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Ein Lux auf Reisen – Offroad in Afrika

Vielleicht kennen uns schon einige. Wir sind Linda und Hanjo von „Ein Lux auf Reisen“. Im Mai 2019 stellten wir unsere neue und zweite Wohnkabine im Eigenbau für unseren Toyota Hilux fertig und haben sie hier auf Matsch&Piste vorgestellt. Nach einigen, ausgiebigen Testfahrten stand nun endlich unsere lang geplante einjährige Reise an. In dieser kleinen Reihe werden drei Artikel von uns erscheinen, welche Einblicke in diese Zeit geben. Der erste Teil wird sich um Afrika drehen, anschließend lest ihr über den Mittleren Osten und zum Schluss den Weg zurück nach Deutschland.

AFRIKA

Ein großes Wort, voll von individuellen Vorstellungen, Träumen und Erwartungen. Unser ursprünglicher Plan war es, über die Westküste bis nach Kapstadt zu fahren. Das Geld dafür hatten wir in den letzten fünf Jahren gespart und die Abfahrt war schon längst auf den Sommer 2021 datiert.

Doch wie vielen anderen machte auch uns das große C einen Strich durch die Rechnung. Plan B war schnell erarbeitet und sah vor über den Balkan Richtung Iran zu fahren, weiter in den Mittleren Osten und überzusetzen nach Afrika.

Soweit die Pläne. Etwa vier Wochen vor der geplanten Abfahrt durchstöberte Hanjo das Wüstenschiff-Forum und stieß auf ein Inserat, dass ein Containerpartner für die Verschiffung Bremerhaven – Kapstadt gesucht wird. Hörte sich auch interessant an. Gemeinsam wägten wir alle Vor- und Nachteile ab. Immer auch mit dem Blick auf die aktuelle globale Lage in Sachen Covid, Grenzschließungen, Kriegs- und Unruhenentwicklungen etc.. Viele rieten uns ab, denn Corona war in Südafrika gerade wieder in vollem Gange und hinzu kamen gewaltsame Ausschreitungen und Unruhen im Osten des Landes.

Trotz allem entschieden wir, direkt in das Abenteuer einzutauchen und nicht das bequeme Hineingleiten über den Balkan und den Iran zu wählen. Innerhalb von zwei Wochen mussten wir diese Entscheidung treffen und den Lux startklar machen. Letzte technische Wartungen und taktisches Packen standen auf dem Plan.

Vier Wochen sollte das Schiff benötigen und so flogen wir Anfang August 2021 dem Lux hinterher. Doch durch eine Cyberattacke auf alle großen Häfen in Südafrika hatte unser Container dann vier Wochen Verspätung. Wir klapperten also alle erdenklichen Attraktionen in der Hauptstadt ab und mieteten ein kleines Auto, um auch außerhalb schon mal ein bisschen was zu sehen. Sehr froh waren wir dann, als wir unseren Toyota Ende August endlich wohlbehalten aus dem Container fahren konnten.

Südafrika begeistert uns nicht nur mit Tieren, sondern auch mit heißen Quellen, Blumen und der Diversität der Einwohner. Von Kapstadt aus fahren wir ein Stück die Küste in Richtung Osten entlang bis zum Addo Elephant Park. Weiter Richtung Norden und ein Stück parallel zur Grenze Namibias bis wir an die Westküste stoßen, um den Namaqualand Nationalpark zu besuchen. Von dort geht es dann nach Namibia weiter.

An der Küste sehen wir auch unsere ersten wilden Tiere: Robben, Wale und Pinguine. Im Addo Elephant Park sehen wir dann noch mehr Wild Life. Wobei uns der Park im Nachhinein (verglichen mit anderen Parks) nicht so gefallen hat. Er ist sehr klein und man stolpert schon fast über die Bewohner. Ein weiteres Highlight ist der Khakhalagadi Nationalpark, welcher sich über drei Länder erstreckt (Südafrika, Botswana, Namibia). Hier sehen wir in völliger Dunkelheit ein grandioses Bild der Milchstraße und unsere ersten Löwen und Giraffen.

Im Norden an der Grenze zu Namibia relaxen wir in einer heißen Quelle in einem Canyon, während über uns Adler und Schwalben kreisen. Weiter an der Westküste im Namaqualand Nationalpark haben wir das Glück, dass wir zur Zeit der Blüte vieler Wildblumen dort sein können. Ein Meer von orangenen und gelben Blumen liegt vor uns und bedeckt die Hügel.

Während der Zeit in Südafrika lernen wir einige Einheimische kennen. Kapstadt, aber auch das ganze Land, ist ein Meltingpott der Menschen und Kulturen. Namibia beeindruckt uns mit seiner Palette an Landschaftsformen. Von Süd nach Nord durchqueren wir das Land mit einigen Abstechern mal hier, mal dort hin.

Highlights sind auf jeden Fall Dead Vly, Kolmannskuppe, Swakopmund und der Van Zyls Pass. Allgemein ist das Land sehr trocken und an einigen Stellen hat es seit ca. vier Jahren nicht mehr geregnet. Trotzdem unterscheiden sich die Regionen in Bewuchs, Sandfarbe, Felsen und Berge. Im Dead Vly ist der Sand orange, es ist unsagbar heiß und trotzdem so unheimlich interessant diese Dünen zu sehen.

Im verlassenen, deutschen Diamanten Dorf Kolmannskuppe erobert langsam die Natur die Gebäude zurück. Fast alle Häuser werden nach und nach von Sand zugeweht. Die Erzählungen der Führerin lassen die alte Diamantenstadt wieder lebendig werden. Was hier auf die Beine gestellt wurde, mitten in der Wüste, ist fast unvorstellbar.

Swakopmund am Meer hat eine vertraute, fast deutsche Fußgängerzone. Eine deutsche Buchhandlung, ein Wiener Café und deutsche Straßennamen. Es ist wohl die, noch aus der Kolonialzeit übriggebliebene, deutscheste Stadt Namibias. Auch unser Nashorn-Trekking bleibt für uns unvergessen. Wirklich wilde Nashörner, nicht in einem Reservat oder Nationalpark lebend, zu sehen ist nochmal etwas ganz Besonderes.

Im Norden wartet die größte offroadtechnisch gesehene Herausforderung des Landes: der Van Zyls Pass. Schon die Anfahrt ist ein Abenteuer und nicht zu unterschätzen. Quer durch den Busch folgen wir einen ganzen Tag verschiedenen Tracks, ehe wir am Beginn des Passes stehen. Nach einer Übernachtung starten wir am nächsten morgen früh mit der Überquerung. Der Track besteht aus sehr spitzen Steinen und zwei wirklich kniffligen Passagen, welche wir mit Blick auf zwei abgestürzte Autowracks meistern. Durch das knallrote Marienflusstal fahren wir anschließend zurück Richtung Zivilisation.

Einmal den Caprivi Streifen entlang und ab nach Botswana.

Botswana wird für uns leider hauptsächlich das Land der Reparaturen. Doch zunächst geht es in Richtung Okavango-Delta. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den Chobe Nationalpark und bestaunen riesige Herden von Elefanten mit Jungtieren. Die Löwen faulenzen im Schatten der Sträucher.

Um eine Vorstellung von der Ausdehnung des Okavango Delta zu bekommen, gönnen wir uns einen Hubschrauber-Rundflug. Es ist faszinierend, wie ein solcher Fluss mitten im Land versickert und die Tierwelt dieses Wasserparadies nutzt.

Beim Verlassen von Maun geht der Lux einfach so während der Fahrt aus. Doch er springt prompt wieder an und wir denken uns nichts dabei. Es geht in Richtung Nwetwe Pfanne. Wir haben Glück und es ist trocken, so kommen wir ohne Probleme durch diese bizarre Landschaft. Doch der Lux macht mehr und mehr Probleme. Immer häufiger geht er einfach aus und hat Leistungsverlust.

Über den Campingplatz „Elephant Sands“, wo die Elefanten direkt über den Platz laufen, fahren wir ganz nach Norden. In Kasane stellen wir unser Problem dem Toyota-Autohaus vor. Sie schrauben eineinhalb Tage rum und vermuten am Ende die Dieselpumpe. Testen können sie das Teil nicht, da sie keine Testbank haben. Wir wollen aber nicht auf Verdacht 1500 Euro ausgeben. Letzten Endes schicken sie uns nach Francistown, 500 km zurück in den Süden. Die Werkstatt dort soll eine solche Testbank haben. Für die eineinhalb Tage Arbeit wollen sie kein Geld annehmen, denn sie konnten uns ja nicht helfen.

Wir tuckern nach Francistown. Fahren früh am Morgen los umrunden kreuzende Elefanten, Giraffen und Paviane. Angekommen schraubt auch diese Werkstatt wieder eine Weile und kann den Fehler nicht finden. Und siehe da, eine Testbank für die Dieselpumpe haben sie auch nicht. Das Problem wird schlimmer und schlimmer. Auf dem Campingplatz treffen wir, neben anderen Reisenden, ein deutsches Ehepaar, welches hier lebt. Sie empfehlen uns eine Werkstatt etwas außerhalb der Stadt. Mit letzter Kraft (Motorkontrolleuchte leuchtet auf und wir tuckern nur noch mit 30km/h) schaffen wir es dort hin. Die Werkstatt ist mitten im Busch und uns ist klar, wenn man uns hier nicht helfen kann, wird es schwierig.

Doch Brandon hat alle möglichen Werkzeuge und auch Testbänke für Injektoren, Dieselpumpen und vieles mehr. Er tippt nach dem Testen und Erläutern unserer Probleme sofort auf die Injektoren. Auf der Testbank ist das Ergebnis aller vier Injektoren katastrophal. Brandon bestellt Ersatzteile, um die Injektoren zu überholen. Das dauert natürlich einige Tage, denn sie müssen aus Südafrika kommen.

Währenddessen gehen wir der Ursache des Injektorenschadens auf den Grund und finden kleine Metallsplitter im Dieselfilter. Wir denken, dass diese aus dem Tank kommen. Unser großer Tank musste geändert werden, damit er passt. Die Firma wird wohl nach dem Flexen etc. vergessen haben, diesen zu reinigen. Also Tank ausbauen, sauber machen und wieder einbauen.

Am Ende sind die Ersatzteile die Falschen und die, die wir bräuchten, sind in Afrika nicht zu bekommen. Beim Toyota-Händler bestellen wir also für gut 2000 Euro vier neue Injektoren, welche wir eine knappe Woche später abholen können. Glücklicherweise ist Brandons Familie sehr nett und wir campen die gesamte Zeit in ihrem Garten neben der Werkstatt. Injektoren eingebaut, läuft! Endlich geht es nach fast drei Wochen Werkstatt-Marathon weiter.

Wir fahren zurück nach Kasane und passieren die Grenze nach Sambia.

In Sambia sehen wir ein einmaliges Naturschauspiel und die berühmten Victoria-Fälle. Unweit der Grenze nisten wir uns für ein paar Tage auf einem Campingplatz ein, um von dort aus die Victoria Fälle zu sehen. Beim Frühstück fällt Linda auf, dass etwas unter dem Auto tropft. Es ist Diesel. In der Werkstatt in Botswana wurde beim Wiedereinbau eine Schraube beschädigt, welche nun leckt. Den ganzen Tag verbringen wir mit Diesel in Kanister umfüllen, abdichten, Schraube auf dem Markt suchen und alles wieder zusammenbauen. Und als wäre das nicht genug klauen uns Affen währenddessen immer wieder unser Werkzeug und die Schlangen meinen, sie müssten auch mal schauen kommen.

Am Tag danach können wir dann die Victoria Fälle bestaunen. Wir haben Glück, es ist eine Menge Wasser da, welches in die Tiefe rauscht. Die Ausdehnung und Wassermassen sind riesig und die Besucherzahl durch Covid sehr überschaubar.

Anschließend durchqueren den North Luangwa Nationalpark und sehen dabei kein einziges Tier. Außerhalb jedoch in den Flüssen Nilpferde über Nilpferde. Krokodile und Einheimische, die mit ihren Einbäumen auf dem Wasser unterwegs sind.

Auf den Straßen sind immer wieder mit Kupfer schwer beladene LKW unterwegs. Kupfer ist ein großes Geschäft hier in Sambia, die Bevölkerung profitiert davon jedoch augenscheinlich nicht. Über teilweise glatt asphaltierte Straßen, aber auch über richtige Rüttelpisten, fahren wir in den Nordwesten des Landes und besuchen den Kasanka Nationalpark.

Wir haben Glück wieder zu einem besonderen Spektakel hier zu sein. Es ist Mango-Saison und aus vielen Teilen Afrikas kommen nun die Flughunde hier her um sich satt zu fressen. Wir sitzen in der Dämmerung in unseren Campingstühlen und blicken zum Himmel auf welcher sich mit der untergehenden Sonne verdunkelt.

Millionen von nachtaktiven Flughunden schwärmen aus um Mangos zu fressen. Am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, kommen sie zurück, hängen sich in die Bäume und verschlafen den Tag. Ein wahnsinnig beeindruckendes Naturschauspiel. Die Schilderung eines weiteren, sehr eindrücklichen Erlebnisses aus Sambia findet ihr noch auf unserer Homepage.

Tansania setzt uns ziemlich zu. Es ist mit das eindrücklichste Land auf unserer Reise.

Wir bereisen den Westen des Landes, um nach Uganda zu gelangen. Im Osten gibt es viel Tourismus, vor allem durch die Nähe zum Kilimanjaro und dem Victoriasee. Der Westen hingegen ist geprägt von Hilfsorganisationen und Armut. Zwei Wochen fahren wir durch den armen Teil des Landes.

Der Verkehr besteht aus LKW und den Autos von Hilfsorganisationen (US Aid, Save The Children, World Food Program…). Im Nachbarland Burundi gibt es immer wieder Konflikte und viele flüchten nach Tansania. All diese Flüchtlinge wollen versorgt werden. Auch unsere Versorgung wird hier schwierig. Es gibt nur noch in größeren Städten die Möglichkeit etwas zu kaufen. Außerhalb, auf den Dörfern, verkauft niemand mehr etwas am Straßenrand.

Wir leben die zwei Wochen fast nur aus dem Lux. Nudeln, Reis, Grießbrei und wieder von vorn. Wir empfinden die Armut hier schlimmer als in beispielsweise in Sambia. Linda setzt dies ziemlich zu. Gepaart mit etwas Heimweh entwickelt sie eine Erkältung und wir legen einen dreitägigen Stopp irgendwo im Busch ein. Zum Glück war es kein Covid, sie hat sich mehrfach getestet. In Kigoma schauen wir uns den Tanganyikasee an und fahren dann weiter zum Victoriasee. Von dort ist es nicht mehr weit zur Grenze nach Uganda.

Uganda ist endlich wieder grün und bergig!

In Masaka finden wir ein traumhaftes B&B, in dessen Garten wir drei Nächte übernachten. Endlich gibt es wieder Restaurants und Supermärkte.
Wir machen uns auf den Weg nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Ein Freund von Hanjo kommt uns für knapp zehn Tage besuchen. Mit einem Mietwagen und dem Lux drehen wir eine Runde durch Uganda. Die Teeplantagen und die Berge sind echt schön. Vor allem etwas Grün zu sehen, hatte uns gefehlt.

Im Kalinzu Forrest Reserve machen wir ein Schimpansen-Trekking. Die Rangerin erzählt uns Wissenwertes über heimischen Pflanzen, Tiere und natürlich die Schimpansen. Wahnsinn, diese, uns so ähnlichen, Tiere in freier Wildbahn erleben zu können. Sie turnen über unseren Köpfen herum und die beiden Babys der Gruppe unterhalten uns lebhaft.

Zum ersten Mal überqueren wir in Uganda den Äquator.

Kenia wird für uns leider nur Durchgangsland. Passend zu Weihnachten am 24.12.2021 passieren wir die Grenze von Uganda nach Kenia. Wir müssen in wenigen Tagen in Mombasa sein und den Lux für die Verschiffung in den Oman abgeben. Wir fahren nach Nairobi, bekommen unsere jeweils dritte Covid-Impfung auf dem Campingplatz und fahren weiter. In Mombasa angekommen stehen wir direkt am Strand unter Palmen.

Echt toll, aber die Hitze von 42C, gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit, ist echt unangenehm. Wir packen alles um. Was bleibt im Lux, was kommt mit ins Flugzeug. Mittlerweile ist Omicron aufgetaucht und keiner weiß, was passiert. Also packen wir so, dass wir zur Not eine ganze Weile ohne den Lux auskommen würden. Container auf, Lux rein, klappt wunderbar. Eine Woche verbringen wir noch in einem Bungalow in Kenia und wollen dann in den Oman fliegen.

Der Flug wird zwei Tage vorher gecancelt. Dubai lässt niemanden mehr aus Afrika einreisen, auch nicht im Transit. Wir fahren trotzdem zum Flughafen. An einem Schalter buchen wir über WhatsApp (in Afrika läuft alles über WhatsApp) einen Flug nach Muscat (Oman) über Addis Abeba (Äthiopien) und umgehen so Dubai.

Und so heißt es am 07.01.2022 nach gut fünf Monaten: Tschüss Afrika! Danke für die vielen tollen Tiererlebnisse, netten Menschen und den ein oder anderen Ausnahmezustand. Im nächsten Teil könnt ihr lesen, was wir im Mittleren Osten erlebt haben.

Mehr über Linda und Hanjo lest ihr auf ihrer Webseite Ein Lux auf Reisen.