Marrakesch. Vor uns schlängelt sich ein Trupp Touareg durch die Straßen. Nein, keine Berber, sondern eine Gruppe silberner Volkswagen. Alle auf dem Weg ins Atlas-Gebirge. Im Kreisverkehr macht eine Moped-Fahrerin mit Kopftuch ein halsbrecherisches Manöver, scheinbar vertraut sie der Sicherheit ihrer religiösen Kopfbedeckung mehr als einem Helm. Kurz dahinter ein Reiter auf einem Esel, der unter der Last der überladenen Körbe fast zusammenbricht.
Wir lassen Marrakesch hinter uns und fahren vorbei an Kindern, die am Straßenrand stehen. Sie spielen nicht, wie wir es von zu Hause gewohnt sind. Nein, sie springen auf und strecken der Karawane kleine geflochtene Körbchen mit Beeren entgegen. In der Hoffnung, dass einer der silbernen Wagen anhält und jemand etwas kauft. Zwischen den Bauruinen zupfen Ziegen an den kurzen Grashalmen.
Der Einbruch des Tourismus, der dem Arabischen Frühling folgte, hat dem Land arg zugesetzt. Doch für Offroad-Fahrer ist Marokko nach wie vor ein beliebtes Reiseziel. Neben der bekannten Wüste „Erg Chebbi“, in der Nähe von Erfoud, ist das Atlas-Gebirge das Highlight für Marokko-Fahrer.
Vor uns sehen wir die ersten Berge. Die Hänge sind dicht begrünt und sie scheinen gar nicht in das vermeintlich karge Land zu passen.
Fliegende Händler, Safran und Pfefferminztee
Doch bevor wir heute in den Bergen unsere erste Offroad-Passage absolvieren, wollen wir uns erstmal im Restaurant Aurocher an der P2030 (31.2651468, -7.8189172) stärken.
Als wir aus den Wagen steigen, empfängt uns bereits eine Horde fliegender Händler, die uns seit einer Weile auf ihren Mopeds gefolgt ist. „Guter Preis, guter Preis“ rufend, versperren sie uns den Weg und verweisen auf die Fossilien, Schmuck und mit Amethysten gefüllte Geoden. Ein einfaches „nein“, stachelt sie nur an. Letztlich führt nur das Ignorieren dazu, dass sie uns in Ruhe lassen.
Wir betreten die große Terrasse des Cafés und sind gleich eingenommen von dem fantastischen Blick auf die Berge. Auf dem Tisch warten bereits süßes marokkanisches Gebäck und Pfefferminztee. Daneben steht eine Schale mit lilafarbenen Blüten und ein Glas mit dünnen rote Fäden: Safran. Man erklärt uns, dass in diesem Gebiet Safran angebaut wird, das teuerste Gewürze der Welt. Es besteht aus den getrockneten Narben der Blüte einer speziellen Krokusart.
Das Gewürz ist so kostbar, weil es sehr mühselig ist, es zu gewinnen. Denn Safran kann man nur in Handarbeit ernten und ein Arbeiter schafft es höchstens 80 Gramm pro Tag zu pflücken. Da für ein Kilo Safran bis zu 200.000 Blüten benötigt werden, relativiert sich der Preis von 8 bis 14 Euro für 1 Gramm.
Erste Offroad-Einlage in Oukaimden
Nach der Pause, steigen wir wieder in unsere Fahrzeuge und biegen kurz hinter dem Restaurant rechts auf eine Schotterpiste, auf der wir bis auf 2.700 Meter fahren. Vor uns liegt das Hochplateau des Skigebiets Oukaimden, das uns mit einem Postkarten-Panorama empfängt. Der Wind wirbelt immer wieder Staub auf, aber mit 26 Grad ist es selbst in Marokko für Oktober sehr warm.
Kaum sind wir ausgestiegen, werden wir wieder von fliegenden Händlern belagert. Sind sie uns wieder gefolgt oder postiert sich immer eine Gruppe dort, wo Touristen auftauchen?
Vom Plateau aus haben wir einen wunderbaren Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Jbel Toubkal. Mit 4.167 Metern ist er der höchste Berg Marokkos. Er liegt inmitten einer zerklüfteten Landschaft bestehend aus mehreren Viertausendern.
Die ersten VW Touareg der Gruppe erklimmen bereits die Hänge. Hier soll der SUV zeigen, dass er nicht nur in der Stadt eine gute Figur macht, sondern eben auch Gelände kann.
Wer die Geländefähigkeit des Touareg mit einem Offroader vergleicht, dem wird schnell klar, dass es sich nicht um einen klassischen Geländewagen handelt. Es gibt keine Untersetzung im herkömmlichen Sinne. Das Verteilergetriebe hat ein selbstsperrendes Mitteldifferenzial, wobei das Drehmoment im Bereich zwischen 70 zu 30 und 20 zu 80 zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt werden kann. Der Böschungswinkel vorne und hinten liegt bei 28 Grad, der Rampenwinkel bei 25 Grad.
Bergauf – Bergab
Trotzdem macht der VW Touareg bei der Fahrt auf der steilen Wiese eine gute Figur. Offroad fahren mit dem Touareg ist leicht. Denn der Fahrer muss, hat er den richtigen Geländemodus ausgewählt und das Luftfahrwerk wahlweise auf 25 Millimeter oder 70 Millimeter hochgefahren, einfach nur Gas geben. Den Rest regelt der Wagen von allein. Und wenn der Druck auf das Gaspedal nicht ausreicht, dann hilft der Bergan-Fahrassistent.
Auch bergab lässt einen der Touareg nicht allein, allerdings muss der Fahrer die Geschwindigkeit des Bergab-Fahrassistenten selbst regeln und zwar mittels Gas und Bremse.
Hinten lenkt es mit
Genug gespielt. Südwestlich von Oukaimden nehmen wir eine Piste, die bei Google schon nicht mehr verzeichnet ist und die uns weiter in den Hohen Atlas hineinführt. Enge Serpentinen, in denen wir mit klassischen Geländewagen sicher ein- bis zweimal hätten zurücksetzen müssen, meistert der Touareg problemlos. Kein Wunder, denn auch die hinteren Räder lenken mit. So verringert sich der Wendekreis von 12,19 auf 11,19 Meter. Lenken die Räder unter 37 Km/h entgegengesetzt der Vorderräder, so lenken sie bei höheren Geschwindigkeiten in die gleiche Richtung. Das ermöglicht einen sicheren Spurwechsel.
Die Strecke ist so trocken, so dass uns das vorausfahrende Fahrzeug durch den aufwirbelnden Staub zeitweise die Sicht nimmt. Immer wieder bohren sich spitze Steine in unsere Reifen.
Wir geraten wir in sehr enge Passagen, in den Weilo von weglos.eu, der die Tour betreut, uns einweist. Steil geht es direkt neben uns den Berg hinunter, wer hier nicht aufpasst, stürzt gnadenlos in den Abgrund. Es gibt keine Leitplanke, die uns schützt.
Wir fahren vorbei an kleineren Dörfern, in denen Kinder vor den Häusern stehen und winken. Auch manch Ältere lässt sich zu einem zahnlosen Lächeln hinreißen, als der Trupp silberner Touareg an ihm vorbeizieht. Ob er wohl weiß, dass die Wagen nach einem nordafrikanischen Berbervolk benannt wurden?
Neben der Strecke immer wieder Kolonien von Kakteen und zwischendrin einzelne alte Bäume. Es könnten Argan-Bäume sein, die es nur in einem bestimmten Gebiet in Marokko gibt. Aus ihren Früchten werden Speise-Öl und Kosmetik-Produkte hergestellt, die vielfach auf Plakaten an den Häusern angepriesen werden.
Kleiner Offroad-Parcours im Wadi
Als der Nachmittag sich dem Ende neigt, biegen wir in ein Flussbett, ein sogenanntes Wadi ein, hier wollen wir einen kleinen Geländeparcours fahren. Neben der Flussdurchfahrt, die der VW Touareg mit einer Wattiefe von 550 Millimetern problemlos meistert, gibt es eine Verschränkungspassage und eine Schrägfahrt. Die Wasserdurchfahrten sind heute ein beliebtes Fotomotiv. Immer wieder preschen die Fahrer durch den Fluss, am liebsten längs und so schnell, dass die Fontänen links und rechts des Wagens in die Luft spritzen. Schließlich soll es auf dem Foto gut aussehen.
Etwas mehr Einfühlungsvermögen verlangt die Schrägfahrt. Beim Schrägfahren kann der Fahrer auf den Instrumenten ablesen, ob er sich nur gefühlt sehr nah an der Kippgrenze befindet oder ob er tatsächlich besser den Hang hinab fährt.
Nach einigen Runden durch das Wadi, endet unsere Tour und es geht zurück zum Hotel. Alles in allem eine tolle Strecke und Marokko ist auf jeden Fall ein Land, dass ich gerne noch einmal mit dem eigenen Offroader besuchen möchte.
Der VW Touareg überzeugt zweifelsfrei auf der Straße, denn durch die zahlreichen Assistenzsysteme macht er das Autofahren deutlich sicherer. Aber er hat auch bewiesen, dass er dem Offroad-Fahren nicht abgeneigt ist. Wie viele Touareg-Besitzer mit ihrem SUV tatsächlich ins Gelände fahren, ist bei einem Preis von 57.975 Euro dennoch fraglich. Aber die Tour hat gezeigt, dass sie könnten, wenn sie wollten.
VW Touareg 2018
Den VW Touareg gibt es als V6 TDI mit 170 kW und als V6 TDI mit 210 kW. Beide haben serienmäßig ein 8-Gang-Automatik-Getriebe mit permanentem 4MOTION Allrad-Antrieb. Der VW Touareg mit 210 kW hat mit 286 PS ein maximales Drehmoment von 600 Nm.
Der Verbrauch liegt laut Angaben von Volkswagen bei 6,6 Litern auf 100 Kilometer. Beide Motoren entsprechen der Abgasnorm EU6 AG und in den nächsten zwei Jahren wird es den VW Touareg auch als Plugin-Hybrid geben.
Das Offroad-Paket des VW Touareg
In der Basis-Ausstattung des VW Touareg sind verschiedene Straßen- und ein Offroad-Profil wählbar. Wer das Offroad-Paket dazu nimmt, kann zwischen Sand, Schotter und Expert wählen, im Expert-Modus können die einzelnen Parameter individuell gesteuert werden. Im Offroad-Paket ist außerdem ein 90-Liter-Tank, ein Unterbodenschutz, ein Kühlerschutz und ein Unterfahrschutz enthalten.
Zudem werden einige sinnvolle Module gegen Aufpreis angeboten, zum Beispiel die LED-Matrix-Scheinwerfer, die interaktiv das Fern- und Abblendlicht mit Hilfe einer Kamera steuern. Oder die Nachtsichtunterstützung mit Wärmebild-Erkennung für Menschen und Tiere. Mit dem Kreuzungsassistent warnt der Touareg den Fahrer, wenn etwas von der Seite kommt. Besonders nützlich, für alle, die Anhänger ziehen, ist der Trailer Assist, ein automatisches Rangiersystem. Mehr Infos zum VW Touareg gibt es auf der Volkswagen Webseite.
Infos zum Offroad-Fahren in Marokko:
Mit dem eigenen Offroader kommst du am schnellsten mit der Fähre nach Marokko. Beliebte Routen sind z.B. Genua in Italien nach Tanger in Marokko. Die Fahrt dauert gut zwei Tage. Wer von Spanien aus die Fähre von Tarifa nimmt, ist in einer guten halben Stunde auf dem afrikanischen Kontinent.
Vermeide es, nachts zu fahren. So manches Fahrzeug ist nicht beleuchtet und auch an den Eseln sind seltenst Rücklichter zu finden.
Auch beim Sprit solltest du vorsichtig sein, besuche wenn möglich Markentankstellen. Denn die kleinen Tankstellen mit den vielen bunten Spritkanistern sehen nicht nur abenteuerlich aus, wenn du dort tankst, wirst du danach vermutlich eine noch abenteuerlichere Werkstatt besuchen müssen.
Falls du mehr Tipps zum Reisen in Marokko suchst, dann haben wir hier noch ein paar Reisetipps für Marokko für dich. Oder schau bei Herman unterwegs vorbei: Mit dem Wohnmobil nach Marokko – Alle wichtigen Reisetipps
Tolle Offroad-Strecken gibt es übrigens Offroad-Reiseführer Marokko der Pistenkuh.