Loading…
Bollinger B1
Bollinger B1

Studie Bollinger Motors B1 – Der erste Geländewagen mit Elektroantrieb

Unabhängig von der Diskussion ob der Elektro-Antrieb nun die Lösung für viele Umweltprobleme ist oder nicht, will Bollinger Motors aus den USA Fakten schaffen. Sie wollen den ersten elektrisch angetriebenen Geländewagen auf den Markt bringen. Wer Anfang 2018 Bollinger 1.000 U.S. Dollar überweist, reserviert sich so einen B1.

Besitzer eines Land Rover Defender mögen sich die Augen reiben, erinnert die bullige Studie B1 doch auf den ersten Blick an ihren geliebten Defender. Karosserieform, wenn auch ohne Rundungen, Schiebefenster und die angedeuteten Einzüge neben der Front, wo bei Verbrennern ein Kühlergrill prangt, ähneln doch sehr der Allrad-Ikone. Aber da hören die Anleihen auch schon auf. Der auf dem Reißbrett entstandene Wagen hat so gar nicht viel mit dem Defender oder anderen Geländewagen gemein, außer vielleicht die guten Geländeeigenschaften.

Der Achsabstand von 2667 Millimetern (105 Zoll) ist ein gut gewähltes Maß, für einen Geländewagen, der auch noch einen Nutzwert im Alltag haben soll. Die Spurweite beträgt vorne wie hinten 1727 Millimeter (68 Zoll). Böschungswinkel von 53 und 56 Grad sowie der Rampenwinkel von 33 Grad können sich sehen lassen. Die Bodenfreiheit beträgt großzügige 393 Millimeter. Mit 270 kWh und 639 Nm Drehmoment kann er auch nicht als untermotorisiert bezeichnet werden.

Das Chassis

Das Chassis ist komplett aus Aluminium gefertigt. Unter dem Fahrer- und dem Beifahrersitz befinden sich die Batterien. Sie liegen mittig und am tiefsten Punkt, so dass ein günstiger Schwerpunkt und eine ausgewogenen Gewichtsverteilung von gut 50/50 entsteht. Am Rahmen sind auch die Lenker der vier hydro-pneumatisch-gefederten, einzeln aufgehangenen Räder verankert. Jedes Rad kann 254 Millimeter ein- und ausfedern. Die MT-Reifen haben eine Größe von 285/70 R 17.

Bollinger B1 - Aluminium-Chassis mit Elektromotoren, Fahrwerk und Batterien.
Aluminium-Chassis mit Elektromotoren, Fahrwerk und Batterien.

Auf dem Chassis sitzt die Karosse aus korrosionsarmen HSLA-Stahl (High-strength-low-alloy). Sie ist kantig und absolut gerade gehalten, was dem Wagen ein bulliges Aussehen verleiht, aber sicherlich auch nicht jedermanns Sache ist. Der Wagen soll als geschlossene Version und als Pick-up mit Kabine angeboten werden.

Der Antrieb

Die zwei Lithium-Ionen-Batteriepakete versorgen zwei synchron-laufende Elektromotoren, die insgesamt 270 kW leisten. Je nach Order wird 60 oder 100 kWh Batterievolumen eingebaut. Ersteres bewegt das 1,7 Tonnen schwere Fahrzeug knapp 200, letzteres gut 320 Kilometer Reichweite, verspricht Bollinger Motors. Mit 204 km/h könnte sich der Wagen auch auf deutschen Autobahnen sehen lassen.

Die Batterien können über den verbreiteten SAE-J1772-Stecker mit 110 oder 230 Volt geladen werden. Ein zweiter Anschluss ermöglicht das „DC Fast“-Laden über den CHAdeMO-Standard, den auch die Tesla S und X Modelle verwenden. Die Batteriepacks sind so geschützt, dass sie dem Standard für Elektroautos entsprechend für 30 Minuten in einem Meter tiefen Wasser stehen können.

Überall im Fahrzeug sind 12- und 100-Volt-Anschlüsse verteilt, um Geräte zu laden oder Werkzeug anzuschließen.

Bollinger B1 - Die Karosse erninnert an einen Land Rover Defender mit Kanten anstatt Rundungen.
Die Karosse erninnert an einen Land Rover Defender mit Kanten anstatt Rundungen.

Innenraum

Mit einem Wort: Aufgeräumt. Viel ist nicht drin im B1. Aber was drin ist, sieht zumindest edel aus und ist für das Grobe gemacht. Vor dem Fahrer gibt es vier Anzeigen, vier Leuchten und links wie rechts jeweils vier Schalter. Einer davon ist für die integrierte Winde, zwei für die Front- und Hecksperre. Alle sind mit Gummidichtungen versehen, damit der Wagen auch innen mit dem Dampfstrahler gereinigt werden kann. Mehr braucht es wohl nicht. Die Bodenbleche sind mit Polyurethan beschichtet. In der Mitte befindet sich noch die Unterhaltungselektronik mit AM/FM Radio, USB und SD-Card Anschluß und einem AUX-Eingang für das iPad/iPod oder andere MP3-Spieler.

Das Cockpit ist genauso eckig gehalten wie die Karosse. Die einzelnen Blenden sind mit Schrauben befestigt. Das ist dann wohl doch noch eine Ähnlichkeit mit dem Land Rover, zumindest den alten Serien.

Zwischen Fahrer und Beifahrer gibt es eine Kiste, zu der selbst ein Landyfahrer wohl nicht mehr liebevoll Cubby-Box sagen würde, erinnert sie doch mehr an eine schwarz lackierte Patronenkiste der U.S. Army. Montiert ist sie auf einem ebenfalls schwarzen und gelochten Blechgestell, mit Raum für Eigenes.

Wird das Gestell entfernt und eine Klappe zwischen Fahrer und Beifahrer geöffnet, kann vom Kofferraum bis nach ganz vorne durchgeladen werden. Also dorthin, wo sich üblicherweise der Verbrennungsmotor befindet.

Die Sitze sind aus Leder, der Lenkradbezug ebenfalls. Abwaschbar, das versteht sich wohl von selbst. Alle Insassen werden von einem Stahlkäfig geschützt.

Bollinger B1 - Übersichtliches Cockpit mit viel Raum für Eigenes.
Übersichtliches Cockpit mit viel Raum für Eigenes.

Wird der Wagen Realität?

Die in Hobart, New York ansässige Firma tätigt gerade Markt- und Finanzstudien um den Wagen in Serienproduktion zu bringen. Bollinger erwartet, dass der B1, sobald die Frage der Produktion geklärt ist, noch 19 Monate bis zur Auslieferung an Kunden benötigt. Das Unternehmen strebt an, die Fahrzeuge in einem Direktvertrieb an den Kunden zu verkaufen. In allen großen Städten der USA sollen Showrooms entstehen. Derzeit wird die Zusammenarbeit mit einem US-weiten Service-Unternehmen angestrebt, um dem Kunden Unterstützung geben zu können.

Allerdings sind da sicherlich noch einige Hürden zu nehmen. Die Betriebssicherheit der Akkus, gerade weil es Lithium-Ionen-Akkus sind ist nachzuweisen, und zumindest für Bollingers Heimatmarkt, die USA, müssen noch Airbags rein. In Europa sind sie zwar noch nicht Pflicht, aber ein wichtiger Verkaufsfaktor.

Potentielle Kunden können sich derzeit ein Modell reservieren, in dem sie ab Anfang 2018 1.000 U.S. Dollar an Bollinger überweisen. Ab 2019 soll die Auslieferung beginnen. Völlig unklar ist noch, ob auch der europäische Markt bedient werden soll. Diese Option soll später noch diskutiert werden. Es gibt derzeit weder eine Händler- noch eine Service-Infrastruktur in Europa.

Die Daten

Bollinger F1 – Spezifikationen

100 kWh: Level 2, 220 V: 12,1 Std / DC Fast: 75 Min.

Gunhouse Grey mit schwarzen Akzentuierungen

Insassen 4
Von 0 auf 100 km/h 4,5 Sekunden
Leistung 270 kW (360 PS)
Drehmoment 639 Nm
Höchstgeschwindigkeit 204 km/h
Gesamtgewicht 1,7 Tonnen
Batteriekapazität 60 oder 100 kWh
Reichweite 200 oder 320 km
Achsabstand 2667 mm (105″)
Länge 3810 mm (150″)
Breite 1943 mm (76,5″)
Höhe 1866 mm (73,5″)
Spurweite 1727 mm (68″)
Rampenwinkel 33 Grad
Böschungswinkel vorne 56 Grad
Böschungswinkel hinten 53 Grad
Bodenfreiheit Zwischen 254 und 508 mm (normaler Fahrbetrieb 393 mm)
Zuladung 2,7 t
Zuggewicht 2,7 t
Ladeanschluss J1772 (110 & 220) & CHAdeMO (DC Fast)
Ladedauer
Farbe aussen

Mehr zum ersten Geländewagen mit Elektroantrieb gibt es auf der
Webseite von Bollinger Motors.

© Fotos: Bollinger Motors