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Umweltzonen und Fahrverbote in Europa

Routenplanung: Umweltzonen und Fahrverbote in Europa

So klappt es mit der Stadtbesichtigung

In vielen Ländern und Regionen Europas bestehen inzwischen Umweltzonen und Fahrverbote insbesondere für ältere Fahrzeuge. Das betrifft natürlich auch uns Offroadreisende. Dies etwa auf der Anreise ins Zielgebiet für die Offroadtour oder bei einer Stadtbesichtigung. Über den Sinn solcher Regelungen möchten wir hier nicht diskutieren, sondern euch die Regelungen in beliebten Reiseländern exemplarisch vorstellen und zeigen wie ihr sie bei der Routenplanung berücksichtigen könnt. Hier kommt unsere Übersicht der Umweltzonen und Fahrverbote in Europa.

Meist geht es bei den Umweltzonen und Fahrverboten um ältere Fahrzeuge und Diesel. Also genau das, womit Offroader und Offroadreisende häufig unterwegs sind. In Deutschland haben wir das Konzept der Umweltzonen in urbanen Räumen. Zur Reduzierung der Feinstaubbelastung wurden hier in den letzten Jahren zahlreiche Umweltzonen eingerichtet.  Diese dürfen nur von Fahrzeugen befahren werden, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Mittlerweile sind es rund 50 Umweltzonen. Diese sind bis auf eine Ausnahme – nämlich die Umweltzone Neu-Ulm – nur noch mit grüner Plakette zu befahren (in der Umweltzone Neu-Ulm reicht noch die gelbe Umweltplakette, Stand April 2023). Eine genaue Übersicht findet ihr beim Umweltbundesamt.

Die zum Befahren nötige Feinstaubplakette gibt es in drei Farben – Rot, Gelb und Grün. Die Erteilung richtet sich wie schon erwähnt nach dem Abgasstandard eures Fahrzeuges. Die Plakette ist unbegrenzt gültig, zu erneuern ist sie nur bei Ummeldung des Fahrzeuges auf ein neues Kennzeichen oder wenn das auf der Plakette vermerkte Kennzeichen nicht mehr lesbar ist (was gar nicht so selten vorkommt). Ihr bekommt die Plaketten beispielsweise bei Prüforganisationen oder Zulassungsstellen.

Und wie sieht es nun in beliebten Offroadreiseländern aus? Starten wir den Überblick der Umweltzonen und Fahrverbote in Europa bei unserem Nachbarn Frankreich.

Die Crit’Air-Plakette in Frankeich

Frankreich ist ein beliebtes Offroadreiseland. Alpen, Pyrenäen, Korsika um nur einige Ziele zu nennen. Und Frankreich hat einige Umweltzonen und Durchfahrtsregelungen, die ihr bei der Routenplanung berücksichtigen solltet.

Das Konzept ähnelt dem in Deutschland. In zahlreichen Städten und Ballungsräumen sind Umweltzonen eingerichtet. Das Befahren ist nur Fahrzeugen erlaubt, die bestimmte Abgaswerte einhalten. Zum Befahren sind ebenfalls bunte Aufkleber notwendig, die sogenannte Crit’Air-Plakette. Mit dem Unterschied, dass es in Frankreich nicht drei verschiedene Kategorien bzw. Farben gibt, sondern sechs! Welche Plakette ihr für euer Fahrzeug bekommt hängt von Emissionsklasse bzw. Antriebsart und Baujahr ab. Ihr bekommt die Plakette direkt auf der Seite des französischen Umweltministeriums. Dort gibt es auch einen Simulator, wo ihr ausprobieren könnt, welche Plakette ihr für euer Fahrzeug erhalten würdet. Die Crit’Air-Plakette kostet 4,61 Euro inkl. Porto für nicht in Frankreich zugelassene Fahrzeuge (Stand April 2023). Achtung, hier sind auch einige Vermittler unterwegs, die deutlich höhere Preise verlangen, also aufgepasst beim Kauf der Plakette!

Welches Fahrzeug zu welcher Zeit die jeweilige Umweltzone befahren darf regeln die Kommunen. Hinzu kommen Zonen mit temporären Fahrverboten bei hoher Luftbelastung. Es ist also etwas komplizierter als in Deutschland und ihr müsst euch individuell für eure Route erkundigen. Eine Übersichtskarte der Umweltzonen in Frankreich findet ihr auf der Seite des Straßeninformationsdienstes. Eine flächendeckende Ausnahme für Oldtimer – wie wir sie aus Deutschland kennen – gibt es in Frankreich übrigens nicht.

Umweltzonen und Fahrverbote in Europa
Offroadtrip in die Alpen und noch ein paar Abstecher? Dann aufgepasst, denn in Frankreich gibt es zahlreiche Umweltzonen!

Städtische Umweltzonen in Spanien

Spanien hat einige, wenige Umweltzonen. So ist die Fahrt in die Zone der Hauptstadt Madrid bestimmten Fahrzeugen zu bestimmten Zeiten untersagt. Weitere Umweltzonen bzw. innerstädtische Fahrverbote haben die Städte Valencia und Sevilla sowie Barcelona mit Umland. Es gibt ebenso temporäre Verbote je nach Luftverschmutzungsgrad ähnlich wie in Frankreich.

Wer freie Fahrt hat, benötigt auch hier eine Umweltplakette. Diese Distintivo-Ambiental genannte Plakette könnt ihr vor Ort bei Postämtern und Autowerkstätten kaufen. Die Plakette gibt es in vier verschiedenen Kategorien, je nach Emissionsklasse eures Fahrzeuges, und – ihr ahnt es schon – vier verschiedenen Farben. Teilweise ist auch eine (zusätzliche) Registrierung für nicht in Spanien zugelassene Fahrzeuge erforderlich. Insgesamt ist das Thema Umweltzonen in Spanien recht unübersichtlich. Einige Informationen gibt es auf der Seite der Verkehrsbehörde.

Möchtet ihr euch mit eurem älteren Offroader eine der tollen Städte anschauen, dann sucht ihr euch am besten einen Übernachteplätze außerhalb und fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Taxi in die Stadt. Valencia hat zum Beispiel einen Campingplatz außerhalb der Stadt, welcher sogar einen Metroanschluss hat. Sehr praktisch. Hilfreich beim Finden solcher Plätze sind Apps wie beispielsweise iOverlander.

Umweltzonen und Fahrverbote in Europa
Planen einer Stadtbesichtigung: auch in den schönen Städten Spaniens findet ihr Umweltzonen vor.

Niederlande

Auch unsere niederländischen Nachbarn kennen die Umweltzone. Diese findet ihr dort in mehreren Städten. Erkennbar sind sie an der Ausschilderung. Die Umweltzonen in den Städten dürfen nur von dieselbetrieben PKW und Wohnmobilen mit mindesten Euro Norm 4 befahren werden. Weitere Umweltzonen sind derzeit nur für LKW über 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht relevant. Die Regelungen sollen jedoch verschärft werden.  Eine Plakette gibt es in den Niederlanden nicht. Die Fahrverbote sind mittels Kennzeichenerfassung überwacht.

Low Emission Zones in Belgien

Die sogenannten Low Emission Zones in Belgien befinden sich in Antwerpen, Brüssel und Gent. Für die Befahrung kommen nur Fahrzeuge in Frage die eine bestimmte Emissionsklasse erfüllen. Für Brüssel besteht das Fahrverbot derzeit für Fahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 0 und Euro 1 sowie für Dieselfahrzeuge zusätzlich mit den Schadstoffnormen Euro 2 und 3.  Für die anderen beiden Städte sogar bis inklusive der Euro Norm 4! Teilweise ist die Fahrt gegen eine Gebühr trotzdem möglich. Eine Vorabregistrierung ist erforderlich.  Die Überwachung erfolgt ebenfalls per Verkehrskameras. Welche Fahrzeugklassen im Detail betroffen sind und weitere Informationen sowie die Registrierung findet ihr auf den Webseiten der jeweiligen Stadt: Antwerpen, Brüssel und Gent.

Zona Traffico Limitato und City-Maut in Italien

Die nächste Tour soll in die italienischen Alpen führen und es dürfen noch ein paar Abstecher dabei sein? Dann aufgepasst. Denn in zahlreichen Städten Italiens stoßt ihr auf eine Zona Traffico Limitato, auch ZTL abgekürzt. Dies ist eine absolute Fahrverbotszone für Kraftfahrzeuge in den Innenstädten. Ihr erkennt sie an der Beschilderung. Das Befahren ist nur mit einer Ausnahmegenehmigung zulässig, exemplarisch für mögliche Ausnahmen sind Lieferdienste.

Hinzukommen die Umweltzonen in Bologna, Mailand und Palermo. Hier gibt es eine City-Maut Reglung bei der einigen Fahrzeuge je nach Emissionsklasse ausgeschlossen sind und ihr gegebenenfalls vor Einfahrt ein Ticket erwerben müsst. Die Regelungen sind zudem teilweise noch datums- und uhrzeitabhängig.

Im Norden Italiens gibt es zudem verschieden ausgestaltete Fahrverbote, z.B. in Südtirol, dem Piemont und der Lombardei. Bei Smogalarm können weitere Fahrverbote erlassen werden.

Ihr seht schon, die Regelungen sind sehr kompliziert und unterschiedlich, sodass wir sie hier nicht alle aufführen können. Am besten vor Ort schlau machen und unbedingt auf die Ausschilderung achten. In den Städten am besten außerhalb parken und mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Stadterkundung gehen.

Portugal und die Umweltzonen in Lissabon

Ihr möchtet einmal die Stadt Lissabon anschauen auf eurem Portugaltrip? Dann solltet ihr wissen, dass hier gleich zwei Umweltzone in Form von Fahrverboten eingerichtet sind. Die Fahrverbote gelten in der Zeit von Montag bis Samstag jeweils von 7 Uhr in der Früh bis 21 Uhr abends und zwar für PKW, Wohnmobile (M1), Busse (M2, M3), Transporter (N1) sowie LKW (N2, N3). In der enger gefassten, strengeren Zone gilt ein Fahrverbot für Diesel und benzinbetriebene Fahrzeuge der Euro Normen 0 und 1 und in der äußeren Umweltzone für die Euro Normen 0, 1 und 2.

Einfacher ist es häufig den Offroader außerhalb abzustellen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stadtbummel aufzubrechen.

Umweltzonen und City-Maut in Schweden

Schweden hat ein City-Maut Konzept. Die Entrichtung der Mautgebühren erfolgt einfach im Nachhinein (Videoüberwachung und Rechnungstellung). In Stockholm besteht zudem eine Umweltzone, die nur mit Euro 6 Fahrzeugen befahren werden darf. In vielen weiteren Städten sind Umweltzonen eingerichtet, die jedoch nur Busse und LKW mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen betreffen,

Die Miljoezoner in Dänemark

In Dänemark haben einige Städte eine Umweltzone, darunter beispielsweise Kopenhagen. Erfüllt euer Fahrzeug die Voraussetzungen für das Befahren dieser Gebiete, so ist eine Vorabregistrierung erforderlich. Die Überwachung erfolgt per Kameras. Eine gute Übersicht der Regelungen findet ihr auf der Miljoezoner-Webseite der betroffenen  Kommunen.

City-Maut Konzept in Norwegen

Norwegen verfolgt ebenfalls ein City-Maut Konzept für verschiedene Städte. Die Höhe der zu zahlenden Maut ist abhängig von Tageszeit und Antriebsart (z.B. Diesel, Benzin, Elektro). Mehr zum Mautsystem in unserem Artikel dazu. Hinzukommen temporäre Fahrverbote bei Smog-Alarm in den Städten Oslo und Bergen. In Oslo dürft ihr dann nicht mehr mit Dieselfahrzeugen in die Stadt, in Bergen gibt es eine tageweise Regelung zum Fahren mit gerade und ungeraden Kennzeichen.

Unterschiedlichste Regelungen der Umweltzonen und Fahrverbote in Europa: die Höhe der City-Maut in Bergen ist abhängig von der Tageszeit und Antriebsart des Fahrzeuges.

UK mit den Umweltzonen in London und weiteren Städten

London hat ein mehr oder weniger komplexes System einer Citymaut mit verschiedenen Zonen und Fahrverboten. Teilweise ist das entrichten einer City-Maut erforderlich. Zudem besteht eine Registrierungspflicht.

Details findet ihr hier:

Zero Emission Streets

Ultra Low Emission Zone

Low Emission Zone

Darüber hinaus gibt es Clear Air Zones, beispielsweise in den bei Touristen beliebten wie Bath oder Bristol. Hier ist ggf. eine Registrierung erforderlich und eine Gebühr zu entrichten.

Weitere Zonen mit einer City-Maut gibt es auch noch, z.B. in Durham.

Puh, ganz schön kompliziert, oder?

Ihr seht schon: DIE Umweltzone gibt es nicht. Die Regelungen der Umweltzonen und Fahrverbote in Europa reichen von Zonen mit Plakettenpflicht, über erforderliche Vorabregistrierungen, City-Maut-Regelungen bis hin zu Fahrverboten mit unterschiedlicher Ausschilderung und Überwachung. Zudem kommt es immer wieder zu Änderungen und Ergänzungen, sodass teilweise nicht mal Bewohner vor Ort exakt wissen, wie die Umweltzone im jeweiligen Land gerade ausgestaltet ist.

Dies ist ein exemplarischer Überblick ausgewählter Umweltzonen und Fahrverbote in Europa. Wichtig ist es, dass ihr euch vor Abfahrt soweit möglich auf den aktuellen Stand bringt, unterwegs so gut es geht informiert und unbedingt auf die Ausschilderung achtet. Es gibt übrigens auch Projekte, die es zum Ziel haben, die Plaketten einzelner Länder gegenseitig anzuerkennen. Das kann eine Vereinfachung in der Zukunft sein. Achtet beim Kauf von notwendigen Plaketten insbesondere im Internet darauf, diese über die jeweils offizielle Seite zu beziehen um nicht z.B. zu viel Geld zu bezahlen.

Umweltzonen und Fahrverbote in Europa
Notwendige Umweltplaketten bezieht ihr am besten über die offiziellen Seiten und Verkaufsstellen.

Die Umweltzonen und Fahrverbote in Europa solltet ihr auch bei eurer Routenplanung berücksichtigen. Gegebenenfalls Umfahrungen und etwas mehr Zeitbedarf einplanen. Außerhalb der Städte und weit weg von den Autobahnen fühlen sich unsere Offroader ohnehin wohler. Möchtet ihr eine Stadtbesichtigung in eure Route einbauen, dann bietet es sich an, dass ihr euch außerhalb der Stadt einen guten Stellplatz sucht und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Taxi auf Stadtbesichtigung geht. Beim Finden solcher Stellplätze helfen wie schon erwähnt nützliche Apps oder Tipps von anderen Reisenden.

Mehr zum Thema Mautsysteme und Vignetten findet ihr in unserem Überblick zur Maut in Europa und viele weitere Reisetipps auf unserer Themenseite zur Reisevorbereitung.

© Fotos: Björn Eldracher