Ob flirrende Hitze oder senkrechter Dauerregen: An den schroffen Hängen des steirischen Erzberges versammelt sich einmal pro Jahr bei jedem Wetter die wohl bunteste Reisecommunity Europas. Anlässlich der diesjährigen 15. Auflage haben wir uns Organisator und obersten Rodeo-Reiter Stefan Maier geschnappt, um ihm ein paar Insiderinformationen herauszulocken.
Hallo Stefan, das Globetrotter-Rodeo feiert sein 15-jähriges Jubiläum. Was erwartet die Besucher und auf was freust du dich persönlich besonders?
Vom 23. bis 25. August 2019 kehrt Österreichs größtes Fernreisetreffen wieder auf den Erzberg zurück. Wir erwarten uns dieses Jahr an die 5.000 Besucher sowie ungefähr 1.500 campierende Fahrzeuge. Das Rahmenprogramm fällt wie gewohnt umfangreich aus. Vom 600.000 m² großen, frei befahrbaren Offroad-Fahrgelände, über den bunten Aussteller- und Gastrobereich, bis hin zum eigenen Vortragszelt. Bei uns gibt es für jeden Allrad-Geschmack das Passende. Mein persönliches Highlight wird der Vortrag von Jörg Lorimer und seinen Reisen in den 70er Jahren mit seinem alten VW-Bus sein. Darauf freue mich sehr!
Mittlerweile ist das Globetrotter-Rodeo ein Fixtermin bei Overlander aus ganz Europa. Wie kamst du eigentlich auf die Idee ein Fernreisetreffen in solch einer imposanten Umgebung wie dem Erzberg ins Leben zu rufen?
Eigentlich ist das Ganze im Zuge meines Spezialgebiets Informatik während meiner Matura (Arbitur) entstanden. Ich habe damals eine Internet-Seite über das Reisen mit umgebauten Offroad-Trucks aufgebaut, woraus sich auch der heutige Zusatz OTA für „Offroad Trucks Austria“ ableitet. Damals dachte ich einfach, dass das die coolsten Reisefahrzeuge schlechthin wären. Mittlerweile hat sich das ein bisschen geändert (lacht). Jedenfalls sind aus dieser Online-Plattform dann erste, kleine Community-Treffen in einer kleinen Schottergrube in Niederösterreich entstanden, bis wir im 5. Jahr aufgrund wachsender Besucherzahlen eine neue Location suchen mussten. Der Erzberg hat sich da dann eher zufällig ergeben. Im Nachhinein war das jedoch ein wahrer Glücksgriff. Seitdem bemühe mich mit mittlerweile fast 75 Leuten darum, das Globetrotter Rodeo jedes Jahr zu einem unvergesslichen Wochenende für unsere Besucher zu machen.
Welche Besucher zieht das Globetrotter-Rodeo im generellen an? Kann man das eigentlich sagen?
Witziger weise wissen wir das ziemlich genau! Wir haben eine Umfrage gemacht und jeweils ein Viertel unserer Besucher kommen aufgrund der Vorträge, der Messe bzw. Aussteller, dem Fernreisetreffen sowie der Möglichkeit, sich in unserem Offroad-Gelände auszutoben. Diese Mischung trägt sicherlich auch zur entspannten Grundstimmung des Treffens bei. Wir haben auch sehr viele Stammgäste, die seit Jahren hindurch jedes Mal mit dabei sind. Es sind zahlreiche echte Freundschaften am Erzberg entstanden, was uns natürlich sehr freut und prinzipiell versuchen wir für jeden Besucher etwas Interessantes zu bieten.
Mittlerweile hat man des öfter das Gefühl, dass längere Fernreisen mit dem eigenen Abenteuergefährt nichts mehr Außergewöhnliches sind. Jährlich vermelden Campingausrüster und die Wohnmobil-Branche neue Verkaufsrekorde. Ist die breite Masse auf den Abenteuerreise-Geschmack gekommen?
Individualreisen sind „in“. Man wird wieder als cool angesehen, wenn man im Urlaub das Abenteuer sucht anstatt im All-inclusive-Club in der eigenen Komfort Zone bleibt. Ist man früher mit dem eigenen Fahrzeug in der Weltgeschichte herumgefahren, wurde man als Spinner angesehen. Heute ist das Gegenteil der Fall. Natürlich spielen da die allgemeinen Sehnsüchte der Leute eine Rolle. „Die große Freiheit“, „ungebunden sein“ und „Abenteuer erleben“ sind Schlagwörter, die sich auch entsprechend gut verkaufen. Am Erzberg sieht man es gut: Nicht jeder unserer Besucher ist schon mal quer um den Globus gefahren. Es gibt genauso viele, denen es einfach gefällt das eigene Fahrzeug bestmöglich herzurichten. Das Schöne ist die verbindende Freude am Thema quer durch alle Reise-Ausprägungen. Abenteuer kann für jeden etwas anderes bedeuten.
Bei all der Beschäftigung mit den Themen Reisen und Offroad, kommst du noch selber regelmäßig dazu deine Reifenabdrücke in die weite Welt zu setzen?
Ein Vorteil als selbstständig Beschäftigter ist, dass ich mir jedes Jahr über Winter 3 Monate frei nehmen kann um auf Reisen zu gehen. Seit 2014 mache ich das vorrangig in West- und Südafrika. Mein Toyota Land Cruiser steht in Durban gut untergebracht und wartet darauf, dass ich dann stückchenweise das Land erkunde. Bei meinen Reisen lasse ich mich anschließend gerne treiben, ohne allzu strikte Planung.
Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Erzähl uns eine skurrile Anekdote aus deiner bisherigen Reisekarriere die dir spontan einfällt!
Hmm, das ist schwierig. Da gab es viele skurrile Situationen (lacht). Auf dem Weg in den eher wenig bekannten Dzanga-Sangha Nationalpark in der Zentralafrikanischen Republik ist uns etwas wirklich Lustiges passiert. An der kamerunischen Grenze wurden wir von den ansonsten stets freundlichen Kameruner bei der Ausreise angehalten. Man fragte uns plötzlich sehr eindringlich ob wir Waffen mit dabei hätten. Natürlich sagten wir nein, worauf die Grenzer nur ungläubig die Köpfe schüttelten und meinten, wie unverantwortlich es sei ohne ausreichende Bewaffnung in das gefährliche Nachbarland fahren zu wollen. Eine typisch afrikanische Erfahrung halt.
Lieber Stefan, vielen Dank für das Interview!
Link zum OTA Globetrotter-Rodeo 2019