Wer mit dem Geländewagen im Gelände unterwegs ist und genauer wissen möchte, wie die Technik aufgebaut ist, der ist bei dieser Reihe über Achskonzepte richtig. In unserem nächsten Teil geht es um die seitliche Führung der Starrachse mit dem Watt-Gestänge. Angelehnt an die 4x4Passion-Reihe über die Achskonzepte verschiedener Geländewagen, folgt hier die Artikelreihe dazu.
Wir haben zusammen mit dem Offroad-YouTube-Kanal 4x4Passion und dem Fahrwerksspezialisten Ralf Ehlermann von re-Suspension eine Reihe über Geländewagenachsen gedreht. In dieser Artikel-Serie greifen wir diese Folgen noch einmal auf.
Bei Achsen gibt es verschiedene Konzepte mit diversen Vor- und Nachteilen je nach Einsatz. Die Anforderungen können unterschiedlich teilweise sogar gegenläufig sein. Auf der Straße soll die Führung der Achse dem Fahrzeug schnelles und sicheres Fahren ermöglichen und die Achsen stabilisieren. Im Gelände dagegen soll die Führung möglichst viel Freiheit und Verschränkung bieten.
Die anderen Teile der Serie Achskonzepte
- Teil 1: Starrachse und Blattfedern
- Teil 2: Längslenker und Panhardstab an der Hinterachse
- Teil 3 – Four-Link-Gestänge
- Teil 5 – Der A-Lenker
- Teil 6 – Vorderachsführung
Seitliche Achsführung mit Watt-Gestänge
Watt-Gestänge, das ist schon ein komischer Name. Er erinnert euch vielleicht an James Watt und das ist auch richtig. Watt selbst bezeichnet diese Erfindung, sein Watt-Parallelogramm, als seine wichtigste. Das Watt-Gestänge setzt die im Watt-Parallelogramm beschriebene Bewegung mechanisch um. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, möge sich das Bild einer Dampfmaschine oder einer Dampflokomotive in Erinnerung rufen. Bei beiden wird durch das Watt-Gestänge eine Hubbewegung in eine Rotation übersetzt. Dabei bleibt der Mittelpunkt des rotierenden Körpers an einer Stelle.
Wie wir aus den anderen Teilen dieser Reihe wissen, folgt eine Achse, die durch einen Panhardstab geführt wird, beim Aus- und Einpendeln dem Radius des Panhardstabes. Dadurch versetzt sie dabei seitlich. Übrigens, ein Effekt, den ihr auch bei höhergelegten, also permanent ausgependelten Achsen beobachten könnt. Wurde der Panhardstab nicht mit verändert, stehen Vorder- und Hinterachse versetzt zu einander.
Anders beim Watt-Gestänge. Hier bleibt die Achse beim Aus- und Einfedern in der Mitte stehen. Sie nutzt den Effekt, den das Watt-Parallelogramm beschreibt. Die Querlenker sind auf einer Seite am Rahmen fixiert. Die anderen beweglichen Enden sind über ein drehbares Gelenk mit der Achse verbunden. Die seitlichen Hubbewegungen entstehen durch den Radius, den die beweglichen Enden der beiden Querlenker beim Aus- und Einfedern durchlaufen. So als wäre zu beiden Seiten jeweils ein Panhardstab. Sie ziehen dabei aber die Achse nicht nach außen, da das drehbare Gelenk den Längenausgleich ermöglicht und so die Achse in der Mitte hält.
Die Achse bleibt mittig
Das die Hinterachse mittig bleibt ist wichtig, da sie erheblich für die Fahrstabilität verantwortlich ist. Bei der Vorderachse hingegen, wäre eine fehlende Seitwärtsbewegung unerwünscht. Dort muss die Achse ein kleinen seitlichen Versatz beim Aus- und Einfedern haben, da sich das ansonsten auf die Lenkung auswirken würde. Dazu mehr im sechsten Teil, wenn es um Vorderachsen geht.
Am einfachsten ist die Funktion mit einer Grafik erklärt.
Für schnelles Fahren und im Anhängerzugbetrieb vorteilhaft
Die mittige Zentrierung der Hinterachse mit dem Watt-Gestänge unterstützt die Fahrstabilität gerade bei schnellem Fahren. Das ist insbesondere imn Motorsport und beim Anhängerzugbetrieb von Interesse.
Fahrzeuge mit Watt-Gestänge für die Hinterachsführung sind beispielsweise der Land Rover Discovery 2 und 2a und der Ford Ranger EV.
Das 4×4 Passion-Video zu diesem Teil
Offroad-Wissen mit Ralf Ehlermann: Achsen 5 | Gelenkte Hinterachse – 4×4 Passion #29