Insbesondere nach einem Seilschaden muss das Windenseil getauscht werden. Aber auch wenn es generell nicht mehr in einem vertrauenswürdigen Zustand ist. Wir beschreiben anhand einer WARN Zeon 12 wie ihr so einen Seiltausch bewerkstelligen könnt.
Das Stahlseil einer Winde zu tauschen ist keine große Sache und kann in ein bis zwei Stunden erledigt werden. Das hängt natürlich auch von der Einbauposition der Winde ab und wie gut ihr an alles drankommt. Bei meinem Fahrzeug sitzt die Winde gut zugänglich in der Stoßstange und sie ist nicht verdeckt eingebaut.
Es gibt verschiedene Systeme, wie das Windenseil auf bzw. an der Trommel befestigt sein kann. So gibt es Seile mit aufgequetschtem Endstück mit Öse, das auf die Trommel geschraubt wird. Oder in der Trommel ist ein Loch, durch das das Seil gesteckt und dann mit einer Madenschraube arretiert wird. Oder wie im Fall der WARN Zeon Winden, wo das Seil als Schlaufe in einem länglichen Loch in der Trommel steckt. Durch einen kleinen Bolzen der in die Schlaufe gesteckt wird, arretiert das Seil. Bei Warn heißt dieses kleine Teil „Befestigungsklotz“ bzw. „Anchor Puck“ im Englischen. Dieser kleine Bolzen hat den Seildurchmesser aufgedruckt, für den er sich eignet. Bei der Warn Zeon 12 sind das 3/8″, was 9,5 mm entspricht. Achtet also drauf, das richtige Seil, passend zu eurem System, zu erwerben.
Windenseil bei den WARN Zeon Winden tauschen
Achtung: Bitte schaltet die Winde stromlos, während ihr direkt an der Winde hantiert. Jede Winde sollte dazu einen Hauptschalter, das sogenannte „Not-Aus“ haben.
Je nach Befestigungsart des Seils und Zugang müsst ihr unter Umständen Teile der Winde demontieren. Bei der Warn Zeon 12 ist es ratsam die Brücke mitsamt dem Schaltkasten abzuschrauben, damit ihr von oben einen guten Zugang habt. Seid vorsichtig, am Schaltkasten ist auf der Rückseite ein dünnes Massekabel, das ihr nicht abreißen solltet. Es ist aber auch nicht nötig das Kabel abzuschrauben, denn die ganze Brücke kann einfach nach oben geklappt und so auf der Winde abgelegt werden. Ich habe zusätzlich bei meinem Fahrzeug schnell noch den Kühlergrill abmontiert, um noch besser an alles heranzukommen.
Zum Lösen der Brücke, nehmt ihr zuerst die kleine Plastikabdeckung ab, unter der sich die Kontaktzungen befinden und schraubt die drei Muttern der Kontakte ab. Bei mir waren die Metallstreifen der Kontakte mit Dreck überzogen, aber das ist kein Problem. Ich habe beim Einbau der Winde alles mit ECS 71 eingesprüht. Das erzeugt einen dauerhaften, flexiblen Schutzfilm.
Unser Tipp: Elektrik und Elektronik richtig schützen
ich sprühe bei unseren Fahrzeugen freie Kontakte, Steuergeräte und auch die Windenkontakte mit ECS 71 ein. Das ist ein Polyurethanspray zum Schutz und zur Isolierung von elektrischen und elektronischen Teilen. Anders als ein Kontaktspray oder Kriechöle verflüchtigt sich ECS 71 nicht. Es trocknet und bildet eine flexible Haut. So schützt es dauerhaft vor Feuchtigkeit, Wasser und Salzwasser sowie weiteren Umwelteinflüssen.
Wenn ihr dann die vier Halteschrauben der Brücke gelöst habt, könnt ihr sie leicht nach oben klappen und auf der Winde ablegen. Die Trommel sollte jetzt von oben gut zugänglich sein. Jetzt könnt ihr im Freilauf das alte Windenseil vollständig abrollen.
Dann kommt der Seilhaltemechanismus zum Vorschein. Merkt euch, von welcher Seite das Seil in die Trommel kommt und wie herum der Bolzen liegt. Macht euch am besten ein zwei Detailfotos mit der Smartphone-Kamera.
Das Seil und die Seilöffnung in der Trommel könnt ihr vorher noch mit etwas Sprühöl eingesprühen, damit das Ganze etwas leichtgängiger wird.
Dreht die Trommel so, dass ihr von oben einen breiten Schraubenzieher o.ä. am Windenseil ansetzen könnt und kuppelt das Getriebe ein (Engaged). Dann mit ein paar sanften Schlägen mit dem Hammer die Seilschlaufe heraustreiben, bis der Bolzen freikommt. Bitte denkt daran, nicht mit einem Stahlhammer auf ein Stahlstück zu hämmern, dabei können gefährliche Splitter abplatzen. Wenn sich die Schlaufe ausreichend geweitet hat oder das kurze Seilende sogar ganz aus der Öffnung heraus ist, könnt ihr den Bolzen herausnehmen und das Seil herausziehen.
Einbau des neuen Seils
Das neue Windenseil hat ein verjünges Ende und die Stahlsehnen sind vor dem Aufspleissen geschützt. Im Vergleich dazu hat das originale Weidnenseil ein offenes Ende, das dann entsprechend aussieht. Daran kann man sich leicht verletzen.
Der Einbau des neuen Seils läuft in umgekehrter Reihenfolge ab. Ihr führt ausreichend Seillänge durch die Öffnung in der Trommel. Achtet dabei, das ihr das Seil auf der richtigen Seite durchführt, bei der WARN Zeon 12 ist das die kleine Öffnung in der Trommel von der das Seil kommen muss und es wird zum Trommelrand hin eingesteckt. Dreht dann die Trommel im Freilauf, damit die andere Seite der Durchführung sichtbar wird.
Dann macht ihr eine große Schlaufe und führt das Seilende zurück durch die breitere Öffnung. Das Seilende sollte auf der anderen Seite bündig mit der Trommeloberfläche abschließen, damit es später nicht übersteht, wenn das Seil auf die Trommel gewickelt wird.
Zieht die Schlaufe soweit zu, wie ihr es mit den Händen schafft. Kurz bevor sich die Schlaufe schließt steckt ihr den Arretierbolzen wieder ein, der sitzt jetzt noch etwas lose. Dabei zeigt seine bauchige Seite zur Trommelmitte. Achtet darauf, dass er sich nicht verdreht oder rausfällt.
Ich habe es nicht geschafft, von Hand die Schlaufe so eng zu zuziehen, dass der Bolzen richtig eingezogen wird und alles fest sitzt. Daher musste ich eine kleine Behelfslösung finden. Ich habe mir einen Ankerpunkt gesucht, in dem Fall die Anhängerkupplung unseres LKW und habe das Windenseil dort mit einer Umlenkrolle zurück zum Fahrzeug geführt. So konnte ich auf kleinerem Raum arbeiten. Dann bin ich sehr vorsichtig und sehr langsam zurück gefahren. Durch den entstandenen Zug hat sich die Schlaufe sauber um den Arretierbolzen zugezogen. Auch die Schlaufe sollte nicht überstehen.
Eine zweite Person ist hier hilfreich und kann das Geschehen an der Windentrommel beobachten. Da es hier nur um sehr wenig Zugkraft und wenige Zentimeter Weg geht, droht keine Gefahr des Abriss o.ä. Natürlich solltet ihr sehr umsichtig und vorsichtig sein. Während sich das Fahrzeug bewegt, sollte der Beobachter seitlich vom Fahrzeug stehen und nicht davor.
Anschließend montiere ich wieder die Brücke. Die Schrauben setze ich mit Keramikpaste ein. Die verhält sich neutral zu den Metallen und verhindert das Festgammeln.
Da ich die Kontakte schon einmal offen vor mir habe, reinige ich sie gleich mit einem Schleifvlies. Natürlich geht auch Schleifpapier, am besten mit Körnung 120. Ebenso die Kontaktflächen der Muttern. Dann schraube ich die Muttern wieder auf den Kontaktzungen fest und sprühe am Ende alles wieder mit ECS 71 ein, um es zu versiegeln. Dann den Plastikdeckel aufgeschraubt.
Das Windenseil aufspulen
Dazu holt ihr euch am besten Hilfe. Während des Aufspulens sollte das Windenseil ständig straff gespannt sein. Müsst ihr alleine arbeiten, ist das ganz schön mühselig und eine nervige Fummelei. Man neigt dazu, das Seil durch die Hände gleiten zu lassen. Klar, bei einem neuen Windenseil sollte noch kein Draht abstehen, aber grundsätzlich besteht die Gefahr. Da es sehr viel schwieriger ist, das Seil ordentlich durch seine eigenen Hände zu reichen, so wie es sich gehört, gleichzeitig den Windenlauf zu kontrollieren und auch noch die Seilspannung zu halten, bitte diese Ein-Mann-Variante nur mit den entsprechenden dicken Lederhandschuhen für Stahlseile praktizieren. Alternativ könnt ihr auch einen alten, mit Wasser gefüllten 20 Liter Blechkanister an den Windenhaken als Zuggewicht hängen.
Hilfreich ist dabei auch ein kleines Stück Holz, so 5x2x20 Zentimeter oder etwas ähnliches und ein Hammer, um die Seillagen seitlich auf der Trommel bewegen zu können. Das wird selbstverständlich nur bei stehender Winde gemacht und niemals während sie dreht!
Beim Aufspulen müsst ihr unbedingt auf die richtige Drehrichtung achten. Die Winde sollte das Seil unten einziehen, aber das sollte schon vorgegeben sein, wenn ihr die richtige Taste an der Fernbedienung drückt.
Eure Hilfe dient also nur dazu, das Seil straff zu halten. Sie soll sich also zum Seilende begeben und anfangen zu ziehen. Ihr positioniert euch mit der Fernbedienung vor der Winde. In der anderen Hand habt ihr das Windenseil in ausreichendem Abstand zum Seilfenster gepackt. Dann lasst ihr die Trommel drehen und führt das Seil ein paar Zentimeter. Kommt die Hand in die Nähe des Seilfensters stoppt ihr die Winde und greift wieder nach hinten. Dann die Winde wieder einziehen lassen.
Mit der Hand am Seil führt ihr es so, dass sich eine Seillage sauber neben die andere legt. Das klingt nicht schwer, aber das Stahlseil ist störrisch und es hat eine Spannung. Liegen die Seillagen nicht eng nebeneinander, haltet die Winde an und klopft mit dem Holzstück und dem Hammer mit ein paar leichten Schlägen seitlich gegen das Seil um es auf der Trommel zu verschieben und die Lagen eng aneinander zu bringen. Lasst die Trommel kurz weiterdrehen und wiederholt das Ganze, bis alle Lagen eng sitzen. Dabei muss das Seil die ganze Zeit gespannt sein, da sich das Seil durch seine Spannung ansonsten sofort von der Trommel abhebt und löst.
So bringt ihr Lage für Lage auf die Winde. Dieses saubere Aufwickeln solltet ihr nach Möglichkeit immer praktizieren. Im Einsatz, wenn Last am Seil hängt, ist es wichtig, dass keine Seillage unter Zug sich zwischen andere Seillagen legt und dort verklemmt wird. Das kann zu Seilquetschungen und zu Schocklasten führen, wenn sich das eingeklemmte Seil plötzlich aus der Klemmung löst.
Da ich keine Hilfe hatte, ist mein Seil am Ende nicht perfekt aufgerollt. Um aber jetzt zum Essen nach Hause zu fahren reicht es. Da muss ich aber später noch einmal ran, wenn ich Hilfe habe.
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