Eine Möglichkeit für schnelles Internet unterwegs ist Internet via Satelliten und mittlerweile ist Starlink für Overlander eine echte Alternative zu lokalen SIM-Karten oder langsamen Wifi-Netzen. Doch wir haben uns gefragt, wie gut Starlink eigentlich in der Praxis bei Reisenden funktioniert.
Zahlreiche Overlander möchten heute schnelles Internet haben auch wenn sie draußen unterwegs sind. Immer mehr Menschen möchten oder müssen erreichbar sein. Eine Kommunikationsmöglichkeit im Pannenfall, Wetterdaten beziehen oder vielleicht darf es auch mal der ein oder andere Film unterwegs sein. Gründe dafür gibt es viele. Eine Lösung ist es beispielsweise lokale SIM-Karten an den Grenzen zu kaufen und in einem einfachen mobilen Router zu betreiben. Das kann auf Dauer umständlich sein und wenn das Mobilfunknetz nicht besonders stabil und schnell ist, funktioniert es auch nicht oder nur bedingt. Langsame WiFis von Campingplätzen oder Hotels sind auch keine gute Alternative. Internet via Satelliten ist an sich nichts Neues. Doch seit es Starlink gibt, ist es in aller Munde und ebenso bei Reisenden nachgefragt. Und gerade für Langzeitreisende wäre es doch eine tolle Sache ein System zu haben, mit dem überall eine schnelle Internetverbindung zur Verfügung steht.
Wie funktioniert Starlink und wie können Overlander es nutzen?
Starlink ist ein Netz aus niedrig fliegenden Satelliten, welche in der Lage sind Breitbandinternet zur Verfügung zu stellen. Das Satellitennetzwerk, welches in etwa 550 Kilometern Höhe die Erde umkreist gehört zum Tech-Imperium von Elon Musk. Aktuell sollen schon über 5.000 dieser Satelliten im Weltall kreisen und noch ein Vielfaches davon dazukommen. Ihr habt diese bestimmt schon einmal am Nachthimmel gesehen, wenn sie wie eine Perlenkette um den Globus sausen.
Neuere Starlink Satelliten kommunizieren untereinander mit Lasertechnologie. Ganz ohne Bodenrelais, wie ihr sie vielleicht vom Satellitenkommunikationsnetzwerk Globalstar etwa für die GPS Messenger kennt. Upstream und Downstream der Nutzerzugänge erfolgen im KU-Band, einem Mikrowellenfrequenzband im Gigahertzbereich für die Satellitenkommunikation. Starlink funktioniert in Teilen also ähnlich wie Internet via Glasfaserkabel, jedoch mit einer direkteren Verbindung und nicht kabelgebunden. Zudem ist das gesamte System softwareoptimiert. All dies soll für eine hohe Zuverlässigkeit und hohe Geschwindigkeiten sorgen. Noch mehr zur Starlink Technologie findet ihr hier auf der Webseite des Unternehmens.
Aktuell ist Starlink Internet für große Teile Nordamerikas, Südamerikas, Europa und Australien verfügbar und noch ein paar mehr Länder etwa in Afrika und Asien sind abgedeckt. Prüfen könnt ihr dieses für Euer Reisegebiet auf der Starlink-Verfügbarkeitskarte.
Hardware und Verträge zur Nutzung von Starlink für Overlander erforderlich
Bevor es losgeht benötigt ihr erst einmal Hardware und den passenden Starlink Vertrag dazu. Hardwareseitig sind dies eine Antenne, einen Fuß zum Aufstellen dieser, das Benutzerterminal, Router und Kabel. Die Ausrüstung könnt ihr entweder kaufen oder mieten. Starlink bietet verschiedenste Verträge, sodass ihr genau prüfen müsst was für eure Anwendung in Frage kommt. Auch gibt es immer mal wieder Preisanpassungen.
Einmal installiert sollte sich das Gerät automatisch ausrichten. Für einen einwandfreien Betrieb ist rundherum eine uneingeschränkte Sicht der Antenne zum Himmel erforderlich.
Soweit die Technik und Voraussetzungen, die ihr auch leicht im Internet nachlesen könnt. Doch wir haben uns gefragt, wie das eigentlich in der Praxis und vor allem mobil funktioniert. Wir haben uns daher umgehört und mit Reisenden gesprochen, die Starlink unterwegs im Einsatz haben.
Starlink für Overlander zum Betrieb eines Online Business von unterwegs
Marcel und Familie sind seit rund zwei Jahren Vollzeit auf Reisen und das mit Kleinkind und zwei Hunden. Derzeit sind sie innerhalb Europas mit ihrem Hilux mit Dachzelt und auch immer mal wieder in Ferienhäusern unterwegs. Ab 2024 sollen mit fester Kabine auf dem Hilux auch Regionen außerhalb Europas entdeckt werden.
Seine Partnerin und er führen ein Online Business und müssen regelmäßig mit ihren Mitarbeitern als auch Kunden per Videokonferenz kommunizieren. Ein Verbindungsabbruch während eines Gespräches mit über 50 Teilnehmern wäre dabei sehr ärgerlich und bei häufigerem Auftreten sicherlich schädlich für das Geschäft.
Daher hat Marcel hohe Anforderungen an die Stabilität, Verfügbarkeit und Geschwindigkeit des Internetzuganges. Soziale Medien, beispielsweise Instagram und auch Netflix zur abendlichen Entspannung kommen hinzu und beanspruchen das Datenvolumen zusätzlich.
Auf Starlink sind sie gekommen, da sie während eines mehrmonatigen Trips über den Balkan irgendwann vom Handling rund um lokale SIM-Karten nur noch genervt waren. Ihr kennt das, in vielen Ländern bekommt ihr zwar schon ein ordentliches Datenvolumen zu verhältnismäßig niedrigen Preisen, doch manchmal hapert es dann doch an Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit gerade, wenn der Reisende – wie Marcel – auf eine gute, stabile Verbindung angewiesen ist. Hinzukommt bei häufigen Grenzübertitten der dauernde Wechsel der Karten. Darüber hinaus sei beispielsweise in unterwegs angemieteten Ferienhäusern die Internetverbindung oft unbrauchbar für seine Zwecke gewesen.
Da Marcel Starlink als auch das recht ähnliche Projekt Kuiper von Amazon schon lange in der Entwicklung beobachtet, war er umso enthusiastischer als Starlink ankündigte seine mobile Variante auch in Deutschland anzubieten.
Wie aufwändig ist die Installation und der Transport im Reisefahrzeug?
Die Installation und Einrichtung sei kinderleicht, verrät uns Marcel. Auch wenn ein täglicher Stellplatzwechsel ansteht, sei alles schnell zusammengepackt, verstaut und abends genauso schnell am neuen Stellplatz wieder betriebsbereit. Die Schüssel platziert er dann einfach je nach örtlichen Gegebenheiten direkt auf dem Fahrzeugdach oder im Umkreis des Fahrzeugs auf dem Boden. Dank des im Lieferumfang enthaltenen 20m langen Kabels ist der Overlander dahingehend recht flexibel.
Die Antenne hat ihren festen Platz in einer Standard Euro Box gefunden, sodass der originale Karton schnell überflüssig war. Leider ist die Antennenschüssel fest an den Antennenständer montiert, sodass das Ganze beim Transport etwas sperrig ist.
Andere Overlander haben zum Transport ebenfalls zu DIY-Lösungen gegriffen und der Markt für fertige Lösungen hat auch bereits reagiert. So gibt es aus dem Offroad-Paradies Australien vom bekannte Ausrüster DRIFTA eine Transporttasche für das Starlink Equipment.
Und wie ist das mit der Bandbreite?
Anhand der Starlink App prüft Marcel regelmäßig die Down- und Upload Rate. Als konkretes Beispiel für einen Tag und eine Uhrzeit (22.11.2022 um 18:20 Uhr) nennt er uns 280 Mbit/s Download und 32 Mbit/s Upload. Das sind allerdings Werte, die er selten erreiche. Oft lägen diese deutlich niedriger. Nach einem Reboot des Systems, so berichtet uns Marcel, habe er anfänglich Traumwerte im Down- und Upload. Nach kurzer Zeit allerdings seien diese Werte nicht mehr zu erreichen. Im Gegenteil, häufig liege er am Tag auch mal bei 20 – 35 Mbit/s Download. Marcel hat noch einen Praxistipp dazu: „Allerdings sollte man sich hier nicht ausschließlich auf die Starlink eigene App verlassen, sondern auch gelegentlich einen alternativen Speedtest durchführen.“
Welche Erfahrungen gibt es mit der Stabilität der bereitgestellten Internetverbindung?
Marcel erzählt uns von gemischten Erfahrungen in Sachen Stabilität. Das betrifft die Hardware und den Starlink Support. Aktuell besitzt er drei Router, vier Anschlusskabel und zwei Antennen. Das alles, da das erste Kit bereits nach drei Monaten Betrieb plötzlich Verbindungsprobleme hatte und damit unbrauchbar war. Der Starlink Support reagierte prompt und stellte diverse Austauschkomponenten zur Verfügung. Allerdings handelte es sich teilweise wohl um Gebrauchtware – besser als gar nichts – und der Versand will als Vollzeitreisender natürlich organisiert sein. Nach drei Monaten gab es dann im Mai 2023 ein komplett neues Set, was perfekt funktioniert.
Bezüglich der Stabilität der Bandbreite berichtet uns Marcel ebenfalls von gemischten Erfahrungen. Dabei begründen sich die Schwankungen der Bandbreite auch häufig in der Uhrzeit und der Menge an Starlink Systemen in der Umgebung. So habe ihm der Support erklärt, dass sein gelegentlicher 7 Mbit/s Download am Abend zwischen 18 und 24 Uhr auch durchaus an der Menge der zeitgleich aktiven Nutzer liegen kann.
Immer mehr Menschen nutzen Starlink sowohl im privaten als auch professionellen Anwendungsbereich und die insgesamt zur Verfügung stehende Bandbreite wird eben aufgeteilt. Das kennt ihr auch von Mobiltelefonnetzen, die Ressourcen sind endlich. Ein Thema für Overlander könnte auch die sogenannte Fair Use Policy von Starlink sein, die die Zuteilung von Datenvolumen und Prioritäten in den USA regelt. Verbessern könnte dies ein weiterer Ausbau des Systems. Geplant ist eine fünf-stellige Anzahl von Satelliten, also ist das System erst am Anfang.
Und welche Kosten kommen für die Starlink-Nutzung auf den Overlander zu?
Marcel hat für die Hardware 450 Euro gezahlt. Hinzu kommt die monatliche Tarifgebühr für den Tarif Starlink-Roam/ Mobile-Regional in Höhe von 100 Euro. Dies ist ein Tarif zur ortsunabhängigen Nutzung auf dem europäischen Kontinent. Für die Nutzung über Kontinente hinweg sind höhere Kosten zu veranschlagen, Datenvolumen auf See wird separat abgerechnet. Dazu später noch mehr. Ein Wechsel der Tarife ist dabei bequem über das Starlink-Konto möglich. Ein Vorteil für Overlander die flexibel sein möchten.
Sein gewählter Tarif ist jederzeit pausierbar. Das ermöglicht eine gute Planung der Kosten und gibt hohe Flexibilität auch für Reisende, die nur ein paar Wochen im Jahr unterwegs sind. Auch vor dem Hintergrund, dass zumindest aktuell nicht jedes Reiseland abgedeckt ist, lässt sich hier frühzeitig der Tarif pausieren, um dann auf Alternativen umsteigen zu können und Kosten zu sparen. Ein weiterer Vorteil für Reisende.
Die Preise ändern sich häufig und es gibt auch immer wieder Angebote zu reduzierten Preisen. Wer sich also für den Kauf interessiert, sollte hier ein wachsames Auge haben.
Ein Dauerbrenner bei Reisenden: die Stromversorgung
Viele Bestandteile der Reiseausrüstung sind stromhungrig, so natürlich auch ein Starlinksystem im Fahrzeug.
Marcel hat uns berichtet, dass sie die Stromversorgung über eine portable Solar Powerstation realisiert haben. Das bietet eine gute Mobilität. Auf der geplanten Wohnkabine finden dann 400 Watt Solarpower Platz auf dem Dach, sodass genügen Strom zur Verfügung stehen sollte. Er verrät uns noch einen Praxistipp. Und zwar lässt sich auch ein Standby-Modus zum Beispiel für die Nachtstunden einrichten. Dies senkt den Stromverbrauch.
Und nicht nur im Bereich der Stromversorgung sind Nutzer kreativ geworden, sondern auch bei Staulösungen und Montagen. Im Internet finden interessierte eine Menge Selbstbaulösungen und hier werden wir sicher noch sehr viele DIY-Lösungen und auch vermehrt Aftermarket Produkte sehen in der nächsten Zeit.
Kommen wir mal zu den Vor- und Nachteilen. Was funktioniert in der Praxis gut bei Starlink?
Marcel ist nach wie vor begeistert über den einfachen Aufbau und die Einrichtung via App. Das sei alles plug&play. Die Hardware sei schnell zusammengesteckt und die gesamte Bedienung intuitiv. Hier gibt es sicherlich sehr unterschiedliche Erfahrungen, denn was für den einen intuitiv ist, ist für den anderen furchtbar unübersichtlich und kompliziert. Da hilft nur ausprobieren.
Gerade im Reisealltag mit häufig wechselnden Stellplätzen ist der schnelle Auf- und Abbau natürlich ein großer Vorteil. Denn ihr alle kennt es von unterwegs, was nicht einfach und schnell auf- und wieder abgebaut werden kann, das wird auf Dauer auch nicht gerne genutzt.
Besonders am Anfang sei die grafische Darstellung zur Erkennung von Hindernissen in der App sehr hilfreich gewesen – wir erinnern uns, Starlink benötigt freie Sicht. Und wie gut Starlink bei freier Sicht und wenig anderen Nutzern in der Umgebung funktionieren kann, das sehen wir bei den Blauwasserseglern.
Gibt es auch Kritikpunkte?
Weniger zufrieden ist Marcel mit dem technischen Support von Starlink. Wie schon erwähnt, besitzt er mittlerweile einen Fundus an Austauschteilen. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass hier einfach mal etwas zugeschickt und Fehlerbehebung nach dem Trial-and-Error Prinzip erfolgte, wie er uns berichtete. Positiv zu erwähnen sei jedoch, dass sich der Support in den letzten Monaten deutlich verbessert habe.
Wie zufrieden sind Nutzer insgesamt und würden sie sich wieder für Starlink entscheiden?
Marcel beantwortet uns diese Frage mit einem klaren „Ja“. Denn nachdem die ersten Probleme behoben waren, funktioniere Starlink bei ihm zuverlässig und die Verbindung sei ausreichend schnell und stabil. Seiner Erfahrung nach schwankt die Bandbreite über den Tag hinweg schon beträchtlich. Allerdings sei ihm seit mehreren Monaten die Verbindung nicht mehr abgebrochen und auch über den Arbeitstag verteilt habe es keinerlei Probleme bei Videocalls oder Up-/Downloads mehr gegeben.
Dennoch hofft er auf eine zügige Entwicklung des Amazon Angebotes zum Breitbandinternet via Satelliten. Er geht davon aus, dass ein weiterer Anbieter zu Preissenkungen führen könnte, was letztlich dem Endkunden zu Gute käme.
Weiter sagt uns Marcel, dass er das Starlink System Menschen empfehle, die eine sehr zuverlässige Internetverbindung zum Arbeiten benötigen, vom SIM-Karten Handling genug haben und „endlich einen Haken an das Thema Internetverbindung auf Reisen machen wollen“.
Und das ist der große Vorteil eines Systems wie Starlink. Eine zuverlässige Verbindung ohne sich immer wieder um verschiedene lokale Anbieter kümmern zu müssen, sondern allenfalls um den Starlink Vertrag, denn hier habt ihr verschiedene Möglichkeiten. Mit einem Mobilvertrag ist das System zunächst in der Starlink Region (Kontinent) nutzbar, wo es erworben wurde. Darüber hinaus gibt es dann globale Roaming Verträge zur weltweiten Nutzung. Wobei es auch dabei noch zu Zusatzkosten kommen kann.
Ein paar weitere interessante Aspekte
Bei Seglern oder auf sogenannten Passage Makern, welche die Ozeane überqueren, finden wir häufig ähnliche Problemstellungen wie beim Offroadreisen. Die Lösungen sind dort oftmals besser, belastbarer und ausfallsicherer. Denn mit einem Schiff kann der Reisenden nicht jederzeit rechts ran oder in die Werkstatt fahren, wenn etwas defekt ist.
Ergänzend haben wir daher mit dem erfahrenen Segler Martin Daldrup gesprochen. Er hat mehrmals den Atlantik überquert, tolle und auch dramatische Segelabenteuer erlebt und darüber berichtet. Auf seiner Segelyacht Jambo hatte er Starlink im Einsatz. Eigentlich wollten wir unser Gespräch via Starlink führen als Martin im Südatlantik auf dem Weg nach Kapstadt war. Doch leider musste er die Jambo aufgeben als sie nach Wassereinbruch in kurzer Zeit auf Tiefe ging. Nach einer dramatischen und zugleich professionellen Rettungsaktion ist Martin mittlerweile wohlauf in Deutschland und denkt schon an die nächsten Segeltörns.
Hinsichtlich der Bandbreite erreichen Segler weit ab von störenden Einflüssen, die die freie Sicht der Antenne zu den Satelliten behindern können, sowie wenig anderen Nutzern in der Nähe, gute Bandbreiten. Martin nennt uns hier Bandbreiten zwischen etwa 50 und 200 Mbit/s im Download (im Upload natürlich deutlich weniger). Diese Werte seien stabil erreichbar. Beeindruckt hat ihn, dass diese Werte trotz des Rollens und der Krängung eines Bootes stabil erreichbar sind. Bei Kursänderungen muss selbstverständlich nachjustiert werden. Das ist etwas das beim Betrieb im Stand eines Offroadreisefahrzeuges entfällt. Die Zeit für das automatische Ausrichten der Antenne beträgt seiner Erfahrung nach etwa 10 bis 15 Minuten. Ein akzeptabler Wert. Ist ein Gewitter in der Nähe, dann leidet darunter – ähnlich wie beim Fernsehsignal – die Sende-/ Empfangsleistung.
Martin nutzt einen Global Roaming Tarif, welcher mit 230 Euro pro Monat nicht ganz günstig ist, doch mit dem das System an Land und in Küstennähe weltweit nutzbar ist (für den seegehenden Einsatz kommen Kosten von 2,27 Euro je GB hinzu). Eine interessante Tarifvariante für weltweit Reisende.
Wie gut trotzt das Starlink-System den Witterungseinflüssen?
Die Hardware ist auf einem Segelboot Umwelt- und Wettereinflüssen ausgesetzt und häufig kommt hier noch die Gefahr der Korrosion durch Salzwasser hinzu. Ein interessanter Punkt auch für Offroadreisende, wo die Ausrüstung ebenfalls den Elementen standhalten muss. Die Erfahrungen die Martin dabei bislang sammeln konnte sind durchweg positiv. Das Äußere der Antenne besteht aus robustem Kunststoff, der Fuß ist hochwertig lackiert. In diesem Zusammenhang sei die, in der Antenne integrierte, Heizungsfunktion erwähnt. Damit steht einem Einsatz im Schnee nichts entgegen. Martin hatte den Fuß seiner Starlink Antenne übrigens entfernt und diese mittels einer Angelroutenhalterung stabil angebracht. Eine gute Idee, die auch bei Offroadfahrzeugen – vielleicht an einem Dachträger oder zur Montage an einem Rollcage – Verwendung finden könnte.
Da Segler hinsichtlich der Versorgung von stromhungrigem Equipment vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie Overlander, haben wir auch danach gefragt. Das Starlink System sollte mit rund einer Kilowattstunde pro Tag in die Bedarfsrechnung eingeplant werden, so Martin. Er versorgte seine Starlink-Anlage mittels eines 3.000 Watt Wechselrichter, welcher an Bord ohnehin vorhanden war. Die insgesamt 650Ah Lithiumbatterien wurden mittels 850 Watt Solar gespeist. In der Regel war dieses für einen Grundbedarf von 3,5 bis 4 Kilowattstunden pro Tag an Bord ausreichend. An bewölkten Tagen kam ein Generator zusätzlich zum Einsatz.
Und zum Abschluss noch ein Tipp von Marcel
„Jedem Interessenten möchte ich das Subreddit zu Starlink ans Herz legen. Viele der internationalen Erfahrungen zum Support, Stromverbrauch, Problembeschreibungen und Problembehebungen werden dort thematisiert und oft wird einem dort schneller als über den regulären Support geholfen. Aber auch DIY-Anleitungen für Transportboxen für das Kit und andere nützliche Helfer fürs Reisen sind zu dort finden.“
Fazit zur Nutzung von Starlink für Overlander
Wir sehen, dass Starlink durchaus eine gute und funktionierende Alternative zum herkömmlichen Mobilfunknetz oder gar WiFis ist und es sich damit gut unterwegs arbeiten lässt. Technologisch geht hinsichtlich der Geschwindigkeit natürlich noch mehr. Auch Marcel sagte uns, dass er oft das Gefühl habe, dass die Nutzerzahl einfach viel zu schnell steigt für die zur Verfügung stehende Infrastruktur Starlinks. Das wird sich mit dem geplanten Ausbau vermutlich ändern. Doch die schon jetzt erfahrenen Geschwindigkeiten bei annehmbaren Latenzzeiten sind für die meisten Anwender und Anwendungen mehr als ausreichend.
Die ständige Erreichbarkeit verändert nicht nur den Alltag von Menschen, sondern zweifellos auch Urlaubsreisen und Overlanding-Trips. Hier sollte jeder für sich entscheiden, wie er damit umgeht. Kritik zu Starlink gibt es übrigens auch aus einer ganz anderen Richtung. Dabei geht es um Themen wie Weltraumschrott und Kollisionsgefahren im All. Astronomie-Begeisterte stören sich teilweise an der Beeinträchtigung des nächtlichen Sternenhimmels. Wobei es schon faszinierend sein kann, die Kette an Starlink Satelliten am Himmel entlang flitzen zu sehen.
Die Nutzung ist mit nicht geringen Kosten verbunden und ob eine Anschaffung sinnvoll ist, hängt stark vom eigenen Nutzererhalten und der Reiseregion ab. Auf jeden Fall ist dies eine interessante Alternative zum auf Dauer zugegebenermaßen doch lästigen Austauschen und Nachladen lokaler SIM-Karten oder dem Suchen nach halbwegs stabiler Mobilfunkverbindung oder WiFis, wenn dies benötigt wird. Und seinen ganz großen Vorteil spielt Starlink natürlich überall da aus, wo es keine stabile Netzabdeckung durch Mobilfunknetze gibt. Es lohnt sich sicher den weiteren Ausbau von Starlink zu verfolgen und auch die Entwicklung der Alternativangebote wie beispielsweise das schon genannte Projekt Kuiper oder OneWeb. Dies vor allem natürlich für alle die eine stabile, von lokalen Möglichkeiten unabhängige, Verbindung benötigen oder einfach haben möchten.
Vielen Dank an Marcel und Martin für das Teilen ihrer Praxiserfahrungen
Wenn ihr mehr über die Vollzeitreise von Marcel und seiner Familie erfahren möchtet, dann schaut mal rein auf Instagram. Hier zeigt Marcel Motyl auf salzundbenzin regelmäßig schöne Reisebilder von unterwegs.
Martins Segelabenteuer könnt ihr ebenfalls verfolgen. Besucht dazu seine Webseite und auch auf Instagram findet ihr tolle Fotos und Informationen rund um seine Törns. Ein besonderes Highlight sind Martins Videos, die ihr auf YouTube findet.
Übrigens, noch mehr zum Thema Internet und W-Lan im Auto könnt ihr in unserem Ratgeberartikel dazu nachlesen. Und wenn ihr euch für Kommunikation für den Notfall interessiert, dann schaut mal rein in unseren Ratgeber und Marktüberblick Satelliten-Messenger, denn auch dazu gibt es Satellitenkommunikationslösungen.
© Fotos: Marcel Motyl, Martin Daldrup, Moritz Jung