Wir waren aufgebrochen, ein für uns unbekanntes Land zu erkunden. Viele Vorurteile hatten wir im Vorfeld gehört und keine haben sich bestätigt. Mit vier Monaten Zeit in der Tasche sind wir mit dem 410er in Richtung Albanien gefahren, um die Einsamkeit in den Bergen Albaniens zu finden.
Wir nehmen euch mit auf einen Teil unserer Reise von Theth über den Komani-Lake über Kukës bis zur Spitze von Durrës ans Meer. Im Anschluss geben wir euch noch ein paar Tipps zum Reisen in Albanien.
Die Bergwelt rund um Theth
Wir fahren die einspurige Straße Richtung Theth – das Ziel soll der Pass oberhalb des Thethi-Tal sein. Ein atemberaubendes Panorama empfängt uns schon bei der Anfahrt. Saftig grüne Berghänge mit fast weißen Bergkuppen lassen unser Herz höher schlagen.
Im Zickzack geht es rauf auf 1900 Meter. Dort erwartet uns ein geschotterter Platz mitten im Nichts auf Passhöhe. Wir beschließen hier ein paar Tage anzukommen. In dieser Zeit erkunden wir die Gegend zu Fuß und lassen die Seele baumeln. Diese Ruhe und Natur hier oben zieht uns direkt in ihren Bann. Ein Gefühl von „alles richtig gemacht“ kommt auf.
Zwei, drei oder auch vier Tage später fahren wir weiter. Unser Plan ist es, die berühmt-berüchtigte Theth-Route zu fahren. Ein paar Albaner, die wir unterwegs nach dem Weg fragen, sind leicht irritiert. Mit wilden Gesten versuchen sie uns von unserem Vorhaben abzubringen. Es sei zu gefährlich mit unserem Auto. Man bräuchte einen SUV!
Mit dem Hinweis auf den SUV hat der nette Herr, entgegen seiner Hoffnung, unseren Ehrgeiz nur weiter angefeuert. Denn jetzt haben wir noch mehr Lust auf die Strecke.
Die Route ist bis Theth nicht übermäßig anspruchsvoll. Wir schlängeln uns auf einer zum Teil nur drei Meter breiten Piste. Sie führt entlang an einem 1000 Meter steil abfallenden Berghang. Schnell finden wir raus, dass Bodenfreiheit und Mut zwei Dinge sind, die auf dieser Strecke gefragt sind.
Der 410er ist für seine 7,25 Meter recht wendig und hat sich bisher im Gelände immer gut bewährt. Die Route bis Theth meistert er super. Überhaupt, diese Strecke zu fahren, war die beste Entscheidung, die wir getroffen haben. Es ist einfach nur traumhaft und überwältigend.
Wir fahren vorbei an türkisfarbenen Gebirgsflüssen und grünen Wäldern, ein absolutes Highlight. Mit etwas Ruhe und Zeit findet man hier abenteuerliche Pisten und Übernachtungsplätze, die ihres gleichen suchen. In unserem privaten Spa an unserem Übernachtungsplatz haben wir jedenfalls eine Menge Spaß.
Fjordfeeling – Komani Lake
Nachdem wir die nördlichen Gebirge Albaniens ein paar Wochen ausgiebig genossen haben, ist das nächste Ziel die „Komani Lake Ferry“. Die Zufahrt ist problemlos, auch der Tunnel kurz vor der Anlegestelle ist für unseren 410er kein Problem.
Wenn ihr schon mal da seid, nehmt euch ein wenig Zeit. Denn auch die unteren Flussausläufer des Komani haben schicke Fleckchen, die zum Baden und Übernachten einladen.
Es ist viel los an der Fähre und obwohl wir extra früh angekommen sind, müssen wir warten bis alle anderen auf dem Boot sind. Kleiner Tipp: Ganz Clevere reservieren sich schon einen Tag vorher ein Ticket für die Fähre.
Eine Lange Zeit war die große Fähre nicht mehr in Betrieb. Seit ein paar Jahren können wieder Fahrzeuge in nahezu jeder Größe den See in zweieinhalb Stunden von Koman nach Fierzë überqueren.
Wir bezahlen für unser Mobil 50 Euro und haben eine tolle und sehenswerte Überfahrt. Es gibt vier verschiedene und teils recht kuriose Fähren – von einer kleinen Personenfähre bis zur Autofähre.
Die Fahrt auf dem Komani Lake ist wunderschön. Mit dem Schiff schlängeln wir uns durch die einzigartige Landschaft bis Fierzë. Von dort aus kann man in Richtung Valbona oder Kukës fahren.
Die Berge Albaniens haben es uns besonders angetan. Nicht nur die traumhaften Pisten, sondern auch diese Ruhe hat uns gefesselt.
Wir tuckern gemütlich Richtung Kukës und fahren die Pisten der Gegend ab. Für diesen Teil lassen wir uns richtig viel Zeit. Die Flussbetten und Feldwege in der Region wollen schließlich erkundet werden. Die gesamte Region ist ein riesiger Abenteuerspielplatz.
Ein richtiges Abenteuer aber wird es erst, wenn man im Flussbett steckenbleibt. Nach vier Stunden Buddeln ist klar: keine Chance den 410er frei zu bekommen. Eine Stunde lang laufe ich ins nächste Dorf, um einen Trecker zu finden. Zum Glück finde ich schon auf dem ersten Hof ein passendes Gefährt.
Die Oma des Hauses findet meinen Besuch wohl nicht so toll und will mich laut schreiend mit erhobenen Besen vom Grundstück jagen. Plötzlich taucht ihr Enkel auf, der ein paar Brocken Deutsch spricht. Meine Rettung! Denn er mobilisiert nicht nur den kleinen Trecker, sondern auch noch ein paar Kollegen. Mit dem Dorfhäuptling als Gegengewicht schaffen wir es nach weiteren zwei Stunden das Traumtanzmobil wieder zu befreien. Jetzt ist aber genug gespielt, wir machen uns auf dem Weg zum Meer.
Die Steilküsten von Durrës
Am Strand angekommen wird unsere Vorfreude allerdings getrübt: Ein riesiger Parkplatz und ein zugemüllter Strandzugang. Wir beschließen bis ganz auf die Spitze weiter zu fahren.
Vor uns sehen wir eine Schranke, die wir leicht passieren können. Der Weg dahinter verspricht, dass wir dort finden, wonach wir gesucht haben.
Mit dem Wagen fahren wir direkt an die Steilküste und haben einen einzigartigen Blick auf die Spitze der Landzunge mit dem azurblauem Wasser. Es ist einfach toll.
Den ganzen Strand haben wir für uns allein und genießen ihn in vollen Zügen. Die alten Burgruinen und Bunkeranlagen sind eine tolle Fotokulisse und lassen erahnen, was sich hier vor Jahren zu getragen hat.
Entgegen unser Befürchtungen haben wir unsere Ruhe. Bis auf einen Geländewagen und ein Hochzeitspaar auf der Suche nach einem Fotoplatz, haben wir dieses Fleckchen ganz für uns allein.
Doch leider ist das an Albaniens Stränden eher eine Seltenheit, denn zumeist werden die Strände mit Hotelburgen zugebaut und der Feiertourismus hält lautstark überall Einzug. Dies ist ein Grund, warum es uns immer in die Berge zieht.
In den Bergen finden wir meist das, was wir suchen: traditionelles Leben und Natur pur. Immer nach dem Motto „je unzugänglicher der Weg, desto ruhiger der Platz“.
Länderinfos:
- Ländername: Republik Albanien (Republika e Shqipërisë)
- Klima: An der Adriaküste mediterran, im östlichen Gebirge kontinental, besonders im Winter hohe Niederschläge (ca. 1.300 mm)
- Lage: Albanien liegt am westlichen Rand der Balkanhalbinsel zwischen Montenegro und Kosovo im Norden, der EJR Mazedonien im Osten, Griechenland (Korfu) im Süden.
- Landesfläche: 28.748 qkm
- Hauptstadt: Tirana, 624.642 Einwohner
- Währung: Leke: 1 Euro = 140 Leke
- Dieselpreis: zwischen 1,10 und 1,25 Euro per Liter
- Bevölkerung: 2,896 Mio. Einwohner (Quelle: staatl. Statistikinstitut INSTAT)
- Landessprache: Albanisch (Shqip)
- Religionen/Kirchen: Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung sind Muslime; 20 Prozent griechisch-orthodox; 10 Prozent katholisch. Dies ist in heutiger Zeit fast einzigartig, denn die jeweiligen Glaubensrichtungen leben in Albanien friedlich miteinander. Ihr werdet ein tolles miteinander der Kulturen erleben.
Einreise nach Albanien:
Als Deutsche habt ihr keine Probleme bei der Einreise nach Albanien. Dabei haben solltet ihr:
- Fahrzeugschein und eine grüne Versicherungskarte für Albanien -Personalausweis und/oder den Reisepass.
- Wer seinen Hund mitnehmen will, sollte ebenfalls ein paar Sachen beachten, da Albanien kein EU-Land ist. Auch wenn der Hund selten kontrolliert wird, hatten wir von fünf Grenzübertritten einen erwischt, der alles sehen wollte. Also lieber mehr dabei haben, als zu wenig. Die wichtigsten Sachen: Europäischer Heimtierausweis mit fortlaufenden Impfungen, Tollwut-Titer-Nachweis, im besten Fall ein englischsprachiges Gesundheitszeugnis vom Tierarzt, Chip, Mücken & Zeckenschutz (bietet sich an)
Die Leute waren Olaf, unserem Hund, gegenüber immer aufgeschlossen und interessiert. Er konnte sich immer und überall frei bewegen, er hat das wohl genauso genossen wie wir.
Offroad, Verkehr & Wildcamping
In Albanien gibt es noch die Möglichkeit, richtige Abenteuer zu erleben. Pisten, die das Offroader-Herz höher schlagen lassen und traumhafte Übernachtungsorte. Wir hatten keine Probleme und nie hat uns irgendjemand in unserem Tun beschränkt.
Ein echtes Gefühl von Freiheit macht sich hier breit. Dennoch sollte man sich immer mit Respekt der Natur und den Einheimischen gegenüber verhalten, dann wird man auch keine Probleme bekommen.
Wer Campingplätze mag, der findet nahezu überall ein kleinen Campingplatz zu geringem Preis. Wir steuern Campingplätze nur im Notfall an, um Wasser nachzufüllen. Oder, wenn wir was am Auto umbauen lassen.
Die Albaner sind wahre Schrauberkünstler und Artisten mit dem Schweißgerät. Gerade für Mercedes T1 & T2 findet ihr hier viele Ersatzteile. Da kann euch schnell und unkompliziert geholfen werden.
Solltet ihr etwas an eurem Bus, Geländewagen oder Moped umbauen lassen wollen, kann ich euch als Basis nur das Lake Shkodra Ressort empfehlen. Hier könnt ihr die Wartezeit bequem in der Hängematte mit sehr gutem Standard genießen. Zwei Straßen weiter befindet sich eine Top-Schrauberbude.
Der Verkehr in Albanien ist, wie in den meisten Ländern, zum Teil abenteuerlich. Trotzdem funktioniert er erstaunlicherweise gut.
Es wird momentan viel gebaut auf Albaniens Straßen. Schon jetzt gibt einige wenige Kilometer Autobahn im Land, zum Teil mit witzigen Auf- und Abfahrten.
Geschichten von Bestechungsgeldern gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Die Regierung setzt auf Touristen, deshalb werden diese nur selten kontrolliert. Bei Einheimischen sieht das anders aus, hier bittet die Polizei immer noch zur Kasse. Nicht vergessen: Licht an auch am Tag!
Einkaufen & Tanken
Das Leben und Einkaufen kann in Albanien sehr billig sein. Ihr bekommt auf den Märkten und in den Geschäften, alles was ihr braucht. Gerade landestypisches Obst und Gemüse bekommt ihr für kleines Geld.
Durch die Vielfalt der Religionen in Albanien, finden sich auch in der Küche je nach Region verschiedene Einflüsse.
Es lohnt sich, die Garküchen zu testen – dort haben wir einige leckere Überraschungen erlebt. Auch das Essengehen hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Ihr werdet überrascht sein, was ihr für euer Geld bekommt. Auf jeden Fall solltet ihr den Käse und den Raki aus den Bergen versuchen.
Das Tanken ist im Vergleich zu manchem Nachbarland von Albanien teuer. Hier müsst ihr für den Liter Diesel mit gut 1,20 Euro rechnen. In Montenegro und im Kosovo ist der Dieselpreis oft deutlich niedriger.
Land & Leute
Uns sind die Albaner immer herzlich und aufgeschlossen begegnet. So hatten wir stets das Gefühl, willkommen zu sein. Egal, ob wir zum Essen oder zum Raki trinken eingeladen wurden, jedes Mal sind tolle Abende und nette Freundschaften entstanden.
Albanien ist für mich die Nation der Weltenbummler. USA, Deutschland, Italien und wo auch immer, die Familien leben oft verteilt auf der ganzen Welt.
Daher kommt es wahrscheinlich, dass man sich gut auf Englisch verständigen kann. Des Öfteren wurden wir sogar mit Deutsch überrascht. Albanien ist ein tolles Land mit sehr viel Potenzial für die Zukunft.
Leider gibt es auch Probleme. Damit meine ich vor allem das allgegenwärtige Müllproblem, das jedoch an vielen Orten angegangen wird. Die Albaner werden sich des Problems bewusst und der Nachteile für Natur und Mensch.
Eine so abwechslungsreiche Natur wie in Albanien haben wir selten erlebt. Wunderschöne Strände und magische Berglandschaften machen es zu einem einzigartigen Reiseland.
Albanien ist nicht unbedingt ein geeignetes Land um zu überwintern. Zwar ist es im Süden im Winter sehr angenehm, dennoch kann man im Sommer erst die ganze und wahre Schönheit dieses Landes entdecken. Denn manche Regionen zum Beispiel Theth haben in den Wintermonaten sehr viel Schnee und sind teilweise von der Außenwelt abgeschnitten.
Albanien ist immer eine Reise wert
Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit eurem persönlichen Albanien-Abenteuer. Lasst euch treiben und erkundet gerade die kleinen Pisten und Straßen in den Bergen. Dort haben wir die schönsten Fleckchen gefunden und die beste Zeit gehabt.
Weitere Reiseberichte, Fotos und Abenteuer von Leni & Ossi findet ihr auf www.traumtanz.eu und auf Facebook. Wir freuen und auf deinen Besuch.
Wer Albanien offroad erleben möchte oder auch nach der Einsamkeit in den Bergen Albaniens sucht, sollte sich den GPS Off-Road Reiseführer Albanien ansehen.