Aus dem alltäglichen Hamsterrad ausbrechen, die eine große Abenteuerreise antreten bevor der Familiennachwuchs zur Sesshaftigkeit zwingt und der Ernst des Lebens so richtig durchschlägt. So ergeht es Michi und Thorben, die sich auf den Spuren der Hippies entlang der Seidenstraße ins ferne Goa aufmachen. In einem knapp 50 Jahre alten Mercedes-Bus, in vielen Dingen unbedarft und doch bald befreit durch die Eigendynamik dieses sechs Monate andauernden Abenteuers. Eine spannende Erzählung vom Beginn einer bis heute andauernden Reiseleidenschaft.
Wir schreiben das Jahr 2010, der Begriff Vanlife ist noch nicht erfunden und die Welt noch frei von Corona-Erschwernissen. Ein in der Reisebranche noch unbekanntes Duo versucht den Ausbruch aus der gefühlten Ausweglosigkeit eines allzu geregelten, unbefriedigenden (Beruf-)Lebens. Job und Wohnung werden kurzerhand ad acta gelegt, ohne große Fernreise- geschweige denn Schrauber-Vorkenntnisse zu besitzen, dreht man stattdessen den sprichwörtlichen Zündschlüssel um und wagt den Sprung ins Ungewisse. Lässt sich erwartungsfroh ein auf eine sinnstiftende und die Lebensgeister befeuernde Fahrt.
Aller (Reise-)Anfang ist schwer
Welch außergewöhnlichen Erlebnisse sie während der Reise durch insgesamt sieben doch oft sehr unterschiedliche Länder erleben werden, können beide anfangs natürlich noch nicht wissen. Kenner ähnlicher Lektüre bzw. selbst Reisende ahnen jedoch, dass solch eine Unternehmung durchwegs Herausforderungen birgt. So macht der auf Esperanza getaufte, fast ein halbes Jahrhundert alte Mercedes-Bus bereits nach Kauf mit festgefahrenen Bremsen auf sich aufmerksam und sorgt auf der ganzen Fahrt regelmäßig dafür, das mechanische Probleme der Besatzung schlaflose Nächte bereiten. Doch spätestens in Indien, als das Auto mit defektem Anlasser sowie kaputtem Getriebe liegen bleibt und im allgemeinen Trubel auch das i-Phone gestohlen wird, hat man es als Leser mit gänzlich anderen Protagonisten zu tun als noch am Beginn des Buches.
Schlaflos an der Schnellstraße, Rial-Millionäre im Iran
Präsentieren sich die Slowakei, Tschechien und Ungarn durchwegs noch als westliche Reisedestinationen, beginnt mit Rumänien, Bulgarien und der Türkei langsam der exotische Teil des beschriebenen Weges. Dabei legt Autorin Michaela Schmitt einen leicht zu folgenden Schreibstil vor, der authentisch formuliert selbst die negativen Seiten des Trips nicht ausspart, womit das
Geschilderte zusätzlich an Authentizität gewinnt. So erwischt man sich oft genug dabei mitzuleiden, zum Beispiel als beide während eines Unwetters am Seitenstreifen einer türkischen Schnellstraße notcampieren, während kalter Regen buchstäblich das Bett flutet. Genauso freut man sich aber, sobald sie von der schieren Gastfreundschaft der Iraner übermannt werden und sich angesichts der geldpolitischen Umstände kurzzeitig sogar als Rial-Millionäre bezeichnen dürfen. Dass sich Pakistan und Indien als besonders fesselnde Kapitel präsentieren, liegt da beinahe auf der Hand.
Ein Reisebuch-Klassiker aktuell gelesen
Mittlerweile ist die Welt bereisende Familie Schmitt recht gut bekannt in der Globetrotter-Szene. Aus Film und Fernsehen, von diversen Vorträgen sowie Publikationen. Umso interessanter fällt die Beschäftigung mit dem Buch zu ihrer ersten großen Fernreise aus. Noch kinderlos, in Vor-Corona-Zeiten angesiedelt, erscheint vieles leichter am Reisen der damaligen Zeit, manches dagegen gewagter. Und obwohl die Unternehmung „erst“ vor 12 Jahren stattfand, hat das Buch nichts von seinem einnehmenden Charme verloren und motiviert auch in heutigen Zeiten, selbst wieder möglichst bald zu einer eigenen Fernreise aufbrechen zu wollen.
Titel: „Hippie Trail: Auf dem Landweg nach Indien“
ISBN-10: 3000625151
ISBN-13: 978-3000625152
Verlag: Eigenverlag; Schmitt, Michaela; 2. Edition (1. August 2019)
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