Der Aussteigertraum mit dem eigenen (Wohn-)Mobil die Straßen und Länder dieser Welt zu erobern, erfährt immer größer werdender Beliebtheit. Ab- oder diesseits der Piste neue Erfahrungen, Eindrücke und Abenteuer zu sammeln, dieses Sehnen dürften auch die meisten unserer Matsch&Piste-Leser nur allzu gut kennen. Genau dem Thema hat sich das Buch „Hit The Road: Vans, Nomaden und Abenteuer“ verschrieben. Ein aufwendig gemachtes Druckwerk, das einen spannenden Einblick gibt in die mannigfaltigen Interpretationsmöglichkeiten von einem Leben in und rund eines fahrbaren Eigenheims.
Ich muss vorweg gestehen, ich bin Fan des Gestalten-Verlags. Das in Berlin ansässige Unternehmen hat mich sozusagen mit sozialisiert in der Begeisterung für ein (bei mir) temporäres Leben und Reisen hinter einem Lenkrad. Entsprechend hoch sind dann jedes Mal die Erwartungen, wenn ich ein neues Buch von ihnen in den Händen halte. Springt auch diesmal der begeisternde Funke über?
Hipster-Hashtags meets Kochrezepte
Bereits beim schnellen Durchblättern von „Hit the Road“ weiß die Haptik und Verarbeitung des Buchs auf ganzer Linie zu überzeugen. Es ist ein richtiger Wälzer geworden. Randvoll gefüllt mit Inhalten, die man beim ersten Überfliegen gar nicht alle erfassen kann. Da finden sich Fahrzeugvorstellungen genauso, wie exotische Landschaftsaufnahmen. Routenschreibungen ergänzen fesselnde Reise-Portraits und sogar Kochrezepte gibt’s. Selbstverständlich angepasst auf den nomadischen, sprich automobilen Lebensstil. Man merkt schon: Jede Seite amtet das wohlbekannte Gefühl, mit seinem fahrbaren Untersatz einfach in die große weite Welt aufzubrechen. Frei zu sein. Dem Leben und Abenteuer on the road nachzuspüren.
Dass es über das Reisen und/oder Wohnen in Fahrzeugen beinahe unendlich viele Auslegungen gibt, zeigen vor allem die sorgsam ausgewählten Reiseportraits. Für mich sind sie das heimliche Herzstück des Buches. Es ist immer wieder erstaunlich, welch innovativen, ja sogar waghalsigen Unternehmungen oder Ansätze man hier entdecken kann. Vom studentischen Abenteuerpärchen, die fotografierend-reisend im Defender den afrikanischen Kontinent erkunden, bis hin zu den digitalen Nomaden, die den Campervan mindestens genauso liebevoll pflegen wie das eigene Instagram-Profil. Es macht einfach Spaß, mehr über die verschiedenen Gründe und Leidenschaften zu erfahren, warum es so viele Menschen dazu treibt mittels Auto, Geländewagen oder (Schul)-Bus auf Achse zu gehen. Auch verrückte Stories dürfen nicht fehlen: Etwa die von Ben Coombs, der sich entschloss mittels arg lädierten Porsche 944 – Baujahr 1985 – die über 20.000 Km lange Reise von Plymouth nach Kapstadt anzutreten. Inklusive Dachzelt versteht sich.
Mehr als nur schöner Reisen 2.0
Natürlich sollte man das Werk nicht mit konventioneller Reiseliteratur verwechseln. Dazu erfährt man definitiv zu wenig über bereiste Länder, die eingesetzten Fahrzeuge oder anderer „handfester“ Reiseanleitung. Manch einem dürfte auch die hipstereske Grundausrichtung mit dem Hang zur Selbstdarstellung stören. Mir jedoch erleichtert sich dadurch schon wieder das Nachvollziehen der oftmals sehr persönlichen Reiseschilderungen. Was mir ebenso gefällt: Beispiele, dass trotz schmalem Budget und überschaubarem Zeithorizont Abenteuer schon oftmals unmittelbar vor der eigenen Haustür möglich sind.
„Hit The Road“ ist ein wunderschönes Buch und lebt natürlich sehr stark von der optischen Aufmachung. Sämtliche Fotografien – egal ob von Fahrzeugen, Reisenden oder Landschaften – verzaubern das Auge, während die Texte sehr launig und unterhaltsam zu lesen sind. Und Dank des tollen Design sowie Layout, bekommt man auch nach mehrmaliger Lektüre immer wieder Lust, sich an verregneten Tagen in den abenteuerlichen Seiten des Buches zu verlieren.
Fazit
Ist „Hit the Road“ eine Anleitung für die nächste Weltreise oder Leitfaden für autarkes Campervan living? Nein, dazu taugt der neueste Streich des Gestalten Verlags sicherlich nicht. Vielmehr – und meines Erachtens genauso wichtig -, besitzt das Buch die seltene Fähigkeit, den gedanklichen Zündschlüssel umdrehen zu können. Mit seinem Inhalt für Treibstoff zu sorgen, um seine persönliche Abenteuerfahrt so rasch wie möglich antreten zu wollen. Ein rundum zu empfehlendes (Fernweh-)Buch, sowohl für passionierten Reisefans, als auch für all jene die es noch werden wollen.
Titel: „Hit the Road: Vans, Nomaden und Abenteuer“
ISBN: 978-3-89955-939-2
Verlag: Gestalten
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© Foto: Gestalten Verlag