugleitung, R=Reduzierte Wandstärke, Y=PVC). FLRY-Kabel haben eine etwas dünnere Isolation und sind mit 105° Celsius höher belastbar als FLY-Kabel. Das macht sie einfacher zu verlegen und sie können auch durch den Motorraum geführt werden. Wenn ihr mit FLRY-Kabeln und Schrumpfschläuchen arbeitet, sollten diese für eine Schrumpftemperatur von 100° Celsius ausgelegt sein.
Riffelschlauch
Diese geschlitzen Kunststoffrohre schützen Kabel vor dem Durchscheuern und verdrecken. Ihr solltet sie wann immer möglich benutzen. Sie sind der Länge nach geschlitzt, um auch bei größeren Längen Kabel einziehen zu können. Sehr hilfreich ist dabei eine Einzugshilfe. Am Ende können sehr gut Schrumpfschläuche als Abschluss benutzt werden. Damit die Kabel nicht auf der Länge austreten, empfehlen wir in regelmäßigen Abständen das Rohr mit Isolierband zu umwickeln oder einen Kabelbinder herum zu machen. Das Schutzrohr sollte zumindest der Norm ISO 3795 (auch FMVSS 302) entsprechen, die den Feuerwiderstand des Materials festlegt und von Automobilherstellern gefordert wird.
Wo Crimpverbindungen genutzt werden
Fast überall, könnte man sagen. Beispielsweise bei der Beleuchtung. Wenn ihr nicht gerade eine Plug-and-Play-Leuchte mit Standardanschlüssen, wie H4 oder H8/H11 o.ä. nutzt und kein fertiger Kabelbaum mit allen Anschlüssen ergattern konntet, dann seid ihr beim Crimpen angekommen. Gerade bei Beleuchtung, die nicht standardmäßig am Fahrzeug vorhanden ist und einfach ausgetauscht wird. Das sind dann die zusätzlichen Arbeits-, Rückfahr- und Fernlichter. Dann geht es um das Herstellen von Steckverbindungen. Auch beim Anschluss von Kompressoren, USB-Steckdosen, der Standheizung oder Wasserpumpen werden meistens lose Kabelenden geboten, die ihr irgendwie mit dem Fahrzeug in Verbindung bringen müsst.
Besser ist dann schon, wenn auf ein gängiges wasser- und staubdichtes Steckersystem zurückgegriffen werden kann, wie die beiden bereits erwähnten DEUTSCH- und AMP Superseal-Systeme.
Dann gibt es noch die Installationen, bei der euch das elektrische Gerät vorgibt was zu nehmen ist. Ein klassisches Beispiel ist das Relais mit Flachsteckern, zumeist im Format 6,3 mm. Dann kommen blanke oder isolierte Steckverbinder zum Einsatz. Unisolierte Verbinder bringen die besten Crimpergebnisse, sollten aber unbedingt nachträglich mit Schrumpfschläuchen isoliert werden. Dafür sind besonders Schrumpfschläuche mit Innenkleber geeignet. Bei Erhitzung legen sie sich nicht nur sauber an das Kabel und den Verbinder an, sondern verkleben zusätzlich wasserdicht mit der Kabelisolation.
Zur Verlängerung von Kabeln gibt es Verbindungshülsen, sogenannte Stoßverbinder. Auch solche die schon einen Schrumpfschlauch besitzen, wie beispielsweise die Knipex 97 99 250. Wir empfehlen Stoßverbinder mit Schrumpfschläuchen zusätzlich mit einem innenklebenden Schrumpfschlauch abzudichten.
Stromabzweigung
Gerade bei nachträglich durchgeführten Verkabelungen müsst ihr oft einen Stromabzweig legen. Beispielsweise wenn ihr in einem Fahrzeug ohne Steuergerät für die Tagfahrleuchte eine solche nachrüstet und nun das Standlichtsignal braucht.
Für solche Abzweigungen gibt es keine Vorgaben, Regelungen oder Normen. Während Fahrzeughersteller alle möglichen Methoden nutzen können und diese bereits während der Produktion der Kabelbäume angewendet werden, stellt sich für den Besitzer die Frage, wie man so einen Abzweig nachträglich ordentlich hinbekommt.
Als einfache Lösung wird dann oft auf Klemmverbindungen zurückgegriffen. Sogenannte „Stromdiebe“, die das Kabel anschneiden, halten wir ebenso für ungeeignet wie Klemmverbindungen, da sie ebenfalls nicht wasserdicht sind.
Unser Tipp: Wenn ihr einen wasserdichten Kabelabzweig erstellen möchtet, so könnt ihr sie gut mit Stoßverbindern machen. Sie eignen sich besonders gut für Abzweigungen, da ihre Hülse eine Wandstärke besitzt, die für das dauerhafte Verpressen von Leitern ausgelegt ist. Sie haben oft einen Crimpbereich zwischen mehreren Kabelquerschnitten, so dass sie euren Kabelquerschnitt sowohl einfach als auch doppelt aufnehmen können. Empfehlenswert ist es außerdem, auch wenn der Stoßverbinder schon mit einem eigenen Schrumpfschlauch versehen ist, einen weiteren mit Innenkleber zu nutzen.
Aderendhülsen als Stromabzweig
Manchmal sieht man auch Aderendhülsen als Mittel eine Abzweigung zu machen oder um Kabel zu verbinden. In der Praxis funktioniert das auch oft, aber aus der Tabelle ist klar zu sehen, dass von Aderendhülsen wesentlich weniger Widerstand gegen Ausziehkräfte gefordert wird. Deshalb besitzen sie auch dünnere Materialstärken und sind nicht für die dauerhafte Pressung geeignet. Während der Klemmung werden sie bei der Pressung ja von der Klemme unterstützt. Deshalb sollten sie nicht zur Realisierung von Abzweigen oder Verlängerungen dauerhaft genutzt werden und wenn in jedem Fall so, dass keinerlei Zugkräfte auf sie wirken.
Crimp-Beispiele
Sehen wir uns die Crimpung gängiger Kabelverbindungen an. Wir zeigen das Material, das Werkzeug, wie es geht und das Ergebnis. Allen Crimpungen ist gleich, dass Leiter und Isolierung separate Crimpbereiche haben und die Isolierung keinesfalls mit dem Leiter unter einer Fläche gecrimpt werden sollte und umgekehrt. Weiterhin sollte keine Litze vergessen werden und abstehen. Bei unisolierten Verbindungen besteht Kurzschlussgefahr und die Pressung verändert sich durch die fehlenden Adern ebenfalls, siehe „Gasdichte Crimpung“.
Unisolierte Flachsteckhülse/Flachstecker
Unisolierte Crimpverbindungen erzielen die besten Crimpergebnisse. Nachteilig ist, dass ihr euch um die Isolierung selbst kümmern müsst. Es hat ja einen Grund, dass in der Regel die stromlosen Geräte, Leuchten etc. den männlichen Steckerteil haben und vom Fahrzeug die weibliche Buchse kommt. Löst sich die Buchse, besteht keine Kurzschlussgefahr. Das wurde früher meistens nicht beachtet und gerade in alten Fahrzeugen finden sich viele unisolierte Steckhülsen die stromführend sind. Lösen sie sich vom Stecker, fliegt im günstigsten Fall die Sicherung raus. Im ungünstigen entsteht ein Kabelbrand. Und der ist rasend schnell.
Daher solltet ihr in jedem Fall die Hülse mit einem Schrumpfschlauch überziehen. Müsst ihr die Verbindung nicht mehr lösen, könnt ihr auch die gesamte Verbindung mit einem Schrumpfschlauch überziehen.
Die Zange zu dieser Verbindung: Knipex 97 52 34
Isolierte Flachsteckhülse/Flachstecker und Rundsteckhülse/Rundstecker
Für eine schnelle Verbindung mit weniger Aufwand eignen sich die bereits isolierten Flachsteckhülsen und Rundsteckhülsen sehr gut. Nach dem Crimpen sieht die Isolierung zwar nicht mehr so propper aus, aber sie tut dennoch weiterhin ihren Dienst, also keine Sorge. Während bei den unisolierten Varianten Zungen im F-Crimp umgebogen und gepresst werden, haben die Isolierten geschlitzte Hülsen, die über dem Leiter verquetscht werden.
Deshalb ist es wichtig den Verbinder richtig, mit dem Schlitz nach oben, in die Crimpzange einzulegen, damit die Flächen der Zange die Hülsenseiten korrekt verpressen.
Die Zange zu dieser Verbindung: Knipex 97 52 36
Isolierter Stoßverbinder
Stoßverbinder eignen sich nicht nur zum Verlängern von Kabeln, sondern auch zum Bilden von Abzweigungen. Wir bevorzugen Verbinder, die schon einen Schrumpschlauch besitzen. Das Material ist etwas weicher als die normale Kunststoffhülse. So ist zumindest unser Gefühl. Stoßverbinder werden durch die vergleichsweise flachen Flächen der Zange einfach zusammengequetscht.
Die Zange zu dieser Verbindung: Knipex 97 52 37
DEUTSCH Stecksystem DT
Häufig im Wohnmobil- und Nutzfahrzeugbereich, bei Traktoren oder Baggern anzutreffen ist das DEUTSCH-Steckerstystem, Typ DT. Sie sind leicht herzustellen, nicht allzu filigran und zuverlässig staub- und wasserdicht.
Für einen Stecker oder eine Buchse gehört immer das Gehäuse mit der richtigen Polzahl, der Kontakt, der entweder ein Pin oder eine runde Buchse ist und ein Klemmkeil, der alles verriegelt. Bei den Gehäusen stehen einige Varianten zur Verfügung. Interessant sind die, in die gleich ein Riffelschlauch mit eingezogen werden kann.
Die runden Kontakte werden mit einer Vierkantpressung versehen. Sie müssen dem Kabelquerschnitte entsprechen und können aus verschiedenen Materialien sein. Von vernickeltem Metall bis zu vergoldeten Kontakten. Eine korrekte Crimpung ist leicht zu überprüfen. Zum einen darf keine Litze abstehen und zum anderen muss die Litze in dem kleinen Kontrollloch zu sehen sein. Natürlich darf das Kabel auch nicht herauszuziehen sein.
AMP Superseal
Der AMP Superseal Stecker ist sehr weit verbreitet. Allerdings wird er nicht mehr weiterentwickelt und hat mit vielen minderwertigen Fälschungen am Markt zu kämpfen. Er ist etwas filigraner als der DEUTSCH DT aufgebaut. Wenn viele Kontakte gefordert werden, müsst ihr damit klarkommen, dass der Stecker in die Breite geht, während der DEUTSCH DT Stecker immer eine kompaktere Rechteckform hat.
Das besondere beim AMP-System ist, dass die Dichtung mit eingecript wird. Darauf ist unbedingt zu achten, sonst wird das System nicht dauerhaft dicht sein.
Beide Stecksysteme, AMP und DEUTSCH sind übrigens wieder zerlegbar.
Schiebt die Dichtungen ca. 2 cm über die Kabelenden und isoliert sie maximal 4-5 mm weit ab. Achtet darauf, das alle Litzen gleichlang abgeschnitten sind und keine Litzen abgeknickt sind.
Einen einfachen Kabelbaum herstellen
Wenn ihr jetzt in der Lage seid zu Crimpen, dann könnt ihr euch auch einen eigenen kleinen Kabelbaum bauen. Alles was ihr zusätzlich zu den Kabeln, Schrumpfschläuchen und Steckern braucht ist ein flexibles Schutzrohr, um ein Durchscheuern zu verhindern. Diese sind zumeist geriffelt und geschlitzt, um das Kabel einziehen zu können. Das kann bei längeren Kabeln eine echte Nerverei werden, aber es gibt ja, wie oben gezeigt, Einzughilfen.
Fangt damit an, die Längen für die einzelnen Kabel zu ermitteln und wieviele Kabel parallel gelegt werden. Davon hängt der Durchmesser des Schutzrohrs ab. Dann schneidet die einzelnen Schutzrohre auf Länge. Schneidet das Schutzrohr 10 bis 14 cm kürzer und lasst später an jedem Ende 5 bis 7 cm das Kabel herausschauen. Jetzt legt fest, wie die einzelnen Kabelenden gebildet werden. Buchse/Stecker, loses Kabelende oder ein Stoßverbinder? Stoßverbinder können genutzt werden um mit dem Kabelbaum ein bestehendes Kabel zu verlängern oder um den Kabelbaum in eine Verbindung einzuschleifen (siehe Kabelabzweig).
Zuerst zieht ihr die Kabel in die Riffelschläuche. Dann schiebt über jedes Ende einen Schrumpfschlauch. Zur Hälfte auf das Rohr, zu anderen Hälfte über die Kabel. Jetzt baut den Kabelbaum von einem Ende her auf. Crimpt die Stecker, Verbinder usw. an die Enden und schrumpft mit dem Heissluftfön die Schrumpschläuche auf. Aber nur dort, wie die Verbindung festgelegt und hergestellt wurde. Dort wo ihr lose Kabelenden lasst oder später noch die Länge anpassen müsst, den Schrumpfschlauch nur auf dem Riffelrohr geschoben lassen.
Bei Bedarf könnt ihr in regelmäßigen Abständen das Riffelrohr mit Isolierband umwickeln, um ein Austreten des Kabels aus dem Rohr zu verhindern. Gerade dort wo das geschlitze Rohr stärker geknickt wird, passiert das schon ab und an. Kabelbinder würden dazu zwar auch gehen, aber sie werden oft punktuell zu fest angezogen.
Wenn ihr Enden habt, die zugentlastet sein müssen, dimensioniert das Kabel etwas länger um eine Schlinge vor dem Kabelende zu bilden. Dort wo die Schlinge zusammenkommt, nehmt einen Kabelbinder oder Isolierband, um die Stränge zusammenzubinden und die Zuglast aufzunehmen.
Kappt am Ende die Kabelbinder sauber ab. Man mag es kaum glauben, aber so ein Kabelbinder kann die Schneidfläche eines Seitenschneiders, wenn er eine Facette besitzt, beschädigen. Es entstehen durch die hochfesten Polymere im Kunststoff hohe Drücke gegen die Schneide. Kabelbinder werden entweder mit speziell dafür geeigneten Zangen abgeschnitten, oder mit einem universellerem Seitenschneider ohne Facette, wie den Knipex Präzisionsseitenschneider ohne Facette 79 22 125.
Text: Björn Eldracher und Andreas Woithon