Kälte, Einsamkeit, rauhes Land. Dinge die im Allgemeinen mit Finnland und dem dort angrenzenden Russland assoziiert werden. Ruth und Jürgen Haberhauer haben sich auf eine dreimonatige Reise durch 10 Länder des Nordens begeben. Schwerpunkt war dabei Karelien. Sie geben uns einen sehr intensiven Eindruck von dem Land, den Menschen und ihrer Kultur, zerissen zwischen zwei Ländern.
Auch wenn die Reise Ruth und Jürgen durch zehn Länder führte (Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen), liegt der Schwerpunkt des Buchs auf Karelien. Einer zwischen Finnland und Russland geteilten Landschaft, an den größten Seen Europas gelegen, dem Ladogasee und dem Onegasee. Die Menschen dort, vornehmlich Karelen und Wepsen, mit einer eigenen starken Kultur, wurden durch politische und kriegerische Ereignisse getrennt und kämpfen heute um ihre Identität und Traditionen.
Eine Reise wie durch eine andere Zeit und wilde Natur
Die Autoren machen sich dorthin auf und treffen viele Menschen beiderseits der Grenze, freundliche und hilfsbereite aber auch skurrile. Wer rechnet schon mit schottischen Highland-Games mitten in Karelien? Sie erleben die Einsamkeit und Schönheit der Natur, die sie als die vielleicht letzte Wildnis Europas bezeichnen.
Manche Orte wirken wie aus der Zeit gefallen, die Uhren ticken dort anders. Sie besuchten besondere Orte, bekannte wie das Holzkirchenensemble von Kischi oder das tiefste Bohrloch der Welt und weniger bekannte, wie die Petroglyphen von Zalavruga. Sie beobachten hautnah wilde Bären und paddeln einsam über Seen und verbringen ein paar Tage in totaler Abgeschiedenheit.
Fazit
Dieses Buch hat mich sehr fasziniert. Zum einen weil es eine Region und Länder beschreibt, von denen nicht so häufig zu lesen ist und von denen nicht so viele Menschen träumen. Schade, denn nach dem Lesen denke ich, diese Länder haben das nicht verdient. Zum anderen, weil nicht Ruth, Jürgen oder ihr Auto im Vordergrund stehen, sondern die Menschen, ihre Kultur und die faszinierende Natur entlang ihrer Route.
Sie haben bereits mit den ersten drei Absätzen geschafft, sehr viele Bilder in meinem Kopf zu erzeugen, die sofort Lust auf das Weiterlesen machten. Apropos Bilder, die beiden Autoren sind Fotografen, was der Leser den circa 340 Farbbildern des liebevoll gestalteten Buchs ansieht. Diese Bilder intensivieren nochmals die Eindrücke des Erlebten.
Der Reisebericht „Nordwärts – 12.000 Kilomter mit dem Land Rover durch Finnland und Russland“ sticht aus vielen anderen heraus, da er nicht einfach eine chronologische Erzählung der Dinge ist, die von A nach B nach C passiert sind. Sie beobachten sehr genau, sie tauchen immer wieder ein Stück in das Leben entlang ihrer Reiseroute ein und schaffen es ihre starken Eindrücke sehr gut zu transportieren. Eine weitere Stärke des Buchs ist, dass Ruth und Jürgen auf eine leichte, unaufdringliche Art sehr viel Wissen vermitteln, dass sie sich über die bereisten Regionen und deren Besonderheiten angeeignet haben.
Wer vorhat in diese Regionen aufzubrechen, sollte das Buch unbedingt lesen. Wer nicht vor hatte dort hin zu fahren, der könnte seine Meinung nach dem Lesen ändern.
Preis: 24 Euro inkl. MwSt. zzgl. Versand
Bezugsquelle: Matsch&Piste-Shop
Erschienen im sojombo-Reiseverlag.