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Sankt Petersburg – Entlang der Ostsee in das Venedig des Nordens

Weltberühmte Kunstwerke in der Eremitage, malerische Kirchen und prunkvolle Kathedralen, wunderschöne Parks und architektonisch herausragende Bauten und Schlösser und nicht zuletzt ein Nachbau des sagenumwobenen Bernsteinzimmers. Vieles hält Sankt Petersburg, einst Leningrad, sowie die Umgebung für Besucher bereit und laden für ein paar Tage zum Verweilen und Entdecken ein.

Warum also nicht mal wieder nach Russland reisen und das Venedig des Nordens, wie Sankt Petersburg aufgrund seiner vielen Kanäle und Inselchen auch gerne genannt wird, anschauen. Die grobe Route ist schnell geplant, dieses Mal soll es durch Polen und das Baltikum gehen.

Durch Polen uns das Baltikum nach Russland

Es ist wieder einer dieser heißen Sommertage. So spulen wir den Weg durch Deutschland bis zur Grenze zügig ab und suchen uns ein nettes Plätzchen für die erste Übernachtung auf dieser Tour. Wenige Tage später erreichen wir auch schon die Masuren. Die Ruhe und Natur der Seenplatte kommen wie gerufen. So verbringen wir die Tage mit Paddeln, Lesen, Spaziergängen entlang des Ufers, Faulenzen und bei gutem polnischem Essen. Das ein oder andere Piwo gehört natürlich auch dazu. Es ist die Zeit der Fußball EM und es ist ein großer Spaß die Spiele gemeinsam mit den anderen Gästen des kleinen Campingplatzes zu schauen. Die Sprachbarriere spielt keine Rolle – Fußball verbindet eben die Völker.

Ein paar Tage später zieht es uns weiter und es geht auf kleine Sträßchen und wunderschönen Alleen in Richtung Baltikum.

Wie in vielen Ländern Osteuropas gibt es auch hier auffallend viele Störche.

Im Baltikum gibt es für den Reisenden viel zu entdecken

Das Baltikum umfasst die Staaten Litauen, Lettland und Estland welche 1918 mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk entstanden. Die Region hat eine bewegte Geschichte und so zeugen beispielsweise zahlreiche Burgen aus dem Mittelalter von der Vergangenheit. Auch heute hat das Baltikum seinen Besuchern viel zu bieten.

Litauen war schon im Mittelalter für seine undurchdringlichen Wälder bekannt und rund ein Drittel des Landes ist immer noch von dichten Wäldern bedeckt. Natur pur und hier und da lässt sich auch eine Schotterstraße unter die Stollen nehmen.

Hier und da lässt sich auch eine Schotterstraße unter die Stollen nehmen.

Auf dem weiteren Weg lädt die auf einer kleinen Insel gelegene Wasserburg Trakai zu einem Stopp und Rundgang ein. Gemütlich schlendern wir über die Brücke und schauen uns das einmal genauer an. Die Burg wurde bereits im 14. Jahrhundert erbaut und ist aufgrund der umfangreichen Renovierungsmaßnahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in gutem Zustand. So ist das Bauwerk heute eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Litauens und Museum zugleich.

Die Trakai Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist einen Stopp wert.

Weiter in nordöstlicher Richtung, das Reiseziel Sankt Petersburg im Blick

Wir bewegen uns weiter in nordöstlicher Richtung, Sankt Petersburg entgegen. Über kleine Schotterstraßen erreichen wir das nächste Land auf dieser Reise, Lettland.

Lettland, gelegen zwischen Ostsee, Litauen, Estland, Weißrussland und Russland hat dem Reisenden enorm viel zu bieten. Seien es die quirlige und kulturell sowie historisch interessante Hauptstadt Riga, die langen Sandstrände an der Ostsee oder die zahlreichen Naturschutzgebiete und Nationalparks mit einer reichen Tierwelt. Sogar der Braunbär ist hier wieder heimisch geworden. Und das alles auf kleinem Raum.

Entspannung und Natur pur im Baltikum.

Da Lettland auf dieser Reise nicht unser Hauptreiseziel ist, suchen wir uns in der Landkarte dieses Mal weitab von Sehenswürdigkeiten und Trubel lieber ein paar kleine Straßen für die Weiterfahrt heraus und erreichen gegen Abend einen schönen Campingplatz an einem See.

Tolle Abendstimmung am See.

Bevor es nach Russland und zu unserem eigentlichen Reiseziel Sankt Petersburg geht, darf trotzdem ein bisschen Kultur und Geschichte nicht fehlen. Ganz im Osten, nicht unweit der Grenze zu Russland und am Ludza See gelegen sind die Überreste der gleichnamigen Burg zu finden. Der deutsche Orden errichtete im 14. Jahrhundert hier eine Burganlage, die als Vorposten diente. Im 17. Jahrhundert endgültig zerstört, sind heute nur noch einige Grundmauern davon übrig. Es ist spannend, so um die alten Mauern herumzuschleichen und sich auszumalen, was diese alten Steine alles „erlebt“ haben.

Die Überreste der Ordensburg Ludza.

Russland – ein faszinierendes und gastfreundliches Land

Schon bald gelangen wir nach Russland. Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt und wir tauchen ein in Land, was uns immer wieder aufs Neue begeistert. Dieses unendlich groß erscheinen Land, welches sich über Europa und Asien und vom Eismeer bis in die Steppen erstreckt, hat dem Weltenbummler so viel zu bieten. Dieses Land ist nicht nur enorm groß, sondern auch unfassbar vielfältig. So leben im heutigen Russland fast einhundert Völker mit unterschiedlichsten Kulturen, Religionen, Sprachen, Lebensweisen und Traditionen. Spannend!

Russland liegt in neun Zeitzonen und hat unglaublich viele unterschiedlichen Landschaften. Ebenso kann dieses tolle Land mit einer interessanten Architektur und Kultur in Städten wie etwa Kasan, der Hauptstadt der halbautonomen Republik Tatarstan, Irkutsk, der Perle Sibiriens nicht weit entfernt vom Sehnsuchtsort Baikalsee oder natürlich mit Sankt Petersburg aufwarten. Neben Kunst, Architektur und Kultur ist auch die russische Küche etwas ganz besonders. Pelmeni, Borschtsch, Piroschki, Schaschlik und Kaviar um nur einige Leckereien zu nennen. Ein guter Wodka darf ebenso wenig fehlen.

Und vor allem empfangen die Russen ihre Gäste mit offenen Armen. Hier haben wir auf vielen Reisen so viele gastfreundliche Menschen getroffen und unzählige herzliche Begegnungen gehabt. Ob es eine einfache Hilfe bei dem Fragen nach dem Weg ist, die Hilfsbereitschaft bei der Abwicklung von Formalitäten oder notwendigen Besorgungen oder gleich die Einladung nach Hause in die gute Stube. So viele tolle Begegnungen hatte ich wahrscheinlich in keinem anderen Land. Большое спасибо!

Die Zarenstadt Sankt Petersburg

Die Stadt Sankt Petersburg wurde 1703 durch Peter den Großen gegründet.

Die Grundsteinlegung für die Peter und Paulfestung in diesem einstiegen Sumpfgebiet ist der Beginn der Stadt Sankt Petersburg. Der Ort war und ist strategisch interessant, da hier der Zugang zur Ostsee und zu den Binnengewässern Russlands besteht. 1712 erklärte Peter der Große Sankt Petersburg zur Hauptstadt des Zarenreiches. Nach seinem Tod wurde Moskau wieder Hauptstadt, dies änderte sich jedoch bald wieder und die Stadt an der Ostsee blieb bis 1918 die Hauptstadt des Russischen Kaiserreiches.

Immer wieder wurde Sankt Petersburg zum Schauplatz von Aufständen und Revolutionen. Die bewegte Geschichte der Stadt zeigt sich auch in der Namensgebung. Trug sie zunächst etwa 200 Jahre den heutigen Namen Sankt Petersburg oder kurz St. Petersburg, hieß sie von 1914 bis 1924 Petrograd und von 1924 bis 1991 zu Ehren von Lenin, der heute in Russland mit vielen Denkmälern noch allgegenwärtig ist, Leningrad. 1991 erhielt die Stadt nach einer Volksabstimmung wieder den Namen Sankt Petersburg.

Sankt Petersburg ist nach Moskau die zweitgrößte Stadt Russlands und Heimat des wichtigsten russischen Ostseehafens.

Das Reiseziel Sankt Petersburg ist erreicht.

In Sankt Petersburg angekommen, suchen wir uns einen Stellplatz in der Nähe des Flusses Newa und schauen uns erst einmal die nähere Umgebung unseres Ausgangspunktes für die nächsten Tage an. Zur Einstimmung gibt es in einer kleinen Stolowaja typisch russisches Abendessen.

Der Fluß Newa und im Hintergrund die berühmte Peter-und-Paul-Kathedrale.

Ein erlebnisreicher Stadtrundgang durch Sankt Petersburg

Tags darauf sind wir früh auf den Beinen und nach einem schnellen Frühstück geht es mit dem Bus zum Newski-Prospekt, einer der bekanntesten Straßen im Zentrum von Sankt Petersburg. Entlang dieser Prachtstraße befinden sich zahlreiche sehenswerte Gebäude sowie einige Museen, Cafés, luxuriöse Hotels und vieles andere mehr. Ein guter Einstiegspunkt für die Stadtbesichtigung.

Die zahlreichen Kanäle Sankt Petersburgs erinnern tatsächlich an Venedig.

Nicht weit vom Newski-Prospekt gelangen wir zur Auferstehungskirche. Die Auferstehungskirche ist eine der bedeutendsten Kirchen der Stadt. Die bunte Dekoration und auffällige Architektur wirken fast märchenhaft. Sie liegt am Ufer eines der zahlreichen Kanäle Sankt Petersburgs, die tatsächlich an Venedig erinnern.

Die märchenhafte Auferstehungskirche ist eine der bedeutendsten Kirchen Sankt Petersburgs.

Von hier aus setzen wir unseren Stadtrundgang fort. Überall gibt es etwas Interessantes und Spannendes zu entdecken.

Auf dem Rückweg in Richtung Newski Prospekt statten wir der Kasaner Kathedrale noch einen Besuch ab. Allen die Größe dieses Bauwerks ist beeindruckend. Diese Kathedrale ist der Sitz des orthodoxen Bischofs von Sankt Petersburg und der Jungfrau von Kasan, gewidmet.

Sankt Petersburg hat seinen Besuchern unglaublich viel zu bieten und wer mag, kann in der Stadt sicherlich einige Tage verbringen. Übrigens, wer möglichst viel sehen möchte, sollte sich im Vorfeld mit den Öffnungszeiten vertraut machen. So bleibt etwa die berühmte Eremitage, eine der größten Kunstgalerien der Welt, dienstags geschlossen.

Ein Tragflächenboot vor dem Winterpalast, der die Eremitage beherbergt – eine der größten Kunstgalerien der Welt.

Wir haben Dienstag und ehrlich gesagt sind wir auch ein bisschen erschöpft vom Stadtrundgang. So schlendern wir langsam wieder den Newski-Prospekt entlang und gönnen uns ein leckerer Kaffee in einem der vielen tollen Cafés.

Ein letztes Highlight bevor es wieder in die Natur geht

Der Rückweg zum Stellplatz ist zwar vergleichsweise kurz, doch eine Fahrt mit der Sankt Petersburger Metro gehört einfach zu einem Besuch der Stadt dazu. Die Metro der Stadt ist eine der tiefst gelegenen U-Bahnen der Welt und es geht auf den Rolltreppen wirklich sehr weit nach unten! Viele der Stationen sind wunderschön architektonisch und künstlerisch gestaltet. Marmorflächen, kunstvolle Deckenleuchter, Marmor- und Glassäulen, künstlerisch vertierte Rundbögen, Mosaike und vieles mehr lässt sich hier entdecken. So zählt sie nicht nur zu den tiefsten, sondern auch schönsten U-Bahnen der Welt.

Uns zieht es nun nach so viel städtischer Kultur nun wieder hinaus aufs Land. Von hier führt uns die Reise in den nächsten Wochen durch Karelien. Das ist eine weitere schöne Reisegeschichte, von der ich euch vielleicht ein anderes Mal berichte.

Nach viel Kultur lockt wieder der Ruf der Natur.

Wissenswertes

(basierend auf eigene Erfahrungen und Recherchen)

Anreise

Die Anreise nach Sankt Petersburg erfolgte mit dem eigenen Fahrzeug aus Deutschland über Polen, Litauen und Lettland nach Russland.

Klima, Wetter und Reisezeit

In Polen ist kontinentales Klima vorherrschend. Da bedeutet eisige kalte Winter und warme Sommermonate bei etwa konstantem Niederschlag. Im Baltikum herrscht semikontinentales Klima mit kalten Wintern und eher milden, regenreichen Sommern. Ähnliches gilt für Sankt Petersburg und Umgebung.

So kommen vermutlich eher die Sommermonate als Reisezeit in Frage, wobei Sankt Petersburg im Winter bestimmt sehr reizvoll sein kann.

Dokumente

Die Einreise nach Polen und die baltischen Staaten erfolgte mit dem Personalausweis. Für Russland wird ein gültiger Reisepass und ein Visum benötigt. Die Reisedokumente müssen in der Regel für die gesamte Dauer des Aufenthalts bzw. bis zu sechs Monaten über das Ausreisedatum hinaus gültig sein. Das Russland-Visum muss grundsätzlich vor der Einreise bei der zuständigen russischen Auslandsvertretung beantragt werden. Für das Visum gibt es verschiedene Option, beispielsweise ein Touristenvisum.

Bei kurzen Aufenthalten von bis zu acht Tagen im Gebiet Kaliningrad und Sankt Petersburg und dem Leningrader Gebiet, gibt es die Möglichkeit ein elektronisches Visum zu beantragen. Achtung: die für die Ein- und Ausreise jeweils zugelassenen Grenzübergangsstellen mit e-Visa unterscheiden sich zum Teil zu den sonst mit normalem Visum zugelassenen Grenzübergangsstellen. Weitere Informationen – auch zur Anmeldepflicht bei den Migrationsbehörden und der temporären Fahrzeugeinfuhr – finden sich auf der Seite des Auswärtigen Amtes. Derzeit sind die Vergabe von Visa und die Reisemöglichkeiten aufgrund der Maßnahmen im Zusammenhang mit COVID-19 stark eingeschränkt.

Bei der Beantragung eines Visums kann die Beauftragung eines Visadienstes eine große Hilfe sein. Ich habe seit vielen Jahren gute Erfahrungen mit mein-visum GmbH gemacht.

Die Grüne Versicherungskarte wird auch für Russland als Nachweis der Kfz-Haftpflichtversicherung anerkannt, dafür muß das Länderkürzel Russland in der Karte gültg sein. Ggf. bei der eigenen Versicherung nachfragen. Für Polen und die Länder des Baltikums gehört die Grüne Karte nicht mehr zur Pflichtausstattung (EU), die Mitnahme wird jedoch oftmals empfohlen.

Unterkünfte

In den größeren Städten und touristischen Gegenden finden sich Unterkünfte in verschiedenen Qualitäten und Preiskategorien. In Sankt Petersburg haben wir bei einem Hotel im Hof übernachtet. Auf dem Land bieten sich einfache private Unterkünfte zur Übernachtung an. Ebenso natürlich Campingplätze, wobei diese in Russland nicht so weit verbreitet sind. Plätze zum freien campen haben wir ebenfalls gefunden.

Fortbewegung in Sankt Petersburg

Viele der Sehenswürdigkeiten sind in Sankt Petersburg gut zu Fuß erreichbar. Im Vergleich zu etwa Moskau ist dieses ein großer Vorteil der Stadt. Wer lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, nimmt den Bus, Trolleybus oder die U-Bahn. Auf der Newa kann auch mit einem Tragflügelboot gefahren werden.

Landesspezifische Besonderheiten

Polen: Es muss ganztägig mit Abblendlicht gefahren werden (bei guten Sichtverhältnissen mindestens mit Tagfahrlicht).

Litauen: Es gilt Lichtpflicht auch am Tag. Ein Feuerlöscher sowie eine Warnweste sind verpflichtend mitzuführen.

Lettland: Ganzjährige Pflicht mit Abblendlicht zu fahren, auch am Tag.

Russland: Auf Autobahnen und außerhalb geschlossener Ortschaften gilt Lichtpflicht, so dass auch tagsüber mit Abblendlicht gefahren werden muss. Bei einigen Einrichtungen ist das Fotografieren verboten. Für Deutsche besteht Krankenversicherungspflicht, die Versicherung muss bei der Beantragung des Visums nachgewiesen werden.

Über den Autor

Wenn ihr mehr über Björn und seine Reisen erfahren möchtet, dann schaut doch mal auf seiner Webseite www.el-dracho.de vorbei. Einige seiner Bilder rund um Reisen, Offroad, Rallye und Outdooraktivitäten seht ihr auch auf Instagram.

© Fotos: M. Schütze und Björn Eldracher

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