Benyamin Senkal ist nicht nur ein leidenschaftlicher Offroad-Enthusiast und ein eingefleischter G-Klasse-Fan, sondern er ist auch der Admin des größten internationalen G-Klasse-Forums und der Initiator des G-Wagon Festival Montenegro. Dazu ist er jemand, der jede Schraube seines Wagens kennt. Wir haben ihn zwei Tage lang in Montenegro bei einer Image-Film-Produktion begleitet und freuen uns, euch heute den Umbau seines Mercedes G Heinrich vorzustellen.
Auch, wenn Heinrich noch gar nicht so alt ist, hat er schon jede Menge erlebt. Denn Benyamin überschlug sich mit ihm und so musste er das Fahrzeug komplett neu aufbauen – dabei hat Benyamin jede seiner Schrauben einzeln kennengelernt.
Heinrich, der seinen Namen von niemand geringerem als Heinrich Wangler, Mister G, hat, ist ein G500 Baujahr 2003. Bevor er in Benyamins Besitz überging, lebte er das Leben eines luxuriösen Stadt-Geländewagen in Tokio, Japan. Frei nach dem Motto „Einmal G immer G“ ist es schon die zweite G-Klasse in der Flotte des Stuttgarters.
Wie bist du bei der Restauration vorgegangen?
Ich habe ein teildefektes Fahrzeug gefunden und die Teile ausgetauscht, die bei uns nicht in Ordnung waren. Ich habe alles zerlegt, eisgestrahlt, die gesamte Karosserie getauscht, die Achsen überholt und alles neu gemacht. Alle Dichtungen, Lager, alle Gummiteile. Natürlich hab ich eine komplette Hohlraumkonservierung gemacht.
Letztes Jahr habe ich günstig ein Verteilergetriebe geschossen und einen Motor für den Bruchteil seines eigentlichen Preises bekommen. Der Rahmen wurde eisgestrahlt und dann nur noch mit Wollfett behandelt, da kein Rost vorhanden war. Der Ersatzmotor kam nagelneu vom Werk. Das Getriebe steht als nächstes an.
Bist du dabei auf Probleme gestoßen?
Ich habe das ganze Projekt mit zwei Wagenhebern in einer kalten Halle durchgeführt. Dabei musste ich viel improvisieren, um das umsetzen zu können, was ich mir vorgenommen hatte. Der Kabelbaum musste neu gezogen werden, da die Karosserie von 2000 war und mein Fahrzeug von 2003. In den drei Jahren hat sich da sehr viel verändert, von den Türschlössern bis hin zur Halterung für den Drehwinkelsensor. Da musste ich so einiges anpacken, damit ich das Projekt überhaupt realisiert konnte. Für die Restauration des Mercedes G habe ich gut drei Monate, also 530 Stunden, gebraucht.
Wie viel hat das ganze gekostet?
Der Preis für das Schlachtfahrzeug lag bei 16.800 Euro + 3,800 Euro für den neuen Motor, 2.800 Euro für das Verteilergetriebe und ein neues Armaturen-Brett für 2.500 Euro. Schön war, dass ich einige Teile, die ich für meinen G nicht gebraucht habe, verkaufen konnte. Sodass ich bei plus minus null rauskam.
Habt ihr den Mercedes G selbst ausgebaut?
Ja, komplett selbst. Wir haben zig Umbauten gemacht und unser neuestes Update sind jetzt Textil- und Mollpanele, um Gewicht zu sparen, z.B. Textiltaschen von DeltaBags. Nur das Schubladen-System und ein Gewehrfach sind fest eingebaut, ebenso wie ein Wassertank mit 45 Litern Fassungsvermögen. Den möchten wir jedoch zeitnah durch einem 70l-Edelstahl-Tank ersetzen.
Meine Frau und ich schlafen im Dachzelt, während wir den Kindern ein Bett im Fahrzeug gebaut haben, welches wir einfach von der Fahrzeugdecke nach unten ziehen können.
Was war das Ziel des Ausbaus?
Wir wollten einen absolut pragmatischen Ausbau für uns als 4-köpfige Familie. So, dass wir reisen können, ohne uns auf die Nerven zu gehen.
Wie seid ihr beim Ausbau bzw. der Planung vorgegangen?
Ganz simpel: Eingebaut, auf einen Trip gefahren und für gut befunden! Was für uns nicht funktioniert hat, haben wir natürlich geändert, beim nächsten Trip getestet, usw. – bis der Ausbau immer besser wurde. Es ist und bleibt ein stetiger Optimierungsprozess, aber so haben wir einen zu 100% pragmatischen Ausbau.
Die Fahrzeugdaten des Mercedes G500 V8
- Modell G500 V8 5L
- Baujahr 2003
- Farbe Smaragdschwarz metallic
- Motor M113
- Reifen/Felgen BFG ko2 285 70 17 Delta 4×4 Classic B 17
- Begehbare Carbon-Motorhaube
- Schnorchel
- Seitenklappfenster von Schmude
- Fahrwerk BILSTEIN Preunner 2.64 von 4×4 Proyect aus Spanien
- Federn von der gepanzerten G Klasse
- 100 Liter Zusatztank
- ORC-Unterfahrschutz
- Scheelmannsitze in Karomuster mit komplett verstellbarer Sitzheizung und Sitzbelüftung
- Komplettes Solar mit Reglern, Batterie und 220w Konverter von Ective Batterie AGM 110Ah
- Zusatzbatterie von Instagrid 2.1 kWh 3600 W Sinus
- 2 DIN Radio mit Apple CarPlay
- Verbauter Kompressor unter dem Sitz mit 10l Tank und zwei Druckluftanschlüssen, einer auf der Fahrerseite, einer auf der Beifahrerseite
- Kühlschrank Dometic CFX 45
- Schubladen-System, Dachträger u.v.m. von Frontrunner
- Autohome Dachzelt
Wie kam deine Liebe zum G?
Ich bin als Stuttgarter zwei Marken sehr verbunden: Mercedes und Porsche. Ich hatte davor ein Cayenne mit dem ich hier und da gespielt habe, aber das war einfach nicht das richtige Fahrzeug und mit der G-Klasse habe ich schon immer geliebäugelt. Also ging es dann doch ganz schnell und wir hatten unseren 230GE, Baujahr 1985 auf dem wir 420.000 Kilometer gerissen haben und der auch heute noch weiter fährt. Mir ist es wichtig, dass wir ein zuverlässiges Fahrzeug haben, das uns überall hin und auch wieder zurück bringt.
Wie bist du zum G-Klasse-Forum gekommen?
Zuerst war ich Admin in einem anderen G-Forum. Da gefiel es mir allerdings nicht so gut, denn ich hatte das Gefühl, der Gründer nahm sich selbst zu wichtig und stand über dem eigentlich Thema: der G-Klasse. Ich beschloss mein eigenes Forum zu gründen – und schwups – vier Jahre später ist es eines der größten mit knapp 20.000 Follower weltweit. Über diese Entwicklung freue ich mich sehr!
Wie kam es zum G-Wagon Festival Montenegro?
Bei ein paar Schnäpsen mit meinem Partner in Montenegro – ist uns die Idee gekommen. Im ersten Jahr hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, das war schade. Im Jahr danach, waren wir etwas zögerlich, weil wir nicht einschätzen konnten, wie es mit der Pandemie weiter geht. Doch es kamen 32 Fahrzeuge. Ein Jahr später, waren es 72 G-Klassen aus aller Welt. Einer der Teilnehmer ist sogar aus Norwegen angereist!
Das war der G Heinrich von Benny, der gerne überall unterwegs ist und jede Reise spannend findet. Er liebt „wilde Länder ohne Schickimicki“ und möchte das Leben nutzen, um so viel es geht zu sehen. Mehr zu Benyamin Senkal findet ihr hier:
Web: www.outdoorpunks.com
YouTube: Benyamin Senkal
Instagram: Benyamin_Senkal
Fotos: Sophia Vogel