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Overlanding mit einem BMW X3 allein durch Afrika

Overlanding in Afrika – der Traum vieler Offroader. Nikolai hat ihn sich erfüllt: allein, im BMW X3, einem Fahrzeug, das man für so ein Abenteuer kaum erwarten würde. Für seine Reisen hat er sich vorgenommen: keine Autobahnen, keine Campingplätze, volle Selbstversorgung, absolute Autarkie und 100 % Abenteuer. Lest hier, wie er auf die Idee kam, eine Overlanding-Tour durch Afrika zu machen, warum er sich für einen BMW X3 entschieden hat, wie er ihn vorbereitet hat und was er auf seiner Reise erlebte.

Nikolai, stell dich doch mal kurz vor: Was machst du beruflich, wie alt bist du – und was treibst du sonst so, wenn du gerade nicht quer durch Afrika fährst?

Ich bin selbstständiger Fotograf und unterstütze Unternehmen dabei ihr Image zu stärken und online einfacher Neukunden zu gewinnen. Dabei setzte ich auf gezieltes Foto- und Videomarketing und spannende FPV-Drohnenaufnahmen, bei denen die Kamera-Perspektive mit Hilfe einer Brille direkt aus der Sicht der fliegenden Drohne gezeigt wird. Zurzeit bin ich dabei mit immer mehr Kunden aus dem Outdoor- und Reise-Bereich zu arbeiten. Mein Ziel ist es irgendwann von meinen Reisen leben zu können, sodass diese sich selber finanzieren.

Neben dem Reisen ist auch der Sport eine sehr große Leidenschaft von mir. Ich gehe jede Woche regelmäßig ins Sportstudio, fahre im Sommer sehr viel Rennrad und bin oft in den Bergen beim Wandern.

Du bist mit einem BMW X3 allein durch Afrika gefahren. Wie kommt man auf so eine Idee? Warum Afrika und warum gerade dieses Auto?

Die Reise war nie so geplant. Die Idee kam sehr spontan auf meinem 2-monatigen Trip durch die Westalpen. Ich suchte nach einem neuen Reiseziel. Als erstes war es Marokko  und keine 10 Minuten später hatte ich entschieden bis nach Ghana zu fahren. Dabei blieb es aber nicht. Am Ende fuhr ich einmal durch Afrika von Marokko bis nach Südafrika.

Mein BMW X3 war keine gezielte Entscheidung als Reisefahrzeug. Eigentlich wollte ich etwas Größeres. Nach langer Suche und viel zu hohen Preisen entschied ich auch meine Afrika-Reise mit meinem X3 zu machen. Der BMW gehörte mal meinem Großvater. Vor einigen Jahren habe ich diesen von ihm übernommen und seitdem ist es mein Alltagsauto und treuer Reisebegleiter. In den letzten Jahren hat mich das Auto immer wieder begeistert und überzeugt.

Overlanding Afrika

Wie sah deine Route genau aus? Durch welche Länder bist du gefahren? Und gib uns gern mal ein paar Zahlen: Wie viele Kilometer, wie lange unterwegs, gab’s Reparaturen?

29.200km, 11 Monate, 17 Länder

Von Deutschland ging es an den Hafen von Genua, Italien. Von dort mit der Fähre von Marokko. Immer der Westküste entlang durch Westafrika. Marokko – Mauretanien – Senegal – Gambia – Guinea-Bissau – Guinea – Elfenbeinküste – Ghana – Togo – Benin – Nigeria – Kamerun – Kongo – Demokratische Rep. Kongo – Angola – Namibia – Südafrika

Ich war sehr gemütlich unterwegs, da ich kein Zeitdruck hatte. In manchen Ländern verbrachte ich mehrere Wochen, in anderen nur einige Stunden. Z.B. Ghana neun Wochen, Togo zwei Stunden.

Große Probleme mit meinem Fahrzeug hatte ich zum Glück nicht. Mein Auspuffhalter ist in Angola irgendwann abgefallen und wurde dann fachgerecht von mir wieder mit einer Schnur hochgebunden.

Drei mal hatte ich etwas im Reifen stecken, zum Glück aber nur mit langsamem Druckverlust. Allgemein sind Probleme oder Pannen in Afrika meist schnell repariert, solange man keine besonderen Ersatzteile benötigt. Vorsorglich hatte ich die wichtigen Teile, sowie alle Filter, einige Schrauben, Sicherungen und einige Kleinteile mit dabei.

Overlanding durch Afrika

Was war das Schönste, was du unterwegs erlebt hast? Ein Moment, der dir besonders im Kopf geblieben ist?

Es gab viele schöne Momente. Die ganze Reise war ein einziges Highlight. Auch wenn es oft eine Achterbahn der Gefühle und Stimmung war, würde ich es jederzeit wieder machen!

Ein Highlight war auf jeden Fall Angola selber. Dort habe ich den Calandula Wasserfall besucht. Ein großer und sehr beeindruckender Wasserfall im Landesinneren. Meine Top Länder sind: Marokko, Ghana, Angola und Namibia. Ich werde auf jeden Fall nochmal dorthin zurückkommen!

Das Zweite war die Grenzstrecke von Nigeria nach Kamerun. Eine 120km lange Offroadstrecke durch die Berge. Hier war wirklich Fahrkönnen gefragt. Vier Tage habe ich für dieses Stück gebraucht. Bei entspannten 16 Grad, mit Wolken und immer wieder etwas Regen war es eine einzige Schlammschlacht.

Gab es auch brenzlige Situationen? Hast du dich mal unsicher gefühlt? Stichwort Überfälle, wilde Tiere oder andere unerwartete Dinge?

Wirklich unsicher habe ich mich nie gefühlt. Klar ist das Gefühl in den vollen und chaotischen afrikanischen Großstädten anders und man ist auf jeden Fall aufmerksamer und vorsichtiger. Die meisten Menschen sind nur sehr neugierig und interessiert.  Brenzlige Situationen hatte ich zum Glück mit Menschen keine.

Bei meiner mehrtägigen Tour durch das Hoanib Flussbett in Namibia bin ich aber wohl einem Wüstenelefanten etwas zu nahegekommen. Ich hatte ihn schon einige Zeit beobachtet und mehrere Fotos gemacht. Dabei hatte ich immer genügend Abstand. Irgendwann war es dem Elefanten aber doch zu viel und er stürmte los in meine Richtung. … Ich glaube so schnell bin ich noch nie gerannt. Aber wohin? Das nächste Hindernis war einige hundert Meter entfernt. Zum Glück blieb der Elefant auch schnell wieder stehen und kehrte zum Essen zurück.

Overlanding Afrika

Wie hast du dich auf die Tour vorbereitet, also sowohl dich selbst als auch dein Fahrzeug? Offroad-Training? Erste-Hilfe-Kurs? Wie hast du deine Route geplant?

Ich selbst habe mich nicht besonders vorbereitet. In der Vergangenheit hatte ich bereits über ein Jahr in Ghana gelebt und dort ein freiwilliges soziales Jahr an einer Schule gemacht. Somit war Afrika nicht neu für mich und ich hatte eine grobe Vorstellung was auf mich zukommen wird.

Offroaderfahrungen hatte ich bereits bei meinen anderen zwei Reisen gesammelt und mein Fahrzeug so richtig gut kennengelernt. Damals war er sogar noch im Serienzustand mit Sommerreifen. Für Afrika habe ich einiges umgebaut und ihn richtig offroadtauglich gemacht. Er wurde höhergelegt, stärkere Federn, größere Reifen, Unterfahrschutz, und einen großen Dachträger. Natürlich alles selbst konstruiert und entwickelt.

Bei der Auswahl der Reiseroute hat man gar nicht so viele Optionen. Viele Länder sind nicht so sicher oder instabil. Grenzen schließen und die politische Lage kann sich schnell ändern. Vorab habe ich mich mit anderen Reisenden ausgetauscht und mich in Facebook Gruppen informiert. Die exakte Route habe ich dann aber immer vor Ort geplant. Ich hatte meine Highlights, die ich sehen wollte und entschied alles andere spontan.

Keine Campingplätze, keine Autobahnen, 100 % autark: Das ist eine Ansage. Hat das geklappt oder musstest du zwischendurch auch mal in den Komfort eines Hotels oder Campingplatzes fliehen?

Fast. Nur wenn es nicht anders ging.

Richtige Autobahnen gibt es in Afrika fast keine und selbst wenn, würde ich immer kleinere Straßen mit weniger Verkehr bevorzugen. Ich liebe es einfach langsam durch die Landschaft zu fahren und mir alles genau anzuschauen. So entdeckt man oft die coolsten Orte oder Campspots.

Nur in Nigeria war ich in Hotels, da das Wildcampen dort nicht so sicher sein soll. Die anderen Male hatte ich Air BnB um Visa zu organisieren oder mein Auto wieder fit zu machen und zu putzen. Aber überwiegend habe ich frei in der Natur gecampt. Oft waren es nur einfache kleine Ausbuchtungen neben der Straße hinter einem Busch, aber es gab auch genauso viele spektakuläre Orte mit einer tollen Aussicht oder auch allein mitten in der Wüste.

Overlanding Afrika

Erzähl uns was zum Fahrzeug: Welches Baujahr, welche Motorisierung, welche Reifen? Und warum genau dieses Setup?

Mein BMW ist ein X3 e83 von 2006. Er hat einen 218PS starken 3 Liter 6 Zylinder Dieselmotor. Im Gelände fahr ich die BF Goodrich KO2 in der Größe 235/65/17.

Da ich kein Freund von Zelten bin, gab es nur eine Möglichkeit für mich. Im Fahrzeug schlafen. Ich finde es hat viele Vorteile und ist viel sicherer und unauffälliger als ein Dachzelt. Das war mir sehr wichtig. Insgesamt dauerte der gesamte Umbau mit Innenausbau, Fahrwerkteilen und kompletten Dachträger 6 Monate. Ich wollte alles perfekt haben und optimierte immer wieder einige Dinge. Schritt für Schritt baute ich eins nach dem anderen.

Einen genauen Plan gab es am Anfang nicht. Wenn eine Sache fertig war, konnte ich wieder genau ausmessen und überlegte, wie ich das nächste angehe. Die meisten Teile wurden durch die Größe bestimmter Ausrüstung vorgeben. Zum Beispiel die Breite und Höhe vom Bett. Es musste noch die Kühlbox daneben und ein Ersatzrad darunter passen. Bis heute hat alles super gehalten und funktioniert immer noch genau so wie ich es mir vorgestellt habe.

Overlanding Afrika

Wie hat sich der BMW auf der Tour geschlagen? Was hat dich überrascht – positiv wie negativ? Würdest du den X3 als Reisefahrzeug weiterempfehlen?

Also ich bin voll überzeugt von meinem X3 und kann es nur jedem empfehlen. Oft wird man nur belächelt, aber das Fahrzeug ist mehr als offroadtauglich und mit ein paar einfachen Umbauten und der richtigen Fahrweise bereit die Welt zu erkunden. Es ist auf jeden Fall wichtig, sein Fahrzeug genau zu kennen und die Maße, vor allem die Bodenfreiheit zu kennen. Ganz wichtig ist auch immer gelassen bleiben und sich nicht stressen oder hetzen. Mit meinem Fahrzeug bin ich oft viel langsamer im Gelände unterwegs, da ich mir meinen Weg genau suchen muss. Aber am Ende komme ich immer unbeschadet an meinem Ziel an.

Overlanding Afrika

Du hast nicht im Dachzelt geschlafen: Wie hast du den Wagen ausgebaut, um darin zu übernachten? Gab es eine feste Lösung oder eher DIY unterwegs?

Für mich war klar, dass ich alles selbst mache und so genau auf meine Wünsche anpassen kann. Mein Bett befindet sich auf der Beifahrerseite. Zuerst habe ich den Sitz sowie die Rückbank ausgebaut. Mein Bett habe ich genau so auf die Höhe gemacht, um darunter ein vollwertiges Ersatzrad zu verstauen. Im Kofferraum habe ich auf einer Seite einen großen Auszug mit Platz für mein ganzes Küchen und Essenszeug. Auf der anderen Seite gibt es eine Staumöglichkeit für Klamotten, meine Powerstation, weitere Elektronik, Werkzeug und meine Kühlbox. Hinter dem Fahrersitz habe ich mir einen Arbeitsplatz mit Tisch eingerichtet. Dort kann ich auch ganz entspannt an verregneten Tagen meine Fotos bearbeiten oder abends entspannt einen Film auf dem Tablet schauen.

Was hast du auf der Overlanding-Tour durch Afrika etwas vermisst oder was würdest du bei der nächsten Reise anders machen? Gibt es etwas, das du optimieren würdest

Oft habe ich das Wetter oder die europäische Landschaft vermisst. Einen schönen Spaziergang durch den Wald und die frische Luft. Grüne Berge und schöne Straßen. Das regelmäßige Trainieren im Sportstudio und vor allem das Rennradfahren habe ich am Ende schon sehr vermisst. Natürlich hatte ich einige Gummibänder zum Trainieren dabei und machte viele Liegestützen und Übungen mit meinem Körpergewicht. Jedes Mal, wenn ich in einer großen Stadt war, besuchte ich das lokale Gym vor Ort und machte mir selbst einen Eindruck. Trotzdem hatte ich jetzt kein Heimweh oder wollte unbedingt wieder zurück.

Es gibt natürlich immer etwas zum Optimieren 😉 Aktuell gibt es ein paar Umbauten am Fahrzeug. Der komplette Dachträger wird leergeräumt mit nochmal anders mit anderem Equipment beladen.

Overlanding durch Afrika

Du planst für nächstes Jahr eine längere Tour durch Skandinavien. Hast du dafür schon konkrete Pläne?

Nein :D aktuell bin ich mitten in den Vorbereitungen und Umbauten für meine diesjährige Tour in den Balkan. Es wird nur eine kleine Reise von mehreren Wochen, aber ich freue mich schon unglaublich. In der Zeit werde ich auch ein Offroadtour von meinem Sponsor Horntools begleiten und mit Fotos und Videos festhalten.

Allgemein plane ich meine Reisen nicht viel im Voraus. Ich fahre los, wenn alles fertig ist und ich losfahre. Genau das ist ja das, was ich an dieser Art zu Reisen so liebe. Spontan und unabhängig sein. Vielleicht geht es auch gar nicht nach Skandinavien, sondern ganz wo anders hin – wer weiß?

Und zum Schluss: Wo findet man dich im Netz? Website, Instagram, YouTube? Verrat uns, wo wir mehr von deinen Reisen sehen können.

Für meine Reisen habe ich extra eine Website eingerichtet. Dort veröffentliche ich Reiseberichte, Fotos und Videos. Außerdem gibt es Infos rund um mein Projekt, eine mögliche Zusammenarbeit, meine Partner und bald auch noch mehr Infos zu meinem Reisefahrzeug. https://nikolaifromm.de/aroundtheworld

Die aktuellen Updates gibt es immer auf Instagram: @_nfphotography_

Reisevideos auf YouTube.