Wie aus einem Griechenland-Urlaub eine knapp 3.300 Kilometer lange Abenteuerfahrt durch sieben Länder wurde. Ein Reisebericht in zwei Teilen über den Eingang zur Unterwelt, (nicht mehr) einsame Traumstrände, kleine Blechschäden und vieles mehr.
Als wir aus dem stählernen Bauch der Fähre in die Nachmittagssonne rollen, ist es endlich so weit. Das Außenthermometer zeigt 30 Grad, salzige Meeresluft und das Zirpen der Zikaden heißen uns offiziell in Griechenland willkommen. Nach dem gestrigen Regenmarathon zum Hafen von Venedig, ist das hier der von uns so stark erhoffte Tapetenwechsel. Für die nächsten knapp 3 Wochen stehen uns alle Optionen offen. Gemeinsam mit meiner besseren Hälfte Antonia möchte ich die Heimat von Odysseus, Alexis Sorbas und Co. erkunden. Ohne allzu straffe Planung, dafür mit viel Neugierde im Gepäck. Und das alles Anfang September, also in der griechischen Nachsaison, weswegen einem unvergesslichen (Off)-Roadtrip nichts mehr im Wege stehen sollte.
Im zufälligen Team geht es los nach Griechenland
Ein Blick in den Rückspiegel und los geht’s. Eigentlich startet unser Urlaub bereits mit etlichen Premieren. Erstmals geht es in unserem Silver Surfer auf längere Entdeckungsfahrt. So haben wir nämlich unseren massiven Nissan Pathfinder getauft, auf dessen Erprobung als zuverlässiges Reisegefährt wir schon mächtig gespannt sind. Ebenso neu für uns: Der imposante Toyota Land Cruiser in unserem Windschatten. Erst wenige Meter auf griechischem Festland gefahren und schon als „Reisegruppe“ unterwegs. Wie war das nochmal mit dem Pauschaltourismus? Tatsächlich verlassen wir den etwas heruntergekommenen Hafen von Igoumenitsa mit einem Begleitfahrzeug im Heck. Tanja und Tobi aus Stamberg haben wir auf der Fähre kennengelernt. Ein junges Mechaniker-Pärchen(!) auf dem Weg Albanien zu erkunden. Sie sind ähnlich unterwegs wie wir und da es bereits später Nachmittag ist, entscheiden wir spontan auf gemeinsame Stellplatzsuche zu gehen.
Wenn möglich alleine und abgeschieden campen
Direkt am Meer, möglichst abgeschieden und alleine lauten unsere Wunschvorstellungen. Ein Credo, das wir für all unsere Stellplätze des Urlaubs auserkoren haben. Offizielle Campingplätze wollen wir so gut es geht meiden. In Igoumenitsa füllen wir noch rasch unsere Bestände an Gerstensaft, passieren die gut besuchte Strandpromenade und fahren nordwärts ins spärlich besiedelte Grenzgebiet zu Albanien. Bei hochsommerlichen Temperaturen kurven wir schmale Asphaltbändchen entlang, während die Gegend immer verlassener und ärmlicher wird.
Nach Sagiada kommen wir zu einer langen Küstenstraße, von der zahlreiche Abzweigungen an verlockend einsamen Meereszugängen enden. Wir haben die Qual der Wahl. Trotz des ein oder anderen „No Camping“-Schilds finden wir die meisten Buchten bereits belegt vor. Erst kurz vor dem albanischen Grenzübergang werden wir fündig. Keine zehn Meter vom Meer entfernt im Schutze kargen Buschwerks, finden wir den perfekten Platz für unser Nachtlager. Als erste Amtshandlung heißt es aber ab ins Wasser. Im herrlich warmen Nass treibend, genießen wir die Strahlen einer tief stehenden Sonne und merken, wie wir über beide Ohren grinsen. Als wir abends mit satten Bäuchen zusammensitzen und dem beruhigenden Brechen der Wellen lauschen, wissen wir, dass unser lang ersehnter Urlaub endlich hier in Griechenland begonnen hat.
Ab jetzt zu zweit alleine
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von unseren Freunden die Griechenland verlassen und nordwärts nach Albanien starten, während wir in die entgegengesetzte Richtung aufbrechen. Wir tauschen Nummern aus, geben noch ein paar Empfehlungen von unserem letztjährigen Albanientrip mit und verabreden uns lose für ein Wiedersehen gegen Ende der Reise. Uns zieht es jetzt an türkis-blaue Traumstrände. Wir wollen erst mal unsere eigenen Batterien aufladen, noch vorhandenen Arbeitsstress abhängen, schlicht und ergreifend relaxen.
Lefkada heißt die Lösung. In unseren Vorstellungen bietet die nordwestlich vom Peloponnes liegende Insel alles, was wir dazu benötigen sollten. Und die Bilder aus Reiseführer und Internet scheinen unsere These zu untermauern. Laut Navi knapp 180 Kilometer entfernt, dauert die Fahrt dann doch länger als angenommen. An der Küste tuckern wir entspannt entlang und entdecken je weiter südlich wir kommen, bereits breite Badestrände. Leider klappt es mit unserer akustischen Reiseuntermalung nicht so ganz. Sowohl der eingebaute CD-Player als auch der extra mitgenommene FM-Transmitter verweigern ihren Dienst. Tja, Pech muss man haben. Bei Preveza fahren wir durch einen kostenpflichtigen Unterwassertunnel und wenig später baut sich schon Lefkada vor unserer Windschutzscheibe auf.
Lefkada
Über eine kleine Brücke erreichen wir das Eiland, welches sich uns erstaunlich grün und bergig präsentiert. Vorbei an der gleichnamigen Inselhauptstadt inklusive quirligen Yachthafen, geht es bald hinauf in die Berge. Wir haben einige Adressen von vermeintlich verlassenen Buchten, doch angesichts der doch noch zahlreich vertretenen Touristen kommen uns erste Zweifel. Nach dem winzigen Bergdorf Kalamitsi wird die asphaltierte Straße nochmals steiler, führt uns über zahlreiche Kurven in luftige Höhe und gibt beeindruckende Panoramablicke auf tief am Meer liegende Traumbuchten frei. Da wollen wir hin!
Bei Komilio schalten wir erstmals den Allrad zu und biegen ins staubige Hinterland ab. Erstmals Offroad in Griechenland. Zwar führt uns der spaßige Schotterabstecher durch manche Olivenhain-Plantage, aber nicht zum erhofften Meereszugang. Wir fahren weiter, probieren es beim nahen Gialos Beach. Über ein extrem bergab gehendes Gewirr an Serpentinen bremsen wir uns gespannt zum Meer hinab. Die letzte Spitzkehre entlässt uns dann auf eine Piste in unmittelbarer Nähe zu einem traumhaften, kilometerbreiten Kiesstrand. Leider sind wir nicht die einzigen.
Hilfreiches Hindernis
Drei Strandbuden und zahlreich parkende Autos zeugen davon, dass es hier mit einsamen Campieren wohl nichts wird. Schade. Auf der Suche nach mehr Abgeschiedenheit folgen wir der Piste, die bald darauf von einem Steinrutsch unterbrochen wird. Wenn wir da übersetzen, dürfte es auf der anderen Seite wohl ruhiger zugehen. Gesagt, getan. Unter den neugierigen Blicken einiger Sonnenanbeter zirkle ich unseren Silver Surfer souverän durch das schräg abschüssige, zirka 20 Meter breite Geröllfeld. Als Belohnung eröffnet sich uns nach der nächsten Kurve ein deutlich entvölkerter Strandabschnitt. Zufrieden parke ich uns in erster Reihe. Wir thronen nun erhaben mit beinahe kitschiger Aussicht über dem Strand und können unser Glück kaum fassen. Hier und da ein paar vereinzelte Menschen, aber ansonsten gehört uns diese Szenerie. Definitiv die ideale Ladestation für unsere Akkus.
Am Fluss der Seelen
Zwei erholsame Tage später sitzen wir wieder im Auto. Das tägliche Schwimmen im kristallblauen Wasser, reichlich Sonnenbaden und ausgiebig die Seele baumeln lassen haben gut getan. Obwohl wir den letzten Inseltag auf einem beinahe noch schöneren Plätzchen zwischen Avali und Kathisma Beach verbracht haben, wollen wir nun erneut aktiv werden. Wir fühlen uns so gestärkt, dass wir kurzfristig beschließen mal direkt in die Unterwelt hinabzusteigen. Na ja, nicht ganz. Aber mit dem Acheron zumindest eines der Gewässer erkunden, welches der griechischen Mythologie nach als Totenfluss die Seelen Verstorbener in den Hades gebracht hat. Ob wir Fährmann Charon auch einen Obolus dafür entrichten müssen oder wie im Touristenführer beschrieben, gutes Schuhwerk und Kälteresistenz ausreichen? Wir werden sehen.
Nordwärts verlassen wir Lefkada auf der gleichen Strecke wie wir gekommen sind, biegen diesmal jedoch auf halber Höhe ins Hinterland von Parga ab. Fernab des Tourismus wird es hier wieder einsam, es geht durch verlassene, von der Natur zurück eroberte Dörfer und viel Landschaft. Erst als wir mit Gliki unser Ziel erreichen, hat uns die Zivilisation wieder. Am Parkplatz zum Start der Flusswanderung erwartet uns auch allerhand touristisches Angebot. Zip-Lining, Pferdeausritte, Rafting und anderes buhlt hier um die Besuchergunst. Die unzähligen, aber Großteils leeren Parkplätze geben uns eine Vorahnung wie turbulent-überfüllt es hier in der Hauptsaison zugehen muss.
Eiskaltes Wasser
Schnell schlüpfen wir in unsere Badesachen, packen Getränke ein und ziehen unser bestes Schuhwerk an. Über eine provisorische Brücke queren wir erstmals den Acheron, der sich hier als breit und langsam fließendes Gewässer entpuppt. Nach ein paar Touristenständen folgen wir einem Wanderpfad, der uns wenig später vor dem breiten Flusslauf wieder ausspuckt. Ab hier heißt es durch das Wasser waten. Autsch, ist das kalt! Es reicht hier zwar nur bis über die Knöchel, aber eine erfrischende Abkühlung fühlt sich anders an.
Zuerst schaffen wir nur ein paar Dutzend Schritte im eisigen Nass, bevor wir uns wieder auf eine der zahlreichen Kieselbänke ins Trockene retten. Doch je weiter und länger wir uns in die beeindruckende Schlucht vorankämpfen, desto mehr gewöhnen wir uns an unsere fast schon tauben Füße. Vor allem die außergewöhnliche Umgebung trägt maßgeblich zur Ablenkung bei.
Links und rechts rahmen hohe Felswände den Weg ein, der immer enger wird und sich vor unseren Augen langsam zu einem idyllischen Märchenfluss wandelt. Gleichzeitig wird das Wasser jedoch auch tiefer, reicht uns regelmäßig bis zur Hüfte, zwei Mal müssen wir abschnittsweise sogar gegen die eisige Strömung anschwimmen. Dies ist besonders herausfordernd, wenn man mit einer Hand den Jutebeutel mit Smartphone und Co über Wasser halten muss und der anderen versucht, nicht in den Fluten unter zu gehen. Antonias Lachen verstummt erst, als sie selbst an der Reihe ist.
Plagegeister
Mittlerweile sind wir alleine und nach insgesamt eineinhalb Stunden Flusswanderung erreichen wir eine hohe Steinbrücke, über die man hinauf in die nahe liegenden Bergdörfer kommt. Der Acheron ginge zwar noch weiter, doch für uns ist hier Schluss. Die verschiedenen Flussquellen und damit den Eingang zu Unterwelt lassen wir heute unerforscht, wärmen stattdessen unsere eingefrorenen Füße in der Sonne. Ein junges Pärchen aus Deutschland eilt an uns hastig vorbei und wir staunen über deren ernst klingenden Hinweis, dass nun die „Schnakenzeit“ in Griechenland anbricht! Schnaken?! Nie davon gehört. Antonia und ich schauen uns verwundert an. Sollte es sich vielleicht um mythische Hades-Bewohner handeln, die sich abends die letzten unvorsichtigen Touristen schnappen?
Aua! Reflexartig greife ich an mein Bein. Wie ein schmerzhafter Nadelstich hat mich etwas an der Wade gestochen, wo sich bereits eine unschöne Bissstelle breitmacht. Gelsen (Anm. d. Red.; österreichisch für Stechmücken), schießt es mir durch den Kopf! Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, tauchen nun von überall her diese fliegenden Blutsauger auf und wir treten hastig den Rückweg an. Als wir wieder bei unserem Auto ankommen, hat jeder von uns gefühlt ein Dutzend juckender Stiche als Andenken abbekommen.
Zur Burg Kiafa
Wir überlassen den Acheron dem Herrschaftsgebiet der Gelsen respektive Schnaken und suchen uns einen höher gelegenen Schlafplatz. Da wir morgen die nahe liegende Burg Kiafa erwandern wollen, fahre ich uns zum geplanten Einstieg. Nach einer kurzen Auffahrt erreichen wir einen asphaltierten Parkplatz, folgen einer abzweigenden Schotterpiste, bis wir direkt im Eingangsbereich der sich vor uns eröffnenden Acheron-Schlucht zum Stehen kommen. Was für ein Anblick! Nach einem herzhaften Abendessen verkriechen wir uns ins Dachzelt und freuen uns schon auf den morgigen Gipfelsturm.
Für alle Sinne
Voller Tatendrang starten wir am nächsten Morgen gegen neun unsere Wanderung in die Souliotischen Berge. Mit reichlich Flüssigkeit und Proviant ausgestattet, machen wir uns auf den Weg die Überreste der Festung von Kiafa zu besichtigen. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Fluchtburg der Soulioten, einer im 17. Jahrhundert eingewanderten osmanischen Volksgruppe, die als kriegerische und listige Wegelagerer bekannt waren. Wir folgen dem anfänglich gemütlichen Wanderweg, der sich schon bald in das schützende Dickicht des umliegenden Platanenwaldes schlägt. Hier riecht es überall betörend nach Oregano, Thymian und Salbei, während uns im Hintergrund das Rauschen des in der Schlucht dahinfließenden Acherons begleitet. Raschen Schrittes erreichen wir mit der Steinbrücke den Umkehrpunkt von gestern und weiter geht es einen engen Waldweg steil bergauf. Nach einer guten Stunde mündet der Fußweg auf eine staubige Verbindungsstraße, über die wir das einsam daliegende Bergdorf Souli erreichen.
Belohnung für die Anstrengung
Mittlerweile hat es bestimmt wieder über 30 Grad, die Sonne brennt uns erbarmungslos auf die Köpfe. Über einen schweißtreibenden Anstieg erreichen wir einen kleinen Pass, von wo eine letzte Bergwertung verwinkelt auf die bereits in Blickweite liegende Burg von Kiafa führt. Uff, das sieht noch weit aus. Die Blasen an unseren Füßen schmerzen auch schon. Wie aus dem Nichts tauchen zwei junge französische Hikerinnen auf, erzählen uns von der tollen Aussicht und nehmen uns damit die Entscheidung ab, kurz vor dem Ziel vielleicht doch alles zu geben. Jetzt müssen wir hinauf! Als wir schließlich die Überreste der großen Festung erklimmen sind wir froh, den Aufstieg unternommen zu haben. Ein beeindruckender Rundumblick macht alle Strapazen wieder wett und da der Rückweg zumeist bergab führt, fühlen sich unsere Schritte auf einmal auch gleich viel leichter an.
Zu den Meteora-Klöstern
Mit über 15 Kilometer und mehr als 700 bewältigten Höhenmetern, haben wir unser Tagespensum an sportlicher Betätigung erfüllt. Nachdem wir unseren Hunger bei einem verspäteten griechischen Mittagessen ausreichend gestillt haben, schwingen wir uns in den Silver Surfer und starten zu den Meteora-Klöstern. Wir geben zu, auch wir sind nicht abgebrüht genug um unseren Griechenland-Urlaub ohne Besuch dieses weltbekannten Touristenhighlights durchzuziehen. Gefühlt unzählige Stunden später kurven wir durch das vereinsamte Hinterland auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. In dem Mini-Örtchen Analipsi füllen wir unsere Wasservorräte und bekommen im gleichnamigen Cafe den Tipp, bei der nahe liegenden, verlassenen Kirche unser Nachlager aufzuschlagen.
Schüsse aus dem Nichts
Normalerweise beginnen so klassisch Horrorfilme, doch wir sind neugierig und zugegebenermaßen auch hundemüde. Durch einen Waldweg erreichen wir tatsächlich ein weitläufiges Areal voller abgewrackter Gebäude, einem zugewachsenen Sportplatz und eine gut erhaltenen Kirche. Kaum steigen wir aus dem Auto, macht es einen Knall! Ein Gewehrschuss, eindeutig. Nicht unmittelbar nahe, aber auch nicht allzu weit weg. Wir schauen uns beide an. Wer jagt noch um diese Uhrzeit, das letzte Tageslicht verblasst bereits. Da, schon wieder! Beim vierten Schuss fange ich zu Stoppen an. Alle fünf Minuten knallt es und mittlerweile befragen wir Dr. Google über dieses seltsame Phänomen, bekommen aber keine brauchbaren Erklärungen geliefert.
Zusätzlich hat nun auch die Dunkelheit Einzug gehalten und wir beraten uns, ob wir weiterfahren oder hierbleiben sollen. Es kostet mich einiges an Überzeugungsarbeit Antonia zum Verweilen zu überreden und schließlich parken wir uns etwas weiter weg von der Quelle der Schüsse. Näher hin zu den heruntergekommenen, gruseligen Barracken im Wald. Heute campieren wir tatsächlich auf unserem eigenen Friedhof der Kuscheltiere, wer kann das schon von sich behaupten? Wir sind uns schnell handelseinig, dass wir heute keinen Gruselfilm ansehen, statten uns beide mit reichlich Ohropax aus und rücken beim Schlafen noch enger als gewohnt zusammen.
Mit frisch gepressten Orangensaft, griechischem Cafe und einem geschmackvollen Omelette begrüßen wir den nächsten Morgen. Unbeschadet, gänzlich ohne nächtliche Überfälle oder feindlichem Beschuss, haben wir unsere abenteuerliche Nächtigung überstanden. Als wir dem Wirten von dem gestrigen Dauerfeuer berichten, lacht er laut auf und entgegnet cool: „Bears and wolves, you know?“.
Des Rätsels Lösung
Tatsächlich erfahren wir nach einigem Nachhaken, dass wir unweit einiger Höhlen genächtigt haben, welche den örtlichen Imkern zur Lagerung ihres Honigs dienen. Und da es hier anscheinend noch zahlreiche Bären und Wölfe gibt, installiert der gewiefte Grieche automatische Selbstschussanlagen zum Schutze seiner wertvollen Erzeugnisse. Logisch, oder?
Zurück auf den kleinen Nebenstraßen, bummeln wir Richtung Kalambaka, um den nahe liegenden Meteora-Klöstern einen Besuch abzustatten. Schon von weitem erkennen wir die markanten Felsformationen, staunen über diese außergewöhnliche Naturlandschaft inmitten der ansonsten karg-ausgedorrten Umgebung. Unzählige Ausflugsbusse, gemietete Autos und jede Menge Nächtigungsmöglichkeiten säumen den Wegesrand. Wir parken direkt zu Füßen der hoch aufragenden Steinformationen und beginnen zur Anlage Metamorphosis hinaufzusteigen, dem größten zu besichtigenden Meteora-Kloster.
Nach einem 40 Minuten andauernden Anstieg erreichen wir den offiziellen Zugang und tauchen ein die Welt des befürchteten Massentourismus in Griechenland. Bereits im Gänsemarsch geht es über 143 steinerne Stufen zum 600 Meter über Meeresspiegel thronenden Kloster. Das 1334 entstandene Bauwerk empfängt uns mit unzähligen Sehenswürdigkeiten, wobei es uns der prunkvolle, orthodoxe Kirchenraum im Herzen der Anlage besonders angetan hat.
Obwohl nicht mal Hochsaison ist, tun wir uns schwer bei dem ganzen Menschenauflauf. Selfie-Sticks ausweichend, schieben wir uns dicht an dicht durch das überfüllte Kloster. Sicher, dieser steinerne Adlerhorst ist einmalig, doch wir sind froh, als wir wieder hinaus kommen. Schnell noch die Szenerie fotografisch verewigen und retour zu unserem treuen Reisegefährt.
Zur Traumlandschaft des Pilion an der Agäis
Wir spulen wieder Kilometer ab, wollen diesmal an die Ägäis, genauer gesagt zu einer Halbinsel, deren Name jedes Mal fällt, sobald Einheimische uns mit Insidertipps versorgen: der Pilion! Gleich einem geflüsterten Zauberwort stellen wir uns mittlerweile darunter nicht weniger als das naturbelassene Urlaubsjuwel aller Griechen vor.
Über die mautpflichtige Autobahn kommen wir zur sympathischen Hafenstadt Volos, folgen danach einer Weile der netten Küstenstraße bis uns der Weg in das hügelige Hinterland führt. Die Landschaft des Pilion zieht uns sofort in ihren Bann. Weitläufiger, grüner und beinahe mitteleuropäisch mutet es hier an. Gleichzeitig entdecken wir kleine, authentische Fischerdörfchen, einladende Tavernen und versteckt am Wegesrand liegende, wunderschöne Ferienanwesen. Der Alltagsrhythmus schlägt hier gemächlicher, nur selten sieht man Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen und noch weniger Touristen.
An der Ostseite der Küste angekommen, breitet sich vor uns ein ungezähmtes Steilküstenpanorama aus, welches uns im Licht der tief stehenden Sonne den Atem verschlägt. Uns wurde zwar schon von den vielen einsamen Buchten des Pilion in Griechenland vorgeschwärmt, aber nun entdecken wir hinter beinahe jeder einsehbaren Biegung einen Traumstellplatz. Unser erster Versuch ans Wasser zu kommen führt uns durch duftende Olivenhaine in eine enge Schlucht zum Potoki Beach. Die letzten hundert Meter geht es schottrig zum heimeligen Strandabschnitt auf dem sich bereits eine deutsche Familie im Kastenwagen gemütlich gemacht hat. Eigentlich sind wir sehr angetan, doch der aufkommende Wind wird von den beidseitig hoch aufragenden Felswänden derart kanalisiert, dass wir mangelnder Deckung schweren Herzens wieder abziehen. Schade.
Der perfekte Stellplatz in Hellas
Doch unser Glück liegt nicht weit entfernt, nämlich etwas nördlich beim Pantazi Ammos Beach. Der kilometerlange Strandabschnitt ist menschenleer, windgeschützt und lädt uns förmlich zum Bleiben ein. Wir fahren ein paar hundert Meter am grobsteinigen Strand entlang, positionieren uns uneinsichtig hinter einem größeren Felsen, perfekt! Nach einer abendlichen Erfrischung im Meer, sitzen wir wenig später in unseren Campingsessel, jeder ein Glas Wein in der Hand und dem wohlduftenden Abendessen am Teller.
Der nächste Tag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Es ist mittlerweile Tag Nummer neun unseres Roadtrips Offroad in Griechenland. Vom Dachzelt aus blicken wir beim Aufstehen direkt auf das blau funkelnde Meer, während wir bei knapp 30 Grad Kaffee und Frühstück zubereiten. Leider verrinnen in dieser herrlichen Kulisse auch die Stunden entsprechend schnell. Zwar nutzen wir die Zeit für ausgiebiges Schnorcheln, erkunden die pittoreske Umgebung oder lassen es uns einfach gut geben, doch als sich langsam der Abend breit macht, planen wir bereits für den nächsten Morgen.
Das nächste Ziel nach Griechenland: Albanien
Das viele Tauchen im Wasser sowie einige Recherchearbeit im Internet haben bei Antonia den Wunsch geweckt, ihre Unterwasserfähigkeiten bei einem ernst zu nehmenden Tauchgang aufzufrischen. Und wo geht dies sowohl kostengünstig als auch relativ kurzfristig? Na klar, in Albanien. Zusätzlich muss ich gestehen, dass mir bisher, bei unseren Strecken, der Anteil Offroad in Griechenland etwas zu gering ausgefallen ist, wobei ich hoffe, dies im nördlichen Nachbarland ändern zu können.
Flexibel wie wir sind, entscheiden wir uns deswegen dafür, morgen in der Früh in neue Gefilde aufzubrechen. Sind ja nur etwas mehr als 400 Kilometer laut Navi. Durch halb Mittelgriechenland, mit wenig Autobahnanteil, dafür teuren Mautstationen. Das wird spannend. Mit diesen neuen Aussichten und der Rückkehr ins Land der tausend Bunker vor Augen, stoßen wir höchst zufrieden mit einem Gläschen Wein auf unseren letzten Abend im schönen Griechenland an. Möge uns die Fortsetzung unserer Reise noch viele unvergessliche Eindrücke bescheren, evíva!
© Fotos: Paul Royer