11 Tage war Bernd mit seinen Freunden mit drei Defendern zu Korsikas Klettergebieten unterwegs. Ausgerüstet mit dem MDMOT Offroad-Straßentourenbuch Korsika und einem Kletterführer ging es quer über die Insel. Eine Tour mit viel Abenteuer, tollen Aussichten und grandiosen Fotos.
Die Planung der Reise war kurz und schmerzlos. Wir saßen einen Abend lang zusammen, um die Fährpläne von mobylines zu studieren. Noch in der selben Woche buchten wir die Fähre. Was wir wann auf Korsika machen wollten, hatten wir nicht im Einzelnen geplant. Wohl aber haben wir uns über Campingplätze, Offroad-Strecken, Klettersteige und Kletterfelsen informiert.
Hierzu hatten wir die folgenden Informationensquellen:
- Offroad-Strecken: MDMOT Korsika Offroadstrecken
- Kletterführer: „Falaises de Corse” Ausgabe 2015
- Verschiedenes Kartenmaterial: Übersichtskarten Korsika und Wanderkarten
- Liste von Klettersteigen
Von Genua sollte es zunächst nach Bastia gehen und 10 Tage später von Bastia nach Livorno.
Im September machten wir uns dann mit zwei Defendern auf den Weg Richtung Genua. Der dritte Wagen sollte kurz vor Genua dazu stoßen, da unsere Freunde, Dome und Iris, das Wochenende bereits in den Dolomiten verbracht hatten.
Die Anreise zu Korsikas Klettergebieten
Die Strecke vom Bodensee über den San-Bernadino nach Italien verlief ohne Zwischenfälle. Kurz vor Genua trafen wir auf unsere Freunde und fuhren gemeinsam die kurvige Abfahrt nach Genua herunter. Aber Genua machte es uns nicht so leicht, trotz Navigation haben wir mehrfach verfahren und erst auf Nachfrage den Weg gefunden.
Der erste Tag – Klettern und Désert des Agriates
Nachts fuhren wir mit der Fähre nach Bastia. Die Überfahrt war ruhig. Nach dem Tanken und dem Organisieren von frischen Baguettes fuhren wir auf direktem Weg Richtung St. Florent.
Nach 20 Minuten Fahrt machten wir in den Bergen über Bastia Halt und frühstückten. Danach wollten wir klettern. Die geplante Kletterstelle war jedoch näher als gedacht und bereits nach zwei Minuten waren wir bereits auf dem Parkplatz des Kletterfelsens.
Nach dem Frühsport fuhren wir die Straße weiter zur Désert des Agriates. Dort sollte es laut Offroad-Führer eine schöne Piste und einen Camping-Platz geben, der ausschließlich über diese Piste erreichbar ist.
Die Fahrt durch die karge Halbwüste war spannend. Großen Spaß machte auch das Spielen neben der Piste, was uns direkt am ersten Tag einen sandigen Reparaturaufenthalt bescherte. Es schien, als ob ich mir, bei einer fahrerischen Meisterleistung, das Salisbury Differential zerstört hatte. Also Kardanwelle raus, Steckachsen raus und mit 2-Rad-Antrieb weiter bis zum Campingplatz. Der Campingplatz am Meer war voll mit Allrad-Fahrzeugen und ein paar schmerzfreien Bullis.
Offroad – nur nicht für mich
Nach dem für mich bereits aufregenden ersten Tag, ging es am nächsten Tag genauso weiter. Ein Motorradfahrer brachte mir meine Bremstrommel, die ich nach meiner Schrauber-Aktion wohl verloren hatte. Wir bedankten uns mit einem reichhaltigen Frühstück und fuhren los.
Nach der Piste fuhren wir kurz Richtung Westen, bevor wir in die Berge abbogen, in denen die Offroad-Strecke „Starke Stücke“ lag. Dank des fehlenden Allrads konnte ich nur das erste Stück fahren. Dann entschieden wir, dass ich die Strecke besser umfahre und wir uns am Ende der Piste treffen. Auf dieser Offroad-Strecke gibt es übrigens schöne, ruhige Rastplätze mit fantastischem Ausblick bis nach L’Île-Rousse.
Die Bade/Kletterbucht
Am dritten Tag standen Strand und Klettern auf dem Programm. Auf L’Île-Rousse gibt es einen Kletterfelsen direkt am Meer. In der kleinen Badebucht (N 42° 38.652′ E 8° 56.017′) nahe des Parkplatzes (N 42° 38.585′ E 8° 56.119′) machten wir es uns gemütlich und kletterten später an den nicht sehr hohen, aber tollen Felswänden. Nach Sport, Entspannung und einem Crêpe fuhren wir wieder in die Berge nach Bonifatu (N 42° 26.574′ E 8° 51.290′). Dort gibt es einen Wanderparkplatz mit Restaurant, ein paar Bungalows und Sanitäranlagen. Auf Nachfrage konnten wir auf dem Wanderparkplatz übernachten. Nur für die Duschen mussten wir ein kleines Trinkgeld bezahlen.
Wandern und Küstenstraßen
Bei Bonifatu gibt es einen Zugang zum GR20, ein 170 km langer Weitwanderweg der Korsika durchzieht. Mein Traum ist es, auf dem einmal zu wandern. Vom Wanderparkplatz aus machten wir eine Rundwanderung und brachen nachmittags Richtung Süden auf.
Doch kurz nach dem Start mussten wir anhalten und die Radlager-Muttern bei einem der Defender nachziehen. Durch das viele Pistenfahren hatten sie sich wohl gelockert. Nach kurzem Schrauben ging es weiter nach Süden.
Ursprünglich hatten wir für diesen Tag geplant die „Flusspiste“ aus dem Offroad-Führer zu fahren. Es sollte nicht besonders weit sein, doch für die ersten 122km der Strecke brauchten wir mit kurzen Pausen (Aussicht, Wasserquelle, Einkaufen) über drei Stunden. Kurz vor der Dämmerung waren wir immer noch nicht am Ziel. Die Küstenstraßen zogen sich in die Länge, deshalb suchten wir uns in Vico einen Campingplatz. Dort mussten wir dann noch ein drittes Radlager nachziehen.
Wie auch an den Abenden zuvor gab es wieder Essen aus der Muurikka.Die Muurikka ist eine finnische Grillpfanne aus Gusseisen, mit der man Pfannengerichte direkt über dem offenen Feuer zubereiten kann. Sie ist das perfekte Kochgerät für Reisegruppen. Da man auf Korsika mit Feuer sehr vorsichtig sein muss, haben wir jedesmal eine Feuerschale verwendet und falls notwendig einen Windschutz um die Muurikka aufgebaut.
An diesem Abend gab es eine Muurikka mit Reis, Mango, Ananas und Hühnchenfleisch. Alternativ kann man in der Muurikka auch Pfannkuchen machen, Maultaschen mit Gemüse oder eine Fleischpfanne. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Flusspiste und die Via Ferrata Tolla
Am nächsten Tag fuhren endlich die „Flusspiste“. Die Piste war allerdings wenig spektakulär, allerdings gab es eine Furt. Neben der Furt war ein schöner Platz, auf dem wir unser Mittagessen einnahmen. Nach dem Snack fuhren wir zum Tolla-Staudamm (N 41° 57.820′ E 8° 57.872′). Die freundliche Dame der Park-Verwaltung erlaubte uns auf dem Wanderparkplatz zu übernachten. Obwohl Camping dort nicht erlaubt war, drückte sie ein Auge zu, da im Auto schlafen eigentlich kein Camping sei.
Doch vorher machten wir uns noch auf den Weg zum Klettersteig. Ich kann den Klettersteig nur empfehlen, da er sich in der Schwierigkeit langsam steigert. Der Klettersteig bietet während der kompletten Zeit einen tollen Ausblick auf den Stausee, die Staumauer und die Schlucht. Ohne Führung kostet das Begehen des Klettersteigs mit eigenem Material 5€, mit Ausleihen des Materials um die 13€. Mit Führung kommt man allerdings schnell auf 35€ bis 58€ pro Person, je nach Anbieter.
Klettern und Camping im Restonica Tal
Den nächsten Vormittag verbrachten wir wieder mit Klettern. Vom selben Wanderparkplatz konnten wir innerhalb von 5 Minuten einen fantastischen Kletterfelsen erreichen, der sich auf der Rückwand der Felsformation des Klettersteigs befindet. Ausgepowert sind wir im Anschluss ins Restonica-Tal gefahren. Der Tuani Campingplatz war bereits voll. Mit etwas Kreativität fanden wir dennoch einen Platz. Zwei Tage wollten wir dort bleiben.
Wir spannten die Slackline, bauten die Muurikka auf und entspannten uns während des Kochens. Perfekt, wäre nicht der Fuchs gewesen. Ein äußerst dreistes Exemplar versuchte direkt neben uns Essen zu stehlen. Fast wäre ihm unser Hühnchen-Teller zum Opfer gefallen, hätte Dome nicht blitzschnell reagiert.
2-Seen-Wanderung
Nach unserem Aufenthalt stand wieder Wandern auf dem Programm. Am Ende des Restonica-Tals gibt es einen Aufstieg zu zwei schönen Seen, dem Lac de Melo und dem Lac de Capitello. Der Wanderparkplatz (N 42° 13.728′ E 9° 1.826′) kostet allerdings Gebühren, deshalb fuhren wir nur mit einem Defender dorthin.
Der Wanderweg bis zum Lac de Melo wird stetig steiler und endet an einer Felswand mit steilen Eisenleitern. Die anderen machten es sich dort gemütlich, während ich alleine zum Lac de Capitello aufstieg. Die Tour dorthin war anspruchsvoll, aber wunderschön. Der Ausblick von oben war die Mühe wert.
Klettern und Strandbesuch
Da wir von anderen Kletterern einen Tipp bekommen hatten, allerdings nicht alle klettern wollten oder konnten, teilten wir uns auf. Die Parkbucht zum Felsen lag sehr versteckt und wir hätten sie ohne den Kletterführer nie gefunden. Der Zustieg war steil, aber wir wurden mit einem Klasse Felsen belohnt. Hier konnte ich meinen persönlichen Erfolg verbuchen und eine Kletterroute der Schwierigkeit 5c vorklettern.
Wir verbrachten den halben Tag am Felsen, bevor wir uns alle gemeinsam auf den Weg Richtung Strand machten. Eine befreundete Familie, die gerade in Elternzeit war, hatte in der Nähe von Cervione bereits ihr Lager aufgeschlagen.
Da Thomas, mein Beifahrer, am nächsten Tag zum Flughafen musste und der Flughafen von Cervione nicht weit entfernt ist, beschlossen wir 2 Tage dort zu bleiben. In Cervione wollten Thomas und ich auch die anderen wieder treffen. Wir übernachteten auf dem Campingplatz Calamar (N 42° 19.310′ E 9° 32.711′) direkt am Strand. Der Campingplatz war sehr schön und hatte saubere Duschen und Toiletten und war dazu recht günstig.
Rumbummeln
Am nächsten Morgen wurde ich schon früh von der aufgehenden Sonne im Hubdach geweckt und setze mich mit Kindle, Kamera und Decke an den Strand. Einen Sonnenaufgang und ein Schoko-Croissant-Frühstück später fuhr ich Thomas nach Bastia zum Flughafen. Den Nachmittag verbrachte ich mit den anderen in einem kleinen Touristendorf. Den Tag ließen wir mit Drachenfliegen am Strand ausklingen.
Klettersteig von Chisa und die Klostertour
Der nächste Tag startete mit einem Pfannkuchen-Frühstück, um uns für den Klettersteig von Chisa zu stärken. Auf dem Weg dorthin hatte einer der beiden Defender Tdis Überhitzungsprobleme. Wir entlüfteten den Kühler und versuchten zu herauszufinden, woher die Probleme kamen.
Im Verdacht stand das Thermostat. Da ich starke Gelenkschmerzen hatte, blieb ich mit einem zweiten Invaliden bei den Wagen, während der Rest der Gruppe den Klettersteig machte.
Für den Nachmittag hatten wir uns noch die „Klosterpiste“ aus dem Offroad-Führer vorgenommen, welche südlich von Canella startete. Mitten auf der Tour kam es erneut zu Überhitzungsproblemen, daher beschlossen wir zu rasten, den Motor abkühlen zu lassen und den Kühler erneut zu entlüften.
Der letzte Tag auf der Insel
Am letzten Tag auf der Insel fuhren wir die „Klosterpiste“ zu Ende und traten den Heimweg Richtung Norden an. Auf dem Weg konnten wir noch eine Wanderung mitnehmen – die „Gumpen-Wanderung“. Der Parkplatz ist bei den Koordinaten N 41° 49.209′ E 9° 15.655′. Der Einstieg für diese Wanderung ist bei den Koordinaten 41.820146, 9.260917. Die Wanderung führt, nach dem Einstieg an der Brücke, an einem Canyon nach oben, welchen man per Canyoning wohl auch abwärts begehen kann. Die Tour ist nur bis zu den ersten Gumpen für Kinder geeignet.
Die Überhitzungsprobleme verfolgten uns und wir mussten mehrfach anhalten. Zu guter Letzt bauten wir den Thermostat einfach aus, was anfangs für Ruhe sorgte. Nach dem Abendessen suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen, nicht weit außerhalb von Bastia, um morgens nicht weit zum Hafen fahren zu müssen.
Abreise
In aller Frühe machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Fähre, die uns von Bastia nach Livorno bringen sollte. Die Fährfahrt verlief wieder sehr ruhig. In Livorno angekommen statteten wir Pisa noch einen Besuch ab, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Como machten.
Am Folgetag fuhren wir noch die restliche Strecke von Como über den San Bernadino nach Hause an den schönen Bodensee. An beiden Heimreisetagen hatten wir weiterhin mit Überhitzungsproblemen zu kämpfen. Nach dem Urlaub stellte sich heraus, dass die Zylinderkopfdichtung undicht war und ersetzt werden musste.
Wie geplant, haben wir unseren Urlaub nicht ausschließlich im Auto verbracht, sondern konnten von der Natur Korsikas viel durch Klettern, Klettersteige und Wandern mitnehmen. Das nächste Mal sind Korsikas Berggipfel dran.
Über den Autor: Bernd ist ein Offroad-Reise-Neuling mit (Outdoor)-Reiseerfahrung vom Bodensee. Er bloggt auf bodensee-overlander.de