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Arbeitsschutz beim Schrauben

Arbeitsschutz für Hobbyschrauber

Basteln und Schrauben - aber sicher!

„Die meisten Unfälle passieren im Haushalt.“ Diese Angabe habt ihr sicher alle schonmal gehört. Das meiste davon sind Stürze. Doch wie leicht ist auch etwas passiert, wenn wir an unseren 4×4-Fahrzeugen schrauben oder etwas basteln. Ruckzuck eine Hautabschürfung, etwas ins Auge bekommen oder eine Schnittverletzung. Ihr kennt das! Darum geht es heute um den Arbeitsschutz beim Schrauben.

Beim Arbeitsschutz geht es um – der Name sagt es schon – den Schutz von Gesundheit und Leben am Arbeitsplatz. Die Grundlagen dazu findet ihr für Deutschland im Arbeitsschutzgesetz ArbSchG. Dieses „Gesetz dient dazu, Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit durch Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu sichern und zu verbessern“.

Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit sind auch im privaten Bereich wichtig. Viele von euch sind leidenschaftliche Hobbyschrauber und Bastler und ihr werkelt gerne an euren Geländewagen. Von einem einfachen Ölwechsel bis hin zu umfangreichen Umbauten je nach Können und Spaß an der Sache ist alles dabei. Und so lauern auch in der Hobbywerkstatt eine Menge Verletzungsrisiken und Gesundheitsgefahren. Wir haben uns das Thema daher genauer angesehen und mit Fachleuten einer Berufsgenossenschaft gesprochen.

Im Arbeitsschutz unterscheiden die Experten verschiedene Kategorien. Wir konzentrieren uns hier auf den sogenannten technischen Arbeitsschutz. Also Maßnahmen zum Schutz vor Lärm, Hitze, Staub, gesundheitsgefährdenden Stoffen und dergleichen.

Ein paar allgemeine Hinweise und Maßnahmen

Der Hammer liegt gerade noch so auf der Werkbank und fällt im nächsten Moment herunter. Auf den Fuß? Oder das Verlängerungskabel liegt quer in der Garageneinfahrt. Schnellen Schrittes auf dem Weg vom Offroader in den Hobbykeller bietet dies eine gefährliche Stolperfalle.

„Ordnung ist das halbe Leben.“ Und das ist nicht nur irgendein Spruch. Haltet ihr Ordnung in eurer Hobbywerkstatt, dann reduziert ihr auch Stolperfallen, Möglichkeiten des Ausrutschens auf ausgelaufenen Flüssigkeiten und viele Verletzungsrisiken mehr. Dazu gehört es auch, euer Fahrzeug bevor ihr etwas daran arbeitet sicher abzustellen, anzuheben oder aufzubocken.

Zugegeben, das folgende Bild ist vielleicht etwas übertrieben (oder doch nicht?), aber es zeigt einige Unfallklassiker und auch unauffälligere Dinge, die stark nerven können und so zu Stress und Hektik führen. Wer findet sie alle?

Suchbild - Was ist hier alles falsch? ;-)
Suchbild – Was ist hier alles falsch? ;-)

Große, akute Gefährdungen lauern beim falschen Aufbocken des Fahrzeugs und durch Entstehungsbrände. Beim Aufbocken von Fahrzeugen wird häufig empfohlen das Fahrzeug mehrfach zu sichern und es bei Schweiß- und Feuerarbeiten möglichst rollfähig zu halten. Die Gefahr von Bränden wird oft unterschätzt.

Das Anheben von Lasten ist stets eine gefährliche Angelegenheit. Arbeitet niemals unter ungesicherten hängenden oder angehobenen Lasten und benutzt ausnahmslos dafür vorgesehene, geeignete und richtig funktionierende Werkzeuge (Wagenheber) und zugelassene Hebemittel. Falsche oder defekte Werkzeuge erhöhen das Unfallrisiko. Häufig findet ihr dazu auch Hinweise im Handbuch zu eurem Fahrzeug. Mehr rund um das Thema Werkzeug, findet ihr in unserer Artikelreihe dazu.

Gluehbirne-Idee-Erklaerung

Praxistipp: So wichtig wie die Ordnung ist auch die Sauberkeit. Sauberkeit, auch beim Werkzeug. Ist beispielsweise der Griff des Hammers verölt, könnt ihr ihn schlecht festhalten und „flupp“ saust er durch die Werkstatt. Das muss nicht sein, denn es birgt Verletzungsrisiken.

„Wo gehobelt wird fallen Späne“, heißt es so schön in einem anderen Zusammenhang. Hier trifft es aber auch zu und die Späne, Reste eurer Werkstücke, Werkzeug usw. sollten alsbald weggefegt bzw. gereinigt und weggeräumt werden. Insbesondere, wenn ihr euch den Arbeitsplatz mit anderen teilt.

Sauber ist sicher.
Sauber ist sicher.

Außerdem spart Ordnung viel Zeit und ihr könnt zügiger Arbeiten, anstatt zu suchen. So macht das Hobbyschrauben auch mehr Spaß.

Sorgt für eine gute Beleuchtung. Licht bedeutet nicht nur beim Fahren Sicherheit. Auch beim Arbeiten. Eine gute Beleuchtung des Arbeitsbereichs ist wichtig. Sowohl dort wo ihr euch bewegt als auch direkt im Arbeitsbereich, da wo ihr schraubt und baut.

Die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) für den Arbeitsschutz beim Schrauben

Den Begriff „Persönliche Schutzausrüstung“ oder kurz PSA habt ihr sicher schonmal gehört. Doch was ist das eigentlich? Nun, unter die PSA fallen Ausrüstungen, die in den Betrieben von den Beschäftigten getragen werden, um sich vor Gefährdungen zu schützen. Es geht dabei um die Arbeitssicherheit und Gesundheit. Ganz praktisch gehört dazu unter anderem die Schutzkleidung, Atem- Gehör- und Gesichtsschutz, Sicherheitsschuhe, Handschuhe und vieles mehr.

Mithilfe einer Gefährdungsanalyse wird so ermittelt, welche Schutzausrüstung getragen werden muss um das Schadensrisiko auf ein tragbares Restrisiko zu minimieren. Dabei sollen natürlich auch keine zusätzlichen (gesundheitsgefährdenden) Risiken entstehen. Und so gibt es etwa Begrenzungen der Tragezeit für beispielsweise Schutzmasken. Ebenso soll eine gewisse Scheinsicherheit durch etwaige Überprotektion vermieden werden.

Arbeitsbekleidung

Wichtig ist eine gute Grundausstattung an Arbeitsbekleidung. Die persönliche Ausstattung sollte mindestens Hose und Jacke bzw. Overall in einer gewissen Abriebfestigkeit und Schmutzresitenz, sowie Arbeitshandschuhe und Sicherheitsschuhe umfassen. Achtet bei der Bekleidung darauf, dass diese zwar bequem sitzt jedoch nicht zu weit ist und keine Schlüsselbunde oder Bändchen und ähnliches herausbaumeln, dass sie sich nicht irgendwo in beispielsweise beweglichen Teilen verfangen.

Ketten, Ringe und anderer Schmuck sollte ausgezogen werden. Die beliebten Schlüssel- oder Zugangskarten-Bänder, die um den Hals getragen werden, müssen leicht aufgehen und abreissen können, damit sie im Falle des Falles nicht zu einer Falle werden.

Sicherheitsschuhe der Klasse S1 gelten als Mindeststandard in einer Kfz-Werkstatt. Die Klasse S1 bedeutet, dass die Schuhe eine Zehenschutzklappe, einen geschlossenen und stabilen Fersenbereich haben sowie öl- und benzinresistent sind. Jedoch lauern noch weitere Gefahren in der Werkstatt und auch beim Hobbybasteln, vor denen ihr Euch schützen solltet. Dies sind beispielsweise ausgetretene Flüssigkeiten. Insofern sollten die Sohlen am besten rutschfest sein. Ebenso ist eine durchtrittssichere Sohle anzuraten, da – ihr kennt es – auch mal spitze Gegenstände wie Nägel oder Schrauben auf dem Boden liegen können. Das sollte zwar nicht sein, kann jedoch im Eifer des Bastelgefechts passieren.

Was die weiteren Sicherheitsklassen bei Arbeitsschuhen im Einzelnen bedeuten, erklären wir euch später noch. Dann gehen wir auch noch auf weitere notwendige Schutzausrüstung ein.

Richtiges und gesundheitsschonendes Heben

Wichtig ist auch das gesundheitsschonende Heben von schweren Gegenständen. Und davon gibt es reichlich, etwa Batterien oder Räder. Folgende Tipps habt ihr sicher schonmal gehört:

  • Beinmuskulatur nutzen, um den Rücken zu entlasten.
  • Bauch- und Rückenmuskulatur bereits vor dem Anheben anspannen.
  • Tragt die Last eng am Körper, um zusätzliche Belastung z.B. durch Verwindung zu minimieren.

Schauen wir uns nun mal ein paar typische Arbeiten, den daraus resultierenden Gefahren und deren Vermeidung an.

Allgemeine Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten

Zu den typischen Arbeiten an euren Offroad-Fahrzeugen gehören unter anderem das Räderwechseln, der Wechsel von Betriebsflüssigkeiten, Lackieren und Rostschutzmaßnahmen.

Arbeitet ihr mit möglichem Kontakt mit gesundheitsgefährdenden Stoffen wie beispielsweise Bremsflüssigkeit oder Altöl solltet ihr unbedingt eure Hände mit geeigneten Handschuhen schützen. Gerade beim Umfüllen, Ablassen oder Einfüllen solcher Stoffe ist auch eine Schutzbrille ratsam.

Arbeitsschutz beim Schrauben
Auch das Umfüllen, Ablassen oder Einfüllen von Betriebsstoffen birgt Risiken.

Bei Lackier- oder Schleifarbeiten ist eine Maske zum Schutz vor Einatmen gesundheitsgefährdender Stoffe und eine gute Belüftung oder gar Absaugung unabdingbar. Ebenso ist ein Gehörschutz angebracht, wenn ihr mit Werkzeugen wie beispielsweise einem Schlagschrauber arbeitet. An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: arbeitet ihr mit einem Schlagschrauber, so sind unbedingt dafür vorgesehen Nüsse zu verwenden, die diese enorme Kraft auch aufnehmen können. Hier kommen sogenannte Impact-Stecknüsse nach DIN 3129 zum Einsatz. Ungeeignete Nüsse können platzen und Splitter in das Auge schleudern.

Achtung: bei einer Reifenmontage sind enorme Lautstärken möglich, hier kann es ohne Gehörschutz sogar zu einem Knalltrauma kommen.

Auf Normen, die euch Auskunft darüber geben, welche Schutzausrüstung für eure Arbeiten geeignet sind, gehen wir im weiteren Verlauf noch ein.

Eine Basisausstattung aus Overall, Handschuhe, Schutzmaske und Schutzbrille für die Reparatur unterwegs nimmt nicht viel Platz und Gewicht ein und passt so auch in jedes Reisefahrzeug. Achtet bei den Handschuhen darauf, dass ihr ein Exemplar verwendet, was richtig passt, ausreichend Schutz bietet und zugleich soviel Bewegungsfreiheit bietet bzw. das Gefühl in den Händen erhält, damit ihr damit auch arbeiten könnt. Hierzu noch ein Praxistipp:

Gluehbirne-Idee-Erklaerung

Better safe, than sorry! Vorausschauend arbeiten

Wenn ihr eine Schraubverbindung löst, denkt am besten vorher darüber nach in welche Richtung sich die Teile und das Werkzeug bewegen könnten. Eine Schraube etwa kann sich auch ruckartig lösen und leicht seid ihr dann beispielsweise mit dem Handrücken gegen ein anderes Bauteil gestoßen oder klemmt euch die Finger. Ach scharfkantige Teile in der Nähe bilden eine ernsthafte Gefahr, wenn sich die Hand mit Werkzeug unerwartet löst.

Flexen, Schleifen, Hämmern, Bohren

Bei Metallarbeiten wie beispielsweise dem Entrosten eines Chassis oder dem Bohren von Löchern für neues Zubehör seid ihr einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt.

Dies ist zum einen wieder der Lärm gegen den ihr euch mit einem geeigneten Gehörschutz wirksam schützen solltet. Hier kommen einfache Ohrenstöpsel in Frage, besser und komfortabler zu tragen ist ein Kapselgehörschutz.

Das Thema Lärm und Gehörschutz ist ein weites Feld, wir wollen hier trotzdem kurz genauer darauf eingehen. Oft werdet ihr in Betrieben hören, dass im Allgemeinen ab 85db(A) eine Pflicht zum Tragen eines Gehörschutzes gilt. Wichtig ist jedoch zu wissen ist, dass es dabei um die Schalleistung geht. Dies bedeutet an einem praktischen Beispiel, dass die Belastung Eures Gehörs bei 88db(A) über vier Stunden genau so hoch ist wie 85db(A) über acht Stunden. Wenn ihr nun eine halbe Stunde mit dem Winkelschleifer arbeitet und wir nehmen einmal an, dass dieser einen Schallbelastung von 97db(A) hätte, dann ist die Belastung für euer Gehör so hoch wie bei den vorangegangenen Beispielen. Die Schallbelastung entwickelt sich logarithmisch. Also sind auch kurze Arbeiten mit hoher Schallbelastung gesundheitsgefährdend und ihr solltet auch dabei einen Gehörschutz tragen.

Eine Schutzbrille dient dem Schutz der Augen und ist bei vielen Metallarbeiten essentiell. Leicht kann es beispielsweise beim Schleifen mit Topfbürsten dazu kommen, dass sich feine Metalldrähte oder Rostpartikel lösen und umher geschleudert werden. Oder es lösen sich Metallsplitter, wenn mit einem Metallhammer auf Metall eingeschlagen wird – was ihr genau aus diesem Grund nicht tun solltet, jedoch in der Praxis immer wieder passiert.

Wichtig sind hier auch Schutzhandschuhe gegen mechanische Einwirkung. Vergesst eine Schutzmaske gegen Staub und andere Partikel nicht.

Gluehbirne-Idee-Erklaerung

Better safe than sorry! Material entgraten

Denkt auch an das Entgraten von Metallwerkstücken und das Glattschleifen von ausgefransten Holzkanten. So reduziert ihr Verletzungsrisiken bei der späteren Benutzung und Handhabung. Seht auch nach abstehenden Splittern auf Flächen, die nur allzu leicht in die Haut eindringen.

Grat an einem Meißel - Der sollte entfernt werden.
Grat an einem Meißel – Der sollte entfernt werden.

Schweißen

Beim Schweißen kann es durch etwa Hitze, optische und ggf. elektromagnetische Strahlung leicht zu Unfällen kommen. Auch kommt es in Folge von Schweißarbeiten nicht selten zu Atemwegs-, Haut- und Krebserkrankungen. Daher haben hier die Schutzmaßnahmen einen besonderen Stellenwert. Für solche Arbeiten sind Fachkenntnisse und eine komplette Schweißausrüstung unbedingt erforderlich und jedes Schweißverfahren birgt andere Risiken.

Die Persönliche Schutzausrüstung umfasst mindestens schwer entflammbare, hochgeschlossene und nicht durch entzündliche Stoffe verunreinigte Kleidung, Sicherheitsschuhe mit Stulpen, spezielle Schweißer-Handschuhe, eine Lederschürze sowie den Gesichts- und Augenschutz (Schweißhelm). Die Kleidung muss auch vor UV-Strahlung schützen. Die Anforderungen werden in der DIN EN ISO 11611 beschrieben. Hinzukommt eine geeignete Absaugung bzw. gute Belüftung.

Schutz beim Schweißen: Schürze, Handschuhe, Helm mit Schutzbrille.
Schutz beim Schweißen: Schürze, Handschuhe, Helm mit Schutzbrille.

Ebenso sind zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen zu beachten wie etwa die Schweißkabel bei der Elektroschweißung nicht über die Schulter am Kopf entlangzulegen (elektromagnetische Strahlung) um nur eine zu nennen. Selbstverständlich snd brennbare Stoffe aus der unmittelbaren Umgebung zu entfernen. In der Industrie werden beim Schweißen sogar eigens Sicherungsposten abgestellt, die den Schweißvorgang und die Umgebung im Blick behalten.

Elektrik-Arbeiten

Die fünf Regeln der Elektrotechnik, welche in der DIN VDE 0105 geregelt sind, geben wichtige Vorgaben für das Arbeiten an elektrischen Anlagen

Auch während der Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker oder Weiterbildung zum KFZ-Meister nimmt dieses Thema einen größeren Raum ein. Und gerade jetzt mit der zunehmenden Elektromobilität hat dieses Thema aufgrund von Arbeiten an Hochvoltanlagen nochmal zugelegt und die o.g. Regeln finden in ähnlicher Form auch im KFZ-Bereich, etwa an Hochvoltfahrzeugen Anwendung. Zusätzlich ist dabei auch spezielle Sicherheitsausrüstung erforderlich.

Und auch bei herkömmlichen Fahrzeugen können und müssen zahlreiche Maßnahmen im Sinne der Arbeitssicherheit eingehalten werden, wenn elektrische Komponenten von der Arbeit betroffen sind. Sicherheitsmaßnahmen sind z.B. Zündschlüssel in Nullstellung, Ladestecker trennen, Sicherung ziehen, Batterietrennschalter auf Aus stellen, Batterie abklemmen, das Wiedereinschalten verhindern durch Abziehen und Sichern des Zündschlüssels oder Hauptschalters vor unbefugtem Zugriff, das Feststellen der Spannungsfreiheit mittels Messgerätes und andere mehr.

Bei Elektroarbeiten sind Fachkenntnisse und ordentliches Arbeiten besonders wichtig – ein Kabelsalat, wie im gezeigten Bild, birgt erhebliche Gefahren.

Zur Fahrzeugelektrik gehört natürlich auch das Thema Airbag. Diese Sicherheitssysteme unterliegen dem Sprengstoff-Gesetz, für den Umgang ist eine „Eingeschränkte Fachkunde“ nach § 4 Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) erforderlich. In neueren Fahrzeugen sind Airbags häufig eigensicher, allerdings gilt das nicht für alle Fahrzeuge, z.B. verschiedene Youngtimer. In denen sind mechanisch auslösende Airbags verbaut. Arbeiten an Fahrzeugsicherheitssystemen sind keine Betätigungsfelder für den Hobbyschrauber.

Wir gehen hier nur kurz und exemplarisch auf das Thema Elektrik ein, denn insbesondere Arbeiten an der Elektrik sollen nur von Fachleuten bzw. mit entsprechender Fachkenntnis vorgenommen werden.

Holz-Arbeiten

Ihr möchtet euren Fahrzeuginnenausbau selbst vornehmen? Dann arbeitet ihr vermutlich mit Holz. Holzarbeiten rufen vor allem Staub und Splitter hervor. Beides ist nicht nur unangenehm, sondern auch gesundheitsgefährdend. Darum sind auch bei vielen solcher Bastelarbeiten eine Schutzbrille zum Schutz vor Augenverletzungen, Handschuhe gegen mechanische Einflüsse wie beispielsweise Splitter und eine Atemmaske gegen Schleif- und Bohrstaub angesagt.

Augenverletzungen sind oftmals nicht umkehrbar und hinterlassen bleibende Schäden. Sodass dem Schutz des Augenlichts eine besondere Bedeutung zukommt. Für viele Holzarbeiten ist eine Schutzbrille mit seitlich geschlossenen Gläsern eine gute Wahl.

In jeder guten Werkstatt: Augen- und Gehörschutz.
In jeder guten Werkstatt: Augen- und Gehörschutz.

Hinzukommt ein Gehörschutz, wenn ihr an lauten Maschinen wie etwa einer Kreissäge oder Oberfräse arbeitet. Für die Lackier- und Leimarbeiten könnt ihr chemisch-resitente Einweghandschuhe zum Schutz eurer Haut verwenden.

Normen und Prüfzeichen für Arbeitsschutzmaterialien

Jetzt schauen wir uns noch ein paar Normen und Regeln für Arbeitsschutzmaterialien an. An diesen erkennt ihr, was für eure Anwendung geeignet ist.

Die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) wird nach der EU PSA-Verordnung grundsätzlich in drei Stufen unterteilt. In der Kategorie 1 findet ihr die Schutzausrüstung gegen minimale Risiken, also da wo eine geringe Verletzungsgefahr vorherrscht. Beispiele dafür sind einfache Reparaturarbeiten oder wenn ihr lediglich Schutz vor Verschmutzung benötigt. In der Kategorie 3 geht es um hohe Verletzungsgefahren etwa durch Chemikalien und tödliche gefahren. Die mittleren Risiken wie zum Beispiel der Schutz vor mechanischen Gefahren liegt in der Kategorie 2 dazwischen.

Die Schutzausrüstung muss das CE-Kennzeichen tragen, alles andere darf in der EU nicht in den Verkehr gebracht werden.

Wie sieht es nun im Detail aus?

Sicherheitsschuhe

Beginnen wir mit der DIN EN ISO 20345. Sie legt die Anforderungen an Sicherheitsschuhe für die gewerbliche Nutzung fest. Sicherheitsschuhe werden je nach Ausstattung in verschiedene Schutzklasse eingeteilt. Wir hatten weiter oben schon die Schutzklasse S1 erwähnt. Doch was steckt eigentlich dahinter? Die Kategorien in Kurzform:

  • SB: Zehenschutzkappe gegen mechanische Einwirkung (Schuh nach hinten offen)
  • S1: Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente Sohle
  • S1P: Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente Sohle, Durchtrittsichere Sohle (derzeit sehr beliebte Sicherheitsschuhe, da sie fast Turnschuh-ähnlich aussehen).
  • S2 Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente Sohle, Wasserdichter Schuhoberteil
  • S3 Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente sowie profilierte Sohle, Durchtrittsichere Sohle, Wasserdichter Schuhoberteil
  • S4 Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente sowie profilierte Sohle, Wasserdicht
  • S5 Zehenschutzkappe, Fersenschutz, öl- und benzinresistente, durchtrittsfeste sowie profilierte Sohle, Wasserdicht

Zur Erlangung der Kategorien müssen die Schuhe in der jeweiligen Disziplin ein Mindestmaß erfüllen, z.B. muss die Zehenkappe gegen eine mechanische Einwirkung von 200 Joule schützen.

Auch für Schutzhandschuhe gibt es verschiedene Kriterien

Erst einmal unterliegen sie natürlich wieder der Basis-Kategorisierung der PSA (siehe oben), so fallen Chemikalienschutzhandschuhe ausnahmslos in die Kategorie 3. Dann gibt es je nach Risikotyp verschiedene Normen. Dies ist beispielsweise die DIN EN 388, die den Schutz gegen mechanische Risiken regelt. Dabei werden die Handschuhe in sechs Feldern geprüft und kategorisiert. Diese sind

  1. Abriebfestigkeit in den Stufen 0 bis 4 (von 0 wie gar nicht bis 4 mit sehr hoher Abriebfestigkeit). Dabei wird durch einen Scheuertest mittels einer rotierenden Scheibe die Abriebfestigkeit überprüft (Anzahl der benötigten Umdrehung bis der Handschuh durchgescheuert ist)
  2. Schnittfestigkeit nach herkömmlichem Verfahren in den Stufen 0 bis 5 mittels einem rotierenden Messers überprüft, wie lange es dauert bis der Handschuh eingeschnitten ist
  3. Weiterreißfestigkeit mit den Stufen 0 bis 5, wobei das Material ca. einen Zentimeter eingeschnitten und dann unter Zug gesetzt wird. Gemessen wird die benötigte Kraft.
  4. Durchstichfestigkeit mit den Stufen 0 bis 4 wird mittels Prüfnagel bestimmt
  5. Schnittfestigkeit nach neuem Verfahren in Newton und den Stufen A bis F
  6. Optional kommt noch hinzu der Schutz vor Stößen nach DIN EN 13594 z.B. am Handrücken
Arbeitsschutz beim Schrauben
Diese Handschuhe sind mit entsprechenden Kennzeichen markiert.

Weitere Auswahlkriterien

Interessant für euch ist auch die DIN EN ISO 374-1, denn hier geht es um den Schutz gegen Chemikalien. Nach dieser Norm wird die sogenannte Permeationsbeständigkeit, also die Durchdringungsbeständigkeit des Handschuhs gegen Chemikalien ausgewiesen. Diese wird gegen eine Liste von Prüfchemikalien wie beispielsweise Alkohol oder Säuren getestet. Auf dieser Basis erfolgt eine Einteilung der Handschuhe in drei Klassen. Typ bedeutet, dass der Handschuh bei mindesten sechs Prüfchemikalien mindestens jeweils dreißig Minuten standhält, Typ B bei mindestens drei Prüfchemikalien und Typ C bei mindestens einer für zehn Minuten.

Des Weiteren gibt es beispielsweise noch Normen zum Schutz vor Hitze, Kälte, zu elektrostatischen Eigenschaften und vielem mehr.

Manche Hersteller geben meist eine Einschätzung in ihren Produktbeschreibungen ob ein Handschuh eher für Präzisionsarbeiten (Gefühl in den Fingern) oder den schweren Einsatz geeignet ist. Zusätzlich geben Hersteller auch noch Empfehlungen zur Arbeitsumgebung ab, also trocken oder nass. Dies ist beispielsweise bei der Auswahl von Handschuhen interessant, die ihr unterwegs beim Bergen verwenden möchtet. So könnt ihr euch die für eure Anwendung richtigen Handschuhe heraussuchen.

Die Schutzbrillen sind im Allgemeinen in der DIN EN 166 geregelt

Hinzukommen weitere Normen etwa für Anforderungen an UV-Schutz oder Brillen für Schweißarbeiten. Nach der DIN EN 166 werden die Eigenschaften der Brille angegeben. Aus der codierten Kennzeichnung auf der Brille könnt ihr so u.a. den Verwendungszweck und die mechanische Eigenschaft der Brille ableiten. Ein paar Beispiele:

3 = Flüssigkeiten, 4 = Grobstaub, 5 = Feinstaub, Rauch und Gase bzw. F = Stoß mit niedriger Energie, A = Stoß mit hoher Energie, usw.

Hinzukommen die optische Klasse (1 bis 3 je nach Anforderung an die Präzision), und Eigenschaften wie beispielsweise Kratzfestigkeit und Beschlagfreiheit. Solche Schutzbrillen gibt es auch als Überbrille für Brillenträger.

Arbeitsschutz beim Schrauben
Schutzbrillen gibt es auch als Überbrille für Brillenträger.

Partikelfilternde Schutzmasken

Bei den Schutzmasken geht es hier vor allem um partikelfilternden Halbmasken. Die Anforderungen sind in der DIN EN 149 festgehalten. Die Schutzkategorien werden als FFP 1 bis FFP 3 gekennzeichnet. Für beispielsweise Entrostungsarbeiten wird in der Regel eine FFP1 Maske für staubige Holzarbeiten mit Weichhölzern oder Schleifarbeiten an Metall zu einer FFP2 Maske geraten. Die FFP3 Maske kommt beispielsweise bei Umgang mit Bremsstaub und Harthölzern zum Einsatz. Für Lackierarbeiten findet ihr im Handel spezielle Masken mit auswechselbarem (Aktivkohle-) Filter und Atemventil. Wichtig ist, dass die Maske im Gesicht gut abdichtet.

Solche Filter sind auch nicht für die Ewigkeit. Spätestens wenn ihr den Geruch von den eingesetzten Mitteln wahrnehmt, sind die Filter sofort zu tauschen. Solche Filter halten auch länger, wenn sie trocken gelagert werden. Seht dazu in den Hinweisen des Herstellers nach.

Pannen unterwegs

Habt ihr eine Panne unterwegs lauern dort ebenfalls Gefahren. Sichert die Pannenstelle gut ab, bevor ihr Reparaturen unternehmt. Sofern ihr in der Wüste oder anderen heißen Gebieten unterwegs seid, vermeidet es in der Mittagshitze zu arbeiten und nehmt ausreichend Flüssigkeit zu euch um Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Eine gute Idee kann es auch sein, möglichst zu zweit zu arbeiten. Das gilt nicht nur für Pannen unterwegs, sondern auch beim Hobbyschrauben in der heimischen Werkstatt. Natürlich nicht für den Wechsel der Glühbirne, sondern insbesondere für Arbeiten mit hohem Gefahrenpotential, z.B. unter dem Fahrzeug. Das arbeiten zu Mehreren kann im Falle eines Unfalles natürlich juristisch interessant werden, daher solltet ihr den Arbeitsschutz sehr ernst nehmen.

Eine Reparatur am Wegesrand oder auf einem Parkplatz birgt zusätzliche Risiken.

Oft muss das Fahrzeug dann angehoben werden. Wenn ihr wisst, dass ihr auf losem Untergrund, wie Sand oder weichen Böden unterwegs seid, nehmt euch eine stabile Unterlegplatte für den Wagenheber mit. Gut eignen sich dicke Vollholzplatten, die nicht zu schwer aber haltbar und stabil sind.

Fazit zum Arbeitsschutz beim Schrauben

Das Thema Arbeitssicherheit ist sehr umfassend und komplex. Dieser Artikel soll einen allgemeinen Überblick über dieses wichtige Thema geben und euch dafür sensibilisieren. Viele Arbeiten sollten grundsätzlich nur von Fachleuten oder in Fachwerkstätten bzw. von Personen mit entsprechenden Kenntnissen vorgenommen werden. Dies betrifft insbesondere Elektroarbeiten und Arbeiten an sicherheitsrelevanten Bauteilen.

Mit ein paar Regeln ist schon viel erreicht. Haltet Arbeitsplatz und Werkzeug sauber und intakt, macht euch vor der einzelnen Tätigkeit kurz Gedanken, was passieren kann und stellt entdeckte Risiken ab. Geratet nicht in Hektik wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Ein mehr an Kraft und Gewalt ist nicht immer hilfreich, nicht für Mensch und nicht für Material. Mit anderen Worten, denkt kurz darüber nach was und wie ihr es tut und was dabei passieren kann.

Fest steht, dass eine gute Sicherheitsbekleidung und Ausrüstung auch im privaten Hobbybereich sehr sinnvoll ist und ihr damit Verletzungs- und Gesundheitsrisiken verringern könnt. Denkt bitte auch daran eure Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen und macht einen Erste-Hilfe-Kurs, gerade wenn euer letzter einige Zeit zurückliegt. Achtet darauf, dass euer Erste-Hilfe Material auch in der Hobbywerkstatt aktuell und gut griffbereit ist. Das gilt natürlich ebenso für Feuerlöscher, Löschdecke und ähnlichem.

Weiteres zum Arbeitsschutz beim Schrauben

Wenn ihr euch näher für das Thema interessiert, könnt einmal in die DGUV Regel 109-009 zur Fahrzeuginstandhaltung anschauen. Die GUV (Gemeindeunfallversicherungsverbände) Regeln richten sich zwar in erster Linie an Unternehmer, geben jedoch auch für den privaten Bereich zahlreiche wertvolle Hinweise wie ihr arbeitsbedingte Unfälle und Gesundheitsgefahren vermeiden könnt.

Arbeitsschutz beim Schrauben
Basteln und Schrauben – aber sicher!

Wir wünschen euch viel Spaß beim sicheren Schrauben und Basteln und bedanken uns ganz besonders bei Alex Luther und Stefan Olf, die uns mit ihren Fachkenntnissen und Erfahrungen im Bereich Arbeitsschutz und Prävention bei diesem Artikel unterstützt haben.

Autoren:
Björn Eldracher
Andreas Woithon